23. Juli 2024
Bewertung:4

Paris 1911, ein Kriminalfall um ein verschwundenes Gemälde, ein bunter Haufen von Künstlern = gute Unterhaltung. Tom Hillenbrand entführt die Lesenden tief ins Künstlermilieu von Paris. Sprach- und bildgewaltig fühlt man sich direkt in diese Zeit zurück versetzt. Anfangs war ich ein bisschen erschlagen von der Vielzahl an Handlungssträngen und Personen, bin aber nach gut 1/4 richtig drin gewesen. Ich treffe auf viele bekannte Persönlichkeiten und unfähige Polizisten und lerne ein bisschen was dazu. Die Mona Lisa, das verschwundene Gemälde, um welches es im Roman geht, war wirklich verschwunden, zu genau jener Zeit, und hat erst dadurch zu ihrer jetzigen Berühmtheit gefunden. Hillenbrand vermischt hier historische Details mit einer ganzen Menge Fiktion, bringt mich aber dazu die Hintergründe zu recherchieren. Sprachlich hat es mir sehr gut gefallen, es gab einen konstanten Spannungsbogen und ich habe mich jederzeit gut unterhalten gefühlt. Das Genre ist sonst eher nicht so meins. Ich nehm mir gern was aus Büchern mit, dies war jetzt hier nicht der Fall und auch handlungstechnisch passiert so viel und irgendwie auch so wenig, dass es mir schwer fällt noch mehr dazu zu schreiben. Auch der Buddyread hat gezeigt: Wir beide finden das Buch toll, aber zum diskutieren oder überhaupt austauschen gibt es nicht viel. Ich will das hier auch nicht unnötig in die Länge ziehen (man muss sich ja auch mal kurz fassen können 😂): Es ist ein sehr guter Unterhaltungsroman und eine Empfehlung.

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
18. Juli 2024
Bewertung:4

Ein wunderbar zu lesender Spannungsroman im historischen Paris Anfang des 20. Jahrhunderts. Es geht um nicht weniger als die Mona Lisa, das Louvre, die Kunst und ihre Künstler und einige liebenswert, schrullige Gauner. Eine schöne Lektüre, die ich sehr genossen habe. Rezension folgt auf meinem Instagramaccount seelich_buchliebe

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
16. Juli 2024
Bewertung:4

Im Mittelpunkt der Handlung steht der (tatsächliche) Raub von Da Vincis „Mona Lisa“ aus dem Louvre. Es entwickelt sich eine (leider nicht immer spannende) Kriminalhandlung, verbunden mit einer gelungenen Schilderung von Paris am Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein nicht nur für Paris-Fans wirklich interessanter Roman, den ich wegen der manchmal ermüdenden Längen leider nur mit vier Sternen bewerten kann. Aber jedenfalls sehr lesenswert!!!

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
18. Juni 2024
Sehr bereicherndes Buch🌷
Bewertung:4.5

Sehr bereicherndes Buch🌷

„Die Erfindung des Lächelns“ spielt 1911 in Paris, als die Mona Lisa verschwand. Ein spannender Fall, der so, so ähnlich oder ganz anders tatsächlich stattfand. Aber das Buch ist mehr als ein Kriminalfall. Es ist ein Porträt der Lebenswelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ich habe unendlich viel gelernt zu Einstellungen, Meinungen, Kunstepochen und historischen Ereignissen. So gab es die meisten der Protagonist:innen wirklich. Die Kapitel waren abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen geschrieben. Es war faszinierend, wie der Autor es geschafft hat, jedem Kapitel seine ganz eigene Färbung zu geben. So hatte man das Gefühl, die Charaktere leben. Der Schreibstil war insgesamt sehr lebendig und detailreich, ich denke die Bilder in meinem Kopf werden noch eine sehr lange Zeit bleiben. Die Handlungsstränge sind raffiniert nebeneinander hergelaufen und haben sich an den richtigen Stellen verbunden. Empfehlung!

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
18. Feb. 2024
Bewertung:3.5

Spannender historischer Krimi nach wahren Begebenheiten

Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ von Tom Hillenbrand beruht auf dem realen Verschwinden und Wiederauftauchen nach zwei Jahren der Mona Lisa Anfang des letzten Jahrhunderts. Auch die vielen Berühmtheiten sind auch historisch mit dem Fall in Verbindung zu bringen, so war Pablo Picasso tatsächlich einer der Verdächtigen. Tom Hillenbrand hat die historischen Fakten ein wenig ausgeschmückt und mit dichterischer Freiheit zu einem wahrhaft möglichen Ablauf zusammengefügt. Die vielen Persönlichkeiten tragen ihre Beiträge aus ihren eigenen Perspektiven ohne in die Ich-Form zu wechseln in kurzen Kapiteln vor. Das alles ist spannend zu lesen, allerdings sprang bei mir der Funke in einen Lesesog nicht über. Die teilweise verwendeten alten Wörter übersteigen meinen Bildungshorizont, daher musste ich oft eine beliebte Suchmaschine befragen. Ein Buch, dass vielen aber nicht allen gefallen wird.

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
1. Feb. 2024
Bewertung:4

Ein spannender und atmosphärischer historischer Roman, der die Suche nach der verschwundenen Mona Lisa im Paris der Belle Epoque zum Thema hat. Der Autor verbindet geschickt Fakten und Fiktion und lässt seinen Protagonisten auf viele berühmte Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturszene treffen.

Ich liebe historische Romane, die mich in eine andere Zeit und einen anderen Ort entführen. Deshalb war ich sehr neugierig auf das Buch. “Die Erfindung des Lächelns” von Tom Hillenbrand ist ein historischer Roman, der den Diebstahl der Mona Lisa aus dem Louvre im Jahr 1911 zum Ausgangspunkt nimmt. Der Autor erfindet eine fiktive Geschichte um den Verbleib des berühmten Gemäldes, das erst zwei Jahre später in Florenz wieder auftauchte. Dabei mischt er historische Fakten mit viel Fantasie und lässt seinen Protagonisten, den Commissaire Juhel Lenoir, auf zahlreiche bekannte Persönlichkeiten der Belle Epoque treffen, wie Picasso, Apollinaire, Crowley, Debussy und Bertillon. Das Buch hat zweifellos seine Stärken: Es ist gut recherchiert, detailreich und atmosphärisch. Der Autor versteht es, das Paris der damaligen Zeit lebendig zu beschreiben, mit seinen Lichtern, Geräuschen und Gerüchen. Er zeigt die Vielfalt und den Reiz der Kunst- und Kulturszene, aber auch die Schattenseiten der Gesellschaft, wie die Armut, die Krankheiten und die politischen Spannungen. Er schafft es, den Leser in eine andere Welt zu entführen, die faszinierend und schrecklich zugleich ist. Das Buch hat aber auch seine Schwächen: Es ist zu lang, zu langatmig und zu überladen. Der Autor verliert sich oft in Nebenhandlungen, die wenig zur Haupthandlung beitragen. Er führt zu viele Figuren ein, die kaum Tiefe oder Charakter haben. Er versucht, zu viele Themen und Genres zu bedienen, ohne einen klaren Fokus zu haben. Er schreibt zwar flüssig und humorvoll, aber auch manchmal zu bemüht und gekünstelt. Das Buch ist also kein schlechtes Buch, aber auch kein herausragendes. Es ist ein Buch, das unterhält, aber auch langweilt. Es ist ein Buch, das informiert, aber auch verwirrt. Es ist ein Buch, das zum Lächeln bringt, aber auch zum Gähnen. Es ist ein Buch, das man lesen kann, aber nicht lesen muss. 😐

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
5. Nov. 2023
Von Malern, Tänzerinnen und Anarchisten
Bewertung:3.5

Von Malern, Tänzerinnen und Anarchisten

Wieviel ist hier historischer Fakt? Wieviel Fiktion des Autors? Und schafft er es, daraus eine spannende Geschichte zu zeichnen? Von mir gibt es dazu ein klares jein. 📒 "Die Erfindung des Lächelns" von Tom Hillenbrand spielt in Paris 1911. Eine Zeit, wo sich in Paris das who ist who an Malern, Dichtern und Tänzerinnen tummelt, sowie ein paar Anarchisten. Und dann verschwindet aus dem Louvre die Mona Lisa und die ganze Welt schau bei den Ermittlungen zu. 🎨 Der Klappentext verspricht ein Buch zwischen Krimi und Zeitgeschichte, voller Kunst und Spannung. Kunst bekommen wir. Reichlich. Ausschweifend. Verwirrend. Spannung ehr nicht so. 🎨 Der Autor schöpft hier aus den Vollen und kommt aus dem flexen nicht mehr raus. Gefühlt bekommen alle mehr oder weniger bedeutenden Persönlichkeiten dieser Zeit einen Auftritt, der mehr oder weniger in irgendeiner Verbindung mit dem Diebstahl der Mona Lisa stehen könnte. Für mich wäre hier weniger mehr gewesen, so hat leider die Spannung unter der überbordenden Anzahl an Perspektiven und Persönlichkeit gelitten, die alle ihren Raum gefordert haben. Am interessantesten und lebhaftesten fand ich die Perspektiven von Pablo Picasso, Aleister Crowley und Isadora Duncan. 🎨 Neben jeder Menge Kunst und Kultur gibt es reichlich Intrigen. Schmerzlich vermisst habe ich jedoch die spannende Ermittlungsarbeit. Funken davon lassen sich erahnen, werden aber von den raumnehmenden Persönlichkeiten erstickt. 🎧 Dennoch habe ich die Geschichte beendet und das ist der Verdienst von Wolfgang Wagner, der es geschafft hat den Figuren soviel Leben einzuhauchen, dass abbrechen keine Option war. Ich kann das Buch allen empfehlen, die in die Kunstszene des Paris 1911 eintauchen wollen, aber erwartet keinen Krimi.

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
22. Okt. 2023
Bewertung:4

Die Geschichte rund um den Diebstahl der Mona Lisa vermischt historische Fakten mit fiktiven Ereignissen, lässt Personen wie Picasso und Isadora Duncan eine Hauptrolle übernehmen. Der Autor konstruiert die Handlung geschickt und lässt viele weitere damalige Geschehnisse mit einfließen. Ein unterhaltsames Buch mit interessantem und ungewöhnlichem Ansatz. Nur bei der zeitlichen Abfolge bin ich manchmal ins Schleudern geraten.

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
7. Okt. 2023
Hillenbrand hat Wahrheit und Fiktion zu einer sehr atmosphärischen und spannenden Geschichte verwoben.
Bewertung:4.5

Hillenbrand hat Wahrheit und Fiktion zu einer sehr atmosphärischen und spannenden Geschichte verwoben.

"Sie dürfen nicht immer glauben, was ich sage. Fragen verführen zum Lügen, vor allem, wenn es keine Antworten gibt." Mit diesem Zitat von Pablo Picasso beginnt das Nachwort von Tom Hillenbrands sehr atmosphärischen Romans "Die Erfindung des Lächelns" in dem Picasso eine große Rolle spielt. Die Geschichte beginnt im Sommer 2011. Da Vincis Mona Lisa hing eher unscheinbar im Salon Carré zwischen all den anderen großartigen Kunstwerken im Louvre, als sie plötzlich verschwand. Die Pariser Polizei macht sich unter Leitung von Kommissar Juhel Lenoir auf die Suche nach dem Gemälde und dabei zum Witz der Welt. Denn nicht nur, dass Da Vincis Gemälde verschwunden ist und sie auf Trab hält, obendrein führt die sogenannte Bonnot-Bande, mit ihren Überfällen, die gesamter Pariser Polizei an der Nase herum und macht sie zum Gespött. Von der ersten Seite an katapultiert mich Hillenbrand, durch seinen sehr atmosphärischen Schreibstil, in die Belle Époque und die überaus turbulente Zeit in Paris. Beim Lesen treffe ich auf bekannte Persönlichkeiten dieser Zeit, wie Picasso, Apollinaire und den Couturier Paul Poiret, dem Wegbereiter des Art Déco, aber auch auf mir unbekannte, interessante Charaktere, wie den scheinbar berühmten Alphonse Bertillon, der als größter französischer Kriminalist und Anthropologe galt - quasi der Sherlock Holmes der Realität - oder auch auf Aleister Crowley, ein britischer Okkultist, den die Tarot-Interessierten unter euch wahrscheinlich dem Namen nach kennen. Zu Beginn wechselt Hillenbrand zwischen den einzelnen bekannten und weniger bekannten Charakteren hin und her und mir stellte sich die Frage, wie diese Geschichten wohl zusammenhängen? Wo hier die Verbindung ist? Aber nach und nach entrollt sich der rote Faden der Geschichte und die Verbindungen ergeben sich. "Die Erfindung des Lächelns" ist ein rundum gelungenes und spannendes Werk, das mich in seinen Bann zog und mich mit kleinen Abstrichen sehr begeisterte. Denn den okkulten Part hätte es für mich persönlich jetzt nicht gebraucht, aber natürlich brauchte die Geschichte diesen Part um die Zusammenhänge einzelner Personen herzustellen. Das Ende konnte mich dann vollends überzeugen und hat mich durchaus zum Schmunzeln gebracht. Die Frage, die nun nach der Lektüre in meinem Kopf herumschwirrt, behalte ich für mich - schließlich möchte ich niemandem den Spaß an der Geschichte nehmen. Sehr interessant fand ich übrigens den Fakt, dass Picasso tatsächlich als Dieb der Mona Lisa verdächtigt wurde und das wurde in der Geschichte wunderbar verarbeitet. "Gerechtigkeit ist nichts anderes als Terror zum Vorteil der besitzenden Klassen. Von einem reichen Mann zu stehlen, galt schon immer als ein größeres Verbrechen, als einen armen Mann zu töten."

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
22. Sept. 2023
Bewertung:4

Obwohl ich selbst schon wie Millionen andere im Louvre vor der "Mona Lisa" stand und versucht habe, einen Blick durch die Menschenmenge auf sie zu erhaschen, habe ich mir nie wirklich Gedanken über die Provenienz des wohl berühmtesten Gemäldes der Welt gemacht. Dass Napoleon sie in seinem Schlafzimmer aufhängen ließ und dass sie 1911 gestohlen wurde und zwei Jahre lang als verschollen galt, wusste ich bis vor Kurzem gar nicht. Anscheinend war es der Raub, durch den die "Gioconda" den Status des berühmtesten Gemäldes der Welt erst endgültig manifestierte. Tom Hillenbrand, den ich bislang nur von seinen Kulinarik-Krimis kannte, hat dieses Ereignis zum Zentrum seines historischen Romans gemacht. Wie er im Nachwort sagt, orientierte sich der Autor am tatsächlichen Geschehen rund um den Raub. So erzählt er aus der Perspektive des Diebes, des italienischen Handwerkers Vincenzo Perrugia. Dieser arbeitete manchmal als Glaser im Louvre. Diese Gelegenheit und die Überzeugung, dass das Bild in sein Heimatland Italien gehöre, machten ihn zum Dieb. Der Autor versammelt in seinem ambitionierten Gesellschaftsroman illustre Künstlerpersönlichkeiten der Realhistorie. Manchen begegnen wir nur flüchtig, wie Amedeo Modigliani, George Braques oder Henri Matisse. Sie sind in der Handlung lediglich Statisten. Ein anderer aber, ungleich berühmterer Maler, ist Protagonist, nämlich der 1911/1912 noch ganz junge Pablo Picasso. Zusammen mit dem Dichter Guillaume Apollinaire, der ebenfalls als Figur vorkommt, wurde er tatsächlich des Raubes der "Mona Lisa" verdächtigt. Auch die Tänzerin Isadora Duncan ist eine Protagonistin im Roman. Sie beginnt eine Affäre mit der russischen Schneiderin Jelena, die außerdem Kommunistin ist. Jelena wird Mitglied der "Bonnot Bande", die 1911/1912 tatsächlich anarchistische Anschläge in Frankreich begann. Hillenbrands Protagonisten und Protagonistinnen stellen sich existenziell bedeutsame Fragen: Was ist der Preis des Kampfes um eine gerechte Verteilung aller Güter? Imitiert das Leben die Kunst oder ist es umgekehrt? Welchen Wert haben unverkäufliche Bilder? Und: Sollte ich nicht lieber weniger Absinth trinken? ;-) Der Aufhänger, Raub der "Mona Lisa", befindet sich in diesem Roman im Spannungsfeld sehr vieler Themenbereiche, die angeschnitten werden. Zunächst wären da die "-Muse(n)": Anarchismus/Kommunismus, Okkultismus/ Spiritismus, Expressionismus/Kubismus. Dazu kommen noch der Ausdruckstanz, den Isadora Duncan betreibt sowie die neuesten Verfahren der Kriminologie wie die Bertillionage. Außerdem geht es um die Museumsgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts (Zustand des Louvre, Verfahren der Museologie), Schriftstellerei, Journalismus und Wirtschaftsgeschichte der Zeit. Es werden also sehr viele Themenbereiche hier in den Raum bzw. den Roman geworfen. Das fand ich teilweise ein bisschen "too much". Alles wird nur angerissen und nicht wirklich ausgezählt, obwohl der Roman sehr lang ist. Manches hätte ich gerne noch eingehender verfolgt, vieles halte ich für redundant. Obwohl es um einen Raub geht, es (Spoiler) einige Tote gibt und allerlei Verbrechen und es mit Juhel eine Ermittlerfigur als Protagonisten gibt, würde ich "Die Erfindung des Lächelns" nicht im eigentlichen Sinne als historischen Krimi bezeichnen. Es ist in meinen Augen vielmehr ein "historischer Gesellschaftsroman noir". Man merkt, dass in diesem Buch sehr viel Herzblut und Recherchearbeit stecken. Mit Sicherheit geht man aus der Lektüre klüger heraus, als man zuvor gewesen ist. Wer gerne romanhafte Wimmelbücher mit sehr viel "Überbau" liest, dem sei dieser - in meinen Augen mit Themengebieten überfrachtete - opulente Roman empfohlen. Literarischen Minimalisten würde ich aber eher sagen: Finger weg vom Mammutwerk über "La Gioconde"!

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
8. Sept. 2023
Bewertung:4

Die Erfindung des Lächelns von Tom Hillenbrand Oder die Geschichte eines Gemäldes, welches durch sein Verschwinden erst Weltberühmt wurde. Wusstet ihr, dass die Mona Lisa vor ihrem Diebstahl 1911 nur in der Kunstszene bekannt war? Und das sie erst danach Berühmtheit erlangte? Und das sich während ihres verschwindens wohl das erste weltweit verbreitete Meme entwickelte? Als kleiner Picasso Fan (hab in der Schule freiwillig 2 Referate über ihn gehalten 🙄), war das Buch fast ein Muss. Wir verfolgen innerhalb der Geschichte den Spuren Mona Lisas, von ihrem Diebstahl bis zu ihrem wieder auftauchen. Die Geschichte selber wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Auf den ersten Blick haben diese Personen wenig miteinander zu tun, je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr Wege führen zusammen. Ich hab das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen, eine faszinierende Geschichte. Im kleinen betrachtet muss ich aber sagen, dass ich mir leider manchmal ganz schön dumm vorkam 🙈 die Wortwahl ist sehr gehoben und anspruchsvoll. Nicht alle Perspektiven waren für mich interessant, so hab ich zum Beispiel eine nur grob gelesen, die von Picasso dafür umso mehr genossen. Die Entführung und das wieder auftauchen des Gemäldes ist historisch belegt. Was in der Zwischenzeit passierte Fiktion. Möglich zwar, aber für mich zum Ende hin dann doch zu weit hergeholt.

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch
3. Aug. 2023
Gaunerposse und Wirklichkeit. Spannend, interessant und unterhaltsam
Bewertung:4

Gaunerposse und Wirklichkeit. Spannend, interessant und unterhaltsam

Gaunerposse oder Geschichtsunterricht. Die Erfindung des Lächelns, ein Buch, das herausfordert. Allerdings war 1911 Paris ohnehin sehr herausfordernd und turbulent. Die Erfindung des Lächelns Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzählt die Entführung der La Jaconde (Mona Lisa). Ja, sie wurde tatsächlich 1911 aus dem schlecht bewachten Louvre in Paris entführt, oder besser gestohlen. Ein einfacher Schreiner, Vincenzo Peruggia, hatte sie sich unter den Mantel geschoben und verließ mit dem Bild das Museum. Er hatte sich über Nacht in einem Schrank versteckt und am Morgen spazierte er völlig unbehelligt aus dem Louvre. Ganz Paris war aufgeregt und suchte nach dem Gemälde von Leonardo Da Vinci. Künstler verkauften Nachahmungen vor dem Museum, die Presse schrieb darüber und die Pariser Bevölkerung machte sich über die Polizei lustig, die nicht in der Lage war, den Dieb zu fangen. Und der Louvre geriet in Misskredit. Ganze zwei Jahre blieb sie verschwunden, bis Peruggia sie einem Kunsthändler in Florenz anbot. Angeblich hatte der Handwerker die Mona Lisa die ganzen Jahre unter seinem Bett versteckt. Und nun wollte der Vencenzo Peruggia die Mona Lisa wieder nach Italien zurückbringen. Der Kunsthändler nahm Verbindung mit dem Louvre auf und der Schreiner wurde verhaftet. Die Mona Lisa aber machte erst einmal eine Tournee durch Italien, bevor sie wieder in Paris an der Wand hing. Wäre das Bild damals nicht gestohlen worden, wäre die La Jaconde niemals so bekannt geworden. Die Jaconde ist verschwunden, doch ihre Lächeln schwebt noch in der Luft. Isadora fühlt sich ein wenig an die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“ erinnert. (Seite 85) Spannend oder anstrengend? Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzähl diese Geschichte. Aber nicht nur. Der Autor hat eine spannende Geschichte um die Mona Lisa entworfen, die so oder auch anders gewesen sein könnte. Zur selben Zeit des Diebstahls lebten sehr viele bekannte Künstler in Paris. Unter anderem Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire. Auch diese beiden gerieten in das Visier der Polizei, wurden verdächtigt, das Bild gestohlen zu haben. So spann der Autor nun einige Geschichten um die beiden Künstler. Ebenso wie um die damals sehr begehrte und verführerische Isadora Duncan, der Erfinderin des sinfonischen Ausdruckstanzes. Einer Feministin, die sich von dem Korsett befreit hatte und am liebsten mit wallenden, hauchdünnen Stoffen kleidete und die freie Liebe lebte. Und dann waren da noch die Revolutionäre dieser Zeit. Syndikalismus trieb damals ziemliche Blüten und so manches Leben blieb auf der Strecke. Auch darum hat der Autor Tom Hillenbrand, spannende Geschichten gesponnen. Und doch hat mich das Buch manchmal etwas zu sehr herausgefordert. Ich kenne mich in Paris nicht so gut aus. Die ganzen Gebäude und Straßen sind mir meistens nicht bekannt. Die vielen Namen, die in diesem Roman eine Rolle spielen, verwirren den Leser. Und doch bekommt der Autor immer wieder die Kurve, kurz bevor man den Roman beiseitelegen will, wird es wieder spannend. Geschichte eben mal etwas anders. Unterhaltend. Immer wieder musste ich im Internet nachforschen, worum es sich da wieder handelt. Tom Hillenbrand verwendet auch einige alte Begriffe dieser Zeit. Verwirrend, wieder nachschlagen … Mein Fazit zu dem Lächeln Spannend, interessant, informativ und unterhaltend. Auch wenn ich immer wieder nachschlagen musste, so habe ich doch einiges mitgenommen. Die Mona Lisa und ihr Lächeln spielt in diesem Roman eher eine Nebenrolle und ist nur der Faden, an dem die Geschichte sich entlanghangelt. Das Buch liest sich wie eine Gauner-Posse. Der Autor Tom Hildebrandt spinnt verschiedenste Geschichten zusammen. Und es bleibt kein Faden lose. Alle Figuren kreuzen mit ihren Geschichten immer wieder den Weg Mona Lisas. Und der Kommissar, der dazu verdammt ist, das Gemälde wiederzufinden, könnte so manches Mal daran verzweifeln, dass die damalige Polizei noch mit Pferd und Fahrrad unterwegs ist. Auch wenn der Anfang für mich etwas schwierig war, so war ich spätestens nach der Hälfte des Buches in Paris, in der Belle Epoque angekommen. Ich begleitete die Gauner, die Bonnot-Bande, malte mit Picasso in seinem Atelier, sah die Tänzerin halbnackt tanzen, und die Boheme mit Absinth anstoßen. Ein spannendes Buch, dass ich gerne gelesen habe

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelnsvon Tom HillenbrandKiepenheuer & Witsch