12. Apr. 2025
Bewertung:3.5

„Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner Geschichte und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.“

Und das blieb sie, im Dunkeln. Irgendwie hat mich das Buch unbefriedigt zurückgelassen. Ich hab wohl immer auf ein Ereignis, eine Erklärung, eine Auflösung gewartet für diese dysfunktionale Familie. Aber vielleicht geht es genau um dieses Unbehagen, das durch emotionale Kälte und hartnäckiges Schweigen ausgelöst wird. Das Buch ist nicht grundsätzlich schlecht, mir hat nur die ganze Zeit etwas gefehlt.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
28. Jan. 2025
Bewertung:2

"Männer sterben bei uns nicht". Wenn einen der Titel nicht fängt, dann tut's das Cover. Annika Reich hat nach vielen Jahren ein Buch geschrieben, das Fragen aufwirft - und unbeantwortet lässt. In einem Anwesen am See wohnen Frauen. Eine reiche, enigmatische Großmutter, ihre Töchter, ihre Enkelinnen. Auf den ersten Blick wirkt ihr Leben famos - was könnte schon fehlen, wenn es keine Männer, genug Geld für alle, Perlhuhn zum Abendessen und Brillanten zum Geburtstag gibt? Die Antwort: Einiges. Denn der schöne Schein trügt - dem Haus, das alles hat, fehlt es am Essenziellsten: Wärme. Gefühle werden unterdrückt, Erinnerungen tabuisiert, und die Frauen, die eigentlich als glückliche Familie zusammenleben könnten, werden zu Einzelkämpferinnen mit dem Ziel, in der Gunst der Großmutter zu stehen. Die Vergeblichkeit dieses Unterfangens dämmert ihnen erst, als die Herrin des Hauses stirbt - und damit ein klaffendes Loch in die patriarchalen Strukturen des Anwesens reißt. Ich will ganz ehrlich sein: Beim ersten Lesen hat mich das Buch nicht vom Hocker gehauen. Sicherlich gilt der Grundsatz "Show, don't tell", aber auf diesen 200 Seiten wird wirklich viel gezeigt und beinahe nichts gesagt, was den*die Leser*in zuweilen etwas verwirrt zurücklässt. Die vielen losen Enden haben mich frustriert, und es wollte sich für mich einfach kein Zugang zum Text finden lassen. ABER! dann hatte ich das Glück, Annika Reich im Literaturhaus zu treffen. Die Lesung, die Diskussionen zum Buch und nicht zuletzt Annika Reichs unheimlich sympathische Art haben mir das Buch von einer ganz neuen Seite gezeigt. Ich habe verstanden, dass der Text in mir genau die Gefühle auslöst, die auch die Protagonistin Leni umtreiben: Verwirrung, Unsicherheit und Sprachlosigkeit ob der vielen Fragen, die für sie und uns unbeantwortet bleiben. Das Buch wirft einen Blick auf Familiengeschichten, in denen Verdrängung der Aufarbeitung im Weg steht - etwas, das mir gerade aus der Generation unserer Großeltern bekannt vorkommt. Zeit für mich, den Roman nochmal zu lesen. Ich bin ja lernfähig. Nochmal vielen Dank an Hanser Berlin für das Rezensionsexemplar.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
29. Sept. 2024
Bewertung:3

Männer sterben bei uns nicht.... .In diesem Familienkonstrukt voller Geheimnisse, Misstrauen und Missgunst, mit der alles beherrschenden Großmutter als Familienoberhaupt, hat kein Mann eine Chance dort zu sterben,denn er wurde schon vorher aussortiert. Anfänglich hatte ich ein paar Probleme in den Roman reinzukommen, aber dann ließ er mich nicht mehr los. Leider war es am Schluss aber dann doch wieder etwas zäh.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
11. Sept. 2024
Bewertung:5

Wow...

"Ich war nur von klein auf erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb." Ich liebe dieses Zitat aus dem Buch. Auf einem Anwesen leben mehrere Frauen zusammen. Angeführt werden sie von der Großmutter, die in die Rolle eines männlichen Oberhauptes schlüpft. Kontrollierend, Dominant und Bewertend. "Großmutter denkt, sie kann nur leben, wenn sie es wie die Männer macht (...)." Die Großmutter übermächtig stark, die anderen Frauen Schwach, Abhängig und stellen nichts in Frage. Vermutlich auch froh, dass eine die Rolle der Anführerin übernahm... Alle Frauen sind aus der Familie, oder aus der Familie ihrer Schwiegertochter. Männer gibt es keine, daher auch der Buchtitel. Denn gemeinsam haben alle Frauen, dass die Väter, Ehemänner, Söhne und Großväter nicht anwesend sind. Alle waren Abwesend, Unbeteiligt, Verantwortungslos, Gewaltvoll oder Hallodris. Ob der Frieden unter den Frauen bleibt, als die Großmutter stirbt???? 😉

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12. Okt. 2023
Bewertung:2.5

Luise wächst auf dem prächtigen Anwesen ihrer matriarchalen Großmutter auf. Dort lebt sie mit ihrer Mutter und Schwester Leni in einem Haus. Auch ihre Tante Marianna, ihre Cousine Olga, ihre andere Großmutter Vera sowie die Haushälterin Justyna leben auf dem großen Anwesen in verschiedenen Häusern. Als ihre Schwester Leni unerwartet in ein Internat geschickt wird, wird Luise zum einsamen Augenstern ihrer matriarchalen und geheimnisvollen Großmutter. Sie lernt die Erwartungen ihrer Großmutter zu erfüllen und bewegt sich vorsichtig in einer Welt von Eifersucht, Neid und unausgesprochenen Familiengeheimnissen. Mit dem Tod der Großmutter treffen die Frauen der Familie sowie zahlreiche Erinnerungen und Vorwürfe aufeinander. Auf der Beerdigung kommt es zu verschiedenen Begegnungen und Momenten, die Erinnerungen wecken. Aus Luises Perspektive erfahren wir durch verschiedene Zeitsprünge mehr über die Geheimnisse ihrer Großmutter und ihrer Familie. So wird eine komplexe Familiengeschichte über Neid, Eifersucht, Geheimnisse, Schuld und Scham erzählt. Dabei bleibt für Leser:innen der ein oder andere Interpretationsspielraum offen. Der Umgang mit Familiengeheimnissen und deren Auswirkungen auf eine Familie sind durchaus eine interessante Thematik. Dennoch konnte dieser Roman mich nicht gänzlich fesseln oder überzeugen. Er war für mich nicht ausreichend authentisch und etwas überzeichnet

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
16. März 2023
Bewertung:5

Mit „Männer sterben bei uns nicht“ hat Annika Reich ein ganz besonderes Buch geschrieben, das einen nachdenklich, mit vielen offenen Fragen, aber auch mit Erkenntnissen, die nachwirken, zurücklässt. Die Frauen einer Familie - Mütter, Großmütter, Töchter, Tanten, Schwestern, Enkelinnen und Haushälterin - leben zusammen in einem erhabenen Anwesen an einem See. Die Männer sind nach und nach verschwunden und Familienoberhaupt ist die geheimnisvolle, tyrannische und zynische Großmutter. Als die Großmutter dann stirbt, soll ihre Lieblingsenkelin das Anwesen erben. Außerdem kommen alle Frauen der Familie, auch die die in der Vergangenheit von der Großmutter vom Anwesen verbannt wurden, wieder zusammen. Aufgrund dieses Zusammentreffens fängt Luise an sich an prägende Situationen und Ereignisse aus ihrer Kindheit und Jugend auf dem Anwesen zu erinnern. Doch bei vielen Erinnerungen bleibt für sie - und damit auch für die Lesenden - unklar, was tatsächlich passiert ist und wie die Situationen und Verhaltensweisen der Frauen einzuordnen sind. Vieles ist zutiefst schuld- und schambehaftet; über vieles wurde einfach nie gesprochen… Dieses Buch hat mich zugegebenermaßen zunächst etwas irritiert. Es beinhaltet viele Anspielungen, Handlungsstränge, die nicht weitergeführt werden und man wird vielfach mit Fragezeichen zurückgelassen. Doch nach und nach wird deutlich, dass genau das die Besonderheit der Geschichte ausmacht und die Metapher des Patriarchats, als die sich die Geschichte entfaltet, trägt. Vieles wurde mir erst nach Beenden des Buches deutlich. Es gab viele Aha-Momente und ich habe nun das Gefühl, dass ich vieles eigentlich noch einmal lesen müsste, um es im Gesamtzusammenhang des Inhalts und der Metapher reflektieren zu können. Und wenn Literatur nachwirkt, mich lange nach dem Lesen noch beschäftigt und mich zum Reflektieren anregt, hat sie m.E. einen ganz großen Wert, der deutlich über den des Unterhaltungswerts hinausgeht. Doch versteht mich nicht falsch, auch den gibt es in diesem Buch. Insbesondere die verschiedenen Charaktere der Frauen sind unterhaltsam und berührend. Die Frauen, die gleichzeitig verschroben, unsympathisch, liebenswert und faszinierend sind; die man manchmal in den Arm nehmen und manchmal schütteln möchte…

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
11. März 2023
Bewertung:5

Ein unglaublicher Roman! Selbst- und Fremdwahrnehmung in ihrem ambivalenten Verhältnis könnten nicht besser dargestellt werden.

„Meine Geburt hatte mich in die Nähe von Frauen geraten lassen, die mir nicht nahe waren.“ (S. 158) Worum geht es? Luise erzählt uns von ihrem erwachsen werden. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Luise erzählt in diesem Buch von den Frauen in ihrem Leben, den toten sowie den lebendigen. Durch das destruktive Zusammenleben der Frauen in dieser Familie, die gnadenlos gewissermaßen in einem Patriarchat von der Großmutter geführt werden, leben die Frauen zwar miteinander, aber sind doch jede einzelne für sich. Weder die Protagonisten noch ich als Leserin kann erkennen, was wirklich die Wahrheit ist: welche Erinnerungen hat es wirklich gegeben, welche wurden verdrängt und welche wurden zu Erinnerungen gemacht? Annika Reich hat mich beeindruckt mit ihrem tollen Schreibstil. Es ist eine intelligente Geschichte, voll von kleinen Geschichten, die mir viel Gelegenheit zum Nachdenken gegeben hat. Lesenswert? Für mich auf jeden Fall, aber lest und entscheidet selbst.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
27. Feb. 2023
Bewertung:4

Frauen zwischen Liebe und Verrat mit vielen Geheimnissen

Dieses wunderschöne Cover ist ein echtes Highlight für mich. Den Rosen kommt eine ganz besondere Bedeutung im Leben der alles beherrschenden Großmutter, die auch als Granddame, Patriachin oder Herrin über die Frauen der Familie bezeichnet wird. Die Töchter, Enkelinnen, Schwestern, Mütter, die wie die Goldfische in der Schale ihres Lebens schwimmen und ab und an nach Luft schnappend an die Oberfläche kommen. Doch wehe, wenn sie ausbrechen, um ihren eigenen Weg zu finden aus der Starre, den Regeln und der Kälte, dann werden sie ausgestoßen. Das Buch hat mich gleich in den Bann gezogen, mit der Geschichte von Luise, der 30-jährigen Enkelin und Ich-Erzählerin, die auf dem herrschaftlichen Anwesen, das irgendwie über allem thront, als Kind zwei tote Frauen am Seeufer findet. Die Großmutter, die Zeit ihres Lebens versucht, alles zu kontrollieren und alle Fäden zusammenzuhalten, dadurch sich aber auch ihrer Gefühle so stark verschließt, dass sie letztlich bis zu ihrem Tod viele Jahre später zwar mächtig und gefürchtet, aber auch einsam ist. Zitat S. 169: „Großmutter denkt, dass sie nur leben kann, wenn sie´s wie die Männer macht. Sie denkt, Macht wäre immer nur die Macht der Männer und dass sie sie nur behalten kann, wenn sie herrscht wie sie. Dass sich Macht auch teilen lässt, daran glaubt sie nicht.“ Der Mittelteil, in dem es viel um die Beerdigung der Großmutter und die Emotionen der Familienfrauen geht, hat sich für mich nicht so gut gelesen. Das war mir zu verworren, mit schnellen Sprüngen. Doch im letzten Teil war ich wieder voll dabei, ich fand es sehr gut, dass hier vieles verschwommen bleibt und ich mir meine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Erzählsträngen machen konnte. Es lohnt sich sicherlich, dieses Buch ein zweites Mal zu lesen, um hinter die grandios eingebauten Andeutungen zu kommen. Alles in allem ein beeindruckendes Buch mit einer sehr schönen bildgewaltigen und emotionalen Sprache, die von vermeintlich starken Frauen, ihren Sehnsüchten und Ängsten, den Verlusten ihres Lebens, Misstrauen und Vertrauen erzählt. Männer sterben in diesem Buch nicht, Männer kommen gar nicht darin vor.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
26. Feb. 2023
Bewertung:3

"Das Anwesen war ihr Phallus, aber natürlich ein geliehener. Deswegen musste sie es noch strenger beherrschen, als es ein Mann je hätte beherrschen müssen. So wurde sie zur Patriarchin." Der Roman umfasst die Geschichte einer Familie aus mehreren Generationen von Frauen, deren Männer nur kurze Begleiterscheinungen darstellen. Erzählt wird er aus Sicht der Enkelin - seit sie als Kind die erste Frauenleiche im See entdeckte bis zu ihrer Teilnahme bei der Beerdigung der Großmutter im Erwachsenenalter. Ich habe mich schnell von der mysteriösen Handlung einfangen lassen, immerhin musste es doch mit den toten Frauen etwas auf sich haben. Hatte es aber eigentlich nicht. Sie wirkten lediglich wie ein Symbol für ein Leben ohne Männer. Nun gibt es in diesem Buch durchaus Episoden, die das Zusammenleben und die Interaktionen der Frauen der Familie verdeutlichen; ich kann jedoch nicht behaupten, sie im Anschluss wirklich gut zu kennen. Das Konzept und die Sprache haben mir gut gefallen, doch zu meinem Leseglück fehlte mir etwas mehr Konkretes, das die vielen Andeutungen verbindet.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
24. Feb. 2023
Bewertung:4

Frauen zwischen Liebe und Verrat

Dieses wunderschöne Cover ist ein echtes Highlight für mich. Den Rosen kommt eine ganz besondere Bedeutung im Leben der alles beherrschenden Großmutter, die auch als Granddame, Patriachin oder Herrin über die Frauen der Familie bezeichnet wird. Die Töchter, Enkelinnen, Schwestern, Mütter, die wie die Goldfische in der Schale ihres Lebens schwimmen und ab und an nach Luft schnappend an die Oberfläche kommen. Doch wehe, wenn sie ausbrechen, um ihren eigenen Weg zu finden aus der Starre, den Regeln und der Kälte, dann werden sie ausgestoßen. Das Buch hat mich gleich in den Bann gezogen, mit der Geschichte von Luise, der 30-jährigen Enkelin und Ich-Erzählerin, die auf dem herrschaftlichen Anwesen, das irgendwie über allem thront, als Kind zwei tote Frauen am Seeufer findet. Die Großmutter, die Zeit ihres Lebens versucht, alles zu kontrollieren und alle Fäden zusammenzuhalten, dadurch sich aber auch ihrer Gefühle so stark verschließt, dass sie letztlich bis zu ihrem Tod viele Jahre später zwar mächtig und gefürchtet, aber auch einsam ist. Zitat S. 169: „Großmutter denkt, dass sie nur leben kann, wenn sie´s wie die Männer macht. Sie denkt, Macht wäre immer nur die Macht der Männer und dass sie sie nur behalten kann, wenn sie herrscht wie sie. Dass sich Macht auch teilen lässt, daran glaubt sie nicht.“ Der Mittelteil, in dem es viel um die Beerdigung der Großmutter und die Emotionen der Familienfrauen geht, hat sich für mich nicht so gut gelesen. Das war mir zu verworren, mit schnellen Sprüngen. Doch im letzten Teil war ich wieder voll dabei, ich fand es sehr gut, dass hier vieles verschwommen bleibt und ich mir meine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Erzählsträngen machen konnte. Es lohnt sich sicherlich, dieses Buch ein zweites Mal zu lesen, um hinter die grandios eingebauten Andeutungen zu kommen. Alles in allem ein beeindruckendes Buch mit einer sehr schönen bildgewaltigen und emotionalen Sprache, die von vermeintlich starken Frauen, ihren Sehnsüchten und Ängsten, den Verlusten ihres Lebens, Misstrauen und Vertrauen erzählt. Männer sterben in diesem Buch nicht, Männer kommen gar nicht darin vor.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
22. Feb. 2023
Ein Roman, der mich leider ratlos und mit Fragezeichen im Kopf zurück gelassen hat.
Bewertung:2.5

Ein Roman, der mich leider ratlos und mit Fragezeichen im Kopf zurück gelassen hat.

»Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder Einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.« Luise ist umgeben von den Frauen ihrer Familie auf einem großen Anwesen aufgewachsen. Mehrere Häuser, ein See, der in ihrer Kindheit zwei tote Frauen angespült hat. Alles unter der strengen Hand von Luises Großmutter, der Matriarchin der Familie. Wer nicht folgen wollte, wurde verbannt. Die Männer der Familie spielen keine Rolle, sind schon lange weg. Nach dem Tod von Luises Großmutter treffen sie sich alle wieder, die Frauen der Familie. Die, die noch im Anwesen leben, wie Luise, der Augenstern und Erbin der Großmutter, und die, die verbannt wurden oder geflüchtet sind. Streit, Neid, Unverständnis dominieren das Wiedersehen. Und Luise taucht ein in die Vergangenheit ihrer dysfunktionalen, zerrütteten Familie, bis zu diesem Punkt. Ich habe dieses Buch schlichtweg nicht verstanden. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, welche Geschichte hier erzählt werden soll. Ja, es ist eine Geschichte über die Frauen dieser Familie. Über Kontrollverlust und Kontrollzwang. Über weiblichen Zusammenhalt. Über Verdrängung. Nur Verdrängung wovon? Würde man mich fragen, würde ich sagen, es geht um die Frage danach, was Opfer von Täter*innen unterscheidet. Doch in Bezug worauf? In Bezug auf die körperliche und seelische Macht, mit der wir andere kontrollieren? In Bezug darauf, was es heißt, eine Frau zu sein im Vergleich dazu, was einen Mann ausmacht? Vielleicht geht es auch um eine Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Reicht es, wegzuschauen, um Täter*in zu werden? Es geht um eine kaputte Familie. Doch warum sie kaputt ist, das weiß ich nicht. »Männer sterben bei uns nicht« hat in meinem Kopf nur eine endlose Reihe an Fragen zurückgelassen. Wie im Zitat: Die große Geschichte blieb für mich im Dunkeln. Schade.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20. Feb. 2023
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Bewertung:2

Die Großmutter ist gestorben und dies bringt alle Frauen der drei Generationen auf der Beerdigung wieder zusammen. Zumindest für den einen Tag. Denn die Großmutter war diejenige, die alle Fäden in der Hand hatte, die über alles bestimmt hat und “ihre” Frauen in die richtige Richtung gelenkt hat. Eine wahre Matriarchatin. Luise, die Enkelin, Augenstern der Großmutter erzählt nun in Rückblicken die Geschichte der Frauen - denn Männer kommen gar nicht vor. Doch über wen und was weiß Luise wirklich Bescheid? Möchte hier nicht irgendjemand den schönen Schein bewahren? “Sie wies jeder von uns einen Platz und eine Aufgabe zu, und wenn wir diesen Platz einnahmen und die damit verbundene Aufgabe erfüllten, lief alles glatt, wenn nicht, wurden wir aussortiert wie verschlossene Muscheln.” (S.158) Annika Reich erzählt angenehm und leicht. Doch fängt sie bereits sehr früh an viele Themen anzureißen, die letztendlich auch leider nicht zu Ende erzählt werden. So liest man recht gespannt durch die Kapitel und hofft auf Auflösung. Aber vielleicht war auch genau das nicht der Plan? Inhaltlich geht es um Zusammenhalt und Entfremdung, um Erbe und Nachkommen. Von einer Familiengeschichte, die durch die Frauen geprägt und dominiert wird. Viele der Charaktere habe ich bis zum Ende bedauerlicherweise nicht greifen können, hatte kein Bild von ihnen im Kopf und lässt mich etwas bedrückt zurück.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20. Feb. 2023
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Bewertung:2.5

MÄNNER STERBEN BEI UNS NICHT Annika Reichs Nein, Männer sterben auf Großmutters Anwesen nicht, alleine schon aus dem Grund, weil es dort keine Männer gibt. Drei Generationen von Frauen wohnen hier. Großmutter im Haupthaus und in den vier Häusern, die die Flanken säumen, wohnen die Tochter, die Schwiegertochter mit ihrer Mutter und die Enkelinnen. Wer nun denkt, dass die Damen des Anwesens eine heitere und illustre Gesellschaft bilden, den muss ich hier gleich zu Beginn enttäuschen - wer nicht in Großmutters patriarchischen Führungsstil passt, wird auf Nimmerwiedersehen verbannt. Großmutter favorisiert Luise, die Tochter ihres Sohnes, den Hallodri, der auch bereits das Gut verlassen musste. Luise ist ihr Augenstern und mit dieser Vorliebe hält Großmutter nicht hinter dem Berg. Neid und Missgunst bestimmen das Leben auf dem Anwesen. Nun ist Großmutter tot. Luise erbt alles, alle anderen Familienmitglieder gehen leer aus. Annika Reichs schreibt ihren Roman, anachronistisch, auf zwei Zeitebenen, die man am simpelsten mit 'vor und nach dem Tod der Großmutter‘ beschreiben kann. Immer wieder gibt es Rückblicke zu der Zeit, als Großmutter noch ihr strenges Regiment führte und ihre Cocktail-Partys gab. Die ersten 100 Seiten konnten mich überzeugen, aber dann hörte es schlagartig auf. Die Handlung entwickelte sich einfach nicht weiter. Neid und Missgunst wurden regelmässig wieder und wieder durchgekaut - immerhin in einer schönen bildlichen Sprache. Aber zu viele Fragen blieben unbeantwortet: Woher kam ihr Vermögen und warum mussten die Männer gehen? Am Ende bleibt nur, wie auf dem wundervoll gestaltetem Cover zu sehen, angeschlagenes Porzellan und vertrocknete Dinge, die einst bessere Zeiten gesehen haben. Schade, 2½ /5

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
18. Feb. 2023
Bewertung:5

Ein Anwesen am See und 8 Frauen, die dort leben. Über allem thront die namenlose Großmutter, eine elegante, aber manchmal auch grausame Frau, um deren Zuneigung alle buhlen: die Töchter Ingrid und Marianna, die Enkelinnen Leni, Luuise und Olga und – etwas abseits – Hausangestellte Justyna. Und die Männer? „Männer starben bei uns nie, Männer kamen und gingen.“ (S. 1) Nach dem Tod der Großmutter, fällt das ganze familiäre Konstrukt in sich zusammen. „Männer sterben bei uns nicht“, aus der Feder von Schriftstellerin und Aktivistin Annika Reich, wird aus der Sicht der Protagonistin Luise in der Ich- und Vergangenheitsform erzählt. Ausgehend von der Beerdigung der Großmutter in der Gegenwart, blickt sie immer wieder in die Vergangenheit zurück, indem sie assoziativ Verbindungen herstellt, zum Beispiel durch ein getragenes Schmuckstück oder einen umher flatternden Schmetterling. Im Zentrum steht die Großmutter; wer nach ihren Vorstellungen lebt, den überschüttet sie mit Geschenken und Lob. Zum Liebling hat sie sich Luise auserkoren, die so zur Außenseiterin wird. Generell gelingt es der alten Dame, Schwestern und Cousinen gegeneinander auszuspielen und somit alle Beziehungen zu vergiften. Als Luises Schwester Leni als Teenager „rebelliert“, wird sie ins Internat geschickt. Lenis andere Großmutter Vera darf zwar auf dem Anwesen leben, ist dafür aber täglichen Demütigungen ausgesetzt. Männer gibt es in der gesamten Geschichte keine. Der Großvater lebte von der Familie getrennt, dennoch musste die Illusion der Ehe erhalten werden. Luises und Lenis Vater machte sich nach Australien davon, mehr wissen wir nicht. Überhaupt wird im Roman vieles angedeutet, so zum Beispiel die Rolle der Familie im Dritten Reich. Die Großmutter verkörpert das, was als männlich verstanden wird: Macht, Reichtum, Gefühllosigkeit, doch auch sie ist in diesem Spiel aus vererbten Traumata und Schuld gefangen und hält alle anderen mit sich im Unglück fest. Während ihre Mutter sofort nach dem Tod der Großmutter aus dem Anwesen auszieht, fällt es Luise schwer, loszulassen. Im Gegensatz zu allen anderen verbindet sie auch positive Erinnerungen mit dieser schwierigen Frau. Vieles will sie sagen, tut es dann aber doch nicht und das immer wieder im Verlauf des Romans. Doch am Ende muss sie sich positionieren, eine Haltung einnehmen und entscheiden, ob sie das Erbe ihrer Großmutter annehmen will.   Ein düsterer, aber auch allzu wahrer Roman über das, was Frauen einander antun, anstatt solidarisch zu sein.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
11. Feb. 2023
Ich hab leider nichts verstanden.
Bewertung:1.5

Ich hab leider nichts verstanden.

📌 "Je mehr ich über meine Großmutter nachdachte, desto rätselhafter wurde sie; und das, obwohl ich als Kind immer gedacht hatte, sie wäre lupenrein wie ein Diamant." (S. 86) Ein Hoch auf das Cover, welches zu 100% meinen Geschmack getroffen hat. Auch die Leseprobe war mal wieder ansprechend und hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht; die mich dann allerdings enttäuscht hat. In diesem Roman hält die Großmutter (väterlicherseits) im Hintergrund alle Fäden in der Hand. Auf ihrem herrschaftlichen Anwesen leben Enkeltochter Luise - aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird - ihre Mutter Ingrid und deren Mutter Vera. Luises ältere Schwester Leni wurde kurzerhand in ein Internat nach England geschickt, da sie den Ansprüchen der Großmutter nicht gerecht wurde und vermeintlich auf "die schiefe Bahn" geraten ist. Stattdessen soll Luise als spätere Alleinerbin in die Fußstapfen ihrer Großmutter treten. Dies wird ihr von den anderen Frauen der Familie jedoch missgönnt (auf der Beerdigung der Großmutter kommen noch weitere weibliche Verwandte zu Wort). Ich bin ehrlich, ich habe nach beenden dieses Buches das Gefühl kein Wort verstanden zu haben, weshalb ich gar nicht viel dazu schreiben kann. Ich hab die Zusammhänge anscheinend nicht begriffen und fand das Lesen aufgrund der Zeitensprünge und der vielen Frauen verwirrend und anstrengend. Der Inhalt der Geschichte blieb mir leider bis zuletzt unverständlich. Das war leider nichts für mich.

Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nichtvon Annika ReichHanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG