Biopic/Filmvorlage in Romanform Maria Peters, die Autorin des Romans "Die Dirigentin", fungierte bereits als Drehbuchautorin und Regisseurin des gleichnamigen Films über die Protagonistin Antonia Brico (1902-1989). Auch das Coverbild stammt aus diesem 2018 gedrehten Film. Dementsprechend szenisch bzw. wie ein Biopic ist auch der Roman aufgebaut. Wir erleben die Geschichte zum Großteil aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur, was der Intimität eines Films nahekommt. Zusätzlich kommen noch die Perspektiven von Frank und Robin hinzu, zwei Männern, die in Antonias Leben eine wichtige Rolle spielen. Im Roman begleiten wir die junge, in den USA lebende Niederländerin Antonia Brico durch Stationen ihres bewegten Lebens. Wir lernen sie als junge Frau kennen, die viele Jobs machen muss, um ihre Familie (die Adoptiv-Eltern, wie sie erfahren wird, mit denen sie in einer kleinen New Yorker Wohnung zusammenlebt) über Wasser zu halten. Ihre eigentliche Leidenschaft gilt aber der Musik. Sie spielt auf einem zusammengeflickten Klavier und träumt davon, Dirigentin zu werden. Erst als das Geheimnis um ihre Identität und ihre niederländische Mutter aufgeklärt wird, hat sie die Kraft, ihrem alten Leben zu entkommen und den Lebensweg einer Musikerin einzuschlagen. Eine interessante Geschichte ist es allemal, wie eine Frau als Pionierin ein rein männlich dominiertes Berufsfeld für sich erobert - leider nicht ganz mit dem Erfolg, wie ihn wahrscheinlich ein männlicher Kollege ähnlichen Talents gehabt hätte. Heutzutage gibt es ja zum Glück einige Dirigentinnen von Weltniveau, die aber wohl immer noch um Anerkennung kämpfen müssen. Die Geschichte von Antonia Brico ist es absolut wert, erzählt zu werden. Meine Kritik gilt der doch etwas oberflächlichen Erzählweise dieses Romans. Diese ist sehr sprunghaft und es wird vieles nur “erzählt” statt erzählerisch ausgearbeitet zu werden. Zum Beispiel: Kaum ist Antonia am Konservatorium in Berlin aufgenommen worden, hat sie auch schon ihren Abschluss gemacht. Auf ihre Erlebnisse, die sie dort während ihrer Studienzeit hat, wird kaum eingegangen. Auf die Perspektive von Frank hätte ich komplett verzichten können, lieber hätte ich noch mehr aus Antonias Sicht erzählt bekommen. Warum braucht man diese männliche Perspektive überhaupt, diese kitschige “Nicht-Lovestory”? Es geht schließlich um eine Frau in einem Männerberuf, ich will etwas über die Frau wissen und nichts über die Kriegserlebnisse eines privilegierten Mannes - nicht in diesem Buch. Das Thema Musik kommt auch etwas zu kurz. Was sie für Antonia bedeutet und wie sie sie wahrnimmt, wird zwar am Anfang angeschnitten, aber für meinen Geschmack zu wenig verfolgt. Es bleibt einfach alles sehr oberfläch und geht nicht in die Tiefe. Der Roman ist leider von Elementen geprägt, die der Unterhaltungsliteratur zuzuordnen sind. Wäre nicht das Thema Dirigentin, könnte man meinen es handelt sich um einen historischen Liebesroman. Die Themen Emanzipation und Musik kommen für mich einfach zu kurz. Dennoch ist es ein solider Roman, gefällig geschrieben und als Filmvorlage gut lesbar. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der Film besser ist als der Roman.
In diesem Buch, das Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, geht es um eine junge Frau, deren Lebenstraum es ist, Dirigentin zu werden. Aber dies ist ein Beruf, den bis dahin nur Männer ausüben. Überhaupt ist die Musik ein von Männern dominiertes Metier. Aber die Protagonistin kämpft für ihren Traum.... Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen. Zum einen, weil es einfach ganz toll und fesselnd geschrieben ist. Man lernt die Protagonistin sehr intensiv kennen, kann ihre Gefühle und Handlungen sehr gut nachvollziehen. Ihre Leidenschaft und Liebe für die Musik und das Dirigieren sind beim Lesen wirklich spürbar. Zum zweiten liebe ich dieses Buch, weil es auf einer wahren Geschichte beruht. Und ich bewundere starke Frauen in der Menschheitsgeschichte! Ich finde es wichtig, ihnen auch heute noch eine Stimme zu geben. Und mit diesem Buch ist das sehr gut gelungen. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!
“Weißt du, wir werden nackt geboren, und der Rest ist Verkleidung.“ Man muss keine Opern mögen, um dieses Porträt einer wunderbaren und unabhängigen Frau zu lieben. Das Buch hat mich ab der ersten Seite gefesselt und einfach nur glücklich zurückgelassen. Ich hätte nie erwartet, dass es mich so begeistern würde und jetzt zählt “Die Dirigentin“ zu meinen Jahreshighlights.
Willy kann ihre Liebe zur Musik im New York der Zwanziger Jahre nicht ausleben: Frauen, vor allem aus ihrer Schicht, sind in der Branche nicht willkommen. Dennoch setzt Willy alles daran, ihren Traum zu verwirklichen. Auf ihrem hindernisreichen Weg, eine der ersten Dirigentinnen in der Musikgeschichte zu werden, stolpert Willy über ein Familiengeheimnis, das sie zu Antonia werden lässt, findet Freunde und Feinde, reist durch die Welt und kämpft für und gegen die Liebe. Willys Geschichte hat mich fasziniert, in Atem gehalten, Musik fühlen lassen und mich auch über weite Strecken begeistert. Der Roman fühlt sich gut in die begrenzte Lebenswelt von Frauen in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein. Willys Weg ist im Kontext dieser Beschränkungen einfach außergewöhnlich und der Stoff, den man typischerweise als Drehbuch für einen Oscar-Film kennt (nicht umsonst ist die Autorin von Haus aus auch Drehbuchschreiberin). Dies ist schön und sehr solide, mitreißend und durchaus inspirierend, aber birgt keine Überraschungen. Ohne zu viel zu verraten: selbst der Handlungsstrang um Robin hat mich nicht erstaunt - genau das hatte ich die ganze Zeit schon vermutet. Über die Vorhersehbarkeit der Geschichte konnte ich grundsätzlich jedoch gut hinwegsehen, da sie an sich sehr reizvoll ist. Problematischer ist die Tatsache, dass der Roman meiner Ansicht nach zeitweise immer mal wieder seinen historischen Kontext in der Figurenzeichnung und Figurenhandlung und auch in der Darstellung des settings aus den Augen verliert, nur um sich dann wieder sehr machtvoll daran zu erinnern. Da hätte ich mir mehr Konstanz gewünscht. Durch die Perspektivenwechsel zwischen Willy/Antonia, Frank und Robin wird die Handlung sehr lebendig und vielseitig. Der Aufbau des Romans animiert zum beständigen Weiterlesen, das Buch legt man in der Tat nur schwer aus der Hand. Stilistisch war ich mit dem Roman nicht immer einverstanden. Zwar zeichnet er sich durch eine sehr hohe Lesbarkeit und auch einige gelungene Passagen aus, aber es gibt auch Passagen, in denen Dialoge in der Wortwahl einfach zu modern daherkommen - dies mag natürlich auch der Übersetzung geschuldet sein. Die Figurenzeichnung ist grundsätzlich nicht schlecht, allerdings schwanken alle im Roman auftretenden Charaktere zwischen sehr starker Fortschrittlichkeit und überaus konservativer Rückwärtsgewandtheit. Dazu bin ich immer etwas empfindlich, wenn im historischen Roman zu viel erklärt und gelehrt wird - natürlich möchte ich etwas über die Zeit lernen und wissen, aber dies sollte in die Handlung und die Figurenzeichnung subtil und elegant eingebunden werden. In Die Dirigentin wird der beginnende Feminsimus teilweise zu grob in den Text eingefügt bzw. den Figuren in den Mund gelegt. Die Dirigentin ist ein historischer Roman, der manchmal seinen Kontext vergisst, sich für Frauen stark macht und page turner-Qualität hat. Er ist ein schöner, unterhaltender Roman für Leser, die sich in Hollywood-Stoffen verlieren können und über ein paar unelegante Anachronismen hinwegsehen können.
„Die Dirigentin“ von Maria Peters ist ein Roman über die erste Dirigentin, es ist die Geschichte der Antonia Brico, die eine ganz ganz tolle Persönlichkeit ist wie ich finde! Beschäftigt man sich näher mit ihrer Person wird schnell klar, wie bedeutend ihr Mut und ihr Wille zur damaligen Zeit waren und wie sehr sie doch auch Einfluss genommen hat auf Frauen innerhalb der Musik. Was doch eigentlich den Männern zugesprochen wurde, zu führen, zu dirigieren, nimmt sie selbst in die Hand und legt damit doch einen Baustein für die Emanzipation. Die Autorin Maria Peters hat diese besondere Geschichte für ihren Roman „Die Dirigentin“ aufgegriffen und versucht dem Leser das Leben von Brico näher zu bringen. Mit leisen Tönen und ganz gemächlich erfahren wir, wie Antonia ihren Weg geht und sich allen Hürden entgegenstellt, wie sie für ihren Traum kämpft. Leider fehlte es mir trotz der mit eingebrachten Dramatik sehr an Tiefe und für mich persönlich blieben die Emotionen, mit denen ich fest gerechnet hatte eher auf der Strecke... Das lag mitunter wohl auch daran, dass die Charaktere für mich persönlich nicht so greifbar waren, wie ich es mir gewünscht hätte und der Schreibstil sich für mein Leseempfinden doch etwas fad gestaltete. Trotz allem bleibt Brico in meinem Herzen und in meinen Gedanken, denn sie ist eine wichtige Persönlichkeit innerhalb der Musikgeschichte, vor der man nur den Hut ziehen kann.
Dieses Buch erzählt eine wahre Geschichte aus den 1930er Jahren. Eine Frau kämpft um ihren Platz in einer Männerwelt: Sie möchte Dirigentin werden. Kaum einer nimmt sie ernst. Ihre Kindheit ist geprägt durch Armut, viel Arbeit und wenig Liebe - erst spät erfährt sie, dass sie adoptiert wurde. Ihrem großen Traum ordnet sie alles andere unter, auch ihre große Liebe. Geschickt wird diese Geschichte aus drei Perspektiven erzählt: ihrer eigenen, der ihres guten Freundes Robin und der ihrer großen Liebe Frank. Hierdurch ist es möglich, beispielhaft sowohl männliche Förderer darzustellen, als auch Männer, die am althergebrachten Frauenbild festhalten und sich nicht vorstellen können, dass eine Frau über 100 männlichen Musikern den Ton angibt. Und diese Sicht ist leider immer noch aktuell: "Fakt ist: Frauen als Dirigentinnen sind auf der ganzen Welt, aber besonders in Mitteleuropa, eine Rarität. Von über 130 Orchestern in Deutschland werden gerade mal drei von Frauen geleitet (Stand: November 2017)." (https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/dirigentinnen-frauen-orchester-100.html) Erst im Nachwort habe ich erfahren, dass die Autorin bereits einen gleichnamigen Film über Antonia Brico gedreht hat. Das Buch wirkt aber nicht wie ein Film-Drehbuch, sondern ist - wie schon gesagt - geprägt durch die drei Sichtweisen der Geschehnisse und damit ein eigenständiges Kunstwerk. Unbedingte Leseempfehlung für Musikliebhaber, historisch Interessierte und alle, die sich für Gleichberechtigung unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung einsetzen.