"Wie mein Vater hat auch meine Mutter Sätze, die sie wie Pflöcke in die Welt rammt. Mit denen sie Zäune zieht und Wege markiert. Einmal zeigt sie auf die Pflastersteine unter ihren Füßen und sagt, dass man sie nur an den Ecken etwas abschleifen muss, um die ins Rollen zu bringen." Die Sätze, mit denen uns Behzad Karim Khani in seinem Roman 'Als wir Schwäne waren' konfrontiert sind meisterhaft konstruiert. Manchmal klatscht er sie dem Leser wie eine nasse Zeitung um die Ohren, manchmal hängt er sie ihm als zentnerschweres Gewicht um den Hals. Seine Schreibart, dieses Spiegelvorhalten, ist teilweise schwer zu verdauen, doch mich hat es total abgeholt und tief berührt. Ich habe den ganzen Schmerz und die Wut in Khanis messerscharfen Sätzen gespürt.
Hach, es hat mich einfach nicht abgeholt - die Sprache zu poetisch, zu vage, die Handlung geht nur schleppend voran.. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.
Der erneute Beweis, wie schön Sprache ist.
„Und ich, tausend Lügen klüger, sagte nicht, dass fair ein so einfaches Wort ist, und Gerechtigkeit ein so schwieriges und ich, tausend Wunden hoffnungsvoller, sagte dir nicht, dass wir alle an den längeren Wort gescheitert sind.“ (Seite 7) Das war ein wirklich toller, sehr organischer Read, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Literarisch wirklich fantastisch. Habe jede Seite gemocht und fand die Geschichte sehr einfühlsam, packend und lehrreich.
Ein Buch, was man gelesen haben muss. Hart und Autenthisch verpackt in Worte, die schöner kaum klingen könnten. Talent. So viel Talent.
Sprachlich enorm beeindruckend
"Wir reißen aus. Sternenförmig. Stolpernd. Manche suchend. Keiner ahnend. Wir verabschieden uns und bleiben da. Unser Viertel ist ein Aquarium. Wir verstehen nur die Scheiben nicht." Der Protagonist, der mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist, erlebt seine Jugend in einer tristen Siedlung, in der vieles kaputt, grau und laut ist. In den Familien der Siedlung wird gestritten, gekämpft, in Armut gelebt. Auf den Straßen der Siedlung ebenso, Gewalt aus Langeweile, als Machtdemonstration oder aufgrund von gekränktem Stolz gehört dazu. Hin- und hergerissen zwischen einem Elternhaus, in dem an Stolz und Hoffnung geglaubt wird, und einem Umfeld, in dem beides sehr anders definiert wird, gerät der Protagonist immer mehr auf die schiefe Bahn. Er verspürt eine unbändige Wut, eine gerechte Wut, die aber nicht immer gerecht adressiert wird. 'Als wir Schwäne waren' ist ein sprachlich unheimlich starker Roman, der auf äußerst verletzliche Art Gewalt thematisiert. Behzad Karim Khani schafft es, sehr eindringliche Bilder mit Sprache zu erschaffen, die den Roman zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen. Dazu dann noch die Thematik der Diaspora, der Identitätssuche in einem Umfeld, das wenig Möglichkeiten lässt. Ein Autor, von dem ich unbedingt noch viel mehr lesen möchte. CN: G3walt, Alkoh0lmis$brauch, B0dyshaming, Tierquäl3rei, Ras$ismus, selbstv3rletzendes Verhalten, T0d, M0rd, Dr0genabhängigkeit, Roma-Feindlichkeit, Abl3ismus, Verg3waltigung
Ein starkes, poetisches Buch, das definitiv zum Nachdenken anregt!
Der Roman erzählt aus Perspektive von Reza, der mit seinen Eltern als Zehnjähriger aus dem Iran nach Deutschland kommt, vom Erwachsenwerden im Ghetto. Es geht um Gewalt, Drogen, aber auch um Zusammenhalt und die Suche nach einem Platz in der Gesellschaft. Bei der Lesung zum Buch in Wien am 14.12.2024 hat Behzad Karim Khani seinen Vater zitiert: "Wenn die Gesellschaft ein Körper wäre, sind die Künstler die Augen." Auch sein Buch sollte so gelesen werden - als Beobachtung und nicht als Debattenbeitrag. Durch diese Statements habe ich für mich erkannt, dass es eigentlich ein Roman ist, der zum Zuhören auffordert, der sagt: So kann das Leben in Deutschland auch ausschauen, das sind Lebensrealitäten, die es anzuerkennen gilt. Es gibt einige Stellen, die schwer zu verdauen sind und eine Reaktion der Leser:innen geradezu provozieren, doch der Tonfall ist nie belehrend oder anklagend, sondern einfach ausdrucksstark, direkt und unverblümt. Der Schreibsstil des Autors ist auf jeden Fall ein großer Gewinn für das Buch und war für mich ausschlaggebend dafür, dass ich den Roman sehr gerne gelesen habe
Wunderschön poetisch geschrieben, was im krassen Gegensatz zum Inhalt steht, der die nackte, harte Realität einer iranischen Einwandererfamilie zeigt.
Jeder Satz ist so unglaublich gut geschrieben und so poetisch, sodass ich mir am liebsten jeden Satz tätowieren lassen würde.
Highlight!!!
Dieses Buch ist so wichtig und sprachlich absolut großartig! Seine Kindheit erlebt der Ich- Erzähler im Iran. Bis er in der 1990er Jahren geinsam mit seinen Eltern nach Deutschland flüchtet. In einer Zeit, in der er der einzige Iraner an der Schule ist und gerade der Film 'Nicht ohne meine Tochter' großes Thema ist. Und dann tauchen wir mit ihm ein in diese Jugend, die in einer Siedlung im Ruhrpott ihren Lauf nimmt. Erleben, wie er sich als Fremder wahrgenommen fühlt und selbst sein neues Umfeld wahrnimmt. Ein Gefühl von Zugehörigkeit sucht, aber nicht findet. Falsch abbiegt. "...weiß nicht, wann ich entdeckte, dass Angst, Schrecken und Furcht stabilere Währungen sind als Liebe, Vertrauen oder Freundschaft. Und dass Stabilität den Wert der Währung ausmacht." Und bald schon wandelt sich Angst in Wut und treibt ihn immer tiefer in eine Welt, die sich nicht richtig anfühlt, aber keine Alternativen bietet. "Gefühleanhalten wird meine neue Superkraft". Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt, berührt, beschämt und aufgewühlt. Sprachlich eine Wucht - mal brutal direkt, mal philosophisch melancholisch - hat mich Khani hier in seine Seelenwelt eintauchen lassen, die er selbst bis heute noch zu verstehen versucht. Und mich gleichzeitig gelehrt, wie viel wir alle voneinander lernen können, wenn wir uns dem Neuen öffnen. Ganz große Empfehlung!
Ohne Filter - somit hochgradig authentisch, schonungslos brutal und gleichzeitig poetisch/feinsinnig erzählt!
Sprachlich voll auf die 12…
… so kraftvoll und dennoch poetisch zart. Fand’s mega gut und jeden Satz so stark, dass man Bezahd Karim Khanis Buch nicht nur mal eben einfach so überfliegt. Bin dankbar für das „Back to 90s Feeling“ und lässt mich selbstkritisch in meiner „deutschen Bubble“ zurück. Klare Lesempfehmung! Sein Debut ist auch direkt auf meiner Wunschliste gelandet…

Gesellschaftliche Relevanz
"Als wir Schwäne waren" von Behzah Karim Khani lässt mich mit Blick auf meine Bewertung etwas ratlos zurück. Ohne Zweifel hat der Autor ein beachtliches Gespür für Sprache. Die Seiten sind voll von poetischen, tiefgründigen Sätze, die das triste und von Gewalt geprägte Leben des jungen Protagonisten und seines Bochumer Viertels zum Ausdruck bringen. Der Roman schafft Einblicke in ein problematisches Milieu, über das sicherlich viel gesprochen und diskutiert wird, das letztlich aber wohl nur die Menschen verstehen, die in genau diesen Kreisen leben. Es steht außer Frage, dass die Inhalte des Romans von gesellschaftlicher Relevanz sind, denn es schildert das Leben junger Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft befinden, in Kriminalität und Gewalt abrutschen, sich nicht Zugehörigkeit fühlen. Ich schätze es sehr, dass Behzah Karim Khani diese Lebensrealitäten zeigt und damit auf eine wachsende Gruppe von jungen Menschen aufmerksam macht, die wir zu verlieren drohen. Gleichzeitig gebe ich zu, dass ich den Roman immer wieder zur Seite legen musste. Es ist definitiv kein Werk, das sich schnell zwischendurch lesen lässt, denn dafür sind die Sprache, die vielen Metaphern und poetischen Bilder doch zu anspruchsvoll. Ich musste Sätze zum Teil mehrfach lesen und bin mir auch im Nachgang nicht immer sicher, ob ich verstanden habe, was der Autor seiner Leser:innenschaft damit sagen möchte. Auch ist das Buch durch und durch negativ. Der Protagonist fühlt nicht nur eine tiefe Ablehnung und einen regelrechten Hass gegenüber Deutschland, sondern führt aus meiner Sicht auch keinerlei positive Beziehung, etwa zu seinen Eltern oder seinen Freunden. Ich hätte mir doch sehr einen kleinen positiven Lichtblick in dem Roman gewünscht, aber vielleicht ist diese extreme Tristesse auch genau das, was die Geschichte des aus dem Iran geflüchteten Jungen so realistisch macht. Kurz: Ich schätze die gesellschaftliche Relevanz des Romans sehr, hatte jedoch schlichtweg keine Freude daran ihn zu lesen. Mir war an der ein oder anderen Stelle die Sprache zu verworren, was letztlich meinen Lesefluss gestört hat. Dennoch ist das Buch mit Blick auf seine Inhalte sehr lesenswert! Ich vergebe 3,5 - 4 Sterne. *Rezensionsexemplar

Ein Erinnerungsmosaik.
„Zwei, drei Monate später tätowieren wir uns Ketten um den Hals mit einem Anhänger dran, auf dem YASSIR steht. Die Idee kommt von Silvio. Er hat sich im Knast eine machen lassen. Ich glaube, er hat das aus einem Film. Etwa fünfzig Jungs aus meiner Nachbarschaft haben dieses Tattoo, das mit einem Versprechen einhergeht. Wir schwören einander, dass das jetzt Brauch ist und jeder einen Anhänger bekommt, wenn er stirbt. Egal, ob wir dann noch Freunde sind oder nicht.“ (S. 160) _______________________________________________ 🫧 Worum geht‘s? Um Heimat und darum, sie zu verlieren. Um Wut, um das Fremdsein, ums Ankommen und Loslassen. Um das Aufwachsen in einer Siedlung im Ruhrgebiet der 1990er Jahre, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Um das Erwachsenwerden, um Gewalt, Freiheit und immer auch um Stolz - ein Wort, für welches die persische Sprache zehn, fünfzehn verschiedene Begriffe kennt. 🫧 Meine Meinung 192 Seiten, kurze Kapitel ohne Überschriften, prägnante Sätze, ein Erinnerungsmosaik - das war der zweite Roman von Behzad Karim Khani für mich. Der namenlose Protagonist nimmt uns mit in eine Siedlung im Ruhrgebiet der 1990er Jahre und in eine Kindheit, die manchmal aufregend, oft trostlos erscheint. In manchen Facetten fand ich mich, selbst Kind von Einwanderern, wieder - vor allem in den kindlich bunten Erinnerungen und dass da immer jemand ist, wenn man zum Spielen vor die Haustür geht. Andere Momente blieben für mich ohne Zugang und ich hatte an vielen Stellen das Gefühl, nicht zu verstehen, was der Autor ausdrücken möchte. Viele Sätze eine Aneinanderreihung von Worten, deren Kern für mich verschlossen blieb. Zurück blieb oft nur ein schales Gefühl von Wut, das Aroma von Verlorensein. 🫧 Fazit Eine Geschichte, die sich mir leider nicht erschlossen hat. Würde ich sie in Filmszenen einfangen wollen, ich glaube, es würde „Sonne und Beton“ dabei herauskommen.
Was für eine Sprachgewalt: Mal poetisch, mal nüchtern, aber immer schonungslos ehrlich über das Finden der eigenen Identität in der Fremde
Stark und sehr bewegend!
In diesem Roman erzählt Behzad Karim Khani von den Wahrheiten des Alltags in den Plattenbausiedlungen der Bundesrepublik Deutschland, die von unglaublicher Willkür geprägt zu sein scheint. Es ist die Geschichte eines Kindes steht aber stellvertretend für junge Migrant*innen die auch schnell in einer Abwärtsspirale von Armut und Gewalt Wiederfinden. Autobiographisch erzählt der Autor von seinen eigenen Erfahrungen als sehr jünger Mensch fremd in Deutschland "anzukommen" (wobei er nie wirklich heimisch geworden scheint...). Er beschreibt wie es ist, wenn akademische Abschlüsse der Eltern plötzlich nicht mehr zählen und man sich als so genannter "Gast" in Deutschland trotz des freundlichen Wortes stets unerwünscht fühlt... Sprachlich ist der Text eine bewundernswerte Mischung aus poetisch und nachvollziehbarer Wut, der mir sehr gefallen hat und die Message des Buches noch deutlicher gemacht hat! Ein schonungsloser Bericht darüber, wie es ist in einem Land anzukommen, in dem man unerwünscht ist, die Rückkehr nach Hause aber auch keine Alternative ist.

»Ich kenne meine Einzelteile nicht. Habe sie verlegt. Weiß nicht, wo oder wann. Auf der Flucht. Im Iran. In meinen Träumen, die mir vertrauter sind als mein Wachzustand. Ich träume nicht vom Iran. Ich träume im Iran.« (S.69) Der 10-Jährige Reza landet mit seinen persischen Eltern nach der Flucht aus dem Iran ausgerechnet im Ruhrgebiet. Am Bochumer Stadtrand ist die Armut Realität. Dazwischen gibt es die kleinen süßen Momente des Glücks, wie der Fund von Kornelkirschen 🍒. In diesem Ballungsraum treffen nicht nur die verschiedensten Personen, Kulturen, Ansichten aufeinander, sondern die Gewalt ist allgegenwärtig. »Völkerball ist so grausam, dass es aus unserem Viertel kommen könnte.« (S.78) 🏐 Während seine Eltern darüber hinwegsehen, als studierte Soziologin und Schriftsteller über Linguistik diskutieren, sich mit Arbeit über Wasser halten und dabei das bestandene Soziologie-Studium wiederholen, um in Deutschland auch anerkannt zu werden, gelangt er immer tiefer in die Gewalt und nimmt die Karriereleiter abwärts: Von einer gescheiterten Ninja-Clique über ‚Pakt schlägt sich, Pakt verträgt sich‘ bis zum Dealer und Gangster, um kein Opfer zu sein. Hier muss er seine Gefühle ausblenden, um nicht zu zerbrechen. 💔 »Alle sieben Jahre sind wir neu, sagt man. Alle Zellen erneuert. Aber die Narbenzelle erneuert sich wieder in eine Narbenzelle. Vererbt die Wunde. Vergisst nicht. Das Gedächtnis des Traumas liegt in der Wunde selbst.« (S. 175) Tiefgründig, poetisch, ehrlich, in prägnanten Szenen und im fragmentarischen Erzählstil erzählt der Autor Behzad Karim Khani auch in seinem zweiten Roman »Als wir Schwäne waren 🦢« über das Leben nach einer Flucht aus Kriegsgebiet, das Aufwachsen in Deutschland der 90er Jahre, die eigenen Konflikte und Kriege. Er schreibt über Angst, Zorn, Wut, Zerrissenheit, Schmerz, Verlust, Leere, Zugehörigkeit, Familie, Freundschaft, Erwartungen, Enttäuschungen, Gesellschaftskritik, Verwunderung, Ankommen — oder doch eher (Weiter-)Gehen? »[…] und dann werde ich mir sagen, dass meine Eltern mir nicht die Fremdheit vererbt, sondern die Welt geschenkt haben.« (S. 186) ❤️🩹 He did it again: Nach seinem erfolgreichen Debüt »Hund, Wolf, Schakal« gelingt es dem Autor auch mit seinem neuen Roman die grausame, gewaltvolle Realität, die existiert, zu transportieren, ohne diese zu verurteilen. Ganz, ganz große Leseempfehlung. [CN: Physische Gewalt, Drogen, Rassismus, Kriminalität]

Contentwarnung: Das Buch enthält Themen wie Gewalt, Kriminalität und Alltagsrassismus „Als wir Schwäne waren“ ist ein bewegender Roman von Behzad Karim Khani, der die Geschichte von Reza erzählt, einem Jungen iranischer Herkunft, der mit seinen Eltern nach Deutschland flüchtet. Der Roman, der in den 1980er und 1990er Jahren spielt, gliedert sich in drei Teile, die chronologisch die Kindheit, Jugend und frühe Erwachsenenjahre von Reza nachzeichnen. Die Familie, bestehend aus dem poetischen Vater und der soziologischen Mutter, sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert: ihre akademischen Qualifikationen werden nicht anerkannt, was den Vater dazu zwingt, als Taxifahrer zu arbeiten. In ihrem neuen Zuhause im Plattenbau von Bochum kämpfen sie darum, sich in einer Umgebung zurechtzufinden, die von Armut und sozialen Spannungen geprägt ist. 🌍 Behzad Karim Khani hat den Roman in der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben, was uns eine unmittelbare und intensive Verbindung zu Rezas innerer Welt ermöglicht. Khani verwendet kurze, prägnante Sätze und eine reduzierte Sprache, die dennoch reich an treffenden Bildern und Metaphern ist. Diese stilistische Reduktion trägt zur Intensität der emotionalen Darstellung bei und ermöglicht es, komplexe Gefühle und Situationen auf eindringliche Weise zu vermitteln. Der Roman ist durchzogen von poetischen Elementen, die eine besondere Atmosphäre schaffen. Die kurzen, oft fragmentarischen Kapitel erinnern an ein Mosaik aus Erinnerungen, das uns die Vielfalt und Fragmentierung von Rezas Erfahrungen vor Augen führt. Gleichzeitig bleibt der Autor bei der Schilderung von Gewalt und sozialen Konflikten sachlich und unverblümt, was den Kontrast zwischen der poetischen Sprache und der rauen Realität verstärkt. Khani verwebt persönliche Erfahrungen mit allgemeinen Beobachtungen über das Leben von Migrant:innen und die Herausforderungen der Integration. Reza, der als Außenseiter zwischen den Welten lebt, steht im Zentrum der Erzählung, während der Roman gleichzeitig ein vielschichtiges Bild seiner Familie und der Nachbarschaft zeichnet. Die Themen Gewalt, Kriminalität und soziale Ausgrenzung sind ständige Begleiter, während sich Reza mit seiner Identität und seinen Gefühlen gegenüber Deutschland auseinandersetzt. 💔 „Als wir Schwäne waren“ hat mich tief beeindruckt und emotional bewegt. Die fragmentarische Erzählweise und die Sprünge zwischen den Kapiteln erforderten zwar eine hohe Aufmerksamkeit und Bereitschaft, sich auf den offenen Erzählstil einzulassen, doch gerade dies machte den Roman zu einem intensiven Erlebnis. Das Buch ist für mich nicht nur ein literarisches Erlebnis, sondern auch eine eindringliche Reflexion über die Herausforderungen und die Zerrissenheit von Migrant:innen in einer neuen Heimat - eine Geschichte, die mir nicht fremd ist. 💭 Fazit: Trotz seiner kompakten Länge und der fragmentarischen Erzählweise schafft es Khani, eine tiefgreifende und bewegende Geschichte zu erzählen. Die poetische Sprache und die sachliche Darstellung von Gewalt und sozialer Benachteiligung machen das Buch zu einem starken und nachdenklich stimmenden Werk, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Danke an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar. 📝
Absolutes Highlight!
"[Ich] Weiß nicht, wann ich entdeckte, dass Angst, Schrecken und Furcht stabilere Währungen sind als Liebe, Vertrauen oder Freundschaft. Und dass Stabilität den Wert der Währung ausmacht. [...] ein Privileg sein kann, zu wissen, dass die Welt nicht auf uns gewartet hat." (S.137) Selten hat mich ein Buch in letzter Zeit mich so begeistert, so berührt und gleichzeitig so viel gelehrt wie "Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani. Der Protagonist flieht mit 10 Jahren zusammen aus dem Iran mit seinen Eltern ins Ruhrgebiet. Sie wohnen in den 1990er Jahren einem separierten Stadtteil im Ruhrgebiet, die Soziologieabschlüsse der Eltern werden nicht anerkannt, Deutschland und die Siedlung heißen sie nicht willkommen. In dieser harten Umgebung, mit Heimweh im Herzen, suchen sich die 3 auf unterschiedliche Arten ihren Weg, der Ich-Erzähler, der aufgrund der Pubertät zusätzlich noch mehr seine Identität sucht, lernt sich mit Gewalt Respekt zu verschaffen. Dieses Buch ist nicht bequem, macht es einem nicht leicht und lässt einen trotzdem so viel verstehen. Sollte konnte ich mich so gut in den Handlungsweisen von jemandem einfühlen, der mir normalerweise total entgegensteht. Ich konnte die Verzweiflung, die Wut der Figuren und auch die Gewalt nachvollziehen und das macht dieses Buch so wertvoll für mich. Besonders erwähnenswert ist die Sprache. Behzad Karim Khanis Schreibstil ist auf der einen Seite ganz klar und direkt und dann wieder so poetisch, voller gewaltiger sprachlicher Bilder und wunderschön. Diese Schönheit unterstreicht den Inhalt und geht unter die Haut, selten habe ich in einem Buch so viele Stellen markiert, die ich am liebsten nie wieder vergessen möchte.
Spannendes Thema, poetische Sprache
Das Cover hat mir gut gefallen und der Klappentext hat sich super interessant gelesen. Der Roman handelt von Reza und seiner Familie, die in den 1990er Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet sind. Die Abschlüsse der sehr gebildeten Eltern werden in Deutschland nicht anerkannt und sie leben in einem Armenviertel in Berlin. Der Junge beschreibt seine Jugend und jungen Erwachsenenjahre, die gespickt sind von Gewalt und Trostlosigkeit. Irgendwie schafft er es dennoch, ein "schlechtes Abitur" zu machen. Der Junge kann Deutschland nicht wirklich als Ort der Rettung begreifen, sondern eher als einen, vor dem es wiederum zu flüchten gilt. Insgesamt fand ich die Thematik sehr spannend, jedoch zwischendrin etwas schwierig, der Gedankenwelt des Jungen sowie der Sprache des Autors zu folgen, die doch schon sehr, mir etwas zu sehr, poetisch ist.
Geschildert wird das Leben einer iranischen Familie nach deren Flucht nach Deutschland. Schonungslos wird unserer Gesellschaft hier gespiegelt, wie mit Flüchtlingen umgegangen wird, und wie wenig Chancen auch Integrationswillige haben, hier eine Heimat zu finden. Das Buch hat mich betroffen gemacht.