29. Apr. 2025
Bewertung:4

2 Frauen begegnen sich in einem Hundepark in Helsinki . Die eine Frau hat das Leben der anderen Frau ruiniert und befürchtet nun deren Rache - doch was genau ist geschehen? Olenka war in einer Führungsposition eines Reproduktionsunternehmens angestellt, Daria war eine von ihr betreute Spenderin, beide verbindet dieselbe Herkunft und beide sind in einem Todesfall involviert. Sofi Oksanen nimmt den Leser in diesem literarischen und intelligenten Thriller mit auf eine Reise durch die Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Sie beschreibt das Leben, die Zukunft und die Ängste der heranwachsenden Generation der 90er und 00er Jahre und schreibt in einer klaren, sachlichen und nahezu emotionsfreien Sprache von "Verkaufswerten" junger ukrainischer Frauen, die für "westliche" Kunden zur Erfüllung deren Kinderwunsches dienlich sind. Ein spannender Roman, der nicht nur die Geschichte der Ukraine nach der orangenen Revolution beschreibt, sondern auch in die Psyche von Frauen blicken lässt, die zum einen nichts mehr zu verlieren haben oder aber mit ihrem langen unerfüllten Kinderwunsch zu kämpfen haben.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
16. März 2025
Bewertung:4

Beschreibung In einem Hundepark in Helsinki sitzt Olenka auf einer Bank und beobachtet heimlich eine Familie, doch sie bleibt nicht unbemerkt, denn neben ihr lässt sich eine Frau nieder, die ihr durchaus bekannt ist. Daria stammt aus Olenkas Vergangenheit, einst waren sie Freundinnen, doch nun befürchtet Olenka die Rache des Mädchens, dessen Leben sie einst zerstörte. Eines vereint die Frauen jedoch immer noch, ihre Kinder im Park, die von ihrer Existenz nichts ahnen… Meine Meinung Der Markt mit der Leihmutterschaft in der Ukraine kommt reichen europäischen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zupass. Doch wie geht es den Frauen, die vom lukrativen Business mit den Eizellenspenden ausgebeutet werden? Welch gefährliche Lebensverhältnisse prägen sie? Diesen Fragen geht Sofi Oskanen in ihrem erschütternden Roman »Hundepark« nach. Olenka war selbst Spenderin, hat sich mit ihrem zielstrebigen Pragmatismus in der Karriereleiter jedoch schnell nach oben gekämpft und dennoch alles verloren. Vor ihrer Vergangenheit in der Ukraine ist Olenka mit falschen Papieren nach Finnland geflohen, wo sie sich als Putzfrau durchschlägt, doch schon bald holen sie die Ereignisse ein. In geschickt gewählten Sequenzen lässt Sofi Oksanen die Puzzleteilchen aus der Vergangenheit der 1990er und frühen 2000er Jahre ins Blickfeld der Leserinnen und Leser geraten und zusammen mit dem gegenwärtigen Erzählstrang aus dem Jahre 2016 ergibt sich nach und nach ein brisantes Bild mit nervenaufreibenden Thriller-Vibes. Spannung und emotional ergreifende Achterbahnfahrt inbegriffen. Der brillante Erzählstil von Sofi Oksanen beeindruckt und fordert heraus, eine Geschichte zum hineindenken und mitfiebern. Auch wenn man sich über eine lange Zeit die Frage stellt, wem Olenka als Ich-Erzählerin ihre Story erzählt – schließlich fällt auch dieses Puzzlestück an seinen Platz. Erschüttert hat mich das Geschäft der osteuropäischen Fruchtbarkeitsindustrie, welches für die ukrainischen Frauen Fluch und Segen zugleich bedeutet und in Olenka versinnbildlicht wird. Die Armut und Perspektivlosigkeit treiben Olenka auf diesen Pfad, nachdem sie einen Modeljob in den Sand setzte und ihre Familie vor einer Abhängigkeit der Opium-Bosse schützen will. Sie ist eine der Frauen, die aus ihrer Not heraus die dargebotene Möglichkeit annehmen. Daria zählt auch zu diesen Frauen, doch sie konnte sich nicht aus den Fängen der Eizellspenderinnen-Maschinerie befreien. Zwei Frauen, körperlich wie auch psychisch ausgebeutet von einem unmoralischen System. »Hundepark« ist keine leichte Lektüre, es fordert den Leser heraus, sich den politischen und soziokulturellen Unterschieden zwischen Ost und West zu stellen. Ein brisanter Thriller, der gerne noch etwas ausführlicher zum Thema Leihmutterschaft hätte ausfallen dürfen. Mein Interesse bezüglich der östlichen Gesellschaft konnte Sofi Oksanen jedoch wecken, sodass ich gerne noch mehr aus diesem Bereich lesen möchte. Fazit Ein durchdringender Roman über das ukrainische Geschäft mit dem Kinderwunsch, brillant erzählt und spannend wie ein Thriller. -------------------------------- © Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.03.2022

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
28. Jan. 2025
Bewertung:2

Hach ja. "Hundepark". Die Erwartungen waren hoch, das Buch konnte sie leider nicht erfüllen. Passiert manchmal. Ich sag euch, was hier los war. Kurz nochmal zum Thema: Eine junge Ukrainerin lebt mit neuer Identität in prekären Verhältnissen in Helsinki, als sie im Hundepark einen Geist der Vergangenheit trifft. Über Rückblenden tauchen wir ein in die Ukraine nach Zerfall der Sowjetunion, in eine unethische und dunkle Kinderwunschindustrie, in das Leben von Leihmüttern und Eizellenspenderinnen und Agenturen, die für das Kinderglück ihrer internationalen Klienten auch über Leichen gehen. So weit, so gut. Leider fühlte sich der gesamte Roman an wie das erste Drittel eines Thrillers - Seite um Seite, Kapitel um Kapitel habe ich darauf gewartet, dass die Geschichte endlich an Fahrt aufnimmt. Doch der Plot-Twist wird erst spät und dazu sehr unaufregend geliefert, und das Ende bleibt so offen, dass man es selbst dann nicht mögen kann, wenn man eigentlich nichts gegen offene Enden hat. Nichts desto weniger: Setting und Thema sind so relevant, dass man das Buch auch allein dafür lesen kann. Nur den Titel "Thriller" würde ich dem Buch eigentlich ganz gerne absprechen, weil der die Erwartungen an den Plot so hoch schraubt, dass das Buch ihnen kaum noch gerecht werden kann. 2,75 Sterne und ein weiteres, solides Buch auf meinem #readukraine -Stapel.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
6. Juli 2024

Abgebrochen bei Seite 212

Ich habe das Buch jetzt so lange pausiert, dass ich mich jetzt doch dazu entschlossen habe, es abzubrechen. Bisher habe ich nicht gefühlt, dass ich bis zur eigentlichen Geschichte vorgedrungen bin. Es wird zu vieles nur oberflächlich angedeutet. Vielleicht kommt es noch, aber ich möchte nicht nochmal 100 Seiten "durchhalten". Für mich war es wohl nicht das richtige.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
9. März 2024
Bewertung:3

Kein Buch zum mögen, aber interessantes Thema

Es gibt sie, die Romane, die nicht schön sind, aber fesselnd und einer davon ist für mich „Hundepark“. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen, Olenka und Daria. Ich kann mich immer noch nicht festlegen, ob ich die beiden nun eher vor allem unsympathisch oder mehr bedauernswert finden soll. Sicher ist nur, dass mir ihre Lebenswelt extrem fremd ist und mir beide auch von ihrer Art während der ganzen Lektüre ziemlich fremd geblieben sind. Doch dieser Blick ins Unbekannte war dennoch sehr spannend und lohnend. Im Mittelpunkt stehen die Themen Eizellenspende und Leihmutterschaft, die in der Ukraine regelrecht „industriell“ betrieben werden. Man mag sich das alles gar nicht vorstellen und es ist auch nicht eben leicht verdaulich. Darüberhinaus spielen auch die langen Schatten der UdSSR, der Anbau von Opium und der (teils illegale) Bergbau in der Ostukraine eine Rolle. Das Ende hat mich nach so vielen Seiten ein wenig überrumpelt und eher unzufrieden aus der Lektüre entlassen. Aber wie gesagt, war es ja eh schon kein Buch zum mögen sondern eher zum dran kauen.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
9. Feb. 2024
Bewertung:2

„Entweder würde sie ohne jede Entschädigung für uns spenden, bis der Verlust, den das Büro erlitten hatte, mit Zinsen ausgeglichen wäre, oder sie würde selbst mit einem Zettel am Zeh enden.“ Die Geheimnisse der „Kinderwunschindustrie“ blieben mir verborgen, die angedeuteten Probleme waren zu vage, als dass ich hätte mit den Figuren mitfühlen können.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
7. Jan. 2024
Bewertung:3

Das Buch bekam ich paar Monate nach dem Erscheinen zugeschickt und kurz darauf war das Land, um das es hier öfters geht, stetig präsent in den Medien. Daher habe ich auch einfach lange gebraucht um es zu lesen… kam am Anfang einfach nicht in Stimmung dafür. Jetzt aber, habe ich es endlich fertig und kann euch berichten! Helsinki, 2016. Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie: Mutter, Vater, zwei Kinder. Als sich eine Frau neben sie setzt, erschrickt sie; sie würde diese Frau überall wiedererkennen, denn Olenka hat ihr Leben zerstört. Und gewiss ist sie gekommen, um Rache zu nehmen. Für einen kurzen Moment sind sie hier zusammen – und schauen ihren eigenen Kindern, die nichts von ihrer Existenz ahnen, beim Spielen zu. Olenka erzählt ihre Lebensgeschichte im “Du” – aber an wenn richtet sie sich? Wer ist diese Person, der sie alles anvertraut? Das ist eines der Geheimnisse, die mit der Zeit aufgelöst werden. Zunächst erzählt sie in Bruchstücken und Zeitsprüngen von ihrem Leben in der Ukraine, wie sie an die Leihmutterschaft-Agentur gekommen ist und was sie dazu geführt hat, auf einer Parkbank in Helsiniki zu sitzen. In einem Hundepark, wo Kinder spielen – ohne Hund oder Kind. Zunächst muss man dem Leser Geduld schenken, durch die Sprünge erleben wir vielleicht nicht gerade den besten Einstieg. Auch wenn ich vom Schreibstil der Autorin sofort angetan war und mich das Interesse gleich packte, kam ich an ein paar Stellen doch ins Straucheln beim Lesen. Es ist auch einfach kein Buch, dass man so zack mal durchließt! Die Themen sind schwer und wir lernen eine Seite der Ukraine und ihrer Menschen kennen, die hart und grausam ist. Was ist das Thema genau? In meinen Augen geht es um die Ausbeutung der Frauen in der Ukraine, bzw. durch das System. Es sind Frauen aus armen Verhältnissen, die sich nur auf mehreren Arten verkaufen können um an Geld zu kommen. Ein Geschäft davon, boomt so richtig, die “Fruchtbarkeitsindustrie”, um die sich der Roman dreht. Zu Beginn lernen wir viel darüber kennen, aber dann lässt das Thema stark nach und ich denke, die Autorin verrennt sich darin auch. Das was mich an dem Buch hielt, war meine Neugier an Olenka. Sie ist kein Charakter, den man in Herz schließt oder hasst. Für mich war sie es interessant sie zu beobachten und Stück für Stück rauszukriegen, warum sie fliehen musste, warum sie unter falschen Namen lebt und warum sie fast täglich auf dieser Parkbank sitzt. An der Stelle kamen so bisschen die Thrillerelemente immer wieder raus, wobei ich den Roman jetzt kein bestimmtes Genre packen würde. “Hundepark” ist ein Mix aus Gesellschaftsdrama, Thriller, Liebe und Familie. Eine rasante Lebensgeschichte einer starken, gefährlichen und zerbrechlichen Frau, die scheinbar alles was sie sich wünschte in greifbarer Nähe hatte, bis das Schicksal sie einholte. Eindringlich werden schwere Themen ausgepackt und es ist ein Roman, worauf man sich als Leser einlassen muss.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
25. Nov. 2023
Bewertung:3.5

Ich wollte das Buch so gerne mögen, denn die Thematik und Tragik ,die hier drin steckt, hat mich dazu bewegt es überhaupt zu lesen. Ich mag anspruchsvolle Literatur und werde gerne gefordert, allerdings waren die Sätze teilweise so verschachtelt und kompliziert, dass ich oft die Abschnitte wiederholend lesen musste. Ich habe leider die Vermutung, dass die Übersetzung mit eines das Problem war. Leider führte das dazu, dass ich immer wieder ins Stocken geraten bin. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen, was gut war, denn so konnten wir uns gegenseitig motivieren es weiter zu lesen. Mir ist dann auch aufgefallen, dass ich vieles, trotz meines langsamen Lesetempos, überlesen habe. Ich beendet das Buch mit so vielen Fragezeichen, was ich in der Regel nicht dramatisch finde, allerdings fühlte ich mich so, als ob mir Informationen fehlten und etwas überlesen habe. Dennoch bin ich gerne in die Länder gereist, in denen sich die Protagonistin aufhielt und habe viel über die Ukraine gelernt. Das Geschäft der Leihmutterschaft erzählte die Autorin ebenfalls ganz hervorragend. Mit allen Höhen und Tiefen. Wie mit Frauen umgegangen wird, die vielleicht „gut“ entlohnt werden, aber mit denen ALLES medizinisch möglich gemacht wird, nur um erfolgreich ein Kind zur Welt zu bringen und die werdenden Eltern glücklich und zufrieden ihren Familien zeigen können: wir haben es geschafft. Geld, Macht und Einfluss machen es möglich. Was der unerfüllte Kinderwunsch die Menschen dazu veranlasst, alles erdenklich mögliche zu tun, finde ich dramatisch und lässt mich nachdenklich zurück.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
22. Sept. 2023

Abgebrochen auf Seite 150 Auch wenn ich das Buch bisher nicht total schlecht fand, habe ich es trotzdem abgebrochen Das fällt mir zwar nicht leicht, aber warum soll ich mich dazu zwingen bzw überwinden ein Buch zu lesen, zu dem es mich irgendwie nicht zieht?!

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
21. Aug. 2023
Bewertung:5

„Dort beobachtete ich das Leben der Familie, die dort immer wieder auftauchte, wie eine Geschichte, die meine eigene hätte sein können, wenn alles anders gelaufen wäre.“ Ein Park mit einem Auslauf für Hunde zieht Olenka immer wieder an. Im fernen Helsinki lebt sie ein einfaches Leben, putzt für andere Leute und ihren eigenen Lebensunterhalt. Damals in der Ukraine sah ihr Leben anders aus. Erfolgreich als Model suchte sie später im Auftrag einer Agentur Mädchen, die perfekt waren. Perfekt für ausländische ungewollt kinderlose Paare, die auf eine Eizellspende angewiesen waren. Auch Daria war eines dieser Mädchen, dass nach der Spende von Olenka zu einer erfolgreichen Modelkarriere geführt werden sollte. Eindrücklich zeigt der Roman die andere, die Schattenseite der ungewollten Kinderlosigkeit. Osteuropa als Gebiet der unbegrenzten Möglichkeiten. Es wird geschönt, geschummelt, abgezockt, um Kinderwünsche erfüllen zu können und Agenturen ihren Gewinn zu garantieren. Es ist bedrückend von den Lebensumständen zu lesen, zu spüren, dass junge Frauen ihr Selbst in dem Wunsch, der Hoffnungslosigkeit zu entsagen, aufgeben. Doch dem materiellen Elend zu entgehen, bleiben für viele nur wenige Möglichkeiten. Und so werden Kinder geboren, die später von ihren Lebensspenderinnen schmerzlich vermisst werden. Der weibliche Körpern reduziert auf seine Funktionen, als Frage des Preises. Eine Ware, die nach dem Gebrauch nutzlos ist und keinerlei Lobby hat. Ein wichtiges Buch.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
1. Aug. 2023
Bewertung:4

1996-2016 Das Buch spielt zwischen Ost und West und zeigt die kulturellen wie auch gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Finnland und der Ukraine gut auf. Das wird auf Seite 110 deutlich gemacht, als Finnland beschrieben wird: Denn die Hauptperson ist in einem Land "wo Hunde eigene Parks hatten, die besser gepflegt waren als die für Menschen bestimmten Erholungsgebiete in der Ukraine." Ein sehr aktueller Roman, der sich mit den Folgen des Zusammenbruchs der Ukraine befasst. Der Bevölkerung geht es schlecht; viele sind entwurzelt und ihr ehemaliges Heimatland gibt es nicht mehr. Wo gehört man hin? Was ist Heimat? Und so haben kriminelle Geschäfte ihre Blütezeit, denn vom Staat ist nichts mehr zu erwarten. Rohopium wird angepflanzt oder der Körper verkauft. Um ihre Familien zu ernähren und unterstützen, melden sich viele junge Frauen als Leihmütter. Doch bringt der Job für die werdenden Mütter nur Leid. Sie werden wie Gebärmaschinen behandelt, als ein wertvolles Gut, mit dem man handelt. Es ist ein Job, den man nicht einfach kündigen kann und es gibt nur einen Gewinner. Diese Geschäfte werden mit Wohltätigkeitsgütern finanziert, doch um die Spenderinnen kümmert sich niemand. Viele Leben wurden durch diese Industrie zerstört und viele Träume mit den Füssen getreten. Hier geht es ums Geld und da ist es egal, wie man dazu kommt. Und wenn man sich wehrt, landet man schnell in der Leichenhalle. Denn verzweifelte junge Mädchen gibt es wie Sand am Meer. Doch auch über die Modelindustrie schreibt die Autorin. Auch hier werden junge Frauen kommerziell ausgebeutet und missbraucht. Als Bezahlung für einen Modellingjob bekommen sie meistens gar kein Geld, sondern können die Kleider behalten. Und erfolgreich werden nur die wenigsten. Und wenn man Geld braucht, wird man schnell verzweifelt. Schonungslos erzählt Sofi Oksanen über die kriminelle Ausbeutung junger Frauen, die von einem besseren Leben träumen, aber nur mehr Leid erfahren. Ein Roman über das perfide Business mit Leihmüttern aus Osteuropa, die es reichen Westeuropäerinnen ermöglichen sollen ihren langersehnten Kinderwunsch zu erfüllen. In diesem wichtigen Buch geht es um Leben und Tod.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
31. Juli 2023
Bewertung:5

Endlich habe ich mal wieder ein Buch beendet. Da mich Rückenprobleme plagen, kann ich jetzt ganz viel lesen. Die Handlung des Romans wechselt in Zeiten und Orten, in der Hauptsache aber geht es um die Leihmutterpolitik der Ukraine kurz vor dem Krieg. Die Protagonistin ist ein erfolgloses Exmodel mit tragischer Vergangenheit, die plötzlich mit der Vermittlung von Leihmüttern in einer Agentur Karriere macht. Allerdings liegt der Schatten organisierter Kriminalität über allem. Nur selten war mir eine Hauptfigur so unsympathisch und trotzdem habe ich ihre Geschichte gerne gelesen. Olenka versucht ständig andere zu hintergehen, aus allem den größtmöglichen Nutzen zu ziehen und ist zu niemandem ehrlich, nicht einmal zu sich selbst. Und so nimmt ein Drama seinen Lauf, das schon in ihrer Kindheit mit dem Verschwinden ihres Vaters begann. Zudem wird mir als Leserin auch ein wenig Kultur und Bevölkerung des Donbass erklärt, was gerade jetzt natürlich besonders interessant ist. Für mich war es ein ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️-Roman.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
1. Mai 2023
Bewertung:4

Beschreibung In einem Hundepark in Helsinki sitzt Olenka auf einer Bank und beobachtet heimlich eine Familie, doch sie bleibt nicht unbemerkt, denn neben ihr lässt sich eine Frau nieder, die ihr durchaus bekannt ist. Daria stammt aus Olenkas Vergangenheit, einst waren sie Freundinnen, doch nun befürchtet Olenka die Rache des Mädchens, dessen Leben sie einst zerstörte. Eines vereint die Frauen jedoch immer noch, ihre Kinder im Park, die von ihrer Existenz nichts ahnen… Meine Meinung Der Markt mit der Leihmutterschaft in der Ukraine kommt reichen europäischen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zupass. Doch wie geht es den Frauen, die vom lukrativen Business mit den Eizellenspenden ausgebeutet werden? Welch gefährliche Lebensverhältnisse prägen sie? Diesen Fragen geht Sofi Oskanen in ihrem erschütternden Roman »Hundepark« nach. Olenka war selbst Spenderin, hat sich mit ihrem zielstrebigen Pragmatismus in der Karriereleiter jedoch schnell nach oben gekämpft und dennoch alles verloren. Vor ihrer Vergangenheit in der Ukraine ist Olenka mit falschen Papieren nach Finnland geflohen, wo sie sich als Putzfrau durchschlägt, doch schon bald holen sie die Ereignisse ein. In geschickt gewählten Sequenzen lässt Sofi Oksanen die Puzzleteilchen aus der Vergangenheit der 1990er und frühen 2000er Jahre ins Blickfeld der Leserinnen und Leser geraten und zusammen mit dem gegenwärtigen Erzählstrang aus dem Jahre 2016 ergibt sich nach und nach ein brisantes Bild mit nervenaufreibenden Thriller-Vibes. Spannung und emotional ergreifende Achterbahnfahrt inbegriffen. Der brillante Erzählstil von Sofi Oksanen beeindruckt und fordert heraus, eine Geschichte zum hineindenken und mitfiebern. Auch wenn man sich über eine lange Zeit die Frage stellt, wem Olenka als Ich-Erzählerin ihre Story erzählt – schließlich fällt auch dieses Puzzlestück an seinen Platz. Erschüttert hat mich das Geschäft der osteuropäischen Fruchtbarkeitsindustrie, welches für die ukrainischen Frauen Fluch und Segen zugleich bedeutet und in Olenka versinnbildlicht wird. Die Armut und Perspektivlosigkeit treiben Olenka auf diesen Pfad, nachdem sie einen Modeljob in den Sand setzte und ihre Familie vor einer Abhängigkeit der Opium-Bosse schützen will. Sie ist eine der Frauen, die aus ihrer Not heraus die dargebotene Möglichkeit annehmen. Daria zählt auch zu diesen Frauen, doch sie konnte sich nicht aus den Fängen der Eizellspenderinnen-Maschinerie befreien. Zwei Frauen, körperlich wie auch psychisch ausgebeutet von einem unmoralischen System. »Hundepark« ist keine leichte Lektüre, es fordert den Leser heraus, sich den politischen und soziokulturellen Unterschieden zwischen Ost und West zu stellen. Ein brisanter Thriller, der gerne noch etwas ausführlicher zum Thema Leihmutterschaft hätte ausfallen dürfen. Mein Interesse bezüglich der östlichen Gesellschaft konnte Sofi Oksanen jedoch wecken, sodass ich gerne noch mehr aus diesem Bereich lesen möchte. Fazit Ein durchdringender Roman über das ukrainische Geschäft mit dem Kinderwunsch, brillant erzählt und spannend wie ein Thriller. -------------------------------- © Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.03.2022

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
2. Jan. 2023
Bewertung:5

„Helsinki 2016: Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet zwei Kinder mit ihren Eltern und einem Hund. Als sich plötzlich eine Frau neben sie setzt verfällt sie. Eine Frau, die sie überall wiedererkennen würde; denn sie, Olenka, hat das Leben dieser Frau, Daria, zerstört. Daria, eine Spenderin, die sie gefunden hat und einem ihrer Kinder gefährlich nahekommt.“ Geplatzt, der Traum von der Modellkarriere in Paris, kehrt Olenka heim nach Snizne: Ohne Perspektiven, ohne Job, ohne Geld. Auf der verzweifelten Suche nach Arbeit entdeckt sie einen Aushang. Und befindet sich plötzlich mitten drin, in der Akkumulation der Eizellen-Spenderinnen-Ma.fia. Olenka hatte alles. Nun ist sie Putzfrau in Helsinki und versteckt sich vor den Menschen von früher. Sofi Oksanen. Finnische Bestseller-Autorin. Ein Name, der mir bisher nichts sagte. Aber ab jetzt! Mit einem schauderhaften Thema hat sich die Autorin hier beschäftigt. „Hundepark“ erzählt von reichen Europäerinnen, die sich ihre Kinderwünsche erfüllen. Auf Kosten von ukrainischen Frauen wird auf deren Existenzen gesetzt. Menschliche Ausbeutung, die haarsträubend und dennoch real ist. Weder die Leihmutterschaft noch das Spenden von Eizellen sind in der Ukraine verboten. Snizne, der Ausgangspunkt der Geschichte. Quasi an Österreichs nordöstlicher Tür hielt ich es nicht für möglich, dass dies nicht verboten sein könnte. Das Geschäft mit der Sehnsucht nach Kindern boomt in der Ukraine offensichtlich. Fruchtbare Frauen, hellhäutig, makellos … das sind die gesuchten. Ethik, Moral und das Recht der/auf Familie, kann man das so benennen (?), werden komplett ignoriert. Frauen, die Geld brauchen, um ihre eigenen Familien zu ernähren. Agentur-Agentinnen drehen ihre Runden, um Frauen zu rekrutieren. Diese „Portale“ sind bitter, denn Frauen sind nur Ware. Sie profitieren von den (finanziellen) Nöten dieser Frauen. Und die EU sieht zu … warum geschieht hier nichts? Beim Lesen erinnerte mich an „Wenn ich wiederkomme“ von Balzano. Ein Buch – zwei Ausbeutungsstränge: sowohl die „Fertilitäts-Industrie“ als auch die politische Ausbeutung der Ukraine durch die UdSSR. Sehr gut umgesetzt! Ein Roman, ein Thriller, ein raffiniertes Buch, dass uns helfen soll, die Ukraine und die Gegenwart besser zu verstehen, und uns anherrscht, den Osten Europas nicht weiter stiefmütterlich zu behandeln. Hier wird eindringlich der Finger in die Wunde gelegt! Ein Augenöffner!!! Eine Erweiterung des Lesehorizonts! Ein Ausbruch aus meiner Lesekomfort-Zone! GROSSE LESEEMPFEHLUNG

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
23. Dez. 2022
Bewertung:4

Ein Roman, der es in sich hat. Für mich war es eine Reise in eine andere, für mich unbekannt, Welt. Leider war das Ende ziemlich rar.

Eine nicht ganz einfache Thematik, die dennoch so gut rübergebracht wurde, als wäre man selbst mitten drin. Für mich wirkte es sehr authentisch und realistisch, vor allem wenn dieses Schicksal mehrere Frauen betrifft. Das einzige Manko ist für mich, das Ende. Es hinterlässt ein paar offene Fragen, die für mich gerne auserzählt werden konnte.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch
1. Sept. 2022
Bewertung:2

Hätte mir in diesem Buch so viel mehr die Geschichte Darias als das elend lange Lamentieren von Olenka gewünscht. Ihre gesamte Familienhistorie war für mich leider eher unspannend und ihre eigene frauenfeindliche Art den Spenderinnen ggü. ließ leider null Empathie für ihre eigene "tragische" Geschichte aufkommen. Das Setting gefiel mir dafür ausgesprochen gut (Ukraine in Postsowjetzeiten und aus gegenwärtiger Perspektive der 00er Jahre), ebenso die schwarzhumorigen, zynischen Kommentare zum Einfluss der SU & Russland auf ehemalige Sowjetstaaten wie die Ukraine. Identität, Einsamkeit, Misshandlung und Ausbeutung junger Frauen als große Themen funktionierten auch gut, aber die individuellen Schicksale hätten so viel spannender sein können. Am Lover festhängen, der für den einen reichen Dude arbeitet, der deinen Vater umbringen ließ, ist auch 'ne seltsame soapige Trope. Nicht mein Fall.

Hundepark
Hundeparkvon Sofi OksanenKiepenheuer & Witsch