15. Apr. 2025
Klar, deutlich, wütend.
I love it. ❤
Bewertung:5

Klar, deutlich, wütend. I love it. ❤

Despentes analysiert in ihrem Essay "King Kong Theorie" mit klaren, zielgerichteten Worten die strukturellen Zusammenhänge unserer (westlich-europäischen) Gesellschaft und die darin stattfindende Sozialisation, v.a. in Bezug auf Geschlechterstereotype. Dies verpackt sie nicht nüchtern, wissenschaftlich, sondern sehr nahbar: Nämlich wütend. Jeder Absatz ihres biographischen Essays ein "F*ck you!" an die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen. Und eine herzliche Solidaritätsbekundung mit allen, die "aus dem Rahmen fallen": Betroffene 6ualisierter G.w.lt, die sich nicht wie erwartet als stereotype "Opfer" zeigen. Menschen, die nicht den Geschlechternormen entsprechen. Frauen*, die lusthungrig sind. Und "hässlich". "Männlich". Oder eben Männer*, die es "nicht genug" sind. Despentes zeigt auf, wie sie mit diesen Ungerechtigkeiten umgeht (Wut) und zeigt sich dabei verletzlich (Trauer). Ein, für mich, mutmachendes Buch. ✊️ Danke dafür. ❤️

King Kong Theorie
King Kong Theorievon Virginie DespentesKiepenheuer & Witsch
5. Feb. 2025
Bewertung:5

"Ich schreibe aus dem Land der Hässlichen und für die Hässlichen, die Alten, die Mannweiber, die Frigiden, die schlecht Gefickten, die nicht Fickbaren, die Hysterischen, die Durchgeknallten, für alle vom großen Markt der tollen Frauen Ausgeschlossenen." (S. 9) Eine Virginie Despentes macht keine halben Sachen. Schon auf den ersten Seiten ihres Essays „King Kong Theorie“ wird klar, dass die Lesenden sich auf eine schonungslose Abrechnung gefasst machen können. Die selbsternannte „Proletin der Weiblichkeit“ tritt als radikale Punk-Poetin auf – nackt, roh und direkt. Mit messerscharfem Verstand und einer kompromisslosen Haltung seziert sie Machtverhältnisse, Tabus und gesellschaftliche Doppelmoral. Die Französin greift Themen an, die andere meiden: Prostitution, Pornografie, sexuelle Gewalt und die stigmatisierte weibliche Lust. Sie wagt, was kaum jemand sich traut, und dreht den Blickwinkel um. Prostitution als Heilung nach einer Vergewaltigung? Für Despentes kein Paradox, sondern eine Kampfansage an ein System, das Frauen Opferrollen aufzwingt und ihre Sexualität auf Scham reduziert. Ihre Erzählungen aus der Zeit als Gelegenheitshure sind dabei ebenso ungeschönt wie radikal. Wer entscheidet eigentlich, was zensiert wird? Warum wird ein Film wie ihr berüchtigtes „Baise moi“ verboten, während männliche Gewaltfantasien in der Popkultur gefeiert werden? Diese Fragen bohren tief, nicht nur in die Mechanismen der Unterhaltungsindustrie, sondern auch in die Strukturen, die Geschlechterrollen und Macht definieren. Doch Despentes geht noch weiter. Sie hinterfragt die Grundfesten unserer Vorstellungen von Sexualität und Beziehungen. Ehe als institutionalisierte Prostitution? Der Orgasmus als gesellschaftlicher Imperativ? Der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Begehren? Ihre Analysen sind nicht nur provozierend, sondern auch erhellend. Sie reißt Tabus ein und fordert die Lesenden heraus, sich in die dunkelsten Abgründe ihrer Gedanken zu begeben. Sei ein gutes Opfer und halt's Maul! Doch warum schweigen wir so oft, wo Schreien nötig wäre? Gerade nach dem Fall Gisèle Pelicot liest sich dieser Text umso dringlicher. „Der Feminismus ist ein kollektives Abenteuer, für die Frauen, für die Männer, für die anderen. Eine Revolution, die im Gang ist." (S. 147)

King Kong Theorie
King Kong Theorievon Virginie DespentesKiepenheuer & Witsch
28. Dez. 2024
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Bewertung:5

Nach langer Zeit möchte ich heute wieder eine Buchempfehlung aussprechen: Ich lese dieses Buch seit ein paar Wochen in kleinen Abschnitten und bin absolut begeistert! Virginie Despentes legt eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe an den Tag, zieht interessante Schlüsse, zeigt unangenehme Zusammenhänge auf. Ich habe beim Lesen wahnsinnig viel gelernt und verstanden, war überrascht, erfreut, geschockt. Also alles, was ich mir von guter Unterhaltung erhoffe. Das Buch ist kein entspannter Spaziergang, aber in Häppchen absolut gut verdaulich. Deshalb hier noch eine schnelle Empfehlung zum Jahresende.

King Kong Theorie
King Kong Theorievon Virginie DespentesKiepenheuer & Witsch
23. Okt. 2023
Bewertung:3

Ein Buch welches man in kurzer Zeit gelesen hat und ich zum Glück als Mängelexemplare entdeckt habe. Nachdem mich das Buch zum Feminismus von Margarete Stokowski so begeistert hat, war ich auf dieses oft erwähnte Buch der Französin Virginie Despentes sehr gespannt. Leider kam ich nicht so gut damit zurecht. Es mag an der Sprache gelegen haben, die ruckartig zwischen „Straßenslang“ und „Intellektuell“ springt oder am Inhalt, der zum Teil sehr interessante Sichtweisen bietet, welche mich zum Nachdenken gebracht hat. Aber gleichzeitig viele Passagen lieferte die mir zu aggressiv und radikal erschienen. Das Bild welches sie von der Männer- und auch Frauenwelt zeichnet kann ich so nicht komplett nachvollziehen. Manchmal nicht einmal in Ansätzen. Es mag an ihrer Vergangenheit liegen, vielleicht an Frankreich selbst, aber ich hatte einfach Probleme mich mit ihr zu identifizieren. Sie ist ein Kind der 60er/70er und Punk. Das Buch ist in drei Hauptthemen unterteilt: Vergewaltigung - Ihr eigenes traumatisches Erlebnis mit 17 und wie sich das verarbeiten musste / Prostitution: Virginie hat selbst als Prostituierte einige Zeit in Frankreich gearbeitet / Pornografie: Eine spannende Sichtweise auf die Szene. Alles in allem sind einige interessante Ansätze dabei, aber im Gesamten war es nicht mein Buch. Ich konnte nicht so richtig etwas damit anfangen. Vielleicht war es doch zu intellektuell für mich... Da lese ich lieber Stokowksi noch einmal :)

King Kong Theorie
King Kong Theorievon Virginie DespentesKiepenheuer & Witsch