7. Juni 2025
Bewertung:5

Ich fande „Die Lüge“ ziemlich interessant. Das Buch hatte fast schon eine aufweckende Wirkung auf mich und hat viele gesellschaftliche Probleme gut dargestellt. Es hat mir viel zum nachdenken gegeben und trotzdem hat es mir sehr gefallen. Als selbst betroffene Person kann ich auch gut die psychischen Probleme des Protagonisten verstehen.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
14. Mai 2025
Schwere Kost
Bewertung:4.5

Schwere Kost

Wow, was für ein Buch. Keine leichte Kost, viel Trauma und Homofeindlichkeit, die einfach gesellschaftlich immer noch so krass zu spüren ist und auch einfach wieder krasser wird… von da her eine großartige Gesellschaftskritik. Ich hätte so gerne noch mehr erfahren, weil wir die Familie an einem Punkt verlassen, in dem es tendenziell bergauf geht, aber es auch wieder zurückschlagen könnte. Nun ja… alles in allem ein wirklich interessantes Buch über russische Kultur, coming of age und Queerness. 💛

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
28. Jan. 2025
Bewertung:3

Miki wächst in Moskau mit zwei Vätern auf. So einfach, so schwierig. Einfach, weil Miki seine Väter liebt und die drei eigentlich eine ganz normale, gut funktionierende Familie sind. Schwierig, weil das in Russland mit der Homosexualität ja wirklich kein Spaß und seine Familie Mikis am besten gehütetes Geheimnis ist. Mikita Franko nimmt uns mit in einen russischen Mikrokosmos, der einem das eine oder andere Mal den Atem stocken lässt. Wie sehr mochte ich Miki und seine Väter, wie sehr habe ich mit ihm gefühlt, wenn er ob der Homophobie seiner Umgebung zum wiederholten Mal in blinde Wut verfiel. „Die Lüge“ liest sich schnell und einfach und entfaltet dabei eine ungeahnte Sogwirkung, nicht zuletzt weil man hinter jeder Ecke eine gewaltige Gefahr wittert, welche die kleine Familie ohne mit der Wimper zu zucken zu zerstören bereit ist. Jetzt kommt das Aber: Sprachlich lässt dieser Roman wirklich zu wünschen übrig. Nicht einen hübschen Satz konnte ich für ein Zitat auftun, häufig fühlt sich das Buch wie ein Jugendroman an, dabei hätte ich mir gerade bei einem so bewegenden Thema etwas sprachliche Tiefe und Poesie gewünscht. Nichts desto weniger ist das Thema so wichtig und brandaktuell, dass man mit der Lektüre sicher keine Zeit verschwendet. 3 von 5 Sternen und ein: „Wenn euch das Thema interessiert, lest es ruhig.“ von mir.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
8. Dez. 2024
Bewertung:4

Nach dem Tod seiner Mutter wird Miki von seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew adoptiert. Dass die beiden nicht nur Freunde, sondern ein Paar sind, darf aber eigentlich niemand erfahren. Mit diesem Versteckspiel wächst Miki auf und sieht sich irgendwann seinen eigenen verwirrenden Gefühlen, einer schier unbändigen Wut und einer lähmenden Depression ausgesetzt. Einzig bei Wanja, den er irgendwann bei einem Besuch im Kinderheim kennengelernt, ist Miki sich sicher, was getan werden muss. Eine rührende Familiengeschichte jenseits klassischer Familienmodelle und Geschlechterrollen, die ich gerne gelesen habe, auch wenn ich den großen Hype nicht ganz nachempfinden konnte.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
14. Okt. 2024
Bewertung:5

Ich hatte erwartet, dass wir die Hauptfigur Mikita hauptsächlich als Teenager begleiten, doch tatsächlich lesen wir hier über Mikis komplettes Leben aus seiner eigenen Sicht, beginnend in seiner frühen Kindheit, sobald er zu seinem Onkel und dessen Partner zieht. Das ist der Geschichte dienlich, denn so verfolgt man seine persönliche Entwicklung von dem nichstahnenden Kind zu einem Kind, das schnell erwachsen werden muss, weil nicht alle seine Lebensumstände gutheißen und er zum eigenen Schutz eine Rolle spielen muss. Die Erkenntnis, dass er nicht so einfach leben kann, wie alle anderen Kinder löst Frust aus, nicht nur auf Mikis Seite sondern auch auf Seiten seiner Eltern, zu deren Alltag Homophobie gehört und sich immer mehr beweisen müssen als andere Adoptiveltern. Am Ende versuchen alle ihr Möglichstes, doch auch die stärksten Fassaden können bröckeln. Das Buch ist emotional herausfordernd, denn man kann die Frustration und Wut der einzelnen Charaktere verstehen, während man einige ihrer Reaktionen allerdings nicht unterstützt. Es macht wütend, weil niemand etwas falsch gemacht hat und sie trotzdem nicht frei leben können. Es beschreibt Homophobie, die leider nach wie vor besteht. Die trotzigen Jugendjahre von Miki lesen sich sehr anstrengend, ist sprachlich aber gut umgesetzt, denn es passt nun mal zu diesem Alter. Trotz aller Ungerechtigkeit leuchtet in diesem Buch auch Licht am Ende des Tunnels, beschreibt Freundschaft und Liebe, zeigt, dass Familie für jeden anders aussehen kann und das in Ordnung ist. Denn am Ende des Tages ist es die Liebe, die wichtig ist und die siegt in diesem Buch.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
24. Sept. 2024
Bewertung:5

Ein unglaublicher Roman. Ernste Themen wie (internalisierte) Queerfeindlichkeit, Selbstfindung und Mental Health werden aufgegriffen, aber dennoch mit einer Leichtigkeit erzählt, die erstaunt. Es zerreißt eine*n mehrmals das Herz und setzt es kurz darauf wieder zusammen. Ehrlich, tiefberührend und wunderschön.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
3. Sept. 2024
Bewertung:4

Chronologisch erzählte Coming of Age Story. Russland, Homosexualität, ein Junge vom 6.bis zum 14. Lebensjahr. Schnörkellos und straight geschrieben. Sehr gut und fesselnd erzählt. Toller Kontrast von nüchterner, analytischer Sprache bzw. Figuren und Emotionen die sich Bahn brechen

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
2. Sept. 2024
„ Ihr seid Homos!“, schrie ich fast. „Schwuchteln! Tunten“ 💬
Bewertung:4.5

„ Ihr seid Homos!“, schrie ich fast. „Schwuchteln! Tunten“ 💬

Mikita wird nachdem Tod seiner Mutter von seinem homosexuellen Onkel adoptiert. Doch warum lebt sein Onkel mit einem Mann zusammen? Erwachsen werden bringt Mikita an seine Grenzen - Wut, Aggression und die Frage nach der eigenen Sexualität… • 🏳️‍🌈 • Coming of age Normalerweise nichts nachdem ich greifen würde, ABER bin ich froh, dass ich dieses Buch gefunden habe: Es gehört zu meinen TOP READS für diese Jahr ! 👍 Ehrlich, humorvoll, berührend, echt und ein junger großartiger Schreibstil ! Das Hörbuch ist auf Spotify verfügbar. 🎧

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
6. Juni 2024
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Bewertung:4.5

"...Homosexualität ist in Russland gesellschaftlich überwiegend tabuisiert; homosexuelle Handlungen sind jedoch weitgehend (mit Ausnahme Tschetscheniens) legal. Mit dem Argument des Kinderschutzes war „homosexuelle Propaganda“ in der Öffentlichkeit in manchen Regionen Russlands schon von 2006 bis 2013 unter Verbot gestellt worden.[1] Am 30. Juni 2013 unterzeichnete Präsident Wladimir Putin ein Gesetz auf föderaler Ebene, das jegliche positiven Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien wie das Internet unter Strafe stellt. Der Staat erkennt keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften an und verbietet seit dem 3. Juni 2013 auch die Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehepaare im Ausland..." (Quelle: Wikipedia) Mikita Franko hat hier einen sehr berührenden Roman geschrieben in deren Mittelpunkt Miki steht. Miki wird nach dem frühen Tod seiner Mutter von seinem Onkel Slawa adoptiert. Slawa ist Homosexuell und lebt mit seinem Partner Lew zusammen. Früh lernt Mika das Versteckspiel, die Menschen dürfen nicht erfahren, dass sein "Vater" schwul ist und er eigentlich zwei Väter hat. Diese Lüge wird zur Zerreißprobe, Miki und seine Psyche leiden immer mehr darunter, er wird aggressiv und gleichzeitig zieht er sich von der Außenwelt komplett zurück. Auch die Beziehung zu seinen Vätern leidet, vor allem mit Lew hat er heftige (gewalttätige-) Auseinandersetzungen, doch schaffen die drei es immer wieder mit viel Liebe und Verständnis füreinander sich zusammenzuraufen. Dabei zieht der Roman einen nicht runter, immer wieder gibt es Stellen, an denen man schmunzeln muss und immer wieder blitzt sowas wie Hoffnung durch. Hoffnung für eine Gesellschaft, die gerne weiter wäre und es nicht sein darf. Für mich war das Buch ein wahres Highlight! Lesen! "...Ich weiß, das klingt furchtbar, aber es ist wahr. Du wirst lernen, hinter die gesellschaftlichen Schablonen zu blicken und den wahren Menschen zu sehen, aber vor allem wirst du lernen, frei zu denken. Viele Menschen schaffen das ihr ganzes Leben nicht, aber du lernst es schon als Kind, auch wenn es sehr, sehr schwer sein wird, das ist es wert..."

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
16. März 2024
Bewertung:3

„Ein Schwuler, aufgezogen von zwei Schwulen, ein wandelndes Klischee, ein Geschenk an alle orthodoxen Aktivisten und eine Enttäuschung für die gesamte LGBT-Community — genau das war ich.“ (S.339) Mikitas Vater hat die Familie schon sehr früh verlassen und die Mutter stirbt an Krebs als er gerade mal 5 Jahre alt war. Er wächst somit bei seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew auf. Die Familie hat es gar nicht einfach. Denn sie leben in Russland und dort herrscht immernoch eine starke Queerfeindlichkeit. In ständiger Angst, dass jemand herausfindet, dass Miki zwei Papas hat und ihm seine noch einzig verbliebene Familie wegnimmt, muss er früh lernen zu lügen. Seine beiden Väter sind sehr offen und versuchen ihn so gut es auch geht liberal aufwachsen zu lassen. Das Dilemma drängt sich zwischen seinen homosexuellen Eltern und seiner eigenen später. Für Mikita ein Klischee, das behauptet gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. Dieses queere Coming-of-Age Buch ist unter 18 in Russland nicht kaufbar. Lustigerweise beinhaltet das Buch keine sexuellen Szenen oder dergleichen. Der Autor erzählt eine Geschichte von einem Jungen, der von seinen Eltern zurückgelassen wurde und dann eine queere Familie hat, die er trotz Liebe verschweigen muss. Familienfotos müssen versteckt werden, wenn Besuch kommt. In Aufsätzen muss das Kind lernen zu lügen und Geschichten über die eigene Familie erfinden. Mikita Franko zeigt deutlich, wie in Russland immernoch Queerfeindlichkeit herrscht und die sozialen Strukturen gar nicht so einfach zu durchbrechen sind. Der Protagonist Mikita lernt einen Waisenjungen kennen und seine Depressionen beruhigen sich. Jedoch merkt er, trotz starker Versuchung sich in Mädchen zu verlieben, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt. Mich hat die Geschichte sehr interessiert, vor allem wegen diesem Klischee, das behauptet gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. Es hat eine schöne Wendung schlussendlich gehabt und ist eher ein Jugendroman. Es ist keins dieser Bücher, das ich unbedingt empfehlen würde, aber es hat Spaß gemacht es zu lesen. Als Geschenk ist es jedoch ein Top!✨ „Damals spürte ich zum ersten Mal, das Erwachsene nicht immer in Garant für Sicherheit sind. Dass sie nicht allmächtig und weise sind. Und dass sie, wenn sie es nicht für nötig halten, dich kleines Wesen vor überhaupt nichts schützen. Schlimmer war nur noch die Erkenntnis, dass Erwachsene manchmal selbst der Ursprung der Bedrohung sind.“ (S.74)

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
8. März 2024
Bewertung:4

Eine ganz normale Familie

Eine „normale“ Familie - Das wünscht sich Mikita, der nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew aufwächst. Mikita Franko hat mich besonders in den ersten zwei Dritteln des Romans durch seine humorvolle aber nicht weniger tiefgründige Beobachtungsgabe menschlicher Beziehungen beeindruckt. Die ambivalenten Gefühle seiner gleichnamigen Hauptfigur Mikita gegenüber seinen Eltern, sich selbst und Gleichaltrigen, haben glaubhaft dargestellt, was die Erwartungen der Gesellschaft an eine „normale“ Familie mit einem jungen Menschen anrichten können, der nicht in das Schema passt. Die extrem konservativen Familienbilder in Russland erlauben es Mikita somit selten, emotional ausgeglichen zu sein. Zu groß ist die Gefahr, dass seine Familienverhältnisse offengelegt werden und er „Schuld“ an der Zerstörung seines sicheren Hafens sein könnte - eine ziemlich große Last für ein Kind, die nicht ohne Konsequenzen bleibt. So gut mir die Verbindung zwischen Mikita, Lew und Slawa am Anfang gefallen hat, hatte der Text im letzten Drittel für mich persönlich seine Schwächen. Hier wurden noch ein paar Fässer aufgemacht, die für mich von den großen Stärken Mikita Frankos Erzählweise abgelenkt haben. Trotzdem finde ich es toll, dass so eine Perspektive literarisch aufgenommen und verarbeitet wird - davon sollte es mehr geben!

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
2. Jan. 2024
Bewertung:4

Story: Nach dem frühen Tod seiner Mutter wird der fünfjährige Mikita von seinem Onkel Slawa adoptiert. Gemeinsam mit dessen Partner Lew erlebt Mikita eine unbeschwerte Kindheit, die einzig von der Tatsache getrübt wird, dass es niemandem erzählen darf, dass Slawa und Lew ein Paar sind. Stattdessen bestimmen Lügen und ein regelrechtes Versteckspiel vor Fremden und Verwandten das Leben der Familie und prägen Mikita sehr, der nur schwer verstehen kann, was an seiner Familie falsch sein soll. Mit der Zeit schlägt sein Frust in Aggression und Gewalt um, insbesondere als er bemerkt, dass er sich ebenfalls zu Jungs hingezogen fühlt … Eigene Meinung: Mit „Die Lüge“ erschien das Debüt von Mikita Franko, der in Pawlodar, Kasachstan geboren und in Russland aufgewachsen ist. Die ursprünglich online erschienenen, kurzen Kapitel waren Mikita Frankos Weg mit seiner Depression fertig zu werden und gar nicht als Verlagsveröffentlichung gedacht – erst die vielen positiven Rückmeldungen brachten den Autor dazu, sein Skript an einen Verlag zu senden. Das Buch erschien 2020 in Russland und durfte aufgrund der strengen Gesetze nur an Erwachsene ab 18 verkauft werden. Die deutsche Ausgabe kam 2022 bei Hoffmann und Campe auf den Markt. Die autofiktionale Geschichte begleitet den jungen Mikita von Kindesbeinen an und zeigt sein Heranwachsen bei seinem Onkel Slawa und dessen Freund Lew. Es ist eine unbeschwerte Kindheit, einzig die Tatsache, dass Miki von zwei Männern großgezogen wird, trübt das Glück des Jungen, der niemandem sagen darf, wie seine Familie eigentlich aussieht. Als Leser*in begleitet man Miki auf seinem Weg, sieht ihn heranwachsen und immer unglücklicher werden, bis der Zwang zu Lügen immer brutalere und gewalttätigere Formen annimmt. All dies gelingt dem Autor in sehr direkten, gut nachvollziehbaren Worten – man ist stets nah bei Miki, kann seine Ängste und Sorgen verstehen. Vor dem Hintergrund des Gesetztes über „homosexuelle Propaganda“ in Russland entfaltet die Geschichte einen beeindruckenden Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann, weiß man doch um die Schwierigkeiten mit denen sowohl Slawa und Lew als auch der junge Mikita zu kämpfen hat. Wie viele Elemente der Geschichte autobiografisch sind, kann man nur vermuten, doch man kann davon ausgehen, dass der Autor viel von sich selbst in seine gleichnamige Hauptfigur gesteckt hat, darunter auch die Depressionen, mit der Miki zu kämpfen hat. Die Figuren wirken sehr authentisch und erreichen die Leser*innen auf mehreren Ebenen. Man ist sehr schnell in der Geschichte, die durch die kindliche Ich-Perspektive Mikitas geschildert wird und lernt ihn dank seiner Gedanken und Gefühle sehr gut kennen. Auch seine Wandlung während der Pubertät ist ehr gut in Szene gesetzt, auch wenn der Sprung vom liebenswerten, besonnenen Kind zum gewalttätigen Jugendlichen recht krass anmutet. Sehr schön sind auch die beiden Väter des Jungen in Szene gesetzt – der ruhige, besonnene und gutherzige Slawa und der etwas kühlere, strukturierte und ernste Lew. Gerne hätte man noch mehr über die beiden erfahren, als das was man über Mikitas Erzählungen mitbekommt. Stilistisch legt Mikita Franko ein schönes, gut geschriebenes, zum Ende hin etwas unausgereiftes Debüt vor, das durch einen lebendigen Ich-Erzähler und durch die realistische Darstellung queeren Lebens in Russland besticht – bestimmt durch toxische Männlichkeit, einem Hang zum Militärischen und einer Abneigung gegen alles Andersartige, das nicht den gesellschaftlichen Konventionen entspricht. Der Autor legt die Absurdität der Homophobie durch die Augen eines Kindes offen, das nicht verstehen kann, was seine Familie von anderen unterscheidet, fühlt es sich doch sicher und geborgen. Mikita Franko bringt in seinem Coming-of-Age Roman wichtige Dinge zur Sprache, die gerade in Russland viel intensiver diskutiert werden müssten, würde man die Rechte queerer Menschen nicht so stark beschneiden. Leider verliert der Roman im letzten Teil etwas von seiner Wucht, wirkt unausgegorener und unbestimmter, als sei sich der Autor unsicher, was er mit seiner Figur anfangen will. Auch die Sprache wird roher und flacher, was der Geschichte jedoch nicht die Authentizität raubt. Fazit: „Die Lüge“ ist ein gelungener, authentischer und gut nachvollziehbarerer Coming-of-Age Roman, der durch realistische Figuren und einen soliden, stimmungsvollen Schreibstil besticht. Mikita Franko ist ein mitreißendes Debüt gelungen, das zu Herzen geht und gerade vor dem Hintergrund queeren Lebens in Russland überzeugen kann, zeigt es doch wie falsch und absurd die Vorurteile sind, mit denen Regenbogenfamilien und queere Menschen zu kämpfen haben. Wer auf der Suche nach realistischen Geschichten mit starker Botschaft ist, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Zu empfehlen!

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
22. Nov. 2023
Bewertung:4

This book was a lot for me to witness. The writing of the author and the short chapters made it pretty easy and fast to get through. I also liked seeing and learning about the reality of queer people in Russia in comparison to the rest of the world. However, I wished that the author gave us a bit more of interactions outside of school and the family, so that we could see even more of said reality. I really liked to read about the family situations though. I especially liked to see the differences in this (queer) family. Whereas Slawa was pretty liberal and open-minded, Lew was pretty rational and had troubles adjusting to being a family with a kid. Mikita (our main character), which we accompany through childhood and his teenager years, on the other hand, is a pretty bruised and struggling character. For me it was pretty hard to witness how much he actually struggled. In his story, he deals with aggression, depression and also (internalized) homophobia. As hard it was to read all that, it also felt pretty raw to me and eventhough I could not understand most of Mikis feelings and actions I still felt emotionally connected to his story somehow. Because of all the points above, I decided to rate this book 4 stars!

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
23. Okt. 2023
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Bewertung:4.5

4.75 Sterne - „Die Lüge“ ist ein Buch, welches mich wirklich bewegt hat. Der Autor hat es geschafft tolle Charaktere zu erschaffen, mit denen man mitleidet, aber es auch schafft, die schönen Momente mit ihnen zu genießen. Miki führt kein einfaches Leben. Er wächst in einem Land und einer Gesellschaft auf, die die Beziehung seiner Väter nicht annehmen kann und auch Miki hat viel mit seiner Identität zu kämpfen. Im laufe des Romanes staut sich viel Wut in ihm an und ein allumfassendes Thema werden seine mentalen Probleme. Es ist sehr interessant einen Einblick in das Leben dieser Familie zu erhalten, auch wenn sich beim Lesen immer wieder Unverständnis breit macht, wie eine Gesellschaft Familien ablehnen kann, nur weil sie nicht in deren Vorstellung einer „richtigen“ Familie passt. Ich werde immer wieder zu Büchern greifen, die das Leben von queeren Menschen porträtieren, auch wenn es schmerzvolle Geschichten sind.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
8. Okt. 2023
Bewertung:5

Der kleine Miki wächst nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel auf. Doch was Miki nicht wusste, sein Onkel ist schwul und hat einen Freund namens Lew. Der Beginn einer kleinen ungewöhnlichen Familie und die Geschichte eines heranwachsenden Jungen mit zwei Väter. Ein unglaublicher Schreibstil und eine Geschichte die unter die Haut geht.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
31. Aug. 2023
Bewertung:5

Ich fand das Buch unglaublich gut. Die Geschichte von Miki und seinen beiden Vätern fand ich sehr interessant und bewegend. Mikis Probleme, seine innere Zerissenheit und seine inneren Konflikte waren nicht immer leicht anzuhören, aber so unglaublivh wertvoll, einmal diese Perspektive zu bekommen. Folgendes Zitat aus einem Artikel der Berliner Zeitung beschreibt meine Gefühle sehr gut:"„Die Lüge“ ist eine beeindruckende Coming-of-Age-Story: über die Zwänge der russischen Gesellschaft, in der homosexuelle Paare Angst haben, dass ihnen das Sorgerecht entzogen wird. Über das Innenleben einer Regenbogenfamilie, die zwischen Unsichtbarkeit und der Angst aufzufliegen immer wieder an ihre Grenzen im Miteinander gerät. Und über einen Heranwachsenden, der seinen Platz finden muss - mit all der Zerrissenheit, den Ängsten, den eigenen homophoben Vorurteilen und der Begegnung mit der aufkeimenden Sexualität." (https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/mikita-franko-queer-roman-aus-russland-li.240458) Ich hatte sehr großen Spaß beim Hörbuch und wollte am liebsten nicht mehr aufhören. Ich habe nun schon einige queere Romane gelesen, aber vor allem über queere Beziehungen. Noch nie, über eine queere Familie und dann auch noch aus Sicht des Kindes. Diese Konstellation ist an sich schon etwas besonderes und auch in unserer heute doch sehr toleranten und meist offenen Gesellschaft für die Familien nicht immer einfach. Doch die vorurteile im konservativen Russland haben einen großen Einfluss auf das Leben dieser Familie und sie sehr nachhaltig geprägt. Es war interessant zu sehen wie Miki versucht mit den Vorgaben seiner Eltern, seiner eigen Sicht auf die Dinge, der Homophobie der kompletten Gesellschaft und all den Geheimnisen umzugehen. 

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
22. Aug. 2023
Bewertung:5

Es ist alles andere als einfach mit dieser Geschichte. Und ja, man kann hinterfragen, weshalb Eltern einem Kind solche großen Lügen zu muten. Sie sind keinesfalls perfekt, – aber welche Eltern sind das schon? Sie tun alles dafür, um ihren Sohn glücklich zu machen. Und sind auch für ihn da, als es ihm wirklich schlecht geht. Miki leidet an einem bestimmten Punkt an Depressionen. Er hat heftige Auseinandersetzungen mit einem seiner beiden Väter, und er reagiert auch selbst homophob, als seine beste Freundin ihm eröffnet, dass sie lesbisch ist. Manchmal stellt sich schon die Frage, für wen genau das Buch eigentlich geschrieben ist. Ich selbst denke, dass sich Menschen aus der queeren Community in Russland darin auch wieder finden können. Als Jugendbuch habe ich es aber trotz des Mikis Alter nicht empfunden. Ich hatte eher den Eindruck, dass es sich an Erwachsene richtet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder sich an anderen Stellen darin wiederfinden können. Ehrlich gesagt finde ich es auch sehr Komplex und ich verstehe, dass man bestimme Aspekte eventuell sogar Missverstehen kann (den Eindruck hatte ich teilweise bei Meinungen auf Goodreads). Da wurde dem Buch sogar der Vorwurf gemacht, Vorurteile noch zu schüren.) es ist nicht alles so superhappy und es gibt immer mal Gedanken, die aus einer Gesellschaft heraus in der queere Liebe anerkannter ist als in Russland, schwer nach vollziehbar sind. Manchmal fragte ich mich auch, ob bestimmte Aspekte deshalb so erzählt wurden, damit jemand in Russland sie falsch versteht​ und der Roman ohne Probleme veröffentlicht werden kann. "Die Lüge" ist rough wie man so schön sagt. Es ist nicht eine dieser Geschichten, nach denen man mit Herzchen und Sternchen in den Augen dasitzt. Wer etwas wie Hearstopper erwartet, ist hier falsch. Dafür ist es aber ehrlich und realistisch. Die Zerrissenheit Mikis, seine Unsicherheiten und Ängste. Das alles kommt auch daher, das er nicht die Möglichkeit hatte, offen und frei aufzuwachsen. Zum Teil kann man das seinen Eltern schon auch vorwerfen, ein Kind sollte nicht die Lügen der Eltern mit leben müssen. Aber gleichzeitig sollte ein Kind eben auch die Möglichkeit haben, bei den Menschen auf zu wachsen, die es lieben. Und die Eltern sollten die Chance haben, miteinander glücklich zu sein. Es ist also keinesfalls so einfach in Schwarz und Weiß aufgeteilt. Perfekt… was ist schon perfekt… Dieser Roman keinesfalls. Ich finde am Ende fehlt etwas um die Handlung etwas runder abzuschließen. Der Epilog ist auf einmal da. Und auch Mikis aufkeimende Gefühle hätten tiefer beleuchtet werden können. Ich fand es schade, dass Manches es an ein paar Stellen nicht versöhnlicher gelöst wurde. Gleichzeitig sind aber genau diese Aspekte auch wichtig, um die Auswirkungen der Diskriminierung auf die Gefühlswelt besonders auch von Teenager:innen zu verstehen. Trotzdem hat der Roman etwas an sich, das mich tief getroffen hat. Schon nach dem ersten Kapitel hatte ich diesen Herzklopf-moment den ich immer dann habe, wenn ich merke: Das wird gut, so richtig richtig gut.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
14. Aug. 2023
Bewertung:5

Wunderbares Debüt

*Die Lüge* Mikita Franko Zwei Seiten hat es gebraucht bis ich völlig in diese Geschichte fiel. Zwei Seiten mehr, bis mir Miki, die Hauptfigur, direkt ins Herz plumpste. Miki hat seine Mutter früh verloren. Sein Vater spielt keine Rolle in seinem Leben und so wird er fortan von seinem Onkel Slawa und dessen Lebensgefährten Lew großgezogen. Im zum Großteil homophonen Russland wird die Liebesbeziehung seiner Eltern schnell zum allumfassenden Geheimnis, an dem Mikita zu ersticken droht. Mikita Frankos Debütroman "Die Lüge" ist ein Feuerwerk der Emotionen, das den Leser auf eine Reise durch die Psyche des Hauptdarstellers mitnimmt. In einer Gesellschaft, die oft von oberflächlichen Narrativen dominiert wird, durchbricht "Die Lüge" diese Norm mit einer Offenheit und Wut, die über die Schmerzgrenzen hinausgehen. Mikita Franko hat einen Text geschaffen, der mich völlig mitriss . So einfach er sprachlich auch ist, schafft er es doch eine Vielzahl an Gefühlen zu vermitteln, die so unmittelbar und echt wirken, dass ich einen gewissen autobiographischen Charakter erahne. Von Mikis früher Kindheit in seiner Familie bis hin zum inneren Kampf mit der eigenen Identität und den aufkommenden Depressionen bleibt sein Fühlen für mich nachvollziehbar ja sogar fast nacherlebbar. „Die Lüge" ist eine psychologische Reise in die Untiefen menschlicher Seelen. „…dabei geht jeder abends in sein eigenes Unglück heim, von dem man gar nichts ahnt.“ S.246

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
29. Juli 2023
Bewertung:4.5

Ein stimmiger Roman und eine schöne Coming-of-Age-Geschichte, die ich gern gelesen habe. Ich war allerdings überrascht, dass der Buchbeschreibung genannte Waisenjunge und seine eigene Homosexualität erst so spät im Buch Thema sind.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
23. Juli 2023
Bewertung:4

Die Geschichte handelt von Mikita, der in Russland bei seinem Onkel aufwächst. Dieser nimmt Mikita auf nachdem seine Mutter an Krebs stirbt. Sein Onkel ist ein liebevoller Mensch und er ist glücklich, bis er herausfindet, dass sein Onkel schwul ist. Mikita muss nun sowohl im Kindergarten als auch in der Schule lügen um ihn und seine Familie zu schützen. Das Buch ist sehr leicht zu lesen und hat einen flüßigen Schreibstil. Die Geschichte erzählt interessant über das Leben des Jungen, der in einer liebevollen Familie aufwächst und auch glücklich ist, bis ihm die Außenwelt in die Quere kommt. Einzig das Ende erschien etwas schnell und passte nicht richtig zum restlichen Erzählstil, aber nichtsdestotrotz ein wundervolles Buch und sehr zu empfehlen.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
7. Juni 2023
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Bewertung:4.5

Hörbuch: Tiefgründiger Coming-of-age-Roman, der die Probleme des Aufwachsens in einer queeren Familie in Russland und des eigenen Coming-outs verdeutlicht. Sehr von innen heraus geschrieben arbeitet der Autor besonders gut die Ambivalenzen der eigenen Sehnsüchte heraus, die Besonderheiten der Familienstruktur und die Schwierigkeiten, zum eigenen Ich in einer ablehnenden Gesellschaft zu stehen. Die facettenreichen Haupt- und Nebencharaktere gingen mir sehr zu Herzen und bescherten eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der die Augen auch manchmal feucht wurden. Der lockere und flüssigen Erzählton bewahrt jedoch vor allzu großer Schwere. Die Stimme des Sprecher passte gut zum Protagonisten, variierte aber nicht stark in Dialogen und dämpft etwas die emotionalen Spitzen. Eine queere Geschichte, die mir im Kopf bleibt

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
11. Mai 2023
Bewertung:5

Ich lüge nicht, wenn ich sage: Dieses Buch hat mir richtig gut gefallen!

Eine queere Geschichte aus Russland über einen Jungen, der zwei Väter hat. Nach dem Tod seiner Mutter wächst Miki bei seinem Onkel Slawa auf, der in einer Partnerschaft mit Lew lebt. Homosexualität ist in Russland nach wie vor ein Tabuthema – wie ist es also, in einer Familie groß zu werden, die es eigentlich gar nicht geben darf? Mikita Franko schreibt unglaublich empathisch über die Wut, die Ohnmacht, aber auch die Liebe, die diese Geschichte so besonders macht. Kleines Zitat, das ich mochte: „Die Spiegelungen der Laternen zerflossen auf dem Asphalt wie Eigelbe in einer Pfanne.“ Stark!

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
9. Mai 2023
Bewertung:4

Mikita Franko ist ein kasachischer Transautor, der in Moskau lebt und mit seinem Debütroman “Die Lüge” ein in Russland heikles Thema aufgreift. Der Protagonist Miki wächst nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew auf. Die Regenbogenfamilie darf sich als solche allerdings nicht outen, wenn sie Diskriminierung und Repressalien entgehen will. Miki setzt dieses Versteckspiel immer mehr zu, reagiert immer aggressiver auf seine Umgebung und hat mit Depressionen zu kämpfen. Konnte er anfangs noch gar nicht greifen, warum er bezüglich seiner Eltern lügen muss, manifestiert sich die Queerfeindlichkeit der Gesellschaft bald auch auf den Schulhof. Es ist ein Coming-of-Age unter erschwerten Bedingungen und Mikita Franko vermittelt die kindliche und jugendliche Perspektive treffsicher und authentisch. Die Konflikte, in denen sich der Protagonist befindet, sind herzzerreißend und fühlbar, aber auch die beiden Väter werden aus den Kinderaugen heraus plastisch und nahbar beschrieben. Mit schnörkelloser, aber einschlagender Sprache bekommen wir in Alltagsszenen meist tief ins Mark gehende Erkenntnisse über den Druck, dem die Familie ausgesetzt ist. Normalerweise lese ich nicht sonderlich gerne aus kindlicher Perspektive, allerdings hat mich hier die Erzählweise und das Thema gut durch den Roman getragen. Für mich verfiel der Autor ab und an zu sehr ins anekdotenhafte, sodass die Geschichte drohte zu zerfasern. Am Ende konnte er das Ganze aber abrunden und hat mir eine wunderbare Hörbuchzeit beschert. Das Hörbuch wird sehr angenehm von Lennart Thomas gelesen und ist aufgrund der leicht zugänglichen Sprache perfekt für Autofahrten geeignet :-)

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
19. März 2023
Bewertung:5

Was für ein starker Debütroman des jungen Autors Mikita Franko. Der Klappentext verrät eigentlich schon das Wichtigste. Ein Interview bei queer.de besagt, dass der Autor mit diesem Roman ein wenig seine Vergangenheit verarbeiten wollte - ein trans Junge in Russland. Wie wir aus mittlerweile unzähligen Dokumentationen wissen, hebt sich Russland ganz besonders durch trans- und homophobe Politik hervor. In diesem Buch erzählt rückblickend der Protagonist Mikita davon, wie er als Kind nach dem Tod seiner Mutter von seinem Onkel aufgenommen wird, der in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt. Dementsprechend gestaltet sich auch der Schreibstil, man erlebt die Geschichte seiner Entwicklung aus der Sicht eines Kindes und später eines Teenagers und das fühlt sich ungemein authentisch an. Dieses Buch beschönigt nichts, überdramatisiert meines Erachtens aber auch nicht. Man ist gefangen in der Erzählung über eine grausame Gesellschaft, Liebe innerhalb der Familie, Alltagsprobleme und Probleme in der Pubertät... und zu keinem Zeitpunkt fragt man sich: "Was geht das mich an?" Denn blicken wir den Tatsachen ins Auge: Homo- und Transphobie und Probleme der sexuellen Selbstfindung während der Pubertät sind leider keine russlandspezifischen Probleme. Diskriminierung ist immer noch Gegenwart

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
12. Dez. 2022
Eine queere Familiengeschichte.
Bewertung:4

Eine queere Familiengeschichte.

Der Lesende begleitet Miki, während seines heranwachsens und immer im Zwiespalt mit sich und der Außenwelt. Was ist richtig, was ist falsch? Auch wenn Miki selbst zwar schon früh erkennt, dass die Beziehung seiner beiden Väter grundsätzlich nichts falsches sein kann, wächst er doch stets behütet auf und bekommt wichtige Werte vermittelt, belastet ihn die Situation des geheimhaltens und versteckens sehr. Das, in dieser Form - quasi realitätsnah - zu lesen, hat mir wirklich gut gefallen. Die Sprache ist einfach und durch den kindlichen bzw. jugendlichen Wortlaut sehr einprägsam und berührend. Miki kämpft mit Vorurteilen, bedingt durch seine Mitschüler/Mitmenschen und mit der Realität. Er versucht aus der Situation auszubrechen und schlägt über die Strenge. Er verteidigt sich und seine Familie, gegen die Intoleranz der anderen. Traurig, so leben und aufwachsen zu müssen, ohne jemals unbeschwert sein zu können, weil das queere Leben gesellschaftlich so wenig anerkannt wird. Lesenswert.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
3. Dez. 2022
Bewertung:5

Ein wahnsinnig gutes Buch, welches mich immer wieder zum Nachdenken über die Handlungen und Gedanken von Mikita gebracht hat. Einerseits konnte ich ihn und seinen Trotz so gut nachvollziehen und habe mir gleichzeitig immer gewünscht, dass er seine Eltern, die sich so viel Mühe geben und ihn lieben, ein bisschen mehr versteht.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
2. Dez. 2022
Bewertung:4

Wie ist es in Russland mit zwei Vätern aufzuwachsen? Was macht das mit dem Kind und wie geht die Gesellschaft mit der Situation um? Mikita hat zwei Väter, die ihm mit viel Liebe und Zuneigung versuchen ein gutes Leben zu geben. Sie stoßen dabei immer wieder an ihre eigenen und an gesellschaftliche Grenzen. Auch für Mikita ist die Situation nur schwer zu ertragen. Das permanente Lügen in der Schule, vor Freunden und Behörden macht ihn aggressiv und wütend. Je älter er wird, desto mehr gerät er in einen Strudel aus Wut, Hass, Verzweiflung. Er schlägt zu, er beleidigt und beschimpft seine Väter und er treibt sich selbst immer mehr in dunkle Gedanken. Der Autor schreibt seine Geschichte aus der Sicht des Kindes bzw. des Jugendlichen. Der Ton ist anfangs noch leicht und mit Humor und Ironie sowie kindlichen Gedanken über die man schmunzeln kann. Doch je älter er wird, desto aggressiver und ausfallender wird die Sprache, die dann immer mehr zu den Handlungen von Mikita passen. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto unangenehmer, packender und bedrängender wurde sie. Man musste mit ansehen, wie Mikita sich immer mehr zurückzog, isolierte und depressiver wurde. Aus dem Strudel wieder herauszukommen, war ein langer steiniger Weg, den er zu bewältigen hatte. Ein Buch, welches mich sehr nachdenklich und teilweise auch erschrocken zurückgelassen hat. Aber Dank des Buches kann ich nun einige Ansichten, Handlungen und Aussagen von homosexuellen Menschen besser nachvollziehen bzw. verstehen.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe
30. Okt. 2022
Bewertung:5

• DIE LÜGE • "Die Lüge" ist für mich ein absolutes Überraschungsbuch und zählt definitiv zu einen meiner Jahreshighlights. I N H A L T: Als Mikita fünf Jahre ist, stirbt seine Mutter an Krebs. Ihr letzter Wunsch ist es, dass ihr Sohn bei ihrem Bruder Slawa aufwächst. So lebt Mikita von da an bei Slawa und seinem Partner Lew in einer russischen Kleinstadt. So wächst er mit zwei Vätern auf und muss sich den gesellschaftlichen Vorurteilen und der herrschenden Ablehnung immer wieder stellen. Ein Konstrukt aus Lügen soll die Homosexualität seiner Väter verschleiern. M E I N U N G: Mikita Franko ist mit seinem Debütroman ein fesselnd-dramaitscher Roman gelungen. Franko wurde 1997 in Kasachstan geboren und versteht sich als Akyn (einem kasachischen Volksdichter, der aktuelle politische Themen diskutiert). Begonnen hat er mit kleinen Texten bei Social Media, in denen er seine eigene Lebensrealität als queere Person verschriftlicht. Der Roman orientiert sich an seiner eigenen Lebensgeschichte, was die Emotionalität des Buches erklärt! Ein Mal diesen Roman in die Hand genommen, konnte ich es kaum an die Seite legen. Von Beginn an ist "Die Lüge" mitreißend und außergewöhnlich. Das Versteckspiel, das Doppelleben und die Fragen eines Jungen lassen einen als Leser:in tief in die russische Realität blicken. Für Mikel (Mikita) ist seine Familie, wie jede andere: es gibt neben Meinungsverschiedenheiten, viele schöne Momente. Die offizielle Version lautet: er lebt bei seinem Onkel. Das Versteckspiel setzt ihn immer mehr zu und er hat große Angst vor den Konsequenzen. Sie erdrücken ihn. So muss er immer wieder lügen. Aufpassen, dass er sich nicht verplappert. Bilder abhängen, wenn Freunde vorbei kommen. Mikita Franko füllt den Roman mit nahbaren Charakteren, viel Liebe und zeigt auf, dass Erwachsene einem doch keine völlige Sicherheit bieten können. Es ist spannend Mikel in seiner Gefühlswelt, in dem Feiertagswirrwarr und bei seiner gipfelnden Depression zu begleiten. Es ist intensiv, dramatisch und emotional.

Die Lüge
Die Lügevon Mikita FrankoHoffmann und Campe