Top 10 meines Lebens
Mein Lesejahr 2024 startet mit einem der besten Bücher, das ich in meinem Leben je gelesen habe. Ich habe mir die ganze Zeit gedacht „Wie perfekt kann Remarque eigentlich schreiben“ und „Bitte hör nicht auf, Buch, so ein Lesen kommt nur selten vor im Leben“. Es ist nicht das typische Remarque-Setting mitten in einem Krieg. Wir befinden uns im Jahr 1923. Deutschland ist in einer tiefen Krise nach dem verlorenen 1. Weltkrieg, mitten in einer Inflation und am Beginn des aufkeimenden Nationalsozialismus. In diesem Deutschland lebt der Ich-Erzähler Ludwig Bodmer. Er ist Mitte 20 und hat im 1. Weltkrieg kämpfen müssen. Auch deswegen trägt der Roman den Untertitel „Geschichte einer verspäteten Jugend“. Ludwig arbeitet als Grabsteinverkäufer und Organist. Er ist auf der Suche nach Liebe, nach Menschlichkeit, nach Freundschaft, nach dem Sinn des Lebens. Auf dieser Suche verliebt er sich in die schizophrene Genevieve… 101 Jahre später leben wir in einem ganz anderen Deutschland mit ähnlichen Entwicklungen und Herausforderungen. Allein deswegen, und auch aufgrund seiner zeitlosen Themen, ist der Klassiker schon ungeheuer zeitgemäß. Dazu kommt noch Remarques unvergleichlicher Schreibstil: markig, sarkastisch und doch feinfühlig, nachdenklich. Ein Buch, dass ich jeder/jedem in die Hand drücken würde, ohne Sorge zu haben, dass sie/er nicht reinkommt. Ich habe lange nicht mehr so viel in einem Buch herummarkiert. Ludwig Bodmer, der sympathische Moralist mit trockener Schnauze, gehört nun zu meinen liebsten literarischen Figuren. Großartig! Ein Buch fürs Leben.