Über das Familienzusammenleben mit einem schwer beinträchtigten Kind, wie es die Geschwister und die Eltern und deren ganzes Leben beeinflusst. Ein besonderes Buch, über das ich noch lange nachgedacht habe. Große Leseempfehlung!
4,5 Sterne. Dieses kurze Buch ist so gewaltig. Es wird in drei Kapiteln und Perspektiven geteilt. Wir begleiten drei Geschwister mit ihreren Gefühlen für das vierte Geschwisterkind, welches an einer körperlichen und mentale Einschränkung leidet. Es ist ruhig erzählt, emotional, berührend, erschreckend und teilweise macht es einen wütend. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Buch so mitnimmt. Besonders der letzte Satz hat mich sehr bewegt. Ich kann diesen Roman einfach nur empfehlen.
Interessante Idee, mir auf der einen Seite zu distanziert erzählt und auf der anderen Seite mit zu vielen kitschigen Momenten
Absolute Leseempfehlung !
Ungewöhnlich erzählte Sichtweise eines Familiendramas. Berührend und leise, aber sehr eindringlich. Besonders die Sicht der Steine war für mich manchmal schwer mit den Protagonisten in Einklang zu bringen.
Berührende Familiengeschichte um ein besonderes Kind
Zitat S. 129: „Denn vor ihm hatte es nur Schmerz gegeben, und nach ihm würde es nichts mehr geben. Er lebte in einem Dazwischen. War zugleich Neuanfang und Kontinuität, Bruch und Verheißung.“ In „Brüderchen“ wird eine Familiengeschichte aus Sicht der Geschwister eines „besonderen“ Kindes geschildert. Dieser Bruder kommt als drittes Kind einer französischen Familie zur Welt und ist in seiner Hilflosigkeit ein Familienteil, um den sich alles dreht. Erzählt wird aus Sicht des ältesten Bruders, der den Kleinen mit seiner Liebe überschüttet und sein eigenes Leben komplett hinten anstellt, aus Sicht der großen Schwester, die voller Wut distanziert auf den Kleinen blickt und aus Sicht des nachgeborenen Bruders, der seine Empfindungen und Beobachtungen schildert, ohne das „Brüderchen“ kennengelernt zu haben. Ein emotionaler Roman, der auf eine ganz zarte und feinfühlige Erzählweise zeigt, wie jedes der Familienmitglieder in Emotionen und eigenen Bedürfnissen mit dem ständig anwesenden Schatten des einen, besonderen Familienteils lebt. Die Eltern kommen eher am Rande vor. Ein Buch, das mich sehr berührt hat, auch weil es mich in meine Familie geführt hat. Ein Roman voller Kraft, Hoffnung und Schönheit, wozu auch die karge Landschaft der Cevennen und die Schilderung der Natur beiträgt. Schön fand ich, dass immer wieder die Sichtweise einer „Steinmauer“, die das Gehöft der Familie begrenzt, hier eingeflochten ist. Das war nochmal eine ganz spezielle Note in der Erzählung. Es fällt mir nicht leicht, hier meinen Leseeindruck zu schildern, da der Roman auf wenigen 176 Seiten so voller Fülle ist. Wer sich nun angesprochen fühlt, der sollte ihn lesen!

"Wenn es einem Kind schlecht geht, muss man ein Auge auf die Geschwister haben ." Der Roman spielt in den französischen Bergen und wird aus der ungewöhnlichen Sicht von Steinen erzählt die in einer Mauer beim Haus der Familie stecken, in dem ein schwerst beeinträchtigtes Kind geboren wird. "Niemand weiß um das Paradox, dass wir Steine die Menschen weicher machen können. Also helfen wir ihnen so gut es geht, dienen ihnen als Haus, als Bank, als Geschoss, oder Weg." Alle bleiben in diesem Buch namenlos. Die Mutter findet früh heraus das mit ihrem Drittgeborenen etwas nicht stimmt, er kann die Orange nicht erkennen, die sie ihm vorhält. Für die Eltern beginnt eine Odyssee an Behördengängen und Arztbesuchen. "Die Eltern entdeckten ein Niemandsland am Rande der Gesellschaft, bevölkert von Menschen, die nichts mehr hatten: keine Unterstützung, keine Zukunft, keine Freunde." Doch die Steine haben die Geschwister im Blick, erzählen deren Geschichte. Da ist der große Bruder, der sich aufopfert für den kleinen Bruder. Der darin aufgeht sich zu kümmern, ihm Geschichten erzählt und seine Wange an die des kleinen legt. Wo er früher viel Zeit mit seiner Schwester verbracht hat, sieht er nun nur noch seinen kleinen Bruder. Darüber verzweifelt die Schwester mehr, wie an dem kranken Bruder, war er ihr doch ihr großes Vorbild. In ihr ist so viel Wut. "Ich, die kleine Schwester, kann nur aufbegehren..... Mein Sein ist ein einziges Nein. Ich bin nicht wie die Frauen von hier, Königinnen der Berge. Dann folgt die Geschichte des Nachgebohrenen und rundet, für mich, die Geschichte ab. Auch die Erzählung aus Sicht der Steine hat für mich gut funktioniert. Der Roman bewegt, auch weil man zusieht wie ein Familiengefüge nicht mehr funktioniert, alle werden zu Einzelkämpfern im Bewältigen ihrer Emotionen.
Schon nach ca. 30 Seiten habe ich in Betracht gezogen das Buch abzubrechen. Hab dann aber doch weiter gelesen. Das hätte ich mir ersparen können. Mir hat das Buch nicht gefallen. 🤔
Eine zerbrechliche Familiengeschichte, die so außergewöhnlich wie gewöhnlich ist. Regt zum Nachdenken an und lässt die anderen Kinder sprechen. Erzählstil ungewöhnlich und ansprechend.
Gesprächstoff für unsere Leserunde
Ein Roman über eine Familie, die mit einem besonderem Kind lebt und jeder seine Rolle bekommt und versucht das eigene Leben zu leben. Besonders gut gefallen hat mir der Part die Schwester und wie sie ihr Leben bewältigt hat.
Absolute Leseempfehlung ⭐⭐⭐⭐⭐ Die Geschichte einer Familie deren drittes Kind mit einem Gehirndefekt geboren wird, dadurch ist es blind und kann sich weder bewegen noch seiner Umgebung mitteilen. In einer wunderschönen Sprache, emotional kraftvoll und mit einer unglaublichen Empathie geschrieben, geht dieses Buch auf eine ruhige und stille Art direkt ins Herz.
Wortgewaltig, tiefgründig, geht ans Herz.

Eine traurigschöne Geschichte, wundervoll geschrieben
📌 "Wenn man ein Kind hat dem es schlecht geht, muss man ein Auge auf die Geschwister haben." (S.94) In der Bergwelt der französischen Cevennen, wird auf einem Hof ein schwerbehindertes Kind geboren und verändert das Leben seiner Eltern und Geschwister. Während die Eltern mit Behörden kämpfen, um Unterstützung für den Alltag und die bestmögliche Versorgung für ihr Kind bekommen, gehen die Geschwister ganz unterschiedlich mit der neuen Situation um. Der große Bruder verbringt seine Zeit verantwortungsvoll mit dem Kleinen und liebt ihn inniglich, während die Schwester sich abgestoßen abwendet und den kleinen Bruder eher meidet. Dann folgt der Nachgeborene, der im Schatten seines Bruders intensiv das Leben lebt, welches diesem verwehrt blieb. Geschildert wird das Ganze aus der Sicht der Steine, die den Hof "bewachen/behüten" und das alleine macht das Buch schon ungewöhnlich und besonders. Ein trauriges und (dennoch) wunderschönes Buch, welches ich nur zu gerne weiterempfehle.
Drei Geschwister blicken auf ihr „Brüderchen“
Clara Dupont-Monod hat einen ruhigen, zurückhaltenden, lyrischen und emotionalen Text über den Umgang mit einem Schicksalsschlag geschrieben. Dabei spielen nicht nur die unterschiedlichen Reaktionen der drei Geschwister auf die Behinderung ihres Bruders eine Rolle, sondern auch das alltägliche Leben inmitten der französischen Berge. Dieses Setting verlieh der bedrückenden und melancholischen Stimmung etwas Märchenhaftes - was nicht zuletzt auch dadurch unterstützt wird, dass uns die Geschichte von den Steinen im Vorgarten der Familie erzählt wird. Auch die Namenlosigkeit der Protagonist:innen wirkt als solches märchentypische Element, verliert sich jedoch nicht in romantischen Beschönigungen. Jeder Umgang mit dieser besonderen Situation wird ohne Tadel, Lob oder eine andere Art der Bewertung vorgenommen. Dass sich die Perspektive auf die Geschwister verengt, hatte für mich einen positiven Effekt. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen gleicher oder vergleichbarer Situationen ergänzen sich, legen Ungesagtes frei, offenbaren Unterschiede aber auch eine tiefe Verbundenheit, die einen beim Lesen sehr berührt. Meiner Meinung nach hätten die ersten beiden Geschwister-Perspektiven ausgereicht und hatten für mich die stärkste emotionale Wirkung. Auch das plötzliche, für den Rest des Textes extrem versöhnliche Ende, konnte mich nicht ganz überzeugen; auch hier fühlte ich mich jedoch an ein Märchen erinnert, was die Geschichte formal sinnvoll abrundete.
Fühlt sich zu Teilen ein klein wenig ableistisch an, das ist aber Interpretationssache. Verschiedene Perspektiven lesen sich auch ganz anders, das ist cool!

An einem Tag habe ich dieses Buch gelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte. Mit einer poetsichen Zartheit und gleichzeitig einer aufkommenden Stärke erzählt die Autorin von einer Famile, die zu zerbrechen droht. Doch die Individualität der Geschwister, ihre Sicht, ihre Empathie und ihre selbstgewählten Aufgaben lassen einem fast das Herz platzen. In diesem Buch wird wenig gesprochen. Hier zählen Taten und genau diese zeigen wie sie ist - bedingungslose Liebe.