Das Cover und der Rückentext dieses Buches haben mich direkt angesprochen und mich nicht mehr losgelassen. Deshalb war es ja klar, dass ich es mit nach Hause nehmen musste. Hinweis: wer Informationen zur Figur der Baba Jaga sucht, wird hier nicht fündig werden. Der Autor interpretiert die Saga sehr frei, kreiert ein faszinierendes Bild der Hexen, aber eben nicht 1:1 aus den Erzählungen übernommen. Wer hier Präzision und Tradition schätzt, sollte dieses Buch nicht zur Hand nehmen. Grundsätzlich gefallen mir die Einfälle Barlows. Das Buch hat Witz (vor allem die Stellen mit dem Floh, die fand ich grossartig) und Charme. Leider zieht sich die Handlung zu lange hin. Hätte der Autor die Handlung gekürzt, hätte das zu mehr Schwung geführt. So aber verlieren die Geschichte und auch die Figuren über die Zeit an Kontur, was wirklich schade ist. Mein grösster Kritikpunkt war jedoch die Liebesgeschichte. Eigentlich hätte ich sie durchaus akzeptieren, wenn auch nicht mögen können. Aber für mich fühlte sie sich gekünstelt und unecht an. Es fehlte mir an Chemie, an Verbindungen zwischen den Charakteren. Mir erschloss sich einfach nicht, weshalb sich Zoja nach all den vielen Jahren ausgerechnet Will aussucht. Hier hätte es für mich sehr viel mehr Grundlagen und Gefühl gebraucht. Das Buch ist für mich keine Enttäuschung, sondern eine leichte und unterhaltsame Lektüre gewesen, die jedoch besser hätte ausgeführt werden können.
Zwei russische Hexen im alten Paris, ein Werbetexter, der eigentlich Agent ist, und ein Polizist, der in einen Floh verwandelt wird - das klingt doch sehr turbulent, und das ist es auch! Stories über mit Phantasie verwobener Realität lese ich besonders gern. Dazu hat Toby Barlow einen exzellenten bildhaften Sprachstil, der einen gleich von Anfang an in das Geschehen reinzieht, das abwechselnd aus der Sicht der vier eben erwähnten Personen erzählt wird. Vor der Beschreibung derber Brutalitäten sollte man nicht zurückschrecken, wenn man den Stoff genießen möchte, diese sind aber stets passend in den Hergang der Geschichte eingebettet und wirken nie deplatziert. Die Charaktere sind ausführlich in ihrem Tun und Sein beschrieben, so dass ich sie als lebendig empfunden habe, wobei mir Will besonders gefallen hat. Ab der zweiten Buchhälfte zieht sich der Roman etwas in die Länge, das Buch ist mit 5 cm Dicke auch unheimlich klobig und schwer. Ich liebe gebundene Bücher, aber dieses ist von der Machart her jedoch etwas übertrieben fett. Den Namen Toby Barlow werde ich mir auf jeden Fall merken und auf weitere Veröffentlichungen achten, endlich mal ein echtes Schreibtalent mit eigenem Stil und nicht bloß viel Hype um nichts.