
Dorfidylle mit dunklem Kern
In Mord im Pfarrhaus, dem ersten Fall für Miss Marple, wird der eher unbeliebte Colonel Protheroe im Arbeitszimmer des Pfarrhauses tot aufgefunden – erschossen. Der Mord erschüttert das kleine englische Dorf St. Mary Mead, wo jeder jeden zu kennen glaubt. Doch schnell wird klar: Hinter den Gardinen verbergen sich mehr Geheimnisse, als man vermuten würde. Dies war mein zweites Buch von Agatha Christie, und es war – wie erwartet – sehr gut, wenn es auch nicht ganz an Und dann gab’s keines mehr heranreichte. Wie so oft bei der Autorin hatte ich zu Beginn etwas Mühe mit den vielen Namen und Figuren. Doch sobald ich mich einigermassen zurechtgefunden hatte, habe ich das Buch (für meine Verhältnisse) schnell durchgeblättert. Ihr Schreibstil ist wahnsinnig fliessen, eingängig und dabei oft erstaunlich humorvoll. Überrascht war ich zunächst, dass das Buch nicht aus Miss Marples Sicht erzählt wird, sondern aus der Perspektive des Pfarrers Leonard Clement. Nach kurzer Eingewöhnung hat das für mich aber gut funktioniert – es verleiht der Geschichte einen eigenen Ton. Besonders schätze ich an Agatha Christies Büchern, dass sie alle Handlungsstränge konsequent zu Ende führt. Man bleibt nie mit offenen Fragen zurück, was das Lesen sehr befriedigend macht. Zwar ist es kein Krimi, welcher mir dauerhaft im Gedächtnis bleiben wird, aber definitiv ein gelungener Roman für zwischendurch – getragen von der charmant-ländlichen englischen Atmosphäre und dem subtilen Witz der Autorin. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher von ihr lesen.