
Anders als erwartet.
Neugierig gemacht durch das Verkaufsverbot, wollte ich selbst herausfinden, was Amok so kontrovers macht. Was ich jedoch bekam, war nicht der erwartete Schocker, sondern ein ungewöhnlich vulgärer, teils einseitiger Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche – und das selbst für Stephen King überraschend reduziert. Im Mittelpunkt steht der Schüler Charlie Decker, der während eines Schultages Amok läuft. Doch der eigentliche Gewaltakt tritt in den Hintergrund. Stattdessen entwickelt sich eine psychologisch aufgeladene, teils verstörende Dynamik zwischen Charlie und seinen Geiseln, die sich ihm auf eine Weise öffnen, die unerwartet, aber auch schwer greifbar bleibt. Die erzählerische Spannung schwankt, das Ende überrascht – doch zurück bleibt ein eher zwiespältiger Eindruck. Amok kratzt an einem tiefen Thema, bleibt aber in seiner Wirkung seltsam distanziert.