„Es war notwendig, dass das Gedächtnis zerbrach,sonst hätte ich nicht leben können.“ Marceline wird mit 15 Jahren deportiert. Ebenso ihr Vater. Beide werden voneinander getrennt. Über 70 Jahre später schreibt sie einen Brief an ihn und kehrt dadurch in diese schreckliche Zeit zurück. Sie beschreibt eine kleine Zeitspanne vor der Deportation, eine Zeitspanne, als sie sich im Lager befindet und wir begleiten sie ein kleines Stück, nachdem sie nach Hause zurückgekehrt ist. Zwischen diesen schmalen Buchdeckeln steckt auf so wenigen Seiten so viel Leid und Grausamkeit, dass es nachvollziehbar ist, dass sehr viele Menschen, die diese Gewalt erleben mussten, lange nicht oder gar nicht darüber sprechen konnten. Dass sie zum Teil aufhören mussten zu fühlen, um sich während dieser Zeit im Lager am Leben zu halten. Die Autorin versucht in knappen Sätzen zu beschreiben, wie ihr Alltag dort aussah und man hat selbst keine Worte dafür. Sie berichtet so sachlich, wie es geht, denn auch sie musste ihren Geist auf Autopilot stellen. Was mich außerdem bewegt hat, war ihre Rückkehr. Niemand von denen, zu denen sie zurückkehrte sprachen mit ihr darüber. Viele wollten weitermachen, konnten nicht sprechen und/oder erst recht nicht verstehen. Und so war sie erneut gefangen. In dem Trauma, der Gewalt. Es ist wirklich unvorstellbar. Immer wieder macht es sprachlos und trotz allem nimmt es kein Ende, dass heutzutage immer noch Menschen andere Menschen hassen. Und zwar für deren Herkunft oder Religion. Wann hört die Menschheit damit auf…..? Ein weiteres sehr wichtiges Zeitzeugnis, welches nicht vergessen werden darf.
Marceline Loran-Ivens wurde 1928 als Marcelina Rozenberg geboren und 1944 nach Ausschwitz-Birkenau deportiert. Sie lebt in Paris. Im März 1944 wurden Marceline und ihr Vater deportiert. Die 15-jährige landet in Birkenau, ihr Vater in Ausschwitz. Im Lager haben beide kurz Kontakt. Als Marceline nach dem Krieg nach Hause zurückkehrt, ist ihr Vater nicht zurückgekommen – und wird es auch nie. In diesem 111-seitigem Büchlein schreibt Marceline ihrem Vater einen Antwortbrief auf seinen Brief, den er ihr im Lager zustecken ließ, an dessen Text sie sich aber nicht erinnern kann. Sie schreibt über die Zeit im Lager, die Befreiung, das Ankommen zu Hause und ihr späteres Leben. Und über den großen Verlust, den zum einen der Tod ihres Vaters verursacht hat, und der zum anderen dadurch zustande kommt, das ein Teil von ihr in Birkenau blieb. Dieser Brief ist sehr berührend und eindrucksvoll. Sie erzählt von ihrer schwierigen Ankunft zu Hause, den Konflikten mit Ihrer Mutter, die sie nicht verstand. Sie erzählt davon, das sie sich fragte, ob sie als Vollwaise nicht besser dran wäre, denn dann hätte sie die anderen Überlebenden, die sie verstanden und so waren wie sie. Marceline ist der Überzeugung, das ihr Vater sie verstanden hätte. Mit ihm wäre ihr Leben anders und besser verlaufen. Hätte er sich für ein Leben in Israel entschieden, wäre sie mit ihm gegangen, schreibt sie. Ich denke, sie hat ihren Vater zum Helden stilisiert, was ihrem Leben sicher nicht immer gut tut. Doch sie sieht auch, das nicht nur sein Verlust prägend für sie war, sondern natürlich auch das Lager. Man spürt sein Leben lang, dass man zurückgekommen ist. Erst nach 70 Jahren schaffte es Marceline Loridan-Ivens diesen Brief zu schreiben. Trost spenden kann er ihr nicht, sagt sie, doch er mildert die Beklemmung. Sie hat ein eindrucksvolles Selbstbildnis geschaffen! Mich hat dieser Text sehr berührt. Schau für weitere Buchrezensionen gern auf meinem Blog www.buchstuetze.wordpress.com vorbei!
Die Autorin war mit Vater im Konzentrationslager. Sie überlebt, er nicht. Mit 86 schreibt sie ihm einen Brief in Form dieses Buches.
In dem Buch "Und du bist nicht zurückgekommen" erzählt die politische Filmemacherin Marceline Loridan-Ivens ganz offen von ihrem Verhältnis zu ihrem Vater. Das besondere dabei ist, ihr Vater ist seit langem tot, gestorben im Konzentrationslager, vermutlich kurz vor der Befreiung. Genau weiß Marceline das nicht, niemand weiß es, er kam einfach nicht zurück. Und das macht es noch schwieriger. Gemeinsam deportiert werden die beiden in verschiedene Lager gesteckt und getrennt. Doch Marceline hört nie auf an ihren Vater zu denken und dieses Buch ist an ihn gerichtet. Sie erzählt ihm, wie es ihr ohne ihn erging, immer noch ergeht und wie sehr sie ihn vermisst. Wir Leser werden nicht adressiert, unsere Geschichte ist es nicht, wir dürfen nur stumm an ihr teilhaben. Marceline spricht allein zu ihrem Vater und das macht das Buch aus. "Und du bist nicht zurückgekommen" hat mich sehr bewegt und sogar zu Tränen gerührt. Ich habe bereits mehrere Erzählungen und Bücher von Kriegsheimkehrern und Gefangenen gelesen, auch von Deportierten, doch keine hat mich bisher so bewegt. Vielleicht weil es nicht nur um das geht, was passiert ist, sondern vor allem um das, was seitdem fehlt. Zudem ist es sehr traurig zu lesen, dass ein Mensch der so etwas durchstehen musste am Ende seines Lebens erneut dem Fremden- und Judenhass in die Augen blicken und Angst haben muss, um sich und um unsere Welt. Für mich ist das unvorstellbar und es tut mir in der Seele weh, dass Menschen wie Marceline es nicht nur mit ansehen sondern erleben müssen. Das Buch kommt in diesem Jahr, wo Fremdenhass, Religionsverfeindungen und Terrorismus immer mehr Anhänger und Zuspruch finden, genau richtig. Ich hoffe viele Menschen lesen es und besinnen sich, dass das was sie tun, nicht besser ist, als das was im Nationalsozialismus geschah und dass es nicht Religionen oder Staaten sind, die sterben und leiden, sondern immer Menschen. Menschen wie Marcelines Vater. Menschen wie du und ich.
Tief bewegend. Es gibt nicht genug Wörter den Sturm an Emotionen zu beschreiben, die solche Biografien bei mir auslösen.
Harte, aber äußerst wichtige Kost, die nachhallt.

Das Buch war die Tränen wert, die ich darüber geweint habe.
📌 "Überleben macht einem die Tränen der anderen unerträglich. Man könnte darin ertrinken." (S. 33) Über Tatsachen- und Erfahrungsberichte aus den Lagern werde ich kein Urteil abgeben. Alle diese Geschichten sind immer wieder aufs neue grausam, traurig und erschütternd und verdienen es gelesen und gewürdigt zu werden. #gegendasvergessen
Eine unglaublich intensive und ehrliche Beschreibung von Geschehnissen und die damit einhergehenden Gefühle. Kann ich zum Thema Holocaust nur empfehlen.
Die 15-jährige Marceline wird 1943 gemeinsam mit ihrem Vater nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr Vater sagt ihr, sie sei jung und werde anders als er selbst zurückkehren. Dass er Recht behalten soll, wird ihr gesamtes Leben prägen. Dieses ist ein kurzes, aber besonders einprägsames Buch. Die französische Regisseurin Marceline Loridan-Ivans schildert nicht nur ihre Erinnerungen an die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, wo ihre Befreiung stattfand, sie erzählt uns, wie schrecklich die Tatsache des Todes ihres Vaters im KZ oder auf einem der Todesmärsche für sie war und wie unerträglich, im Gegensatz zu ihm und vielen anderen überlebt zu haben. Sie wird Auschwitz nie wirklich verlassen, durch geringste Auslöser werden Verhaltensmuster aus der Zeit reaktiviert. Kein Geschichtsbuch kann das Grauen des KZs dem Leser näherbringen als die Worte einer Überlebenden, die Ohnmacht, als sie zur Arbeit in der Umgebung der Todesöfen gezwungen wird, als sie immer wieder Zeugin wird, wie Neuankömmlinge direkt aus den Zügen in Richtung der Gaskammern laufen müssen. Der regelrecht animalische Überlebensdrang, den sie beinahe widerwillig erfährt. Die wunderbare, pointierte Sprache der Autorin macht das Werk zu einem besonders eindringlichen Zeugnis des Holocaust. Iris Berben liest mit aller Einfühlsamkeit und bringt die großartige Sprache sehr gut zur Geltung. Ein besonders empfehlenswertes Hörbuch.
Worum geht´s? Mit 15 Jahren wird Marceline zusammen mit ihrem Vater in ein Konzentrationslager deportiert. Innerhalb dieses Buches verarbeitet die Frau, 70 Jahre später, ihre Erfahrungen und ihren Verlust. Meine Meinung: Ein weiteres Mal bin ich überwältigt und sprachlos von all dem Leid, welches diesen Seelen angetan wurde. Manchen mag es zuviel sein, sie können das Thema nicht mehr hören. Ich finde es, gerade in unserer heutigen Zeit umso wichtiger, sich immer wieder vor Augen zu halten, wozu Menschen fähig sind und welches Leid falsche politische Entscheidungen hervorrufen können. Nicht nur die Zeit im Lager ist für diese Menschen ein Grauen. Auch noch Jahre später, vermutlich ihr ganzes weiteres Leben lang, sind sie geprägt und gezeichnet von diesen dunklen Zeiten. In diesem Buch kann man einmal mehr lesen, was es heißt, zurückzukommen. Überleben heißt nicht, dass man weiter leben will. Marceline stellte sich ihrem Leben, auch, wenn es nie einfach war und ich finde es höchst bewundernswert, dass sie andere Menschen an ihrem inneren Seelenleben teilhaben lässt und einmal mehr zur Aufklärung beiträgt. Emotional und belastend kann auch dieses Buch nicht einfach zwischendurch gelesen werden. Ich machte den Fehler, und las es während einer Zugfahrt. Dank meines Mund-Nasen-Schutzes sah man meine Tränen jedoch kaum. Fazit: Ein weiterer Zeitzeugenbericht, der die Kehle zuschnürt und sprachlos macht.