Das Buch sticht durch seine wahnsinnig schönen Sätze heraus. Die Stilmittel sind wunderbar getroffen, ich habe mich dabei erwischt Sätze mehrfach zu lesen und deren Sinn zu hinterfragen und zu bewundern. Das Leben des Protagonisten ist anfangs karg, fast schon eintönig. Das Lebensgefühl welches transportiert wird ist immens. Und gerade zur Mitte des Buches nimmt das Leben dann Fahrt auf. Es gibt eine Wendung die unvorhergesehen daherkommt. Leider ist ab diesen Moment zu wenig Tiefe im Charakter und in der Welt feststellbar. Ich habe mir mehr Seiten gewünscht. Mehr Sätze die mir zeigen, welche Gedanken und Gefühle auftauchen. Die Tiefe ist nur bedingt gegeben und lässt mich zum Ende zwar zufrieden zurück, aber andererseits auch unvollkommen.
Eine Geschichte über die Stille, die Einsamkeit. Das Leben auf einer abgelegenen Insel, das Leben als Insel, vereinzelter Mensch, entfremdet von der Welt um sich herum.
Eine schwermütige, sprachlich eindringliche Geschichte.
Ein wenig wie der Steinstrand der Insel: es gibt perlenhafte Sätze und eine spürbare trübe Stimmung, aber gleichzeitig ist es auch unbequem und mühsam.
Der zehnjährige Hans zieht mit seinen wortkargen Eltern auf eine Insel. Seinen einzigen Freund muss er hinter sich lassen, gewinnen scheint er zunächst eine große Freiheit. Aber auch eine große Sehnsucht. Und die wird für immer währen.
Eigentlich wurde ich bis zur letzten Seite mit diesem Buch nicht warm, aber weglegen konnte ich es auch nicht. Geiselmanns Werk ist naturgewaltig, intensiv, schaurig aber vor allem: sehnsüchtig. Es hängt mir nach und ist "für nebenbei" etwas zu...episch?
Ich würde es Lesern auf der Suche nach "mehr" auf jeden Fall empfehlen.
Geschichte von einem jungen, dessen Familie einen alternativen Lebensstil, weg von Zivilisation führen und wie schwer sein Leben war…
Lies doch gut lesen, aber inhaltlich hat es mich nicht mitgenommen.
Kurzer jedoch eindrücklicher Roman. Einsamkeit, Fatalität, Sehsucht, Landschaftsbilder, Traurigkeit, … vieles begegnet einem in dieser Lebensgeschichte.
Ein Buch, das Spuren hinterlässt.
...der letztlich noch ein Stück Zauber fehlt. Der Autor schreibt sehr poetisch, manchmal etwas philosophisch angehaucht, doch manchmal etwas zu gewollt. So funktioniert der poetische Schreib- und Erzählstil zwar gut, aber ohne diesen Zauber ganz zu entfalten.
Die Geschichte gefiel mir persönlich sehr gut. Sie wirkt düster (damit meine ich eine düstere Atmosphäre, dunkle Szenen, beklemmende Momente, Augenblicke die kurz still stehen etc) und hat eine von Anfang an sehr melancholische Stimmung. Außerdem hat sie trotz der Kürze, eine Tiefe die ich sehr mochte.
Alles in allem ein für mich gutes Buch, das ich im Herbst oder Winter nochmal zur Hand nehmen werde. Ich könnte mir vorstellen dass es zu dieser Jahreszeit noch ein wenig besser passt
Melancholisch schön und grausam zugleich
Ein kleiner Roman, der oft gleichzeitig traurig und schön ist. Es ist die Geschichte von Hans, der Anfang der 1960er Jahre mit seinen Eltern auf eine Insel zieht. Eine Insel, mitten in einem See. Die Stadt, ihre Menschen und all die guten und bösen Dinge, für die sie stehen, sind irgendwie greifbar nah und dennoch Welten entfernt. Die Beweggründe des Vaters bleiben ungeklärt, doch für Hans gleicht der Umzug auf die Insel dem Gang in eine neue Welt. Er hilft dem Vater bei der Arbeit mit den Schafen und zieht auf der Insel umher mit seinem treuen vierbeinigen Begleiter. Die Insel ist sein Königreich und Hans ist der König. Bis eines Tages die Nachricht kommt, dass Hans zur Schule muss. Bildung ist hierbei scheinbar nie die Priorität; es geht einzig darum, dass die Eltern und vor allem Hans sich fügen müssen. Die Gesellschaft und ihre Institutionen zeigen sich hier von ihrer grausamsten Seite; Hans‘ Kindheit wird brutal geopfert. Endlich erwachsen begibt er sich auf die Reise zurück auf die Insel, zu seinen Eltern, seinem Hund, seinem Zuhause und sich selbst.
Mit der Metapher eines einzelnen Wals werden immer wieder Einsamkeit und Alleinsein gegenübergestellt. Hans, der als kleiner Junge weit weg von den meisten anderen Menschen ein für Außenstehende einsam wirkendes Leben auf der Insel führt vs. Hans, der als Jugendlicher in Institutionen in „Gemeinschaft“ leben muss.
Erzählt wird ganz wunderbar melancholisch.
Anfang der Sechziger zieht das Ehepaar Roleder mit seinem kleinen Sohn Hans auf eine unbewohnte Insel mitten in einem großen See – eine Realitätsflucht, die der vernachlässigte Junge nicht versteht, die ihm aber eine neue Heimat schenkt. Mehr als seine Insel und seinen Hund braucht er nicht zum Glücklichsein, doch dann soll er jeden Tag zur Schule auf dem Festland rudern – und das führt dazu, dass er alles verliert. Erst Jahre später kann sich Hans auf den beschwerlichen Weg zurück nach Hause begeben, ohne zu wissen, wie seine Eltern ihn empfangen werden.
Die Geschichte ist zutiefst bedrückend, denn Hans wird viel Unrecht getan. Er hat keine Eltern, die je wirklich hinter ihm stehen. Keine Freundschaften, die ihm bleiben, und das nicht aus eigener Schuld. Von einem klassischen Spannungsbogen will ich gar nicht sprechen; es war die Hoffnung auf eine Wendung seiner Geschicke, die mich weitertrug. Wenn schon nicht Glück, dann wünschte ich ihm wenigstens Frieden.
Viele Fragen bleiben offen, und in unserer Leserunde kam die Überlegung auf, ob deren Beantwortung denn überhaupt wichtig und bedeutsam gewesen wäre. Es ist keine handlungsgetriebene Geschichte; sie wirft nur einen Stein ins Wasser, und du schaust dann den Kreisen zu, die sich in dir bilden, ganz individuell. Für mich machte dies sogar den besonderen Reiz des Buches aus; jede Leserin darf ihre eigenen Schlüsse ziehen. Nicht in jedem Roman funktioniert das, aber ich finde, hier ist die Geschichte stark genug, um diese Unbestimmtheit aushalten zu können.
»Und was ist mit Hans?«
Hans ist von Anfang an ein Verlorener. Schon als Kind geprägt von einen gefühlskalten, schweigsamen Elternhaus, findet er Momente der Ruhe und Zufriedenheit lediglich in der Natur. Er wird in sparsamen Charakterstudien beschrieben, die sein Wesen nur behutsam andeuten, und dennoch machen sie empathisch fühlbar, was ihm widerfährt. Doch was es für ihn bedeutet, steht auf einem anderen Blatt.
Aber Hans muss doch unglücklich sein! Aber Hans kann doch unmöglich zufrieden sein. Aber Hans ist doch…? Schwer zu fassen.
Je länger man liest, desto mehr fragt man sich, inwiefern man die eigene Vorstellung vom idealen Lebensmodell als Blaupause nimmt. Desto mehr begreift man, dass die für Hans schlichtweg nicht funktioniert. Und so wünschte ich ihm, als ich mich dem Ende näherte, vor allem, dass er mit sich im Reinen sein möge.
Auch Hans’ Eltern werden in raschen, flüchtigen Skizzen beschrieben. Rückblickend bleibt mir von ihnen nur ein Gefühl der Versehrtheit, der emotionalen Kälte; man kann erahnen, dass sich dahinter eine Art von Trauma verbirgt. Das ist für die Geschichte völlig ausreichend, denn im Grunde sieht man sie mit dem Blick eines Kindes, das die Beweggründe der Erwachsenen noch nicht nachvollziehen kann.
Der Autor haucht seinen Charakteren mit wenigen Worten Leben ein, ohne sie bis ins kleinste Detail auszuerzählen. Sie sind wie Scherenschnitte, die im Schattenspiel zum Leben erwachen.
»Ist seine Geschichte traurig? Ist sie schön? Ist sie beides?«
Dirk Gieselmann findet wunderschöne, poetische Bilder für eine Geschichte, die im Kontrast dazu inhaltlich aufs Wesentliche reduziert wird. Die Atmosphäre trägt dich von Schlüsselszene zu Schlüsselszene, Trittsteine in einem eisigen Fluss. Du frierst im Sprühnebel, fühlst dich erdrückt vom düster schwelenden Himmel und kannst dich doch der kargen Schönheit nicht entziehen. Manchmal gewinnt die Erzählung auch einen märchenhaften, versöhnlichen Klang.
Nur gelegentlich verliert sich der Roman in allzu detailverliebten oder zahlreichen Bildern, die sich mit dem inhaltlichen Minimalismus beißen, doch meist lässt er auch die Stille zu. Ob man den Roman mag oder nicht, steht und fällt indes wahrscheinlich mit der eigenen Bereitschaft, Dinge unerklärt loszulassen.
Fazit
Die Geschichte ist oft bedrückend, manchmal geradezu tragisch und schwer zu ertragen. Die Charaktere werden mit leichtem Strich angedeutet, und doch ist Hans ein Protagonist, mit dem man mitleidet und -hofft. Die lyrische Sprache trägt mit großartigen Bildern dazu bei, dass »Der Inselmann« sicher lange im Gedächtnis bleibt; nur gelegentlich ist sie etwas überfrachtet mit Metaphern. Doch die vielen wunderschönen Sätze machen die wenigen weniger gelungenen mehr als wett.
Der Roman gibt keine Lösungen vor, es liegt voll und ganz im Auge des Betrachters, wie er oder sie die Dinge interpretieren möchte. Und gerade das macht aus ihm ein tiefgründiges Leseerlebnis.
Ein kleiner Roman, der oft gleichzeitig traurig und schön ist. Es ist die Geschichte von Hans, der Anfang der 1960er Jahre mit seinen Eltern auf eine Insel zieht. Eine Insel, mitten in einem See. Die Stadt, ihre Menschen und all die guten und bösen Dinge, für die sie stehen, sind irgendwie greifbar nah und dennoch Welten entfernt. Die Beweggründe des Vaters bleiben ungeklärt, doch für Hans gleicht der Umzug auf die Insel dem Gang in eine neue Welt. Er hilft dem Vater bei der Arbeit mit den Schafen und zieht auf der Insel umher mit seinem treuen vierbeinigen Begleiter. Die Insel ist sein Königreich und Hans ist der König. Bis eines Tages die Nachricht kommt, dass Hans zur Schule muss. Bildung ist hierbei scheinbar nie die Priorität; es geht einzig darum, dass die Eltern und vor allem Hans sich fügen müssen. Die Gesellschaft und ihre Institutionen zeigen sich hier von ihrer grausamsten Seite; Hans‘ Kindheit wird brutal geopfert. Endlich erwachsen begibt er sich auf die Reise zurück auf die Insel, zu seinen Eltern, seinem Hund, seinem Zuhause und sich selbst.
Mit der Metapher eines einzelnen Wals werden immer wieder Einsamkeit und Alleinsein gegenübergestellt. Hans, der als kleiner Junge weit weg von den meisten anderen Menschen ein für Außenstehende einsam wirkendes Leben auf der Insel führt vs. Hans, der als Jugendlicher in Institutionen in „Gemeinschaft“ leben muss.
Erzählt wird ganz wunderbar melancholisch.
>>Die Insel ist der Gipfel eines Berges, der aus dem Wasser ragt, geformt von einem Gletscher im Winter der Welt. ...<<
"Der Inselmann" von Dirk Gieselmann ist die Geschichte des Jungen Hans, dessen zentraler Dre- und Angelpunkt diese eine Insel inmitten eines Sees ist. In sehr leisen und melancholischen Tönen erfahren wir von eben dieser Insel, wieso Hans dort lebte und was ihn immer wieder dort hin zieht... sein Leben lang.
Zudem erfahren wir auch etwas über ihn und seine Familie und was Hans ganz persönlich im Leben prägte, formte... und zu dem Mann machte, der er schließlich wurde.
Das Buch hat nicht viele Seiten, aber jede einzelne steckt so voller Wortkraft! Dirk Gieselmann hat eine wie ich finde sehr besondere, nahezu poetische Art des Erzählens gewählt und baute für mich persönlich eine ganz besondere, einzigartige Stimmung auf, die mich an diese Geschichte, ja... an diese fiktive Legende fesselte.
Zu viel darf man hier glaube ich gar nicht sagen, denn es ist für all jene, die den leisen Erzähltönen gerne folgen oder folgen möchte, all jenen denen Naturbeschreibungen und die Verbundenheit mit eben dieser am Herzen liegen sehr zu empfehlen! 📖💖
✒Für mich persönlich war dieses Buch anders als erwartet und eben etwas ganz besonderes, das absolut heraussticht, mitunter durch diese wundervollen leisen poetischen aber auch melancholischen Erzähltöne.