17. Sept. 2022
Bewertung:5

Das Buch ist zweischneidig. Auf der einen Seite beschreibt Hannah Arendt den Ablauf des "Eichmann-Prozesses". Sie legt dar, zu welchen Themen der Angeklagte befragt wird, was er dazu aussagte und ergänzt dies mit den zur Zeit der Entstehung aktuellen thematischen Quellen. Teils eingestreut, vorwiegend jedoch auf den letzten Seiten zeigt Arendt dann ihre persönliche Meinung und Einschätzung auf. Sie befasst sich dabei eingehend mit drei Aspekten: 1) Das Gericht und die rechtlichen Grundlagen des Prozesses 2) Die Rolle der Judenräte im Holocaust 3) Die Charakterisierung Adolf Eichmanns. Der dritte Punkt ist schließlich jener, der dem Buch den Untertitel "Ein Bericht von der Banalität des Bösen" verleiht. Hier ist durchaus nachempfindbar, warum Arendts Werk bei Veröffentlichung auf heftige Kritik stieß und es wird das Naturell der Verfasserin, ihre Grundüberzeugung des freien Denkens, offenbar. Dabei kann der Leser an den Analysen dieser scharfen Denkerin des 20. Jhd. teilhaben und wird zum eigenen Nachdenken angeregt. Dies wird unterstützt durch den vorangestellten kritischen Essay des Historikers Theodor Mommsen. Fazit: "Eichmann in Jerusalem" bleibt eines der bedeutendsten Werke Hannah Arendts und dient der kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik.

Eichmann in Jerusalem
Eichmann in Jerusalemvon Hannah ArendtPiper