Anspruchsvolle und gesellschaftskritische "Kriminalliteratur" mit sensiblen Charakter- und Situationszeichnungen basierend auf einer wahren Begebenheit. Ein Hörgenuss.
Wieder einmal hat mich ein Buch von Margaret Atwood völlig in seinen Bann gezogen. Eindrucksvoll verwebt sie historische Fakten mit ihrer eigenen Vorstellung und baut eine fantastische Spannung auf. Großartig!!
Von Margaret Atwood habe ich schon mehrere Werke gelesen, ein bekanntes Buch ist „Der Report der Magd“. Bis dato waren diese Bücher für mich allesamt eher schwere Kost. Was ist es für ein Buch? Es ist kein Krimi, für mich war das Buch ein Brennglas auf die damalige Gesellschaft. Zugrunde liegt der Geschichte der Mord an Thomas Kinnear und seiner Dienerin Nancy Montgomery. Die Figur Grace Marks gab es tatsächlich, deren Verurteilung für viel Gesprächsstoff sorgte und kontrovers gesehen wurde: Wir befinden uns im 19. Jahrhundert. Die Dienstmagd Grace wird des Mordes an ihrem Dienstherrn verdächtigt und zum Tode verurteilt. Doch das Todesurteil wird in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Grace lebt seitdem in dem Haushalt des Anstaltsdirektors und begegnet dort das erste Mal dem Nervenarzt Simon, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Grace zu analysieren und ihre wahre Natur zu offenbaren. Die gesamte Geschichte ist ein Rückblick. Grace wächst in einer kinderreichen Familie auf, die zudem durch Gewalt in der Ehe gekennzeichnet ist. Ihre Tante versucht der Familie zu helfen, indem sie der Familie eine Schiffspassage nach Kanada finanziert. Doch auf dieser Reise stirbt Grace‘ Mutter. Ein Ereignis, das Grace zeitlebens verfolgen soll, emotional, jedoch auch ganz profan im Alltag. Man kann fast sagen, dass das Unglück mit dem Tod der Mutter seinen Lauf nimmt. Das Buch war schwierig für mich. Es fängt mit dem Erzählstil an. Grace erzählt ihre Geschichte, doch manchmal ist nicht gleich ersichtlich, ob es sich um Gedanken oder um tatsächlich ausgesprochene Worte handelt. In mir waren stets Zweifel ob ihrer Schuld, aber ich war innerlich auch nie überzeugt, dass sie unschuldig war. Dieser innere Zwiespalt begleitete mich praktisch durch das gesamte Buch. Im Raum stand auch stets eine mögliche psychische Erkrankung bei der Protagonistin, jedoch immer als Verdacht und ich als Leser machte mir diesbezüglich viele Gedanken. Ich fand Hinweise, die dafür sprachen, jedoch auch vieles, was dagegen sprach. Erneut, viele Zweifel. Besonders belastete mich der Umgang der Gesellschaft mit Grace, ich würde jedoch sogar weiter gehen und dies auf den Umgang der Gesellschaft mit Frauen weiterfassen. Grace war, so mein Eindruck, sehr intelligent, sah zudem noch gut aus und stellte damit eine Kombination dar, die sowohl Frauen als auch Männer provozierte. Frauen sahen in ihr eine Konkurrenz und genossen es mitunter, wenn Grace litt. Männer sahen es als ihr Recht, körperlich übergriffig agieren zu können – dies umfasste auch ihre Ärzte, Juristen und anderes Personal des Haushalts. Es gab so manch eine Situation, in der ich hätte schreien wollen. Dies ist ein Buch, das ich noch einmal lesen werde und dabei garantiert viele weitere Aspekte entdecken werde.
Jane Eyre meets Runa. Eine mysteriöse historische Figur namens grace Marks wird hier in einer fiktiven Geschichte aufgearbeitet unter Berücksichtigung der widersprüchlichen Umstände zu ihrer Beteiligung an einem Doppelmord ihrer Arbeitgeber. Die einzigen Kritikpunkte die ich habe sind, das es etwas zu lang war, da in der Mitte etwas zügiger hätte erzählt werden können und Schlussfolgerungen aus ihren Erzählungen und so, wie sie sich Dinge erklärt, zu einfach strukturiert sind für ihre würdevolle, intelligente und ungebrochene Art. Auch nach Beendigung des Buches bin ich nicht schlauer, aber es hat mir gefallen❤️

Das Buch ist sehr mitreißend geschrieben, man möchte unbedingt die Wahrheit erfahren. Aber mit der Zeit merkt man, dass es gar nicht darum geht die wirkliche, tatsächliche Wahrheit herauszufinden, sondern das Buch wirft eher die Frage auf ob es eine solche absolute Wahrheit überhaupt gibt und wie Wahrheit auch von Machtstrukturen zum Beispiel zwischen Geschlechtern und verschiedenen Klassen beeinflusst wird. Das Buch bleibt die ganze Zeit über sehr ambivalent, das macht es zwar spannend und gibt die Möglichkeit Dinge zu hinterfragen und genauer hinzusehen, allerdings bekommt man auch viele Fragen, die man sich stellt nicht beantwortet. Der Schreibstil ist sehr detailliert und zieht den Leser immer mehr in die Geschichte hinein. Die ganze Story ist sehr gut recherchiert und man erfährt viel über die damalige Zeit.
Tolle Atmosphäre!
Sehr schöne Geschichte, fühlt sich an, wie ein Klassiker, spannend und atmosphärisch, Ende aber etwas enttäuschend und teilweise seltsam abrupt, kann man aber in sofern nicht ändern, als dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, hat trotzdem viel Spaß gemacht zu lesen!
First I was a bit diappointed by the book, I think I expected something else. But the book is nice and easy to read and I couldn't help but wonder about Grace and if she really was that innocent or if she just told what people wanted to hear. I liked how the story evolved and the plot even though the ending was a bit abruptly coming. But I think every character got what he deserved. Actually I don't know how much from the true story the author took and how much she made up, but it made me quite curious so I will do some research about the real Grace.
Ich habe mir das Buch im letzten Jahr geholt, nachdem ich die Serie gesehen und sehr genossen habe. Das Buch habe ich nun endlich von meinem SuB befreit und als Hörbuch genossen - und zwar so sehr, ich es auf YouTube als Hörgenuss des Monats Januar vorstellen werde. Historische True Crime Reportage fällt mir da als erstes ein. Historisch, weil es die Protagonistin Grace Marks wirklich gab und die Umstände, die sie ins Gefängnis brachten, tatsächlich so passiert sind. Das Spannende an diesem Buch ist, dass Margaret Atwood zwar viel hinzugesponnen hat, das Ganze jedoch völlig wertfrei vonstatten geht. Es wird den Leser*innen / Hörer*innen überlassen sich ein Urteil darüber zu bilden, was denn nun genau passiert ist. Und das finde ich total beachtlich! Interviews, Briefe, Berichte, Artikel - das alles bringt uns Grace und ihre Geschichte näher. Margaret Atwood hat es in meinen Augen geschafft, dass die Geschichte dadurch nicht fad oder trocken wirkt, sondern sogar noch an Atmosphäre gewinnt. Ich fühle mich ins 10. Jahrhundert zurückversetzt, was auch an der authentischen Sprache liegt, die Atwood hier nutzt. Vielen Dank auch an den / die Übersetzer*in - großartig gemacht! Ich habe das Buch mindestens genauso genossen wie die Serie, die die Atmosphäre tatsächlich wahnsinnig gut aufgegriffen hat. Und nach dem ganzen Buch, nach all den Artikeln, Interviews und nach Grace selbst stellt sich mir noch immer die Frage - wer ist Grace eigentlich? Kein Jahreshighlight, aber ein Highlight!

Besonders hervorragend fand ich, dass ich als Leser mir oft selbst die Frage stellte, ob Grace nun zu Recht im Gefängnis sitzt oder doch nur ein unschuldiges Mädchen war. Am Ende wurde dies nicht aufgeklärt. Normalerweise stört mich sowas, aber da man die ganze Geschichte lang spekuliert hat, ließ es an der Stelle umso mehr Raum für die eigene Meinung, die man sich währenddessen sowieso schon gebildet hat. Aufschlussreich für mich war an der Stelle das Ende. Da die Serie nicht alles beleuchten konnte, hat das Buch für mich vieles abgerundet. Verbindungen wurden nochmal konkreter herausgearbeitet und der ein oder andere Grund war im Buch zu finden, was in der Serie Fragen aufgeworfen hat.
Alias Grace, ein Buch mit einer mitreißenden Geschichte von einem Dienstmädchen was schuldig, oder doch unschuldig, eines Mordes verurteilt wird. Um 1840 keine Alltäglichkeit, doch leider auch nichts ungewöhnliches. Was den Fall so interessant macht, ist das die Verurteilte gerade mal 16 Jahre alt ist und sie kann sich nicht mehr an die Morde erinnern. Jahre später versucht ein Doktor, er befasst sich mit der Psyche, das Vergessene ihr wieder ins Bewusstsein zu rufen. Von Anfang bis Ende hat mich das Buch gefesselt. Aufmerksam geworden bin ich durch die Serie, mit dem selben Titel, von Netflix. Da diese schon wirklich gut war, konnte ich nicht anders, als das Buch ebenfalls zu lesen. Was mir aufgefallen ist, ist das die Serie sehr stark am Original geblieben ist. Ganze Textpassagen kamen mir bekannt vor und die Stimmung, die das Buch für mich übermittelt hat, wurde in der Serie sehr gut umgesetzt. Besonders spannend fand ich an der Geschichte die Teile, die vom Leben von Grace berichteten. Der Schreibstil änderte sich je nach Erzählweise. Berichtete Grace dem Doktor von ihrer Vergangenheit, schien es fast so, also würde Grace ebenfalls dem Leser ihre Geschichte erzählen. Erhielt man Einblick in das Leben des Doktors, so war es ein allwissender Erzähler. Diese Variation war so gut umgesetzt, dass es bei mir dennoch nicht zur Verwirrung kam. Alles in allem war es ein wirklich gelungenes Buch, welches sogar teilweise auf wahren Begebenheiten beruht. Die Autorin schrieb, dass sie natürlich auf ihre eigene Fiktion zurückgegriffen hat, dass der Fall, die Umstände, die Zeit und der grobe Rahmen allerdings wahr sind. Ich würde dieses Buch definitiv weiter empfehlen. Am Ende habe ich für mich daraus mitgenommen, dass das Glück oft auf Umwege zu einem findet und am Ende jeder das bekommt, was er gesät hat.
Es gibt viele gefährliche Dinge, die in einem Bett stattfinden können. Es ist der Ort, an dem wir geboren werden, es ist der Ort, an dem eine Frau niederkommt, und es ist der Ort, an dem der Akt zwischen Mann und Frau stattfindet. Manche nennen es Liebe, andere Verzweiflung oder auch nur eine Demütigung, die es zu erleiden gilt. Margaret Atwood's Bücher haben in sich. Der Feminismus, den sie an den Tag legt, ist seit Jahrzehnten wegweisend. Wobei ihre Protagonisten oft kaputt und zerstörerisch sind - zu sich selbst und auch zu anderen. Und das kann das lesen ihrer Bücher oft schwer machen. Nach der erneuten Verfilmung von "Report der Magd", ist netflix nun wieder tonangebend und hat "Alias Grace" verfilmt. KURZFASSUNG: Das junge Dienstmädchen Grace wird im Toronto von 1843 mit sechzehn Jahren des Doppelmordes an ihren Arbeitgebern schuldig gesprochen. In letzter Sekunde wandelt das Gericht ihr Todesurteil in eine lebenslange Gefängnisstrafe um. Ihr Mittäter wird gehängt. Im Haushalt des Anstaltdirektors begegnet sie dem Nervenarzt Simon, der ihrer Geschichte auf den Grund gehen will: Ist Grace eine Verbrecherin oder unschuldig? Grace' liebste Freundin Mary stirbt nach einer verpfuschten Abtreibung. Das Laken, Unterwäsche durchtränkt von Blut, tiefrot, das Bett ein Schlachtfeld. Die so grausam verendete Mary spielt eine zentrale, wenn auch nie ganz geklärte Rolle in der Geschichte des Mordes. Damals glaubte man nämlich, dass die Seelen verstorbener durch ein offenes Fenster entweichen müssen. https://youtu.be/A-fofQ9VpPQ Atwoods Roman erzählt die (wahre) Geschichte eines irisch-kanadischen Dienstmädchens, Grace Marks, die 1843 wegen Mordes an ihrem Dienstherrn und dessen Haushälterin zu lebenslanger Haft verurteilt, später aber begnadigt worden ist. Deren Spur verliert sich nach der Freilassung komplett. Atwood adaptiert den Nervenarzt Jordan dazu, um die ganze Geschichte menschlicher zu machen. Wer das Buch lesen möchte - es gibt momentan sehr schöne Neuauflagen der Bücher von Margaret Atwood aus dem PIPER VERLAG, die auch nach und nach bei mir einziehen werden. Viel Spass beim ansehen und lesen.
Eindringlich erzählt Margaret Atwood die Geschichte von Grace Marks, die um 1840 wegen zweifachen Mordes verurteilt wurde und 30 Jahre im Gefängnis verbrachte. Sie lässt Grace selbst ihre Geschichte erzählen, sowie verschiedene Menschen aus ihrer Umgebung im Form von Zeugenaussagen zu Wort kommen. Außerdem begleiten wir einen jungen Arzt während der Zeit, in der er Grace "untersucht" und mit ihr spricht. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich fand es in sich rund. Dass man Ende nicht sicher weiß, ob sie schuldig war oder nicht, hat mich gar nicht gestört. Sehr gut gefällt mir auch die Hörbuch-Version, die von verschiedenen Stimmen vorgelesen wird!
Die Story an sich fand ich spannend, nur war sie einfach sehr langatmig. Die Briefe und Berichte zwischen den Kapiteln hätte ich nicht gebraucht, beispielsweise jene Briefe an Simons Freund, der in der Story selbst nie auftaucht, oder Susanna Moodie, die auch nur indirekt am Rande stattfindet, obwohl es sicherlich auch für sie einen Platz gegeben hätte. Auch das Ende hat mir zu viel offen gelassen. Simons abrupte Abreise war zwar durchaus nachvollziehbar; die Effekte, die das auf Grace, die Petition, Rachel und alle anderen vor Ort gehabt haben muss, fehlen mir und werden von Grace nur am Rande erklärt. Simon selbst hätte zumindest ein letztes Kapitel bekommen können, das sein Leben nach dem Krieg darlegt, vom Erzählstil hätte es meiner Meinung nach gut herein gepasst. Dass ausgerechnet ein Brief seiner Mutter an seine Ex-Geliebte als Stilmittel verwendet wird um sein und ihr Schicksal zu erklären, hat mir wenig gepasst. Auch hat der plötzliche Abbruch seiner Sitzungen mit Grace haufenweise offene Fragen hinterlassen, die niemand je beantwortet hat. Die Figuren Grace Marks, Jeremiah/Jerome/Gerald, Mary Whitney und Nancy Montgomery fand ich zunächst spannend und gut mysteriös. Die Auflösung, die eigentlich keine war, hat mich enttäuscht. Ich hatte eigentlich mit einem Plot Twist gerechnet. War Grace eigentlich im Haus von Mrs. Parkinson gestorben, und hatte Mary ihre Identität gestohlen hat? Hatte sie Grace als ihre zweite Persönlichkeit am Ende so sehr verinnerlicht, dass es ihr primäres Wesen wurde, und kam die wahre Mary nur noch wenige Male hevor? War deshalb Jeremiah/Jerome so vertraut mit ihr? Hat Grace Nancy umgebracht, weil sie so sehr an Mary erinnert wurde und Nancy in ihren Augen kein Glück verdient hatte? Wenn man sich eine historische Figur mit lückenhaftem Lebenslauf nimmt und ihr eine Geschichte erfindet, darf man sich an den Leerstellen gern was ausdenken. Es ist schließlich keine Biographie, sondern ein Roman.

"Denn wenn die Welt einen gut behandelt, Sir, beginnt man irgendwann zu glauben, daß man es verdient hat." S. 231. Als Grace Marks 1843 16-jährig festgenommen wird, wirft man ihr vor, gemeinsam mit dem Knecht James McDermott den eigenen Hausherren und das Hausmädchen ermordet und ausgeraubt zu haben. Während McDermott für die Tat gehängt wurde, wurde Graces Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Sie behauptet weiterhin, nichts mit der Tat zu tun gehabt und von McDermott gezwungen worden zu sein. Doch stimmt das? Ist sie Opfer, Komplizin oder gar manipulative Initiatorin? 16 Jahre später sitzt Grace immernoch im Gefängnis. Sie hat sich einen positiven Ruf erarbeitet und darf für die Frau des Gefängnisdirektors Hausarbeiten erledigen. Der Psychologe Dr. Simon Jordan hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geheimnissen um die Hintergründe der Tat auf den Zahn zu fühlen. Er möchte Grace dazu bringen, die ganze Wahrheit preiszugeben und endlich aufzuklären, was in der Nacht der Morde wirklich geschah... "Ein Gefängnis sperrt nicht nur seine Insassen ein, es sperrt auch alle anderen aus. Graces stärkstes Gefängnis ist eins, das sie um sich selbst errichtet hat." S. 486. Meisterhaft lässt Atwood in diesem, auf wahren Begebenheiten basierenden Roman, die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Realität und Fantasie verschwimmen. Graces Zeuginnenenschaft und Erzählweise sind unzuverlässig und undurchschaubar. Gleichzeitig ist Dr. Jones kein Psychologe, der sich aus heutiger Perspektive durch Kompetenz hervortut. Nicht nur seine Arbeitsweise, auch sein Charakter erschien uns in der Leserunde immer wieder mehr als fragwürdig. Die Art und Weise, wie Grace im Leben und im Gefängnis (vor allem aufgrund ihres Geschlechts) behandelt wird, wie sie Überlebensstrategien entwickelt, ist beeindruckend beschrieben und hat uns alle in den Bann gezogen. Ein herausragendes Buch, das dem "Report der Magd" in nichts nachsteht.

Mein liebstes Stück aus der Büchersammlung, signiert von 1996. Ein Buch, bei welchem mir der Griff ins Portemonnaie definitiv wert war, nachdem ich es zunächst nur digital gelesen hatte. Es hat mich lange noch zum Nachdenken angeregt, über unsere Gesellschaft, über das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Das Ganze geschmückt in schöner Sprache. Ein wahrer Hintergrund, der fiktiv wunderbar ausgearbeitet wurde.
Alias Grace handelt von einer jungen Frau, die mit 16 wegen Mordes bzw Beihilfe zum Mord zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der Roman spielt Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Psychologe nimmt sich ihrer an und versucht die wahren Geschehnisse dieses Mordes aufzudecken. Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte und fesselte mich von Anfang an. Es ist unglaublich spannend die Geschichte hinter dieser Frau kennen zu lernen. Ihr Charakter wird so gut beschrieben, dass ich zum Teil das Gefühl hatte mit ihr befreundet zu sein. Ich mochte die schonungslose Darstellung der Rolle der Frau sowie die Machtverhältnisse in der Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Die Stimmung hatte bis zum Ende etwas misteriöses, düsteres an sich. Der Schreibstil war dazu sehr stimmig. Alles in allem hat Margaret Atwood hier einfach alles zusammengebracht, was ich mag: true crime, Psychologie, Feminismus, Geschichte und düstere Stimmung.
Kanada, 1859. Die Magd Grace Marks ist seit ihrer Verurteilung 1843 wegen des Mordes an ihrem Arbeitgeber und dessen Haushälterin inhaftiert. Ihr Mittäter wurde ebenfalls verurteilt, jedoch hingerichtet. Graces Strafe wurde aufgrund ihrer extremen Jugend – sie war zum Tatzeitpunkt erst 16 Jahre alt – in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Der junge Nervenarzt Simon Jordan möchte Grace studieren – und ihr die Wahrheit über die Morde entlocken. Inwiefern hat sie an ihnen mitgewirkt? War sie überhaupt zurechnungsfähig? Kann er sie dazu bringen, ihre Teilamnesie zu überwinden und sich an alles zu erinnern? Margaret Atwood legt in ihrem psychologisch ungemein interessanten Roman ihre eigene Interpretation des wahren Falles der Dienstmagd Grace Marks vor. Der Leser lernt Grace gleich aus mehreren Perspektiven kennen, einmal aus ihrer eigenen als Ich-Erzählerin, wenn sie Dr. Jordan aus ihrer Vergangenheit erzählt, abwechselnd mit Simon Jordans Perspektive, erzählt in der dritten Person. Zudem sind den einzelnen Kapiteln Ausschnitte aus verschiedenen Zeitdokumenten und Gedichten vorangestellt, darunter Graces Geständnis und Passagen aus Susanna Moodies Buch “Life in the Clearings”. Recht schnell stellt sich Grace als hochintelligent und gebildet heraus (kann sie sich das im Gefängnis durch Lektüre angeeignet haben?), sodass sich auch schnell die Frage stellt, ob sie Dr. Jordan immer die Wahrheit sagt, sie scheint vielmehr ein Spiel mit ihm zu spielen und ihm zu sagen, was er hören möchte. Auffallend ist ihr Sarkasmus in den von ihr erzählten Passagen. Die Beziehung zwischen Grace und Dr. Jordan nimmt im Verlauf des Buches auch eine erotische Komponente an, Jordan fühlt sich eindeutig zu der noch immer sehr attraktiven Frau hingezogen. Spätestens zu dem Zeitpunkt, zu dem es zu einer Hypnose durch den zwielichtigen DuPont im Beisein mehrerer Personen, darunter natürlich auch Dr. Jordan, kommt, wird klar, welcher Natur Graces Psychose ist, doch ist sie echt oder geschickt vorgetäuscht? Ein wichtiges Bild des Romans ist der Kontrast Schwarz vs. Weiß, was sich beispielsweise in den häufig erwähnten klassischen amerikanischen Quilt-Mustern äußert. An einer Stelle heißt es sinngemäß etwa, man könne an einem Quilt zwei Seiten betrachten, die dunkle und die helle. Wie wichtig dieses Bild ist, zeigt sich auch an den Kapitelnamen, die sämtlichst Namen solcher Quilt-Muster sind und durch eine stilisierte Abbildung des jeweiligen Musters ergänzt werden. Sie fungieren als Hinweis auf Graces vermeintliche Schizophrenie. Mir hat die Lektüre dieses Romans großes Vergnügen bereitet, auch die längeren Passagen, in denen das Leben einer Magd oder die Auswanderung von Irland nach Kanada beschrieben wird, habe ich mit Genuss gelesen. Es ist wahr, dass die Männer in dem Buch nicht sehr gut wegkommen, ich habe dies jedoch nicht als sehr dramatisch empfunden und sehe den feministischen Aspekt als eher untergeordnet. Ich freue mich darauf, weitere Bücher von Margaret Atwood zu lesen!
4,5 Sterne für Grace! Ewig gebraucht, aber super genossen. In Kombination mit dem Hörbuch habe ich Alias Grace nun endlich beendet und muss sagen das ich sehr traurig bin das es vorbei ist. Wie immer ein faszinierender Schreibstil von Frau Atwood und mit keinem mir bis jetzt bekannten zu vergleichen. Sie schafft es einen komplett in die Welt hineinzuziehen die sie geschaffen hat. Nichts anderes habe ich erwartet. Man erfährt so unglaublich viel zwischen den Zeilen. Wir sind oft in den Köpfen der Protagonisten und erfahren was sie denken, fühlen und welche Phantasien sie haben. Grace ist eine ganz besondere Protagonistin die schreckliches durchleben muss. Auch Dr. Jordan ist ein außerordentlich interessanter Charakter, wenn er und Grace aufeinander treffen hat man das Gefühl man ist mitten drin und fühlt die elektrische Ladung zwischen den beiden. Mehr will ich gar nicht sagen um nicht zu Spoilern. Einfach nur toll und ein absolutes Highlight. Man fühlte sich wie in Trance beim Lesen und Hören (Das Hörbuch ist wunderbar vertont und nur zu empfehlen). Nun bin ich sehr gespannt auf die dazugehörige Serie auf Netflix.