21. Feb. 2025
Bewertung:4.5

Wichtiges Buch!

Dass die Beschreibungen in diesem Buch nur schwer zu verdauen sind, muss man glaube ich nicht extra erwähnen. In der heutigen Zeit, in der es viele Parallelen zu den 1930ern gibt, ist es umso wichtiger, sich die Geschichten von Zeitzeugen anzuhören und sich an das zu erinnern, was nie wieder passieren darf. Es liegt in unserer Verantwortung. Einen halben Stern Abzug gibt es nur, weil ich mich mit dem Schreibstil sehr schwer getan habe. Trotzdem eine große Empfehlung!

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
9. Okt. 2024
Bewertung:4

Literarische Auseinandersetzung mit einem Trauma

Zuerst habe ich das Nachwort von Daniel Kehlmann gelesen, der den Roman ein wenig einordnet. Die Autorin schreibt in Rückblenden und fragmentarisch von ihrem Aufwachsen mit einer Mutter, die Künstlerin war und ihr immer fremd blieb. Sie selbst kam als 14-jährige nach Theresienstadt und Auschwitz und schildert Szenen in den Güterwagen und bei der Selektion auf eindrucksvolle, aber auch distanzierte Art. Immer mit besonderer literarischer Sprache, an der man ihre Klugheit erkennen kann. Sie schreibt von sich in der dritten Person, sicher um Distanz zu allem Geschehenen zu haben. Sie überlebt die Lager, kommt nach Schweden und man erahnt, dass sie ein lebenslanges Trauma erlitten hat. Eine besondere Lektüre, die mich an „Die Postkarte“ von Anne Bereste erinnert hat.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
3. März 2024
Bewertung:5

Dies ist kein Roman, sondern Erinnerungen der Autorin von ihrer frühen Kindheit bis hin zu ihrer frühen Jugend, die sie in Theresienstadt und nach ihrer Deportation nach Auschwitz überleben muss. Diese wahre Geschichte hat mich oft wirklich an meine Grenzen gebracht. Eine Mutter, die ihr Kind nicht vor der Deportation beschützen kann und auch nicht will, aus Angst, einen gewissen Status zu verlieren oder am Ende selbst deportiert zu werden. Cordelia Edvardson wird 1929 als uneheliche Tochter einer Halbjüdin und eines Juden geboren. Der Vater verstirbt früh und die Mutter zieht mit ihrem Bruder und der eigenen Mutter nach Berlin. Natürlich in der Hoffnung dort anonymer zu leben. Dort wo man nicht mehr über das uneheliche Kind und deren Familie tratscht, wo versucht wird zu vertuschen, dass ihre Tochter Jüdin ist. Zunächst mutet es an, dass die Mutter versucht, ihre Tochter zu schützen, doch irgendwann wird sehr deutlich, dass die Mutterliebe Grenzen hat ….. Und als wäre dieser Umstand an sich, nicht schon tragisch genug, liest man dann noch davon, dass dieses wirklich junge Mädchen 1942 deportiert wird. Überall sucht sie nach einem Fünkchen Liebe und Geborgenheit und stellt spätestens bei ihrer Ankunft in Auschwitz fest, dass sie von ihrer Mutter verlassen wurde und zwar auf die grausamste Weise. Dieses Buch ist so schmal und dennoch spürt man, wie das ganze Leben aus diesem jungen Mädchen rausgezogen wird…. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie verlernt hat zu fühlen…… Mich hat diese Geschichte unfassbar berührt und schockiert. Sie macht sprachlos und wütend und wieder versteht man sofort: So etwas darf nirgendwo auf der Welt noch einmal geschehen …..und doch passiert es wieder….💔💔💔💔💔💔💔💔.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
11. Okt. 2023
Bewertung:4

" Der Nebel um das Mädchen herum wird dichter, der große Krumme umfängt sie. Noch lebt sie in der scheinbar geschützten Welt des Eichkatznetzes, doch sie ahnt, dass sie dort nur Gast und Fremde ist." "Sie hatten gelernt, die Unterwerfung in eine Tat umzuwandeln, sich nicht ergeben und widerstandslos in ihr Schicksal zu fügen, sondern es anzunehmen, es sich anzueignen. Es sollte nicht heißen:"Weinend würde sie den Armen ihrer Mutter entrissen und nach Theresienstadt gebracht." " "Er verstand, dass sie eine Schlafwandler in war, die auf einem Seil über dem Abgrund balancierte. Ungebeten nahm er es auf sich, ihr Schutznetz zu sein." Ein Mädchen überlebt Auschwitz, geschrieben in der dritten Person, wodurch etwas Distanz entsteht. Eine wahre Lebensgeschichte, erschreckend und furchtbar, was Menschen ertragen müssen.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
9. Okt. 2023
Bewertung:5

Es ist purer Zufall, dass ich dieses Buch über die letzten Tage und damit auch die gestrigen Wahlen hinweg gelesen habe. Aber es fällt schwer sich einen passenderen Zeitpunkt vorzustellen. Um sich zu erinnern. Nicht zu vergessen. So unangenehm das auch sein mag. Und dieses Buch macht es einem - völlig zu recht - emotional nicht leicht. Schonungslos und eindringlich berichtet Cordelia Edvardson, die Tochter einer deutschen Schriftstellerin und eines Juden, davon, wie sie nach einem gescheiterten Rettungsversuch ihrer Mutter nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert wurde und was ihr dort widerfahren ist.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
3. Sept. 2023
Bewertung:5

Cornelia Edvardsons ist die Tochter von Elisabeth Langgässer, sie war eine der wenigen Ausschwitzüberlebenden. Ihr Bericht über Ihre Erlebnisse ist furchtbar und fast unerträglich, doch ein Stück Zeitgeschichte. Die Details aus der Realität der Vernichtungslager, sind kaum zu ertragen; sie sind geschehen, wir sollten es nie vergessen! Die Autorin geht mit der Vermeidung des Wortes ich Distanz ein, so können wir Leser: innen ebenfalls Distanz zum Erzähltem eingehen. Eine eingehende Geschichte, die nicht nachgedichtet, ohne Beschönigen berichtet wie Menschen seelisch entleert wurden und aufhörten als Individum zu existiern. ACHTUNG! Nichts für seichte Gemüter. Ich bin froh dieses Stück Zeitgeschichte gelesen zu haben, doch oft musste ich eine Pause einlegen.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
23. Aug. 2023
Ein bedeutende literarische Wiederentdeckung & wichtige Holocaust-Zeugenschaft!
Bewertung:4.5

Ein bedeutende literarische Wiederentdeckung & wichtige Holocaust-Zeugenschaft!

1986 ist "Gebranntes Kind sucht das Feuer" von Cordelia Edvardson erstmals auf Deutsch erschienen. Nun hat der Hanser Verlag dieses beeindruckende und wichtige Werk der Holocaust-Zeugenschaft neu aufgelegt. Entegen der Einordnung als “Roman” handelt es sich hierbei um ein literarisches Mosaik aus Lebenserinnerungen. Es enthüllt das Innenleben einer von Traumata gezeichneten Seele - die erschütternden Erfahrungen als Holocaust-Überlebende. Edvardsons Prosa ist eindringlich und poetisch, gleichzeitig schonungslos in ihrer Direktheit. Sie webt ein dichtes Netz aus Erinnerungen und Reflexionen, das den Lesenden in die dunkelsten Winkel der menschlichen Erfahrung führt. Und doch ist dieses Buch nicht nur ein Zeugnis des Überlebens, sondern auch des Weiterlebens und der Identitätssuche. Cornelia Edvardson war eine mutige und starke Frau. Ihre Geschichte hat mich zutiefst berüht. Wenngleich es auch schwer zu ertragen ist, wünsche ich mir, dass dieses Buch von vielen Menschen gelesen wird. Ein bedeutende literarische Wiederentdeckung und wichtige Holocaust-Zeugenschaft. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein. Mit einem sehr lesenswerten Nachwort von Daniel Kehlmann.

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl
28. Juli 2023
Bewertung:4

Das Mädchen wächst in Berlin bei Mutter und Großmutter in einer Art Arbeitersiedlung auf. Kontakt zu anderen Kindern hat sie nicht, da dies aufdecken könnte, dass sie einen jüdischen Anteil in sich trägt. Zu der Zeit ein Todesurteil wie wir wissen. Daher will dies die Mutter auch verhindern. So wird das Kind zur Außenseiterin. Eine Rolle, aus der sie leider nie so wirklich rauskam. Schließlich lernt die Mutter einen neuen Mann kennen und sie heiraten. Erst ist Alles rosig und es kommen sogar noch Geschwister. Der neue Mann ist der Eintritt der Familie in die Welt der Nazis und er entfernt den Makel. So kommt es mehr als einmal vor, dass sich die Familie auf Feiern hochrangiger SS Offiziere wiederfindet. Eine Höhle voller Löwen, die jeden Moment zuschlagen kann. Was die Mutter allerdings nicht interessiert. Sowohl auf sie, als auch auf das Mädchen üben die Nazis eine starke Faszination aus. Trotz aller Tricks, die sie sich einfallen lassen, findet sich das Mädchen schlussendlich in einem Lager wieder von dem sie nicht weiß, ob sie es lebend verlassen wird. In Auschwitz kommt sie zu ihrem „Glück“ in einer der Schreibstuben unter, wo das Überleben wesentlich wahrscheinlich ist. Bei der Befreiung, ist auch sie unter den Überlebenden. Doch wie geht es nun weiter? Das ganze Buch ist sehr distanziert geschrieben. Es heißt immer das Mädchen und nicht ich. Das Erlebte wird aus Sicht einer dritten Person wiedergegeben. Ich kann mir vorstellen, dass man so Abstand zu den Geschehnissen gewinnt und es vielleicht „leichter“ fällt darüber zu reden. Die Autorin hat definitiv ein sehr schweres und auch grausames Leben gehabt. Dies beginnt aber schon von Kindesbeinen an, geprägt durch die Mutter, und trägt den grausamen Höhepunkt in Auschwitz. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Mutter ihrer Tochter wirklich Liebe entgegen bringt. Es kam mir so vor, als würde die Mutter Alles tun, was dem Mädchen hilft, damit sie selber besser da steht oder ihr nichts Negatives geschehen kann. Am Schlimmsten fand ich tatsächlich, dass die Mutter auf die Meldung ihre Tochter sei am Leben damit reagierte, dass sie so Detailgetreu wie möglich von deren Erlebnissen im KZ berichten soll, da die Mutter gerade ein Buch schreibt, in dem es um eine Überlebende geht. Da hat mich so unfassbar wütend und traurig gemacht. Was ich schwierig fand, waren die Zeitsprünge. Man hüpft zwischen Kindheit und Auschwitzerlebnissen hin und her. Das machte es mir absolut schwierig dran zu bleiben, in welchem Jahr man sich gerade befand oder wie alt das Mädchen zu dem Zeitpunkt war. Da hätte ich mir eine elegantere Lösung gewünscht. Im Zweifelsfall mit Hinweisen in der Art „Auschwitz 19xx“ oder „Das Mädchen, xx Jahre alt“. Ansonsten war es aber wirklich informativ und interessant. Auch, dass die Autorin nie wieder nach Deutschland zurück kam, fand ich spannend zu erfahren. Diesen Punkt verstehe ich aber auch absolut. Fazit Auch wenn ich schon viele Bücher von Zeitzeugen und Überlebenden gelesen habe, war dieses hier anders. Das betrifft nicht nur den distanzierten Schreibstil, sondern auch die Spätfolgen der Autorin. Auch der Rat, das Geschehene zu vergessen funktioniert natürlich nicht. Es gibt Sachen, die kann man nicht vergessen. Die suchen einen immer wieder heim. Alles in Allem eine berührende Geschichte, die sich meiner Meinung zu lesen lohnt. Einziges Manko ist die nicht Einhaltung der chronologischen Ereignisse. Das fand ich persönlich verwirrend. 4 Sterne von mir

Gebranntes Kind sucht das Feuer
Gebranntes Kind sucht das Feuervon Cordelia EdvardsonHanser, Carl