Ein Meisterwerk
Für einmal spielt ein Krimi von Andrea Camilleri nicht in Sizilien und der Ermittler ist nicht Salvo Montalbano. Giulio verunfallt am Kilometer 123 der Via Aurelia zwischen Rom und Grosseto als er zu seiner Geliebten fährt. Weil er nicht ankommt, schreibt diese ihm SMS. Giulio kann nicht antworten, weil er im Spital liegt. Stattdessen liest seine Frau die SMS. Aufgrund einer Zeugenaussage kommt der Verdacht auf, jemand habe Giulio ermorden wollen. Camilleri formuliert haargenau. Jeder Satz sitzt, ohne ein Wort zu viel oder zu wenig. Er führt den Leser, schickt ihn auf falsche Fährten. Zumindest wenn der Leser nicht genau liest, was da steht. Gier, Eifersucht, Betrug und Liebe kommen wie (fast) immer in Camilleris Werken vor. Was am Anfang einfach aussieht, entwickelt sich zu einer gesellschaftlichen Geschichte. Die meisten süditalienischen Schriftsteller verwenden eine detailreiche Sprache. Nicht Camilleri. Dieses Buch besteht praktisch nur aus Dialoge und SMS-Nachrichten. Unglaublich gut!