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Bewertung:2

Am Ende ist man wirklich nicht schlauer

Thomas Gottschalk berichtet auf knapp über 300 Seiten über die „Zustände“ der Gesellschaft, diverse Generationenkonflikte und seine Zeit bei Funk und Fernsehen. Dabei sind die wenigen Berichte über Dinge, die in seinem Leben oder während seiner beruflichen Karriere hinter den Kulissen passierten (z.B. bei der Fernsehshow „Wetten dass…?“) noch am Interessantesten. Diese Berichte sind aber ebenso recht oberflächlich wie die Aussagen über Influencer oder Hass und Hetze im Internet. Ja, die Aussagen sind sicherlich auch Objektiv gesehen nicht verkehrt, haben aber keinen wirklichen Mehrwert. Wenn man öfter in diesem Neuland Internet unterwegs ist, erschließen sich diese Deutungen schon allein, wenn man nur über einen gewissen Zeitraum „beobachtet“. Für mich härter haben da doch einige Äußerungen über das prekäre „Frauengrabscher“-Thema oder auch die Arbeitsmoral der aktuellen Generation gewogen. Nicht nur fehlt es an Selbstkritik, auch wird vieles pauschal gerne mal über einen Kamm geschert. Der Autor versteckt sich dann hinter Sätzen wie „Ich habe es nicht so gemeint“ und Aussagen begründet mit „Kindlicher Unschuld“. Ich würde dem Autor mal unterstellen nicht so schlicht zu sein in der Hinsicht wie er vorgibt, zumal er die Probleme auch anspricht und die Kritik auch erwähnt. Es ist ihm aber schlicht auch egal, daher auch seine „Flucht nach vorne“. Insgesamt ist grade die erste Hälfte des Buches müßig zu lesen, die zweite Hälfte ist okay, da hier auch ein Generationenforscher in einem Interview zu Wort kommt. Fazit: Ungefiltert ist Thomas Gottschalks Flucht nach Vorne, die inhaltlich oft oberflächlich und wiederholend bleibt und dabei manchmal auch echt schmerzhaft zu lesen ist. Die fehlende Selbstkritik bei ein paar sensiblen Themen kommt da noch hinzu. Am Ende ist man, wie besagter Autor gegen Ende auch schreibt, tatsächlich nicht wirklich schlauer als zuvor. Immerhin gab es ein paar Einblicke hinter gewisse Kulissen, das war dann schon im Grunde das Interessanteste am Buch, das mir zum Ende etwas besser gefallen hat. Wer was zum Gruseln sucht, sollte reinlesen.

Ungefiltert
Ungefiltertvon Thomas GottschalkHeyne