Spannender Familienroman vor starker Naturkulisse
Resi, die schon früh ihr Elternhaus verlassen hat, zieht zurück in das Dorf ihrer Kindheit in Niederbayern. Dort möchte sie – sozusagen als letzten Versuch – ihre Doktorarbeit über Moore fertig schreiben. Doch Resi bringt auch viele Erinnerungen in ihrem Gepäck mit. Mit ihrer Zwillingsschwester Chrissie hat sie den Kontakt abgebrochen. Doch durch ihre Rückkehr kommt sie ihrer Vergangenheit wieder nahe und als ihr Neffe Korbi den Kontakt zu ihr sucht, bleibt auch das Wiedersehen mit Chrissie nicht aus. Die Schwestern hatten keine einfache Kindheit, da ihr kleiner Bruder Anselm an Mukoviszidose erkrankt ist und so die Aufmerksamkeit der überforderten Mutter beanspruchte. Der Vater war viel auf Montage und blieb irgendwann der Familie ganz fern. Die Schwestern sind auf ganz verschiedene Weise mit dem Familientrauma umgegangen. Resi hat sich immer mehr in die Naturwissenschaften zurückgezogen und konnte auch durch die Förderung ihrer Lehrerin das Dorf für ihre Ausbildung früh verlassen. Chrissie ist geblieben, nachdem sie eine eher wilde Jugend verbracht hat, und wurde schließlich sesshaft mit Haus und Familie. Nicole Wellemin schildert in diesem ruhigen aber intensiven Familienroman die Zwiespälte der Zwillingsschwestern sehr anschaulich. Auch die Sicht der Mutter, der Blick auf den Umgang mit der chronischen Erkrankung des Bruders und dem Unverständnis des Vaters werden durch einen häufigen Perspektiv- und Zeitenwechsel eindrücklich geschildert. Eingebettet ist die Geschichte in Naturbeschreibungen und spannenden Geschichten rund ums Hochmoor. Auch über den Einfluss der Moore auf unsere Umwelt erfahren viel und so hat mir das Lesen sehr viel Freude gemacht. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne Familiengeschichten auf mehreren Zeitebenen mit viel Tiefgang und einem starken Bezug zur Natur lesen.