
Übersetzt von Lutz-W. Wolff Eigentlich grenzt es schon ein bisschen an nachsichtigen Lächeln, wenn ich meinen Mitmenschen in aller Ausführlichkeit mal wieder die wunderbare Tatsache kommuniziere, dass ich eine neue Kriminalbuchreihe gefunden habe, die mich schon nach wenigen Seiten um den Finger gewickelt hat. Und sie ist so herrlich britisch und sie hat wirklich mal wieder die exzentrischen, undurchsichtigen aber trotzdem irgendwie liebenswerten Ermittler:innenfiguren, außerdem werden mindestens einmal in diesem Roman die Koryphäen der englischen Kriminalliteratur genannt, wie beispielsweise Agatha Christie und habe ich schon erzählt, wie herrlich britisch das Ganze ist? Manchmal macht es mich selbst stutzig, wie so etwas eigentlich Simples wie ein englischer Kriminalroman, der bestenfalls in einer Reihe erschienen ist und von dem ich natürlich mittendrin wieder anfange zu lese, mich so glücklich machen kann. Aber so ist es einfach. "Wenn Wörter töten", der dritte Band der 'Hawthorne ermittelt' Reihe von Anthony Horowitz gehört zu den Büchern, auf die man sich zu Hause freut, wenn einem gerade wieder die lästigen Verpflichtungen des Alltages vom Lesen abhalten, es ist ein Buch, zu dem man gerne zurückkehrt, in das ich ganz arglos gestartet bin und das mich schon nach wenigen Seiten vollkommen eingenommen hatte. Es geht los bei den beiden Ermittlerfiguren, klar, einer und zwar Daniel Hawthorne ist Privatdetektiv, er hat dieses ganz bestimmte erzählerische Gen, das ihn jeden Tatort und jede/n Verdächtige und Verdächtigen komplett durchschauen lässt. Er ist aber auch sehr undurchsichtig in seinen Handlungen, Aussagen und vor allem in seiner Vergangenheit, die nebulös und düster daher kommt. Erzählt wird die ganze Geschichte allerdings aus der Sicht der zweiten Ermittlerfigur und hier lässt der Autor sein Alter Ego selbst im Roman auftreten, denn die zweite Figur ist Anthony Horowitz selbst, ein Autor von eigentlich fiktiver Kriminalliteratur, der aber hier die Aufgabe erhält den ehemaligen Chefermittler und Privatdetektiv Daniel Hawthorne bei seinen Fällen zu begleiten und dann Bücher über seine Arbeit zu schreiben. In "Wenn Wörter töten" führt ihr Weg zu einem Literaturfestival auf die englische Insel Alderney, in der die beiden eigentlich nur Promotion für Horowitz nächsten Buch machen sollen und in der noch nie ein Mord geschehen ist. Aber wie es halt so ist, ereignet sich der erste Mord auf Alderney natürlich während Horowitz und Hawthornes Besuch und beim Ablauf des Festivals und plötzlich sehen sich einer ganzen Mengen seltsam exzentrischen Figuren und potenziellen Täter:innen gegenüber. Wie das eben so ist, wenn man mitten in einer Serie einsteigt, würden die beiden Vorgänger der Kriminalreihe sooft erwähnt, dass ich sie schon nach wenigen Seiten in meiner Buchhandlung bestellt habe aber schnell wird auch deutlich, dass gerade Hawthornes Charakter durch alle Teile der Reihe ein undurchsichtiger bleibt, er scheint viel Gepäck aus seiner Vergangenheit mitzubringen und man ist unbedingt gewillt ihn durchschauen zu wollen. Der Rest dieses wunderbaren Buches ist der Inbegriff klassischer britischer Kriminalliteratur, Liebhaber:innen dieses Genres können hier gar nicht vorbeigehen, denn Horowitz baut einen clever inszenierten Mordfall auf vor gleichzeitig schöner aber auch traurig geschichtsträchtiger Kulisse. Mein trauriger Moment bei der Lektüre war definitiv der, als sie zu Ende ging, aber glücklicherweise trudeln Band eins und zwei gerade bei mir ein und der vierte Band "Mord stand nicht im Drehbuch" steht auch schon in den Startlöchern, wenn er am 20. Mai erscheint. Und, wenn mich das nächste Mal jemand fragt, was mich zuletzt glücklich gemacht, dann nenne ich als Grund definitiv diese Krimireihe, auch wenn als Antwort wieder ein nachsichtiges Lächeln und ein 'typisch' kommt.