Ich habe das Buch nach einer Reise in Vietnam gelesen und es hat mir das Land und die Menschen noch näher gebracht - vieles habe ich nun noch besser verstanden. Es ist tragisch, ungerecht und dabei wunderschön hoffnungsvoll.
Es geht um eine Familie, die uns mit durch die vietnamesische Kultur & Geschichte nimmt. Vietnam ist ein sehr gebeuteltes Land, das wird in diesem Buch nochmal bewusst.
Es geht um Verlust, um Schmerz und die Gesichter des Kriegs. Das Buch sprüht nur so von Schmerz, Liebe und Weisheit. Ich hatte zwischendurch Tränen in den Augen.
Die Erzählweise ist spannend. Das jüngste Familienmitglied, Huong, nimmt mich mit in ihr Aufwachsen, das mitten im Vietnamkrieg in Hanoi stattfindet. Die Vergangenheit der Familie ist als Monolog geschrieben, als würde die Großmutter ihrer Enkelin die eigene Familiengeschichte erzählen. Die Großmutter erzählt, wie sie nach der Landreform mit ihren Kindern fliehen musste. Unter schwersten Bedingungen wachsen sie auf & müssen dann als Erwachsene in den Vietnamkrieg ziehen. Dabei geht jedes einzelne Familienmitglied seinen ganz eigenen Weg mit ganz eigenen Hürden. Die Monologe/ Erzählungen der Großmutter fand ich besonders spannend, weil sie einerseits eine Familiennähe und Vertraulichkeit erzeugen und gleichzeitig eine Distanz, weil man als Leser:in immer wieder in eine Außenrolle - eine betrachtende Rolle - gedrängt wird.
„Der Gesang der Berge“ ist eines der Bücher, das einen die Welt besser verstehen lässt.
Das Mädchen Hu’o’ng lebt mit seiner Großmutter in Hanoi und wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Eltern, die sich auf den Schlachtfeldern befinden. Es ist die Zeit des Vietnamkrieges und Nguyễn Phan Quế Mai nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in diese Epoche des vergangenen Jahrhunderts. Aber nicht nur dorthin, sondern auch in die Zeit davor.
Zum einen ist es die Familiengeschichte des Mädchens und ihrer Großmutter, die mich gefesselt hat und auch dass wirklich viel über Vietnam und seine Geschichte erzählt wurde. Natürlich wusste ich, dass es den Vietnamkrieg gegeben hatte und dass Vietnam in der Kolonialzeit eine französische Kolonie war, aber genauer habe ich mich mit der Entwicklung wie es zum Vietnamkrieg kam und was danach geschah nicht beschäftigt. Dieses Buch hat hier Nachhilfe gegeben und das Interesse geweckt, dies nachzuholen.
Es ist trotz der schrecklichen Geschehnisse kein lautes oder lärmendes Buch, das mit großem Gebrüll die Gräuel des Krieges beschreibt, sondern es geht tiefer an die Gefühle der Menschen und was es mit ihnen macht. Die innerlichen Leiden werden klar und wie sehr die Großmutter und auch Hu’o’ngs Mutter gelitten haben, welche Kämpfe die Geschwister mit sich und auch mit ihrer Familiengeschichte im Inneren austragen und wie die Großmutter es immer wieder geschafft hat, von vorne anzufangen.
Es wurde nicht zu viel versprochen, als von „einem Familienepos, das ein ganzes Jahrhundert atmet“ die Rede war. Nguyễn Phan Quế Mai ist es mit „Der Gesang der Berge“ gelungen, eine eindrucksvolle Geschichte einer vietnamesischen Familie zu erzählen. Ihre Erzählweise ist ruhig, teilweise poetisch und gibt den Leser:innen das Gefühl, den einzelnen Personen nahe zu sein und ihre inneren Konflikte mitzuerleben. Ein lesenswertes Buch!
(read for the Magical Readathon 2021 – The Novice Path for the prompt “Mist of Solitude”: read a standalone)
4.5 ⭐️
Danke an Vorablesen und den Insel Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
„Wenn unsere Geschichten überleben, werden wir nicht sterben.“
Der Gesang der Berge ist ein wirklich besonderes Buch, das mich auf die traurige Geschichte des Landes Vietnam aufmerksam gemacht hat. Ich wusste nämlich so gut wie gar nichts über Vietnam… nur, dass es in den 70er Jahren einen schlimmen Krieg gab. Am Beispiel der Familie Tran erleben wir die historischen Ereignisse in Vietnam über fast ein ganzes Jahrhundert; angefangen in 1930 endet die Erzählung schließlich 2017.
Dabei wechseln sich die Perspektiven von Dieu Lan und ihrer Enkeltochter Huong ab.
Zuerst erfahren wir etwas über die Kindheit von Dieu Lan, wie sie wohl behütet und glücklich in der Küstenprovinz Nghe An aufwächst. Sie heiratet und bekommt drei Kinder, bevor 1942 ihr Leben sich für immer ändert: japanische Soldaten, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges in Vietnam waren, ermorden Dieu Lans Vater vor ihren Augen. 1945 fordert die Große Hungersnot das Leben ihrer Mutter und die Landreform in der Mitte der 50er Jahre zwingt die mittlerweile sechsfache Mutter als Bettlerin auf die Straßen von Hanoi.
Die Perspektive von Huong spielt zwischen 1972 und 1980 in Hanoi. Ihre Eltern sind beide im Vietnam-Krieg, und sie ist bei ihrer Großmutter (Dieu Lan) zurückgeblieben. Sie hofft, dass ihre Eltern bald zurückkehren, aber auch, dass sie und ihre Oma den Krieg überleben; denn Hanoi wird zerbombt und ihr Haus zerstört. Als die beiden versuchen, ihr Haus wiederaufzubauen, erzählt Dieu Lan ihrer Enkeltochter die Geschichte ihrer Familie und so schließt sich der Kreis zwischen den Perspektiven.
Die Perspektive von Dieu Lan hat mir ein kleines bisschen besser gefallen als die von Huong; einfach weil ich die historische Ereignisse so spannend (und bedrückend) fand. Allerdings kamen die Einsätze der Perspektivwechsel für mich manchmal abrupt. Das ist aber auch nur eine Kleinigkeit; das Buch hat sich trotzdem gut lesen lassen, aber die Übergänge hätten etwas flüssiger sein können.
Der Schreibstil von Nguyen Phan Que Mai hat mir sehr gut gefallen. Es ist relativ simpel geschrieben, aber das finde ich nicht schlimm. Die vielen vietnamesischen Begriffe werden in meinen Augen gut in den Text eingebunden, und man versteht ihre Bedeutung aus dem Kontext. Außerdem finde ich es bemerkenswert, dass die Autorin dieses Buch auf Englisch geschrieben hat – sie ist in Vietnam geboren und ist dann mit 20 Jahren für ihr Bachelor Studium nach Australien gegangen. Ein Buch auf einer Fremdsprache zu schreiben, ist echt eine Herausforderung. Aber so kann die Autorin eine neue Zielgruppe erreichen und hoffentlich lernen durch dieses Buch mehr Personen in Europa und Amerika über die Geschichte von Vietnam.
Wie historisch korrekt dieses Buch ist, habe ich nicht kontrolliert. Aber ich habe das Gefühl, dass es schon sehr nah dran an der Wirklichkeit ist. Die Autorin berichtet in der Widmung, dass sie selbst ihre Großeltern an die Landreform und die Hungersnot verloren hat, und dass andere Verwandte im Vietnamkrieg kämpfen mussten.
Es ist eine äußerst berührende Familiengeschichte, über Leid, Krieg und Verlust. Aber trotzdem vermittelt das Buch ganz viel Hoffnung und Liebe und zeigt die Wichtigkeit von Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.
Ich kann es euch wirklich nur ans Herz legen! Ich gebe 4,5 Sterne (aufgerundet auf 5). Mein einziger Kritikpunkt sind wie gesagt die Zeitpunkte mancher Perspektivwechsel, aber sonst war dieses Buch ein riesiges Highlight für mich!
Kurze Anmerkung: aus Formatierungsgründen konnte ich leider die Namen und Begriffe nicht mit den vietnamesischen Sonderzeichen schreiben; ich weiß, dass vieles anderes geschrieben wird, aber bei mir endet das mit komischen „&#“ und Zahlenkombinationen auf manchen Rezensionswebseiten, deshalb lasse ich das lieber.
Von Anfang bis zum Ende ein durchweg gelungenes und bewegendes Buch.
Hier bekommt man einen kleinen Einblick über die Geschichte und das starke und bewundernswerte Volk von Vietnam.
Wie grausam der Krieg in all seinen Facetten ist, hat die Autorin mehr als gut in Worte fassen können.
Definitiv eines meiner Highlights!
Viel gelernt und erfahren über Vietnam
- eine ergreifende Geschichte
Hab mich sehr gefreut das ich das Buch vorablesen durfte.
Der Schreibstil hat mir gefallen er war leicht und verständlich zu lesen.
Das Cover passt gut zu der Geschichte.
Bin gut in die Geschichte rein gekommen, Stück für Stück wurde die Geschichte der Familie erzählt und man konnte nachempfinden warum die Protagonisten so gehandelt haben. Die Personen im Buch waren gut ausgearbeitet und verständlich.
In dem Buch konnte ich vom Land und ihre Geschichte viel lernen.
Fand es gut wie die Geschichte erzählt wurde - so konnte man viel erfahren was in den Jahren in Vietnam passiert ist .
Es ist erschreckend was Menschen gegenseitig sich antun im Krieg und es müssen mehr Bücher darüber geschrieben werden damit man daraus lernt und es nicht vergisst.
Ein Roman, der Wunden heilt, die die Geschichte geschlagen hat.
Eine Leseempfehlung der gern Bücher über Geschichte fremder Länder liest - über Leid und Vergebung .
Der Roman -Der Gesang der Berge von Nguyen Phan Que Mai ist ein beeindruckendes Werk, das uns inmitten von Konflikten und Kriegen daran erinnert, dass hinter jedem Betroffenen eine einigene Geschichte steckt... Durch die veranschauliche Erzählweise wird deutlich, wie universell das Leid ist und wie wichtig es ist, die Menschlichkeit in solch dunklen Zeiten zu bewahren. Es zeigt uns, dass egal auf welcher Seite man steht, der Krieg für alle Menschen grausam ist und uns somit eine große Botschaft der Empathie und des Verständnisses vermittelt.
Die vietnamesische Autorin Nguyễn Phan Quế Mai hat ein Familienepos geschaffen, das die leidvolle Geschichte Vietnams bildgewaltig erzählt: Die Besetzung durch die Japaner, die Teilung des Landes nach dem Abzug der Franzosen, die Landreform im kommunistischen Norden und schlussendlich der Krieg.
Es ist kaum vorstellbar, welches Leid die Familie über 4 Jahrzehnte erlitten hat, aber dennoch nicht den Mut verloren hat. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da ich sehr viel gelernt habe und es zudem einen Einblick in die vietnamesische Kultur gibt. Viele Phrasen und Begriffe hat die Übersetzerin auf vietnamesisch belassen, und dann in einem Nachsatz umschrieben.
Ich wusste gar nicht genau, was mich erwartet und war dann zwischendrin wirklich schockiert über die sehr detailreichen Erzählungen von Krieg und Schreckensherrschaft. Über diese jüngere Weltgeschichte weiß man, Eurozentrismus sei Dank, wirklich wenig. Ich bin auch zu spät geboren um den Vietnam Krieg in den Medien mitzubekommen. Deswegen war der Roman auch eine wichtige Lehrstunde in Geschichte für mich. Zugleich mochte ich die Sprache und Art der Erzählung in chronologischen Rückblenden sehr. Die vielen vietnamesischen Redewendungen in Original und Übersetzung geben wirklich einen tollen Einblick in Land und Kultur. Das Buch öffnet den Blick darauf, das hat mir sehr gefallen. Und letztlich ist es auch ein großes Antikriegsbuch. Sehr empfehlenswert!
5✨ - Ein erschütterndes aber dennoch wunderschönes Familienepos, welches nachhaltig beeindruckt! Eine Geschichte über Leid, Gewalt, Verlust, Aufopferung, Liebe und Hoffnung, Leben und Überleben. Bei diesem Buch handelt es sich um die berührende Geschichte einer vietnamesischen Familie, die abwechselnd aus der Sicht eines jungen Mädchens, die auf die Rückkehr ihrer Eltern aus dem Vietnamkrieg hofft, und ihrer Großmutter, die eine große Hungersnot, eine brutal durchgesetzte Landreform und eine darauffolgende Flucht mit fünf Kindern durchleben musste, erzählt wird. Fazit: eine bildgewaltige und fesselnde Reise durch die vietnamesische Geschichte, erzählt mittels eines teils poetischen Schreibstils.
Die Grossmutter, Dieu Lan, erzählt ihrer Enkelin ihre Geschichte: von ihrem einst idyllischen Heimatdorf in Zentralvietnam, dem Einmarsch japanischer Truppen während des Pazifik-Krieges, der grossen Hungersnot, der Landreform und ihrer Flucht allein mit fünf kleinen Kindern ins weit entfernte Hanoi. Und dann begann der Vietnamkrieg.
Die tief bewegende Geschichte eines Landes und von Millionen von Menschen erzählt am Leben einer starken Frau. Der Roman rüttelt auf, macht betroffen, verleiht aber auch Hoffnung und zeigt, dass Liebe, einer zarten Blüte gleich, auch mitten in der Hitze von Gefecht, erblühen kann.
Mehr zu dem Buch in meiner Video-Rezension:
https://youtu.be/UQJtOfIs7N0
Wenn man historische Romane mag dann hat man vielleicht schon den ein oder anderen über die Zeit des Vietnam Krieges gelesen.
Allerdings sind sie so gut wie immer aus amerikanischer Sicht.
Ich liebe historische Romane aber mich stört es immer, dass fast alle aus europäischer oder amerikanischer Sicht geschrieben werden und dort der Kolonialismus und andere Gräueltaten glorifiziert werden.
Deshalb musste ich dieses Buch sowieso lesen, ich wollte endlich etwas aus Sicht von jemandem lesen, die diese Geschichte selbst lebt bzw deren Familie und Bekannte es erlebt haben.
Ich fand es so interessant, mehr über die Geschichte Vietnams zu erfahren. Anhand der Familie, die im Buch beschrieben wird, erfährt man was schon vor dem Vietnam Krieg passiert ist, wie es zu den internen Konflikten kam und wie die Bevölkerung darunter bis in die Gegenwart leidet.
Besonders schön fand ich, dass die vietnamesische Schreibweise von Namen, Orten und Sprichwörtern beibehalten wurde. Das hat dem Own Voice Roman nochmal mehr Authentizität gegeben.
Ein wirklich schön erzählter Familienepos, der mich noch lange beschäftigen wird und den ich absolut jedem ans Herz legen kann.
In "Der Gesang der Berge" nimmt uns Nguyễn Phan Quế Mai mit auf eine Reise nach Vietnam und beleuchtet fast 100 Jahre Landesgeschichte in Form einer atemberaubenden und authentischen Familiengeschichte.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zunächst begleiten wir die junge Frau Dieu Lan in den 1940ern und 1950ern im Norden Landes, wo auf eine Hungersnot die Landreform und damit auch die Machtübernahme der Kommunisten folgt. Dieu Lan stammt aus einem wohlhabenden Haus und verliert schon bald alles, wofür ihre Familie, ihr Mann und sie selbst jahrelang geschuftet haben. Mit ihren Kindern muss sie sich auf einen Überlebenskampf einstellen.
Der zweite Handlungsstrang spielt in den 1960ern und 1970ern zur Hochzeit und kurz nach Ende des Vietnamkriegs. Das Mädchen Huong hofft auf eine Wiederkehr ihrer Eltern aus dem Krieg, während sie mit ihrer Großmutter Dieu Lan in Hanoi ausharrt und dort versucht, sich aus den Trümmern wieder eine Existenz aufzubauen.
Die Autorin, übrigens selbst geborene Vietnamesin, kombiniert historische Fakten und Zahlen (wusstet ihr, dass wahnsinnige sieben Millionen Tonnen Bomben im Vietnamkrieg abgeworfen wurden?) gekonnt mit der Gefühlsebene. Das Buch war unglaublich interessant, aber gleichzeitig emotional herausfordernd. Leben, die geprägt sind von Hunger, Verlust, Trauer, Kampf, Krieg, Entwürdigung, aber auch Liebe, Mitgefühl, Hoffnung und Glaube, werden dem Leser auf sehr direkte aber trotzdem poetische Art und Weise näher gebracht. Mich haben die Einzelschicksale sehr berührt und betroffen gemacht, vor allem vor dem Hintergrund, dass es Millionen Vietnamesen und auch anderen Landsleuten, die im Krieg involviert waren, so oder ähnlich ging. Auch heute sind noch etliche Menschen von den Folgen des Kriegs und der eingesetzten chemischen Gifte betroffen, deswegen finde ich es super wichtig, dass die Autorin diesen Geschichten eine Stimme verleiht.
Ganz toll fand ich die Übersetzung und dass gewisse Phrasen und Sprichwörter nicht nur übersetzt wurden, sondern auch in ihrer ursprünglichen vietnamesischen Form gedruckt wurden. Diese Tatsache finde ich sehr schön und respektvoll gegenüber dem Land und seiner Sprache. Die Sprichwörter haben mir darüber hinaus auch inhaltlich sehr gut gefallen und die Mentalität des Volkes gut widergespiegelt.
Nguyễn Phan Quế Mai konnte mich mit diesem Buch absolut begeistern! Ich habe viel gelernt und ganz viele neue Eindrücke hinzu gewonnen. Darüber hinaus finde ich die Sichtbarkeit dieser historischen Episoden und deren Auswirkungen auf reale Einzelschicksale sehr wichtig. Die Familiengeschichte war außerdem noch sprachlich sehr eindrücklich, schön und authentisch verpackt. Von mir gibt es daher eine große Leseempfehlung!
„Wenn ich einen Wunsch frei gehabt hätte, hätte ich mir nichts ausgefallenes gewünscht, nur einen normalen Tag, an dem wir alle als Familie zusammen sein konnten; einen Tag, an dem wir einfach zusammen kochen, essen, reden und lachen konnten. Ich fragte mich, wie viele Menschen überall auf der Welt so einen normalen Tag erlebten, ohne zu wissen, wie besonders und kostbar das war.“
Mit „Der Gesang der Berge“ hat mich die aus Vietnam stammende Autorin Nguyén Phan Qué Mai in ein Land und einen Krieg geführt, die mir zwar bekannt waren, aber über die ich erschreckend wenig wusste. Auch wenn es rein thematisch keine einfache Geschichte ist und ich kleinere Kritikpunkte hatte, war dieses Buch auf jeden Fall ein Jahreshighlight für mich, das ich unbedingt weiterempfehlen will und kann.
Der Einstieg ist mir nicht ganz so leicht gefallen, vor allem die Nähe zu den Figuren hat mir zu Beginn gefehlt, doch das hat sich glücklicherweise bald geändert, denn gerade an Huongs Großmutter Diéu-Lan habe ich dann doch schnell mein Herz verloren. Das Buch erzählt die Geschichte der Familie Tran auf zwei Zeitebenen, beginnend mit dem Jahr 1930, in dem Diéu-Lan noch ein Kind ist, während die zweite Erzählebene von ihrer Enkelin Huong erzählt wird, die im Vietnam-Krieg der 60er/ 70er Jahre ein Jugendliche ist. Mit Huong hatte ich zugegebenermaßen ab und zu meine Probleme. Zum einen war sie mir manchmal etwas zu kindlich, kindisch und ungerecht – ihr Verhalten hätte in meinen Augen eher zu einer 12-jährigen als zu einer 15-jährigen gepasst, gerade weil ihr ihre Kindheit und Jugend durch den Krieg geraubt worden ist. Zum anderen bin ich von pubertierenden Jugendlichen leider recht schnell genervt und das war auch hier mitunter der Fall. Umso lieber war mir aber ihre Großmutter, die ich für immer einen Platz in meinem Leserherzen haben wird. Was für eine tolle, starke Frau, „der Berg, immer da, immer stark, immer ein Schutz für uns,“ wie Huong am Ende des Buches selbst sagt.
Ich war sehr dankbar für den Stammbaum vorne im Buch, der keine Sterbedaten enthält und somit auch nicht spoilert. Ich bin deshalb dankbar dafür, weil die vietnamesischen Namen für mich und mein europäisch geprägtes Ohr so ungewöhnlich sind und teilweise gleich klingen ohne gleich zu sein. Durch das Zurückblättern auf dem Stammbaum habe ich mich zumindest in der Familie gut ausgekannt, auch wenn ich manchmal geschichtlich, allein aufgrund Erzählweise auf zwei Zeitebenen, ziemlich geschwommen bin. Ich hätte mir für das Buch durchaus mehr Extras wie den Stammbaum gewünscht, z.B. eine Zeittafel über die wichtigsten Ereignisse in der vietnamesischen Geschichte, ein hist. Vor- oder Nachwort oder auch eine Landkarte. Aber das können andere Leser*innen durchaus als nicht nötig empfunden haben, ich kniee mich halt gerade bei hist. Romanen gerne voll in die Geschichte rein, die mir erzählt wird. Klar, ich kenne den Namen Ho Chi Minh und habe von den Viet Kong und Viet Minh gehört, aber der Unterschied wurde hier nicht wirklich erklärt.
Die Autorin besticht mit einer tollen Sprache, gespickt mit vietnamesischen Begriffen und Sprichworten, die direkt erklärt werden und mich dadurch nicht holpernd lesen lassen, und vielen tollen Bildern und Vergleichen, ohne das Buch und die Geschichte damit zuzupflastern. Die Sprache ist nicht übermäßig kompliziert und immer auf den Punkt. Inhaltlich habe ich zwei kleinere Kritikpunkte, auf die ich aber ohne zu spoilern nicht eingehen kann und die auch wieder sehr persönlich sind. Es ist ein Buch das hängenbleibt und tief geht, das mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Es gibt trotz der erschreckenden und schlimmen Geschichte des Landes und auch dieser Familie, viele tolle Szenen, Ideen und Gedanken in dem Buch, die ich arg mag, vor allem auch den Titel des Buches. MEGA!
„Der Gesang der Berge“ ist ein absoluter Lesetipp für alle, die Familiengeschichten und / oder hist. Romanen mögen und auch gerne in Regionen und Kulturen unserer Welt eintauchen wollen, die mit der eigenen nicht viel gemein hat.
Eines der besten Bücher die ich je gelesen haben. Hier wird nicht nur eine Familiengeschichte über mehrere Generationen erzählt, sondern auch einiges über die Geschichte Vietnams im 20. Jahrhundert. Obwohl es im Krieg, auseinander gerissene Familien, viel Leid und Elend geht, ist die Geschichte so berührend und in wunderschönen Worten geschrieben, das man auch die Schönheit Vietnams kennenlernt.
Absolute Leseempfehlung!
Ich kann es kaum erwarten dass von der Autorin ein neues Buch erscheint.
5 🌟 plus plus!!!!! Jahreshighlight 😍😍😍😍😍😍😍
Dieses Buch war so gewaltig.
Der Inhalt war nur sehr schwer zu ertragen, aber an vielen Stellen trotzdem so voller Hoffnung.
Man hat die Hingabe und Leidenschaft der Autorin für ihre Protagonist:innen und für Vietnam in jedem Satz, jedem Wort gespürt.
Es hat mich geschichtlich dem Land näher gebracht.
Wir lesen hier in zwei Zeitebenen.
Einmal begleiten wir die Großmutter der Ich-Erzählerin Huong zur Zeit des 2. Weltkriegs und dann Huong zusammen mit ihrer Großmutter Anfang /Mitte der 70er Jahre. Zwischendrin gibt es noch Einschübe aus der Zeit der 50er. Ganz am Ende machen wir noch einen Sprung ins Jahr 2017.
Ich fand es spannend, dass Huong uns das Leben ihrer Großmutter durch Erzählungen eben dieser an den/die Leser:in weitergibt.
Die Geschichte handelt von Flucht, Liebe , Zusammenhalt, Hoffnung und vor allem von dem Kriegstrauma vieler Generationen. Gerade weil sich Kriege über Jahrzehnte ziehen und die Menschen einfach nicht zur Ruhe kommen.
Ich finde es grausam, was Krieg im allgemeinen mit einer Bevölkerung , einem Land macht.
Hier erzählt die Autorin anhand des Schicksals der Großmutter und damit auch von dem Schicksal der Familie und letztendlich ganzer Generationen Vietnams. Für mich hätte sie es nicht besser umsetzen können.
Der Schreibstil ist sicherlich nicht literarisch anspruchsvoll oder auf eine künstlerische Weise schön. Für mich wird dieses Werk durch seine Handlung und seine Protagonist:innen getragen. Ich war jede Sekunde voll in der Geschichte drin. Bemerkenswert fand ich, dass die Autorin zum Teil aus Erlebnissen ihrer eigenen Familie geschöpft hat aber auch aus Interviews mit anderen vietnamesischen Familien.
Ich werde dieses Buch nie vergessen !!!!!! ❤️
Huong und ihre Familie sind mir ans Herz gewachsen. Obwohl mir die Erzählweise mitunter etwas zäh schien, ließ mich das Schicksal der Familie nicht los.
Grandiose literarische Schreibkunst, zu einem Thema, welches mir bisher eher fremd war (Vietnamkrieg).
📌 ""Am Rand des Todes ist kein Raum für Nostalgie." [S.23]
Die Geschichte handelt von Hu'o'ng und ihrer Großmutter, wohnhaft in Hanoi, Anfang der 70er Jahre.
Vom Krieg gebeutelt und von tragischen Ereignissen traumatisiert, wird hier detailliert vom (Über-)Leben einer vietnamesischen Familie berichtet.
Im Vordergrund stehen hier überwiegend die Frauen der Familie.
Diese Schilderungen sind sehr bildhaft und nicht immer leicht zu ertragen, weshalb ich nur bedingt eine Empfehlung aussprechen möchte - ein Wohlfühlbuch bekommt man hier definitiv nicht.
Ich hatte anfangs so meine Schwierigkeiten, die Namen zu verinnerlichen und musste mehrfach überlegen, wer da jetzt gerade von wem in welcher Zeit spricht; dieses hat sich aber schnell gegeben und ich war wie gebannt vom Geschehen und bin nur so durch die Seiten gerast.
Fazit: Sehr bewegende Familiengeschichte.
Berührender Familienepos aus der Sicht einer Betroffenen
Huong, eine junge Vietnamesin, wächst in den stürmischen Zeiten der 70er Jahre bei ihrer Großmutter in Hanoi auf. Diese erzählt ihr die Geschichte ihrer Familie - gezeichnet durch die Landreform der Kommunisten, dem blutigen Vietnamkrieg und den Wirren danach.
Was ein Brett.
Nach Beendigung des Romans musste ich diesen erstmal nachfühlen. Natürlich ist die Geschichte Vietnams mir ein Begriff, allerdings ist die bildgewaltige Erzählung der Autorin, die selbst Vietnamesin ist und ihren Roman auf Basis von Ereignissen ihrer eigenen Familie und Bekannten aufgebaut hat, tiefsinnig und eröffnet die Grausamkeit und die Verzweiflung, die zu dieser Zeit geherrscht haben musste. Selten habe ich mich den Protagonisten so nah gefühlt, konnte ihr Leid und ihre Freude nachvollziehen, unfassbar kommt mir das, was geschildert worden ist (und von dem man aus Dokumentationen weiß, dass es doch tatsächlich passiert ist), vor.
Und dennoch: trotz der grausamen Szenen und der Verzweiflung ist immer ein Hauch von Hoffnung zu spüren. Viele der in Originalsprache eingewebten Redewendungen unterstreichen dies und betonen gleichzeitig die Schönheit des Optimismus.
„Der Gesang der Berge“ ist nicht nur ein platter Kriegsroman, wie er bereits zahlreich aus amerikanischer Sicht existiert, sondern ein Versprechen. Eines, das nach Qualen eine Heilung in Aussicht stellt.
5/5
“Die Herausforderungen, die das vietnamesische Volk im Lauf der Geschichte meistern musste, sind so groß, wie die höchsten Berge. Wenn du zu nah davorstehst, kannst du ihre Gipfel nicht sehen. Doch wenn du von den Strömungen des Lebens zurücktrittst, wirst du alles überblicken…” (S. 14)
Nguyễn Phan Quế Mai erzählt in “Der Gesang der Berge” von diesen Herausforderungen über den Lauf von drei Generationen der Familie Tran. In einem der zwei Hauptstränge begleiten wir Huong als kleines Mädchen von den 1970er Jahren ab in Hanoi, wo sie und ihre Großmutter vor den Bomben der US-Amerikaner in die Berge fliehen müssen. Bei ihrer Rückkehr liegt alles in Trümmern, doch die Hoffnung auf die baldige Rückkehr der im Krieg kämpfenden Angehörigen treibt Großmutter und Enkelin an, ein Zuhause aufzubauen und für die Vermissten bereitzuhalten. Im zweiten Strang folgen wir dem Leben der Großmutter ab den 1930er Jahren durch den Indochinakrieg, die Landreform und den Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südvietnam. Als wohlhabende Landbesitzer ist sie gezwungen, mit ihren Kindern zu Fuß nach Ha Noi zu fliehen und alles, was sie kennt und liebt, zurücklassen.
Diese Familiengeschichte zeigt vor allem eins deutlich auf: Das 20. Jahrhundert war für Vietnam ein ganzes Jahrhundert voll Krieg, Zerstörung und Leid. Wie viel muss ein Volk, ein Land ertragen, wie viel kann eine Familie schultern? Die offenen Wunden klaffen an jeder Stelle und die unermessliche Grausamkeit, zu der Menschen fähig sind, haben mir beim Lesen den Atem geraubt.
“Der Gesang der Berge” ist vor allem ein historischer Roman, der ganz nah an den Betroffenen bleibt und die Auswirkungen des politischen Hin und Her direkt am Individuum beleuchtet. Die zugrunde liegenden politischen Entscheidungen und Machtverhältnisse werden erwähnt, aber nicht theoretisch ausgebreitet. Am Ende steht man vor den Einschlagskratern der Geschichte, vor den Rissen, die nicht nur das Land, sondern auch Familien zwiegespalten haben und wünscht sich nur Frieden, Frieden, Frieden. Ein Anti-Kriegs-Roman definitiv, eine gewaltige Stimme für Vietnam, und ein Plädoyer für familiären Zusammenhalt.
Literarisch gesehen ist “Der Gesang der Berge” ein recht konventionell erzählter Roman, bei dem mit mehreren Zeitebenen gearbeitet wird. Der Fokus liegt ganz klar auf der Geschichte und die Sprache ist vor allem funktional und beschreibend. Wenngleich stimmungsvoll gestaltet, waren mir die Erzählweise und teilweise auch die Charaktere selbst etwas zu klischeebeladen und wenig nuanciert. Ich weiß schon, warum mich das Schlagwort “Familiensaga” grundsätzlich eher auf Abstand hält :-) Dennoch konnte ich dem Buch sehr viel abgewinnen, insbesondere eine Verknüpfung der doch unübersichtlichen Geschichte des Landes mit Personen und Schicksalen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden.
Ein sehr ergreifendes Buch über die Geschichte des leidgeprüften vietnamesischen Volkes.
"Willst du wissen was ich wirklich denke? Ich halte nichts von Gewalt. Niemand von uns hat das Recht, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen."
"Der Gesang der Berge" ist ein sehr ergreifender, berührender Roman einer Familie aus Vietnam, geschrieben von Nguyên Phan Quê' Mai. Übersetzt wurde der Roman aus dem Englischen von Claudia Feldmann.
Die Geschichte spielt in den frühen 1970er Jahren. In dem vom Krieg gebeutelten Hanoi wächst die junge Hu'o'ng bei ihrer Großmutter auf. Ihr Vater und ihre Onkel sind auf den Schlachtfeldern verschollen oder versehrt aus diesem Krieg zurückgekommen. Abend für Abend erzählt die Großmutter Hu'o'ng die Geschichte ihrer Familie, eine Geschichte, die in Wohlstand und Frieden beginnt, jedoch durch Krieg, Besatzer und Regormen zu einem großen Leid der Familie wurde. Es ist eine Geschichte von Vertreibung und vielen Entbehrungen, die die Frauen von Hu'o'ngs Familie jedoch stark und entschlossen durchgestanden haben.
"Früher dachte ich, unser Schicksal läge in unserer Hand, aber ich habe gelernt, dass normale Bürger in Zeiten des Krieges nichts weiter sind als Blätter, die im Sog eines einzigen Sturms zu Tausenden oder sogar Millionen fallen."
Was für ein Buch! Es ist mir wirklich oft an die Nieren gegangen, da auch hier in dieser Geschichte, wieder einmal sehr deutlich wird, dass es das Volk ist, das unter den Unbillen des Krieges zu leiden hat. Die deutlich macht, dass auf beiden Seiten Ehemänner, Väter und Söhne auf grausame Weise sterben. Eine Geschichte, die auch zeigt, wie schnell sich Freunde und Familie auf diesem politischen Schlachtfeld gegenüberstehen können.
In "Der Gesang der Berge" werden auch die Gräueltaten der USA damals im Vietnamkrieg nochmal deutlich. Das Gift Agent Orange, welches die Bäume entlauben sollte, damit man den "Feind" besser sieht, sorgt bis heute für Fehlbildungen ungeborener Kinder im Mutterleib, Krebserkrankungen und Immunschwächen. Das Schlimme ist, dass die USA ihre Schuld bis heute nicht anerkennt. 2005 wurde eine Sammelklage, welche eine Entschädigung für die vietnamesischen Opfer forderte abgewiesen, da der Einsatz dieses Giftes angeblich keine chemische Kriegsführung gewesen sei und daher nicht gegen internationales Recht verstoßen hätte. Jedoch haben geschädigte US-Soldaten eine Entschädigung von den Herstellerfirmen bekommen, nachdem sie geklagt hatten. Man sieht: Mal wieder wird mit zweierlei Maß gemessen und gezeigt, dass manche Menschen scheinbar lebenswerter sind als andere. Was mir ganz besonders auf den Magen schlägt ist, dass auch die Bayer AG dieses Gift für den Vietnamkrieg hergestellt hat.
"Nur durch Aufrichtigkeit können wir die Wahrheit erfahren."
Vielen Dank an vorablesen.de und den Insel Verlag, für das bereitstellen eines kostenfreien Rezensionsexemplars. Meine Rezension stellt ausschließlich meine eigene, persönliche Meinung dar.
"Der Gesang der Berge" hat sofort mit seinem wunderschönen Cover meinen Blick auf sich gezogen - und auch, wenn das alles andere als mein Standardgenre ist, konnten mich auch Klappentext und Leseprobe überzeugen.
Vietnam - ein Thema, über das ich zu wenig weiß und das mich schon immer interessiert hat, auch wegen familiärer Bezüge zur Historie des Landes.
Man merkt, dass die Autorin ihre Seele in dieses Buch gesteckt hat und viel Herzblut zwischen die Seiten geflossen ist. Es ist wahnsinnig gründlich recherchiert und zeigt umfangreich die verschiedenen Seiten der Geschichte des Landes auf - aus der Perspektive einer einfachen vietnamesischen Familie. Einer von vielen.
Dabei schafft die Autorin, Neutralität zu waren. Sie ergreift nicht Partei für die eine, oder die andere Seite, beschönigt nichts, nein, sie zeigt, dass es im Krieg und in der Not und in der Gewalt keine Gewinner gibt. Keine Guten und Bösen, sondern nur Grauzonen. Menschen, die Leid verursachen. Menschen, die Leid ertragen, aber trotzdem, wie Huongs Familie, auch im Angesicht ärgsten Unglückes nicht die Hoffnung verlieren und nicht aufhören zu kämpfen.
"Der Gesang der Berge" geht nahe. Manchmal schmerzhaft, manchmal lustig, manchmal traurig. Er ist ein Schrei nach Weltfrieden, daran einander zuzuhören und aufeinander zu achten, er ist ein Lobgesang auf die Familie und eine moderne Geschichte Vietnams, wie es sie so wahrscheinlich noch nicht gab.
Dabei hat die Autorin den Leser perfekt durch die Geschichte Vietnams geführt, mal aus Sicht der Großmama, in ihren Geschichten und Liedern, mal aus Huongs Erfahrungen. Der Leser wächst mit Huong auf, erlebt mit den Geschichten die Landreform und den Krieg, spürt die Auswirkungen von Agent Orange und dem Volksübergreifenden Trauma des Krieges. Dabei schafft es die Autorin, das ganze intelligent und übersichtlich aufzubauen - es fällt leicht, den Überblick zu behalten.
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und wachsen während der Handlung, es fällt als Leser leicht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen.
Der nüchterne, aber schöne Schreibstil der Autorin passt perfekt, und ist flüssig und problemlos zu lesen. Interessant sind die eigenen Gedanken der Autorin zum Entstehungsprozess, die auf Goodreads mitunter zu lesen sind.
Ich würde "Der Gesang der Berge" jedem empfehlen - es ist hart. Wirklich. Es gibt grausame Stellen, traurige Stellen, Momente, in denen man so sehr mitfühlt, dass einem die Tränen in die Augen schießen. Aber es ist auch lehrreich und schafft, die schönen Momente nicht untergehen zu lassen. In all der Grausamkeit, spendet es Hoffnung auf Frieden.
„Früher dachte ich, unser Schicksal läge in unserer Hand, aber ich habe gelernt, dass normale Bürger in Zeiten des Krieges nichts weiter sind als , die im Sog eines einzigen Sturms zu Tausenden oder sogar Millionen fallen.“
„Der Gesang der Berge“ erzählt die Geschichte einer Familie, die in Vietnam lebt, die von Krisen der vietnamesischen Landesgeschichte gebeutelt ist. Sie handelt von Krieg, nein sie handelt gegen Krieg. Dieses Buch unterstreicht den Schrecken und die Sinnlosigkeit von Kriegen so ausdrucksstark, dass es ein zeitloses Werk bleiben wird:
„Wenn er (der Krieg) dienjenigen, die er berührte, nicht tötete, nahm er ihnen einen Teil ihrer Seele, sodass sie nie wieder ganz werden konnte“
Bei allem Schrecken, bei aller Schwere, bei allem Grauen durchzieht das Buch dennoch ein lebensbejahender Schimmer. Es ist vor allem die „Großmama“ der Familie, die Vorbild ist, die allen schrecklichen Erlebnissen in ihrem Leben trotzt und mit allem, was sie hat, versucht, die Familie zusammenzuhalten.
Über 50 Jahre erzählter Zeit bekommen die Leser*innen Einblick in die Geschichte einer Familie voller Leid und Liebe und eines Landes voller Krieg und Kultur.
Ein monumentales Werk, welches tiefe Spuren von Kummer und Hoffnung hinterlässt.
Heute, am 10.10.2021, ist das Buch "Der Gesang der Berge" von Nguyễn Phan Quế Mai erschienen! Das Buch wurde von Claudia Feldmann übersetzt. Lieben Dank an meine wunderbare lokale Buchhandlung @hollundknoll , die mir ein Vorableseexemplar zur Verfügung gestellt hat. Das ist ein Buch, das wirklich schwere Kost ist und mich immer wieder an meine Familie hat denken lassen.
⚠️[CN: Abtreibung, Agent Orange, Bomben, Blut, Gewalt, Hungersnot, (Vietnam)Krieg, PTSD, sexualisierte Gewalt, Tod (u. a. Familienmitglieder)]
Meine Eltern wurden in Vietnam geboren und sind dort aufgewachsen, weshalb das Buch mir sehr nahe ging. Denn es handelt vom Krieg in Vietnam, wie Krieg Familien auseinanderreißt und Leid mit sich bringt. In diesem Buch bekommen wir die Geschichte einer Familie erzählt. Die Protagonistin Hương ist ein junges Mädchen und lebt mit ihrer Großmama, Diệu Lan, zusammen. Ihr Vater ist in den Krieg gezogen und ihre Mutter ist hinterher, um ihn wiederzufinden.
Wir erleben mit, wie Hương aufwächst und durch die Geschichten, die ihre Großmama erzählt, lernen auch wir, wie sich Vietnam über die Jahre verändert hat. Fremde Besatzung, Krieg, Landesreform, Hungersnot. Es ist sehr viel Leid, das diese Familie erlebt, und ich musste mehrmals das Buch zur Seite legen, weil es richtig wehgetan hat, das zu lesen. Gleichzeitig bin ich so froh, dass immer mehr vietnamesische Geschichten ihren Weg in den deutschen Buchmarkt finden.
Die Kapitel, die von Hươngs Gegenwart handelten, sind meist voller Hoffnung und besonders gegen Ende des Buches war es einfach nur schön. Während die Kapitel aus der Perspektive von Diệu Lan herzzerreißend waren. Sie musste mit ihren kleinen Kindern fliehen und sich durchkämpfen, um dem Tod zu entkommen. Diese Kapitel sind geprägt von Verzweiflung und Schmerz.
Es ist aber total schön über die Beziehung zwischen Hương und ihrer Großmama zu lesen. Sie hatten für lange Zeit nur einander und trotz all dem Leid, das sie beide erfahren haben, sind sie voller Liebe füreinander, für die Familie. Sie machen einander Mut und geben die Hoffnung nicht auf alle anderen Familienmitglieder eines Tages wiederzusehen.
Etwas, das ich schade fand: Auf S. 85 wird "Rasse" verwendet, ohne dass der Begriff dekonstruiert wird. Der deutsche Begriff ist nicht mit "race" gleichzusetzen. Das war's aber auch schon. Ich kann das Buch nur empfehlen, aber schaut euch nochmal die CN an und macht euch darauf gefasst, dass es wirklich brutal ist. Mich hat es emotional total mitgenommen, aber ich verstehe nun auch besser, wieso meine Eltern mir immer nur bruchstückhaft von ihrer Vergangenheit erzählen.
• DER GESANG DER BERGE •
Ok, dieser Roman von Nguyen Phan Que Mai hat es geschafft: ich bin nachhaltig begeistert! Gemeinsam mit der von @luisa_loves_literature initiierten Leserunde hat mir dieses Buch eine wahre Lesefreude bereitet, auch wenn der Inhalt oftmals schwer bekömmlich ist.
Xin chào, Việt Nam! Der Gesang der Berge nimmt uns mit auf eine mitreißende, erschütternde, großartige Reise durch die Wirbelstürme der vietnamesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen die junge Hoang (Spitzname Guave) und ihre Großmutter. Überhaupt ist dieser Roman ein Roman der starken Frauen, der sanfte Feminismus, der Mut zur Gleichberechtigung innerhalb der Familie, der ausgeprägte und hier nahezu als Selbstverständlichkeit dargestellte weibliche Bildungswunsch und -drang (in einer Zeit in der ein solcher in Europa z.B. häufig noch als Kuriosität angesehen wurde) lassen den Roman und die Erzählerinnen sehr modern und sehr erfrischend wirken und trotz seiner historischen Thematik äußerst gegenwärtig. Der Gesang der Berge ist ein Buch, das einfach sehr viel auch über das Heute zu sagen hat: über Risse und Verbundenheit in der Familie, über Vergangenheit und Zukunft, über Politik, Niedertracht und Egoismus, über Liebe, Hoffnung und Zusammenhalt.
Beim Lesen des Romans wird man wie ein Spielball durch die Widrigkeiten und leider sehr zahlreichen negativen Höhepunkte der vietnamesischen Geschichte getragen. Erzählt wird nicht chronologisch, Rückblicke der Großmutter in vergangene Zeiten wie z.B. die Landreform wechseln sich mit den Berichten der Enkelin über das zivile Leben im Schatten des Vietnamkrieges ab. Dabei spiegelt das Buch unglaublich gut in seiner Figurenkonzeption, seiner Erzählweise und seiner Kontextualisierung die Geschichte des Landes, seine Kultur und seine Werte wider. Der Roman ist häufig auf recht subtile Weise sehr kritisch, niemals ist die Ablehnung des politischen Systems plakativ oder plump, sie wird stets an Handlungen der Figuren oder Charakterisierungen angebunden.
Trotz der sehr tragischen Ereignisse, die sich hier auf der Inhaltsebene aneinanderketten, trotz der vielen verheerenden Einzelschicksale, die einen beim Lesen manchmal schon furchtsam in Erwartung des nächsten Schlages die Seite umblättern lassen, ist dieser Roman ein optimistischer und ein hoffnungsfroher. Bei aller Verzweiflung bleibt den Figuren und den Lesern immer der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont – sicherlich auch einer der Gründe, warum man dieses Buch so ungern aus der Hand legen mag.
Ein toller, lehrreicher, horzionterweiternder Roman, der die Seele Vietnams offenzulegen versucht, bestechend besonders in der Darstellung der Zerrissenheit eines Landes, die sich bis in die Familien fortsetzt. Am Anfang vielleicht minimal verwirrend, wegen der vielen verschiedenen Figuren und auch zahlreicher vietnamesischer Ausdrücke, nimmt der Roman mit jeder Seite mehr Fahrt auf und lässt einen Teil der Familie von Guave und ihrer Großmutter werden.
Vietnam, 1972. Hương wächst mitten im kriegsgebeutelten Hanoi auf. Ihre Großmutter Diệu Lan, kümmert sich liebevoll um sie, während der Vater auf dem Schlachtfeld kämpft und die Mutter ihm freiwillig nachfolgt. Damit sie nicht verhungern, arbeitet die Großmutter erst als Lehrerin und später als Händlerin, was die ganze Familie jedoch zu Geächteten macht. Hương und Diệu Lan haben nur einander und so beginnt die Großmutter eines Tages, ihrer Enkelin die Geschichte ihrer Familie zu erzählen.
„Der Gesang der Berge“ ist der erste in englischer Sprache verfasste Roman der Schriftstellerin Nguyễn Phan Quể Mai und von den Erlebnissen von Familienmitgliedern, aber auch Fremden geprägt, die ihre Geschichte mit der Autorin teilten. Die Handlung wird von Hương rückblickend aus der Gegenwart erzählt und umfasst somit einen Zeitrahmen zwischen den Jahren 1930 und 2017. Auf der einen Seite begleiten wir Großmutter und Enkelin durch die letzten Jahre des Vietnamkriegs, auf der anderen Seite breitet Diệu Lan in Erzählungen ihr bisheriges Leben aus: das Aufwachsen vor und während des Zweiten Weltkrieges, das Schicksal der Familie im Ersten Indochinakrieg und nach der Landreform 1955.
Es ist ein emotionales, sprachgewaltiges Bild, das die Autorin von der gesamten Familie Trấn zeichnet, die im Prinzip aber stellvertretend für viele vietnamesische Familien steht. Diệu Lan ist eine starke Frau, welcher der Krieg Unmenschliches abverlangt hat. Nach dem Tod ihres Mannes versucht sie allein, ihre sechs Kinder zu beschützen. Während der Landreform wird sie als Grundbesitzerin zum Feind und enteignet, dem Tod entgeht sie nur knapp und muss mit ihren Söhnen und Töchtern fliehen. Die Teilung Vietnams in Norden und Süden reißt die Familie dann endgültig auseinander. Erst in und dank Hươngs Generation scheint endlich wieder eine Aussöhnung möglich.
Teilweise ist es nur schwer zu ertragen, was die Figuren in diesem Roman erdulden müssen. Hươngs Mutter Ngọc beispielsweise kehrt völlig traumatisiert aus dem Krieg zurück und findet zu ihrer eigenen Tochter keinen Zugang mehr. Einer ihrer Brüder hat beide Beine verloren, ein anderer kämpft mit den grauenvollen Nachwirkungen des berüchtigten Entlaubungsmittels Agent Orange, das über den Schlachtfeldern versprüht wurde. Dennoch – oder gerade deshalb – ist der Roman absolut lesenswert und eines meiner Highlights 2021.