3 Tage vor
Ein Blick in die raue Seele der Nullerjahre
Bewertung:3

Ein Blick in die raue Seele der Nullerjahre

Ein Buch, das mich neugierig gemacht hat – weil ich selbst ein Nullerjahre-Kind bin, weil auch ich mit sechs nach Neubrandenburg gezogen bin, weil ich den Osten von innen kenne. Einige der Erfahrungen, die Henrik Bolz beschreibt, sind mir tatsächlich vertraut. Die grauen Fassaden, die orientierungslose Wut, die suchende Jugend. Aber vieles war für mich auch weit weg: Die Gewalt, der harte Drogenkonsum, diese ständige Aggression. Meine Welt war ruhiger, reflektierter, vielleicht auch geschützter. Was mir gefehlt hat, war die Sprache. Sie hat mich nicht mitgenommen – zu direkt, zu plakativ, manchmal fast atemlos. Vielleicht war das Absicht, vielleicht sollte genau das den Takt dieser verlorenen Jahre abbilden. Für mich blieb es trotzdem oft zu flach. Nullerjahre war für mich deshalb weniger ein literarisches Erlebnis als ein Wiedersehen mit einem Ort – aber ohne das Gefühl, wirklich angekommen zu sein.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
25. Mai 2025
Bewertung:1

Strukturell und stilistisch nicht überzeugend, thematisch nicht ausgegoren. Der Roman wird sehr schnell sehr zäh — immer wieder werden ähnliche Episoden erzählt, gleichzeitig gibt es diverse inhaltliche Lücken. Sprachlich ist der Roman ebenfalls flach. Der Erzähler berichtet repetitiv, weder in poetischer Sprache noch in einer überzeugenden, authentischen Stimme, von seinen Jugenderlebnissen - puh.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
8. Mai 2025
Bewertung:3

3,5 Der Wechsel zwischen Hör- und Buch war wild. Hendrik Bolzs beruhigte Stimme dazu, hat viel mit mir gemacht. Ich mochte die zeitlich, geschichtlichen Bezüge sehr, war mir aber ein bisschen zu wenig Einordnung in z.B. die familiäre Situation. Was haben denn seine Eltern dazu gesagt?? All in gutes Buch, das ehrlich und authentisch beschreibt, wie es in den 00er Jahren (vor allem im nordöstlichen Teil Deutschlands) war aufzuwachsen.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
28. Apr. 2025
Bewertung:4.5

Unangenehm brutal in Sprache und Inhalt

Eindrücklich Beschreibung der Nullerjahre in Stralsund. Das rohe Vokabular erinnert an die eigene Jugend im Ostberliner Plattenbau zu ähnlicher Zeit und die beschriebenen Zustände lassen Dankbarkeit aufkommen, diese nur teilweise und kurz so ähnlich mitbekommen zu haben.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
15. Apr. 2025
Bewertung:5

Gewalt in den Nullerjahren

Das ist ein nachträglicher Bericht, ich habe das Buch schon vor ca. 1,5 Jahren gelesen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich immer mal wieder daran denken muss und es jetzt auch zu meinen Lieblingsbüchern sortiert habe. Es ist ein hartes Buch über Gewalt, es ist vulgär und lässt nichts aus. Was ich besonders mag ist, dass es nichts beschönigt und nichts auslässt. Ähnlich zu Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo könnte man eine abschreckende Wirkung vermuten. Aber genau wie bei diesem Buch geht es nicht nur um Abschreckung, sondern auch um Aufklärung. Es regt nämlich zum Nachdenken an. Wie war es eigentlich in Mecklenburg, im Osten, in Stralsund in den „Nullerjahren“? Die Antwort: Perspektivlosogkeit, Armut, Drogen, Nazis und Gewalt. So erzählt zumindest Bolz aus seiner Kindheit und Jugend, wie er selbst gemobbt hat und gleichzeitig Angst hatte. Wie ein Junge sein musste und dass er nicht weinen durfte. Die literarische Darstellung hat mich ebenfalls sehr überzeugt. Da Hendrik Bolz auch Rapper ist, geschieht in diesem Buch alles sehr schnell, durch Ellipsen, Wiederholungen und einem schnellen Rhythmus. Für mich ist das Buch so stark, dass ich Lust habe, es noch einmal zu lesen.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
5. März 2025
Bewertung:4.5

Dieses Buch lässt mich ein wenig sprachlos zurück. Nachdem ich kürzlich bereits an der Premiere von „Mit der Faust in die Welt schlagen“ im Kino teilnehmen durfte, war mir die Thematik einer trostlosen Jugend in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung nicht fremd. Nichtsdestotrotz ist es immer wieder erschreckend zu lesen, wie sich so eine Perspektivlosigkeit, gepaart mit der Tristesse der Umgebung aus Arbeitslosigkeit, rassistischem und sexistischem Gedankengut, auf das Sozialverhalten junger Menschen auswirkt. Diese Umstände beschreibt Hendrik Bolz in Nullerjahre so anschaulich, dass man durchgängig das Gefühl hat, selbst in diesen Plattenbauten in Stralsund zu verwahrlosen. Dieses Verhalten findet in den Gedanken der Protagonisten keine Reflexion oder ein Umlenken, auch wenn das Outro dieses bei Hendrik selbst vermuten lässt. Das macht dieses Buch jedoch nur umso ehrlicher, kann aber auf bestimmte Personengruppen sicherlich verstörend wirken. Eine sehr anschauliche Erzählweise aus der Ich-Perspektive lässt dieses Buch und die Jugend von Hendrik Bolz sehr einfach in die Köpfe der lesenden Person kommen. Umso mehr man sich mit einer derartigen Thematik beschäftigt, desto klarer kann man sich vorstellen, warum es auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung noch so eine gedankliche Kluft zwischen West- und Ostdeutschland gibt und man lange noch nicht in den Köpfen der Menschen ein geeintes Deutschland hat. Auch wenn politische Themen eher grob angerissen werden, ist dieses Buch ein interessantes Fallbeispiel für die Politisierung von jungen Menschen außerhalb der eigenen sozialen Sphären; jedenfalls wenn man nicht gerade aus einer Drogen, Alkohol und Gewalt verherrlichenden Szene kommt. Kein Buch für jemanden mit schwachen Nerven, aber mehr als aufschlussreich. Einzig die Zeitsprünge in einigen Kapiteln scheinen ein wenig verworren und lassen einen daran zweifeln, ob diese wirklich so zusammengehören. Aber die Gesamtgeschichte lässt vermuten, dass es die Umstände der berauschenden Substanzen auch wenig zulassen, einen reinen Kopf zu haben.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
11. Feb. 2025
Bewertung:3

Abgebrochen - Ich bin mir sicher, dass das Buch zu Recht ein Spiegel Bestseller ist, nur war es sprachlich nicht meins, die Erzählweise holte mich nicht ab. Und, wie ich anhand des Klappentext vermutet habe, ist es mir auch zu politisch. Schade, denn auch ich bin in den Nullerjahren gross geworden und hätte ansonsten gerne ein bisschen in dieser Zeit damals rumgestöbert.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
21. Jan. 2025
Bewertung:5

MV und seine gruseligsten Seiten

Hendrik Bolz erzählt beeindruckend über die seiner Jugend, zwischen Nazis, Drogen, Gewalt und irgendwie bisschen Selbstfindung. Es war sehr gut geschrieben, man konnte es flüssig lesen und es sehr gut verstehen, vor allem , wenn man auch Mv kommt (wie ich). Die gleichen Probleme gab es 10 Jahre später nämlich auch noch, wenn auch nicht mehr ganz so extrem, wie im Buch beschrieben. Super Buch.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
25. Dez. 2024
Bewertung:5

Alter! 1A Buch. Sollte wirklich Pflichtlektüre im Unterricht werden!!! Ich kann die Kritik hier größtenteils wirklich nicht nachvollziehen… Das Buch ist unfassbar schön geschrieben, sodass man sich perfekt hineinversetzen und mitfühlen kann. Die harten Fakten im Buch bringen einen wahrhaften Lehrcharakter mit sich. Die Songzitate und andere Zusätze erfrischen das Buch auch noch einmal zusätzlich. Es gibt sogar eine Playlist! Das Schlusswort ist unfassbar schön und hilft mir dem Buch abzuschließen und es noch einmal zu reflektieren und einzuordnen. Ich werde es definitiv nochmal lesen. Großartig!

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
16. Dez. 2024
Bewertung:5

Empfehlenswert!

Unfassbar gut gezeichnetes Bild der 00er Jahre. Habe mich in meine eigene Jugend zurückversetzt gefühlt und konnte die Worte und das Erlebte richtig spüren. Dieses Buch zeigt gekonnt auf, wie man als Jugendlicher die 00er Jahre erlebt hat - und das nicht nur im Osten. Ähnliche Vibes waren damals auch im tiefsten Osten Bayerns spürbar, weshalb ich mich dem Buch wahrscheinlich auch so verbunden fühle. Starkes Literaturerlebnis und absolut empfehlenswert.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
24. Nov. 2024
Bewertung:3.5

Schade, die Geschichte hätte Potential zur Schullektüre

Das Hendrik Bolz kein Autor ist, leuchtet ein. Dennoch hätte man sich Hilfe beim Schreiben holen können. Die Geschichte ist ganz schöner Tobak, heftig und ehrlich. Ab Seite 200 verkümmert es etwas zu einem Drogenexzess. Der Schreibstil erinnert etwas an einen 8. Klässler. Was fehlt ist ernsthafte Selbstreflektion und der Weg zur Überwindung des Traumas. Wenn man das korrigieren würde und das Buch nicht gefahrlaufen würde, durch die fehlende Bewertung als "erstrebenswert" für junge biegsame Jugendliche zu wirken, fände ich es eine gute Schullektüre. Eine Leseempfehlung auszusprechen fällt mir deswegen ebenfalls schwer. Es zeigt sich wieder gut gemeint, ist nicht gleich gut gemacht. Schade.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
17. Okt. 2024
Bewertung:5

Wichtige, treffende Geschichte mit einzigartigem Schreibstil.

Dieses Buch hat mich sehr getroffen. Hendrik Bolz erzählt nicht nur seine Geschichte, wie es war in den 00er Jahren in MV aufzuwachsen, sondern lässt einen diese durch seinen treibenden Schreibstil auch fühlen. Was meiner Meinung nach wirklich eine Kunst ist, denn ich hätte mich im Normalfall nicht mit den "Charakteren" wahrscheinlich nicht identifizieren können, jedoch bekommt man so gute Einblicke in das Umfeld, durch Zahlen und Fakten aus der Zeit, dass man ein Verständnis dafür bekommt. Vielleicht liegt das aber auch an meinen eigenen Bezug dazu. Und wem es nicht so geht, versteht es dann spätestens beim Lesen des Nachworts.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
3. Sept. 2024
Bewertung:4

Dringender Tipp: Hörbuch hören, das Hendrik Bolz selber eingesprochen hat! Viele Passagen sind rhythmisch, im Sprechgesang geschrieben. Der Sound kommt vorgelesen deutlich besser rüber. Literarisch ist das keine Heldenleistung. Ist auch völlig wurscht, weil die authentischen Szenen : Alkoholexzesse, Drogenrausch, Gewalt, die Hoffnungslosigkeit, das Überleben wollen, der Slang und die Beleidigungen, so krass gut beschrieben werden, dass der experimentelle, wiederholende, teils abgehackte, fragmentarische Stil perfekt dazu passt. Die Info Einschübe zur Politik und Sozial-Gesellschaftlichen Lage in den einzelnen Jahren passten für mich gut rein. Hab da nix als schablonenhaft oder gewollt empfunden. Interessant ist, dass die Eltern nicht vorhanden sind oder wenn, nur am Rand als überfordert, Saufnasen und nicht hilfreich erwähnt werden. Eine Jugend, die komplett sich selbst überlassen wurde. Wer jetzt so gar nichts mit der Rapkultur anfangen kann, hat vielleicht nicht ganz so viel Spaß an dem Schreibstil

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
21. Aug. 2024
Bewertung:2

Eine Geschichte die auf jeden Fall Gehör verdient. Perspektivlosigkeit & Gewalt, das Aufwachsen einer Jugend der Nullerjahre, Nachwende Kinder. Ich wollte das Buch sehr gerne lesen & es hat auch viele kritische Gedanken getriggert, alles in allem hätten aber 150 statt 330 Seiten gereicht und leider wurde der Schreibstil irgendwann sehr zäh. Die eingebauten Wiederholungen (sowohl in Handlung als auch Erzählweise) machten die Leseerfahrung irgendwann einfach stumpf und langweilig. Schlussendlich wollte ich das Buch zuende lesen, aber es war mehr aufgebaut wie einzelne zusammenhangslose, sich wiederholende Tagebucheinträge & quälte mich schlussendlich etwas

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
14. Aug. 2024
Bewertung:4

Postwende-Tristesse

Eine Jugend in der ostdeutschen Provinz der Nachwendezeit. Manches scheint gar nicht so verschieden zur Jugend in Westdeutschland. Musiker und Songzitate erinnere ich auch so aus meiner Jungend. Menschen die Onkelz und Bushido gehört haben. Bestimmte Verhaltensweisen waren auch gar nicht so anders: Ob es die Slacker waren, die sich mit der Bong vor KingofQueens in Geborgenheit kifften, oder später die hypermaskulinen Pumper, die Stärke durch Gewalt zeigen wollten. Deswegen würde ich einen Teil der Erfahrungen, die im Buch beschrieben wird auch gar nicht unbedingt als spezifische Ost-Erfahrung beschreiben, sondern er als eine Erfahrung von Klasse/Mileu und Habitus. Hendrik Bolz beschreibt seine Jugendfreunde aus dem Stralsunder Plattenbauviertel und seine neuen Freunde aus Berlin Kreuzberg. Als sie auf einander Treffen ist das „zu viel“ für die neuen Berliner Freunde. Die anfängliche Euphorie für die Schönheit der Ostsee und die Stralsunder Altstadt weicht bei den neuen Freunden über Nazi-Tattoos und derber Sprache bei den alten Freunden. „Was ist jetzt, Hendrik? Fährst du mit uns oder mit bleibst du hier bei deinen asozialen PennerFreunden?“ (S.331) Das ist wie ein Schlag in die Magengrube, da fühlt man sich wie zwischen den Stühlen. Bestimmte Erfahrungen des Sozialabbaus in Folge der Agenda 2010 werden beschrieben: Hartzen, etc. Es potenziert sich aber sicher auch eine Zerstörung des Arbeitsmarktes durch den Umbau der Ostwirtschaft durch die Treuhand. Ein Nährboden für die Rechten. In so einem Zusammenhang erscheint die NPD sozialer als die SPD (S. 222).

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
12. Aug. 2024
Bewertung:2.5

Gute Story leider nicht mein Stil

Das Buch Nullerjahre ist definitiv nichts für schwache Nerven! Der Autor und Protagonist Hendrik (btw der Typ von Zugezogen Maskulin) erzählt über seine Kindheit und Jugend in Mecklenburg Vorpommern. Geprägt von Gewalt, Drogen und Rassismus. Was als wahnsinnig interessante Erzählung beginnt zieht sich sehr in die Länge. Das hat aber nichts mit der Geschichte an sich zu tun, sondern mit dem Schreibstil. Ich denke wem der Schreibstil gefällt hat hier ein absolut gutes Buch für sich gefunden. Meins war’s nicht. Schade!

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
27. Juli 2024
Bewertung:4

Rückblick auf eine Jugend im Sumpf von Gewalt und Drogen. Schonunglos brutal berichtet Hendrik Bolz über sein Aufwachsen in einem ostdeutschen Plattenbaugebiet, dessen sozialräümliche Ressourcen durch Wegzug und Segregation zunehmend verschwinden. Zwischen Leerstand und Verfall entwickelt sich hier eine jugendliche Subkultur, die quasi ohne Elterngeneration aufwächst, weil diese in den Fallstricken der Nachwendezeit hängen geblieben ist. Das Recht des Stärkeren scheint das einzige, was Halt gibt und Zusammengehörigkeit stiftet. Interessant, allerdings auch zuweilen kaum zu ertragen, ist dabei vor allem die Perspektive aus dem Innenkreis einer gewaltverherrlichenden Jugendgruppe heraus. Teilweise stilistisch etwas zu dick aufgetragen und leider auch einige Wortwiederholungen und Grammatikfehler, die so nicht hätten sein müssen.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
3. Juli 2024
Bewertung:2

Es hat mich tatsächlich in meine Kindheit versetzt, nicht in allen Zügen aber besonders am Anfang konnte ich mich gut identifizieren. Allerdings wurde es dann sehr von Alkohol und Drogen dominiert und war mehr und mehr genervt von den ständigen wortwiederholungen. Ja es kann dazu beitragen auch die heutige ostdeutsche Sichtweise auf die Politik zu begründen, aber das Buch macht es sich auch sehr einfach.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
12. Mai 2024
Bewertung:4.5

Harter Tobak

Puh, das war intensiv und oft kaum auszuhalten. Öfter war ich kurz davor abzubrechen, wenn die Spirale aus Drogen, Gewalt und vulgärer Sprache sich über lange Passagen zog. Hendrik Bolz legt hier ein Zeugnis ab, das die Jugend der Nachwendezeit im Ostdetschland skizziert. Ein Strudel aus dem 'sich betäuben', immer der stärkere sein zu müssen, bloß nichts fühlen dürfen. Noch geprägt von den Ausläufern einer DDR Erziehung und gleichzeitig schon einem zurückgelassen fühlen in der neuen Welt des geeinten Deutschlands. Das Fehlen beinahe sämtlicher Erwähnung von Eltern (und damit der Möglichkeit, dieser Jugend Halt, Richtung und Hoffnung zu geben) spricht eine so deutliche Sprache. Vieles hab ich selbst so erlebt, wenn auch glücklicherweise nicht in einem solchen Ausmaß. Gefühle von Scham, Wunsch nach Abstand und schlicht Verdrängung. Kein Buch für zarte Nerven, das aber hilft, hier und da die Entwicklungen im Osten bis heute etwas nachzuvollziehen. Auch weil Bolz immer wieder Fakten zum politischen Status der jeweiligen Zeit einfließen lässt.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
4. Apr. 2024
Bewertung:5

„Nullerjahre - Jugend in blühenden Landschaften“ von Hendrik Bolz ist für mich eine Reise in meine eigene Jugend gewesen und ein Buch, welches mich selber viel zum Nachdenken und Reflektieren bewegt hat. Ich selber bin Baujahr 1986, aufgewachsen in einer 6500 Einwohner*innen-Kleinstadt an der Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern. Ich kann vieles von dem, was Hendrik Bolz in seinem Buch nachvollziehen und habe einiges auch in unserer Kleinstadt so erlebt: junge Rechtsradikale, welche auf dem Marktplatz im April den „Führergeburtstag“ feiern und vor allen durch kurze Haare und Alkoholkonsum auffallen. Junge Menschen, die draußen in Gruppen erst Gas ziehen und später anfangen zu kiffen und andere Drogen zu konsumieren, je älter sie werden. Eltern von Freund*innen und Bekannten, welche mit diesen ganzen Jahren nach der Wende überfordert sind und ihre Kinder sich deswegen alleine überlassen. Harte Fußballkämpfe auf dem Bolzplatz, Ausgrenzung, Abgrenzung, Onkels hören und Deutschrap und die Toten Hosen pumpen. Hendrik Bolz beschreibt in seinem Buch eine Zeit für Jugendliche und junge Erwachsene, wie sie wahrscheinlich viele erlebt haben. Gerade in den neuen Bundesländern, gerade dort, wo die versprochenen blühenden Landschaften sich eher auf die Blumenwiesen, als auf den Aufstieg der Menschen bezog. Ich kann das Buch den Menschen in meiner Generation nur empfehlen, weil es deutlich macht, welches Gefühl von Freiheit, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht so viele damals spürten. Ich selber habe das alles früh hinter mir gelassen. Mein Kanal waren nicht die Drogen und die Hoffnungslosigkeit, sondern der Wechsel in die größere Stadt, aufs Sportgymnasium und der Eifer mit Leistungssport später Erfolgreich zu sein. Wo wäre ich wohl gelandet, wenn der Sport nicht gewesen wäre, welche Wege wäre ich dann gegangen. Diese Fragen schwirren durch meinem Kopf am Ende dieses Buches.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
27. März 2024
Bewertung:3

Eine verstörende Gewalt- und Drogenspirale

Eine durchaus authentische Biographie, die Bolz hier erzählt über das Aufwachsen im Osten Deutschlands. Eine Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenendasein geprägt von Gewalt, Drogen, Antisemitismus, Rassismus, Sexismus. Zwischendurch ist sehr schwierig zu verarbeiten und die Triggerwarnungen zu Beginn des Buches sind durchaus angemessen. Doch, so authentisch dies alles ist, so handelt es sich bei dem Buch quasi nur um reine Abfolgen von Beschreibungen über Gewalt- und Drogenexzesse bis hin zu stärken depressiven Episoden. Und das alles, wenn man von den seltenen historischen Kontexteinschüben absieht, ohne jede Einordnung oder Reflexion des Autors über seine Taten. Auch werden die direkten familiären Umstände nie betrachtet. Wie war das Elternhaus, wo woran direkte Verwandte? Alle im selben Strudel gefangen? Man weiß es schlicht nicht, sein Leben besteht nur aus seinen Freunden, die mit ihm in den Abgrund gleiten. So bleibt das Buch in seiner Summe leider gefangen in einer trostlosen, deprimierenden Stimmung einer sehr deprimierenden Kindheit. Ich gestehe dem Autor zu, dass er sich ziemlich sicher während des Schreibens sehr viel mit dem Geschriebenen und seiner eigenen Kindheit auseinandergesetzt hat, nur kommt dies im Text quasi nicht rüber. Schade, da wäre mehr drin gewesen, da die Thematik und die Umstände so ungemein wichtig sind.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
4. März 2024
Bewertung:3

Erst gut, dann „naja“

Die ersten 2/3 des Buches waren spannend und haben mich in früherer Sommer zurückversetzt. Ab Seite 200 wurde es aber zu einem Buch , das man „ zu Ende liest, weil man es ja angefangen hat“. Wirklich was spannendes passierte nicht mehr

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
28. Jan. 2024
Bewertung:4.5

Ein mitreißender Erlebnisbericht

Es ist schon erstaunlich: Eine Kindheit und Jugend, die nahezu zeitgleich mit meiner stattfand, gerade mal ein Bundesland weiter nordöstlich. Die Referenzen, die Ereignisse, das ist mir alles sehr nah. Aber im Laufe der Erzählung ließ mich jedes Umblättern nur noch ungläubiger zurück. Dabei finde ich den Erzählstil im Stile eines Gedankenstroms großartig. Dadurch ist man ganz nah dran an den Charakteren, den Protagonisten und Antagonisten im Alltag des Autors. Und der lässt einen viele Emotionen durchleben. Vor allem eine, die immer, mehr oder minder subtil, unter der Oberfläche mitschwingt: Angst. Vor anderen, vor sich selbst. Und vor der Ungewissheit, welcher Scheiß wohl als nächstes passieren wird. Große Leseempfehlung!

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
27. Dez. 2023
Hörbuch hören!!
Bewertung:3.5

Hörbuch hören!!

Das wurde von Hendrik Bolz selber gesprochen und wird teilweise im Sprechgesang erzählt. Da ist das Hörerlebnis viel besser, als wenn man es nur im Buch liest. Es kommt auch viel Musik aus den 90ern und 2000ern vor. Teilweise sehr erschreckend was Henrik aus seiner Jugend berichtet (Drogenkonsum, Gewalt..)aber auch sehr unterhaltsam. Hab ich so noch nicht gelesen. Kann man sich mal anhören.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
7. Dez. 2023
Erschütternd. Dieses Buch macht nachdenklich!
Bewertung:4

Erschütternd. Dieses Buch macht nachdenklich!

Dieses Buch reiht sich in meine Leseerlebnisse der letzten Monate ein und ergänzt die Erzählungen von Clemens Meyer und Domenico Müllensiefen. Zeitlich spielt Nullerjahre ca. 10 Jahre später zu Beginn des neuen Jahrtausends in einer Plattenbausiedlung in Stralsund. Eine Jugend geprägt von Drogen, Gewaltexzessen gegen jeden der Schwäche zeigt und die Abwesenheit von Liebe. Es ist streckenweise nur schwer auszuhalten. Der Autor verarbeitet hier seine eigenen Erfahrungen der Jugend und blickt zurück, nachdem er 13 Jahre zuvor nach Berlin zum Studieren ging. Mit einer großen Offenheit und sehr ehrlich beschreibt er sich als einen Teil der harten Jungs, der auch zuschlägt, sich daran aufgeilt und Unmengen an Drogen konsumiert. Ich habe mich streckenweise gefragt, wie er diesem Sumpf überhaupt entfliehen konnte, wie er den Absprung geschafft hat. Den Abschluss des Buches macht ein Nachwort von Manja Präkels, die ihre Jugen in der Nachwendezeit in der ostdeutschen Provinz verbracht hat, geprägt von der Angst vor den Glatzen und deren stumpfen Gewalt. Sie ordnet das Buch in ihre Erfahrungen ein. Maja Präsens Buch "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" ist auch sehr zu empfehlen. Fazit: Kein Buch für besinnliche Stunden unterm Weihnachtsbaum, aber ein wichtiger Beitrag, um die Geschehnisse im Osten der Republik nach der Wende und bis heute zu verstehen.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
9. Mai 2023
Bewertung:3

Ostdeutsche Geschichten warten auf ihre Bearbeitung. Das ist nicht nur das Gefühl, das Hendrik Bolz für seine ganz eigene Geschichte tief im Inneren spürt, das gilt auch generell für uns alle, für die deutsche Gesellschaft, in der der Osten Deutschlands die letzten Jahrzehnte oft unsachlich und von oben herab als Sorgenkind behandelt wurde, ohne wirklich genau hinzusehen. Autoren wie Clemens Meyer und Daniel Schulz tragen wichtige Perspektiven zur Annäherung bei, zum Verständnis, zum Gesehenwerden. Wer Einblick bekommen hat in das Leipzig, das Berlin, die ostdeutsche Provinz der Nachwendejahre merkt, wie tief solche Erlebnisse und Prägungen gehen und wie wenig sich diese wegwischen, gar vergessen lassen. Mit “Nullerjahre” steuert der Rapper Hendrik Bolz, der als Testo mit Grim 104 das Duo “Zugezogen Maskulin” bildet, ein weiteres, wichtiges Puzzleteil zu dieser Ost-West-Debatte bei. Er wächst im stralsunder Plattenbauviertel Knieper West auf und legt sich sehr schnell seine eigenen Überlebensstrategien zurecht: Bloß nicht weinen, bloß keine Schwäche zeigen, nicht aus der Reihe tanzen, sonst hat man sehr schnell eine Faust im Gesicht. Während im Hort und in der Schule alte Methoden der DDR ausrangieren, treten offen rechtsradikale Vorbilder auf die Bildfläche. Hendrik schlingert, will dazugehören und dröhnt sich mit seinen Kumpels fast täglich zu, während die Mahnungen der Lehrer bald schon nicht mehr ziehen. Nur nicht zum Opfer werden, nur nicht zum Opfer werden. Mal wabern euphorische Rauschzustände, mal ergreift bekiffte Lethargie Besitz. Zwischendurch sprenkelt der Autor Statistiken und Fakten im Nachrichtenstil ein, teilweise schwenkt er in hartem Kontrast hin und her und stellt seine damalige Realität den Arbeitslosenzahlen oder politischen Maßnahmen gegenüber. Mit Referenzen auf Klamottenmarken, Musik und TV gibt Hendrik Bolz seiner Erzählung eindeutig den Anstrich der Nullerjahre meiner eigenen Erinnerung - und doch könnten unsere Welten nicht unterschiedlicher sein. Dieser Effekt ist gut gelungen, allgemein wird man besonders im Hörbuch mit fast mantraartigen Wiederholungen durch die Handlung getrieben, rastlos, panisch, euphorisch, atmen atmen atmen. Allerdings trägt sich die Erzählweise nicht auf die ganze Länge. Ich hätte mir zeitweise doch mehr Einbettung der Fakten in die Handlung gewünscht, der Effekt des Gegenüberstellens nutzt sich auf die Dauer ab. Mir erschloss sich auch nicht, wie Hendrik in diesem Umfeld noch sein Abitur schaffen und zum Studium nach Berlin gehen kann. Von seinen Eltern erfahren wir überhaupt nichts, die Eltern anderer sind maximal Randnotizen. Dieser Aspekt hat mir in den sich irgendwann wiederholenden Drogen- und Gewalterfahrungen und dem Einfluss des toxisch männlichen Umfelds gefehlt. Auch wenn dies wahrscheinlich bewusst als Leerstelle gehalten wurde, kann man sich kaum erschließen, warum gerade er den Absprung noch geschafft hat, woher er die Motivation nahm, das Gymnasium nach einem Schulverweis weiter durchzuziehen. Dennoch: Geschichten wie diese müssen erzählt und gehört werden. Hendrik Bolz tut dies schonungslos und mitreißend und bei einem Meister des gesprochenen Wortes wie ihm ist das Hörbuch ein Muss!

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
28. Feb. 2023
Bewertung:4

Harter Tobak

Uff. Schon lange nicht mehr hat mich ein Buch noch nach dem Lesen so beschäftigt wie 'Nullerjahre'. Diesen Roman zu lesen, macht keinen Spaß. Es macht keine Freude, sich durch die Kindheit und Jugend des "Zugezogen Maskulin"-Rappers Hendrik Bolz in Stralsund im Osten Deutschlands zu lesen. Im Gegenteil, es beklemmt, es schmerzt, es ekelt an und es ist sehr schwer zu ertragen. Doch genau deswegen ist es auch wichtig: um zu verstehen, wie das Leben in einem Teil der ehemaligen DDR für viele Menschen in den Nullerjahren gewesen ist. Was es konkret bedeutet, wenn man davon redet, dass Menschen "abgehängt" und perspektivlos seien. Bolz berichtet schonungslos, aber fiktionalisiert, von einem Leben inmitten von Gewalt und Abhärtung. Toxische Männlichkeitsbilder gehen Hand in Hand mit Mobbing und Ausgrenzung von allen vermeintlich Schwächeren. Rassismus, Antisemitismus und Misogynie gehören zum guten Ton, wer da nicht mitzieht, ist raus. Erst Drogen schaffen es, die Gewalt bis zu einem gewissen Punkt abzulösen. Inmitten der Erzählung stellt der Autor auch immer wieder Bezug her zu den politisch und wirtschaftlich bedingten strukturellen Problemen im Osten. Er bettet den geschilderten Rassismus ein in erschreckende Statistiken und macht damit deutlich, dass seine Schilderung lediglich ein Beispiel von vielen ist. Wie bereits erwähnt, hat mich das Buch noch lange beschäftigt - die eindringlichen Bilder um die sinnlose Gewalt lassen mich nicht los. Daneben ist es aber auch noch ein Zeitzeugnis der Popkultur der Nullerjahre - fast schon akribisch werden sämtliche wichtige Rap- und Popstars sowie Songs eingearbeitet, die in der Zeit für viele identitätsstiftend waren. Ich hätte mir vom Buch gewünscht, dass manche Lücken noch mehr gefüllt werden, so waren mir manche Entscheidungssprünge des Erzählers zu groß. Ansonsten möchte ich euch bitten, die Warnung ernstzunehmen, die der Autor selbst als Vorwort vorangestellt hat: "Dieses Buch berichtet aus einer Welt, von der man schwer erzählen kann, ohne den Rassismus, den Antisemitismus, die Misogynie, die Homophobie und die Gewalt sprachlich zu reproduzieren, die in ihr zentrale Ordnungsprinzipien waren. Diese Ambivalenz sollte niemand aushalten müssen, der sich nicht bewusst dafür entschieden hat." CN: Rassismus, Gewalt, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Tierquälerei, Suchterkrankung, Drogenmissbrauch, Rechtsextremismus, Mobbing, Gewalt, Mord, Gewalt ggü. Obdachlosen, Alkoholismus, Fettfeindlichkeit, Suizid, Sexismus, Ableismus, I-Wort, toxische Männlichkeit, Panikattacken

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
9. Feb. 2023
Bewertung:5

Dieses Buch ist wie ein Schlag in die Fresse. Eine unfassbare Intensität, mit der Hendrik Bolz sein aufwachsen im Stralsund der Nullerjahre beschreibt. Trostlosigkeit, Drogen und Gewalt prägen seine Jugend, ein Sumpf in den so viele Jugendliche reingezogen werden. Nullerjahre ist ein wilder Ritt, start to finish. Es entwickelt einen Sog, und hat mich noch Wochen nach dem Lesen beschäftigt. Ganz weit oben in den Jahresfavoriten!

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch
29. Jan. 2023
Bewertung:4

Triggerwarnung: Gewaltverherrlichung, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Diskriminierung, Rassismus, Sexismus uvm. Was wird aus Jugendlichen, die um die 2000er Jahrtausendwende im Osten Deutschlands, genauer gesagt in Stralsund, aufwachsen: ohne Halt, ohne Struktur, ohne Orientierung, ohne Freude, ohne Werte? Eine mögliche Antwort darauf gibt Hendrik Bolz in seinem Debütroman „Nullerjahre“. Dieses Debüt ist ein Brett! Es ist authentisch, schonungslos, hässlich und schwer zu ertragen. Und genau deshalb so wichtig! Denn es beschreibt aus meiner Sicht NICHT NUR ostdeutsche Phänomene.

Nullerjahre
Nullerjahrevon Hendrik BolzKiepenheuer & Witsch