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Bewertung:3

Es ist schwer, den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht der Deutschen zu schildern. Zumindest ohne Pathos, Verherrlichungen und Schuldzuweisungen. Remarque schafft es. Kein Wunder, bei seiner Geschichte. Wenn man sich also mit der deutschen Sicht beschäftigen möchte, gehört Remarque zuoberst auf die Leseliste. Ernst ist auf Urlaub zurück in der Heimat und erkennt diese kaum wieder. Er muss erkennen, dass Tod und Zerstörung nicht nur auf dem Schlachtfeld stattfinden, sondern auch zu Hause. Und dass dort kaum mehr etwas so ist, wie er es in Erinnerung hat. Es ist eine erschütternde Sicht auf die Auswirkungen von Krieg auf die Menschen. Mehr und mehr fallen Ernsts Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Heimat in sich zusammen. Remarque schildert diesen Zerfall eindrücklich und nachvollziehbar. Man merkt erneut, dass er weiss, wovon er schreibt. Dieses Buch ist ein Schrei nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach Ruhe und Sanftmut. Ernst bekommt nicht viel davon, aber ein wenig. Wie viel hat Remarque erhalten? Der Autor gibt auch den gerne verteufelten Deutschen ein menschliches Gesicht. Manche wurden Nazis, viele wollten aber einfach nur (über-)leben. Doch wie geht das in einer Zeit des Sterbens? Wie kann man leben, wenn überall gestorben wird?

Zeit zu leben, Zeit zu sterben
Zeit zu leben, Zeit zu sterbenvon Erich M RemarqueKiepenheuer & Witsch