Ich finde es unglaublich wichtig, dass es mehr Bücher über Trans-Identität gibt. Und dementsprechend wollte ich das Buch wirklich mögen. Und auch wenn ich das nicht konnte, finde ich es gut, dass es dieses Buch gibt! Mit diesem Disclaimer out of the way, hier sind meine hauptsächlichen Kritikpunkte: Ich mag Charaktere die nicht „nett“ sind, ich mag es wenn Charaktere Wut in sich tragen und wenn sie keine idealen Menschen sind. Ich verstehe auch aus eigener Erfahrung wie sehr starker Selbsthass sich auf alles und jeden im Umfeld auswirkt, aber hier ist es einfach viel zu überspitzt. Ich verstehe, dass jeder diesen Schmerz anders empfindet und das dieser immens ist (meine Kredenzen: ich habe wegen Dysphorie auf Dates die Nacht über in meinem Binder geschlafen und habe immer noch chronische Rückenschmerzen), aber auch in der schlimmsten Zeit hatte ich sonstige Eigenschaften und Interessen, die mich als Person ausmachten. Ich verstehe, dass das Buch in den 2010ern spielt und es damals noch um einiges schwieriger war, die Transition zu durchleben und Kontakte zu finden, aber ich finde es etwas unrealistisch dass Johann sich nie online Community gesucht hat, oder zumindest recherchiert hat wie man sicher bindet — er trägt das ganze Buch über bis zur Mastek Mullbinden über den gesamten Brustkorb gewickelt (bitte tut das nicht!!! holt euch Binder oder Kinesio-Tape). Und diese Mastek ist dann auch das Ende aller Probleme, anscheinend können Trans-Personen nicht kleinere Freuden auf der Reise erleben und der antrainierte Selbsthass kann mit einer OP besiegt werden. Für ein Buch dessen Hauptthema die Psyche des Protagonisten ist, wird diese sehr eintönig beschrieben. Und zuallerletzt muss ich sagen, dass ich persönlich den Schreibstil einfach nicht mochte. Es fühlte sich für mich auf Zwang quirky und voll von schwächelnden Metaphern an, hier ein paar Beispiele: „Manchmal frage ich mich, ob Louise eine reinkarnierte Eiche ist. Sie ist solide und rustikal, nichts an ihr flattert.“; “Der Kaffee schmeckt mittlerweile wie die Unterseite einer Tischplatte. Denke ich. Was weiß ich schon von Tischplatten und ihren Unterseiten?” Alles in allem eine wichtige Geschichte, die für mich leider zu eindimensional war und mit deren Schreibstil ich mich nicht anfreunden konnte.
Ich mag mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ja, dies könnte mein liebstes Buch 2023 werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es das auf jeden Fall. Die einfühlsame und witzige Art, wie Johann uns seine Welt beschreibt, ist beispiellos und zu 100% gelungen. Das Buch bringt eine Wortgewandtheit hervor, wie ich sie noch nie gelesen habe. Nur Liebe für diesen Roman und natürlich fünf Stern!
Bin sprachlos. Henri Maximilian Jakobs ist so ein talentierter Autor, ich dachte zwischen den Seiten ist Koks verstreut, so hat mich das Buch in Beschlag genommen. Viele der Beschreibungen sind ein Faustschlag in die Magengrube und für mich als trans Mensch extrem nachvollziehbar. Ein unglaubliches Debüt, das danach schreit gelesen zu werden!
Das einzige was mich gestört hat war 1. Der übermäßige Alkoholkonsum zu egal welcher Gefühlslage und 2. Ging es mir manchmal so dass ich dachte: also so metaphorisch spricht doch in echt wirklich keiner. Aber Geschmäcker sind ja verschieden. Ansonsten sehr eindrückliches Buch, der erste Roman den ich kenne, der den Weg eines Transmannes bis zur Mastek als Geschichte erzählt, aber nicht als Biographie oder Fantasy oder whatever.
Ich mag mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ja, dies könnte mein liebstes Buch 2023 werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es das auf jeden Fall. Die einfühlsame und witzige Art, wie Johann uns seine Welt beschreibt, ist beispiellos und zu 100% gelungen. Das Buch bringt eine Wortgewandtheit hervor, wie ich sie noch nie gelesen habe. Nur Liebe für diesen Roman und natürlich fünf ⭐️!
Zugänglicher Einstieg ins Thema
Ich fand’s ganz schön! Würde es tatsächlich als seichten Einstieg zum Thema trans sein + Transitionsprozess verstehen, vor allem auch für eine jüngere Zielgruppe, also hat (in meinen Augen) durchaus auch Jugendbuch-Züge. Ist auf jeden fall auch viel zum schmunzeln dabei, für mich persönlich (!) etwas zu viel (viele Wortspiele etc). 💜 Große Empfehlung auch, dem Autoren auf Instagram zu folgen!
Sehr schön, wie eins von Anfang an die Gefühlswelt mitbekommt, welcher sich Transpersonen ausgesetzt fühlen.
Die Beschreibung eines steinigen Weges zum wahren Ich

Lesen, Lernen und Weiterempfehlen
Mir fällt es schwer, diesem Werk überhaupt irgendwie gerecht zu werden. Man schwankt zwischen Lachen und Weinen; zwischen Leichtigkeit und erdrückender Schwere. Was kann ein Mensch ertragen? Dieses Werk zeigt es! Die Reise einer Transition ist durch die Gesellschaft und die diskriminierende formalisierte Bürokratie eine Zumutung. Henri Maximilian Jakobs schafft mit seinem Werk den Spagat zwischen Unterhaltung und knallharter Aufklärung. "Die Zukunft ist nicht morgen, sondern jetzt in unseren ahnungslosen Köpfen." Spread love und lesen, lesen, lesen!

Achterbahnfahrt direkt ins Herz!
Der Debütroman »Paradiesische Zustände« von Henri Maximilian Jakobs hat in mir eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle ausgelöst. Ich habe zunächst gebraucht, um reinzukommen – in den Plot, die Figuren. Aber dann hats mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich habe so sehr mitgefühlt, gelitten und gelacht. Das ging einfach direkt ins Herz. Voller Seligkeit habe ich die letzten Sätze beendet, sitze nun hier und wünsche mir, dass es mehr wundervolle und mutige Bücher wie diese gibt. »Ich bin der Punkt am Ende eines Satzes. Die Frage, die niemand beantworten will.« S. 209 Um was geht’s? Um eine Transition, um Entscheidungen und Wandel. Um Selbstfindung, um Freundschaft. Und um Sekt. Viel Sekt. Ja, dieses Buch ist deep und tut teilweise echt weh. Aber gleichzeitig ist es so verdammt ehrlich und voller Humor. Für mich war dieser Roman eine absolute Bereicherung. Ich habe verstanden. Konnte Johanns Transition miterleben, mitfühlen. Puh Gänsehaut. Ganz große Liebe dafür und fürs Cover halt sowieso.

»Ich werfe meinen geballten Frust auf Louise. Sie ist schlau genug, ihn nicht aufzufangen. Hebt ihre Hände nicht, lässt ihn vor sich auf den Boden fallen, wo er dumpf aufschlägt. »An mir musst du deinen Frust nicht auslassen. Ich bin nicht dafür verantwortlich, o.k.?«« (S.99) Das Debüt »Paradiesische Zustände« von Henri Maximilian Jakobs ist ein Coming-Of-Age oder vielleicht auch Coming-Of-Gender Roman, in dem der Autor über Transition, dem Finden von sich selbst und Freundschaft erzählt. Wir lernen den Protagonisten Johann als depressiven und unglücklichen Menschen kennen, der mit dem bei Geburt zugewiesenen weiblichen Geschlecht kämpft. Vom Urlaub nach dem Abi mit seiner besten Freundin Louise (, die im Übrigen eine ganz schön coole beste Freundin ist 🥹), Schauspielschule im tiefsten Bayern, Umzug bis zum Leben in Berlin begleiten Leser*innen Johann knapp 6 Jahre, 8 Monate und 20 Tage literarisch vom Wolpertinger und dem medizinischen sowie bürokratischen Hürdenlauf bis zu seiner zweiten Geburt als Mann. Ich habe Johanns Schmerzen nachfühlen können, und eine Ahnung davon bekommen, wie es sich anfühlen muss, im falschen Körper zu leben. Es ist ein eindringliches, emphatisches, witziges, ironisches, schmerzhaftes, ehrliches und grandioses Debüt ❤️🔥 Ich konnte teilweise nicht zwischen Lachtränen und Mitgefühlstränen 😭 unterscheiden. »»Genau, Louise, so ist das mit dem Unglücklich-verliebt-Sein. Man entscheidet einfach, dass man keine Lust mehr drauf hat, und zack, ist alles wieder geil. Guter Tipp. Danke!«« (S.245) Es ist kein biografisches Buch, sondern ein Roman — auch wenn sicherlich einige der Perspektiven und Schilderungen nicht möglich wären, ohne den Background des transmännlichen Musiker, Schauspieler und Autor Henri M. Jakobs. Die Welt braucht definitiv mehr solcher Geschichten und Perspektiven ❤️🔥🤝🏼 Ich habe mir »All die brennenden Fragen« selbstgekauft und kann beide Bücher des Autors Euch nur wärmstens ans Herz legen 🍟❤️🔥 [4.5/5 ☆]