Bewertung:1★
Nach all den Hiobsbotschaften der letzten Zeit hatte ich Lust auf ein schönes „Wolldecken-Buch“, mit viel Liebe und Hoffnung und so. Aber dieses Buch hat mich so gar nicht abgeholt. Und dabei klang der Klappentext so interessant… dieser Gedanke kam mir nicht nur einmal während des Lesens. Ich nehme Valerie, der Hauptprotagonistin zu keiner Zeit ihre Geschichte ab: ihre Mutter hat sie verlassen, als sie zwölf war und sich nie wieder bei ihr gemeldet. Jetzt ist diese verstorben und hat ihr eine Buchhandlung in London hinterlassen. Und obwohl sie angeblich eine Mordswut auf ihre Mutter hat, bricht sie – kürzlich geschieden und alles verloren – kurzerhand alle Zelte ab und siedelt auf einen anderen Kontinent über in die Wohnung der Mutter. Finde ich schon weit hergeholt aber okay. Ihre Mutter hinterlässt ihr nicht nur die Buchhandlung, sondern gleich noch ihre Freundinnen (überzogen schräg gezeichnet) und eine Schnitzeljagd, die der Tochter helfen sollen, sie zu verstehen. Eigentlich eine tolle Idee. Aber die Schnitzeljagd ist so derart seicht und oberflächlich beschrieben, dass man Valerie schütteln und ihr zurufen möchte: wann setzt du dich mal ernsthaft damit auseinander, wer deine Mutter ist, warum sie dich verlassen hat und was das mit dir gemacht hat. Stattdessen übernimmt sie mehr oder weniger deren Leben und es wird die Chance vertan einer tiefgründigen Analyse der kaputten Mutter-Tochter-Beziehung. Aber, könnte man einwenden, ich wollte doch ein „Wolldecken-Buch“ lesen… und dennoch möchte ich dann etwas in der Hand haben, was funktioniert, was sich gut lesen lässt. Bei Formulierungen wie „Als er losfährt, klammern sich die Regentropfen in Todesangst an die Fensterscheiben“ stellen sich mir die Nackenhaare auf, viel zu bemüht und gekünstelt, nicht authentisch. Schade, weil ich die Grundidee des Buches immer noch sehr interessant finde.
Die Buchhandlung in der Baker Streetvon Sarah JioInsel Verlag