chepedaja 08:15 “ Die rechtspopulistische, die üblichen Ressentiments bestätigende und fördernde Strategie der [Kronen] Zeitung nährt natürlich den Verdacht und das Vorurteil, beim üblichen Österreicher handle es sich um einen faschistoiden Kleinbürger oder wie Professor Robert in Bernhards Heldenplatz urteil: "...sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige." Doch ich glaube, daß der eigentliche Antrieb eine ganz prinzipielle Antihaltung ist, kein spezielles Ressentiment, sondern eine fundamentales Ressentiment, ein im Grunde gegen sich selbst gerichtetes Vorurteil. Ausländerhaß und Antisemitismus sind in Österreich bloß die Vorderseite einer Münze, auf deren Rückseite der Selbsthaß steht, der wiederum der Zwilling der Eigenliebe ist. Der Österreicher ist viel weniger mit den anderen beschäftigt als mit sich selbst. Der Studel reißt die Dinge mich sich, nicht umgekehrt. Das geht so weit, daß alles in der Welt durch eine Österreichische Brille, durch eine österreichisches Gitter betrachtet und bewertet wird. Die vielen kurzen, sehr persönlich, leidenschaftliche und antiintellektuell gehaltenen Krone-Kolumnen dokumentieren weniger ein konservatives Weltbild denn eine kleinbürgerliche selbstrefentielle Haltung. Ein Wir-sind-wir Gefühl als fast schon verzweifelt vorgetragener Schutzschild gegen eine verrückt gewordene Welt. Gegen eine Moderne, die man ausschließlich in ihren negativen Auswirkungen kennt. Die Kronen Zeitung bestätigt die beiden stärksten Gefühle der Menschen: Angst & Stolz (andere sagen dazu Paranoia & Größenwahn).
9. Apr. 2025
Gebrauchsanweisung für Österreichvon Heinrich SteinfestPiper ebooks in Piper Verlag