21. Sept. 2024
Bewertung:1

Das Buch hat das Potenzial, mein Flop des Jahres zu werden. Es ist langweilig, die Figuren sind blass und es gibt gar keine so rechte Handlung - und die wird nicht einmal zu Ende geführt. Sprachlich und inhaltlich ist es anspruchslos und dennoch.anstrengend. Einige Sätze ergeben einfach gar keinen Sinn. Der Weltenbau bleibt oberflächlich, ich habe mir von vielem bis zum Schluss kein Bild machen können. Warum es von der Kritik so gelobt wird, bleibt mir ein Rätsel...

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
3. Sept. 2024
Bewertung:1

1,5 ⭐️ Musste nach unten korrigieren. Im Vergleich zu anderen 2 Sterne Büchern der letzten Wochen, fällt dies zurück. Ein Buch, das „das Archiv“ nutzt, um wikipediaartige Einträge voll Wissen über dem Leser auszukübeln, das in der Romanhandlung ebenfalls von Fachwörtern, im ersten Drittel aus Medizin, Physiologie, Biologie und später aus anderen Bereichen strotzt. Ein Buch, das eine hochintelligente Protagonisten Yada vorführt, die bereits als kleines Kind schon voll das super Brain war und nur von den Besten der Besten Unterrichtet wird und an deren Wissen wir unbedingt überall teilhaben dürfen. Da das Buch den Kapitalismus, Neoliberalismus und libertäre Utopie bzw. anarchische Systeme aufgreift, dürfen natürlich die Buzzwords: Start-Up-Szene, Selbstbestimmung, Freiheit, Silicon Valley, Businessplan, Kryptowährung nicht fehlen. Wer von Euch das Buch von Ulrich Pelzer [b:Das bessere Leben|25820806|Das bessere Leben|Ulrich Peltzer|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1435615945l/25820806._SY75_.jpg|45677837] gelesen hat, könnte den Eindruck haben, dass hier etwas ähnliches versucht wurde. Selbst die Begriffe Ordnung und Chaos greift sie gegen Ende des Buches auf. Es hätte eine große Kollage werden können, wie gesellschafts-politische Ausrichtungen ihre Utopie leben, welche Risiken dies birgt und was passiert, wenn diese aufeinander prallen. Nein, das schafft sie bei weitem nicht. Das Buch liest sich auf dem Niveau eines YA Romans. Show, don’t tell- dieses Prinzip kennt die Autorin nicht. Sie nimmt all dieses Wissen und lässt es an der Oberfläche im Raum stehen, lässt die Begriffe fallen und macht keine Geschichte draus. Lediglich der Erzählstrang um die Sekte wird ein klein wenig weiter ausgebaut und dient als Schaubild für die Anfälligkeit eines libertären Systems für Ideologen. Wobei ich diesen Part auch nur so mäßig geglückt fand. Nichts wird von all den Buzzwords weiter auserzählt. „Sonderwirtschaftszone: ja da parkt man gerne sein Geld weg. Jo das wars, muss Euch reichen. Was sonst noch so passiert ist müsst ihr euch selber ausdenken“. Die Romanhandlung selbst wird nur wegberichtet. Kratzt man den ganzen aufgeblasenen Fachjargon runter, bleibt für mich ein schlecht erzähltes Buch übrig, das sprachlich keine Besonderheiten aufweist und völlig beliebig daherkommt. Für mich hat sich es nicht geschafft den Figuren Leben einzuhauchen.Fühlte sich wie nen kalter Fisch an. Zudem habe ich es als Hörbuch von ihr selbst eingesprochen gehört. Manche Autoren sollten das sein lassen. Keine versteckten Ebenen, nichts was unter der Oberfläche brodelt, keine Verschachtelungen. Herr Pelzer hat aus seinem Buch die reinste Schnitzeljagd gemacht. Das Buch war noch viel praller mit Wissen gefüllt, nur musste man sich das selbst erarbeiten. Das Tempo des Buches hat mir ebenfalls nicht gefallen. Die erste Hälfte lässt sich sehr viel Zeit, verplempert diese nahezu. Die zweite Hälfte wirkt durch sehr schnelle kleine Zeitsprünge wie einzelne Episoden aneinander geklebt. Yadas und Helenes Vergangenheit wird mal eben fix erzählt, dann hat man eine tiefe Verbundenheit zu etwas aufgebaut, das überhaupt nicht plausibel erscheint, da die Autorin den Weg zu diesen Beziehungen nur ankratzt. Die Entwicklung von Yada und Helene ist für mich überhaupt nicht greifbar geworden. Es macht den Eindruck eines Entwurfes. Insgesamt fand ich viele Elemente recht seltsam gewählt. Wie diese Orakel Sache. Das Buch bekommt natürlich schon etwas spezielles, wie es mit der Seestadt und den komischen Verflechtungen von Helene aufgezogen ist. Mein Geschmack war das jedoch nicht. Ich bin tatsächlich etwas ratlos was das Buch nun letztendlich sagen wollte. Mir hat es weder eine neue Erkenntnis gebracht noch Lesevergnügen bereitet.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
6. Aug. 2024
Bewertung:2.5

Ich bin wohl nicht gemacht für solche Literatur

Immer und immer wieder versuche ich mich an solchen Büchern; in unserer Bibliothek in die Kategorie "nicht gesucht und doch gefunden" eingeordnet. Ich möchte mich gern daran erfreuen, aber wahrscheinlich bin ich zu "blöd" dafür. Bis auf ein/zwei Bücher, die mich gefangen hatten, verstehe ich nicht die Geschichten, nicht die Handlung, nicht die Motivation oder die Charaktere dieser Bücher. Ich kann auch bei diesem Buch nicht sagen, worum es geht. Ich kann nicht zu dem tieferen Kern der Geschichte vorstoßen. So vieles macht keinen Sinn in meinem Kopf. Ich freue mich für die Leute, die in diese Geschichten eintauchen und etwas mitnehmen können. Und bin auch ein bisschen neidisch Ich gebe hier jetzt 2,5 Punkte, die Hälfte, weil das Buch wahrscheinlich gut ist, wenn man es versteht - und weil ich es nicht wirklich "schlecht" finde, ich kann nur einfach nichts damit anfangen. Lese-Soundtrack: Sad Lofi-Playlist

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
31. Juli 2024
Bewertung:4

"Auf See" ist als Antiempfehlung zu mir gekommen, nachdem verschiedene Menschen es weitergegeben haben, die es alle nicht wirklich mochten. Bei mir ist es gut angekommen. Ich fand die Geschichte fesselnd und gut aufgebaut und konnte das Buch schnell und flüssig lesen. Die etwas nüchterne Erzählweise liegt mir. Hängen geblieben sind bei mir vor allem die geschickten Manipulationen den beiden Hauptprotagonistinnen gegenüber und die Beschreibung wiederkehrender Ängste und Wut.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
20. Apr. 2024
Bewertung:4

Deutschland in naher Zukunft. Die fast 18-jährige Yada lebt isoliert und mit streng durchgetaktetem Tagesablauf in Seestatt, einem autarken Wohn- und Lebensprojekt ihres Vaters, das immer mehr zu einer neoliberalen Sekte verkommt. Yada, die täglich Unmengen an Medikamenten nehmen muss, glaubt die Gesellschaftsordnung wäre schon vor langer Zeit zusammengebrochen und Seestatt eine der letzten Orte, wo man überhaupt noch leben kann. Erst als Rebecca in ihr Leben tritt beginnt Yada die Welt in der sie lebt zu hinterfragen Helena, eine nihilistisch angehauchte Künstlerin, lebt in Berlin. Drogen, Partys und wechselnde Liebschaften bestimmen ihr Leben aber bedeutet ihr nichts. Für eines ihrer Kunstprojekte hat sie versehentlich eine Sekte gegründet, die ihr inzwischen entglitten ist. Zudem verfasst sie ihn ihrem „Archiv“ historische Texte, die sich mit verschiedenen Gemeinschaften auf Schiffen und Inseln beschäftigen. Das Archiv-Abschnitte sind besonders interessant, da ich vieles ( z. B. über Nauru oder Liberatia) noch nicht wusste bzw. zum ersten Mal von einigen Begebenheiten hörte. Der Schreibstil ist wissenschaftlich distanziert, was es zum Teil schwer macht Verbindung zu den Figuren aufzubauen, auch scheint es eher darum zu gehen Ideen zu vermitteln und (zurecht) den voranschreitenden Neoliberalismus der Gesellschaft zu kritisieren. Das Deutschland, welches hier beschrieben wird (Leute wohnen in Zelten oder ihrem Auto, kaputte Infrastruktur…. Aber die reiche Elite feiert weiter) wirkt leider wie ein Ausblick auf die Zukunft, wenn ma n einen Blick auf einige gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wirft. Trotzdem habe ich Helena, die zu reiche Elite gehört, sofort ins Herz geschlossen. Die Anleihen an Lord Byrons-Leben (Halbgeschwisterteil, Treffen am Genfer See samt Geschichten schreiben, Sophie=Dr. Polidori) haben mein Byron-Fan-Herz jedes Mal höherschlagen lassen, wenn ich wieder eine Parallele zwischen den Beiden entdecken konnte.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
14. Apr. 2024
Bewertung:2

„Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.“ So verspricht es der Verlag auf der Rückseite des Buchs. Der Untergang wird später in der Geschichte auch mehrmals als „Chaos auf dem Festland“ bezeichnet. Das klang in meinen Ohren nach Dystopie und Endzeitstimmung. Aber davon war in dem Roman nicht viel zu spüren. Alle Leserinnen und Leser, die gerne Dystopie lesen, werden wahrscheinlich enttäuscht sein nach der Lektüre. Denn in meinen Augen ist es in erster Linie die Entwicklungsgeschichte einer 17jährigen auf der Suche nach ihren Wurzeln in familiärer und in soziologischer Sicht und weniger eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen des Zusammenlebens. Frau Enzensberger ist auch Journalistin und das merkt man dem Buch sehr stark an. Von den drei Erzählsträngen Yada (die superkluge, nervige Teenagerin) und Hannah (wegen Spoilergefahr keine weitere Charakterisierung) gibt es auch die Archivkapitel, in denen Menschen beschrieben werden, die tatsächlich in der Vergangenheit ihre Utopien auf Inseln oder dem Meer auslebten. Diese sachbuchorientierte Schreibweise ist aber auch bei den fiktiven Erzählsträngen vordringlich. Es wird alles erzählt und beschrieben, wer was macht, wie wer war und was wer dachte. Da gibt es keine psychologische Tiefe oder ausgelebte, menschliche Konflikte. Und das auch in einem nölenden, selbstgerechten Ton, der immer mal wieder wieder in die Jugendsprache verfällt, was für mich aufgesetzt wirkte. Da geht man z.B. „lunchen“ ins Lieblingsrestaurant Ortmann in Berlin unterhält sich da über die „Orakelscheiße“ mit einem libertären Journalisten. Die Welt, die angeblich untergeht, hat also immer noch eine funktionierende Gastronomie, eine tatkräftige Regierung und (ich bin fast vom Glauben abgefallen) Geldautomaten. Yada landet in Lübeck (da kann der Meeresspiegel nicht weit gestiegen sein, wenn die Hansestadt noch steht) und fährt dann problemlos mit dem Zug dann Berlin (okay, das ist eine sehr unwahrscheinliche Utopie. Eine pünktliche Bahn. Man darf ja mal auch träumen dürfen). Die Autorin schaffte es einfach nicht, für mich eine klar umrissene Welt zu schaffen, weder wie es in Europa aussieht, noch wie die Utopie verwirklichende Seestatt in der Ostsee funktionierte, auf der Yada aufwuchs. Ferner störte mich das inkonsequente Gendern. Einmal schreibt sie von Mitarbeitern, dann wieder von Mitarbeiterinnen, wenn sie die gesamte Belegschaft der Seestatt meint. Das zieht sich durchs ganze Buch und ich fragte mich ständig, warum jetzt hier so und da anders. Und abschließend noch eine Warnung: ich hatte es zuerst mit dem Hörbuch probiert, eingelesen von der Autorin. Ich habe noch nie ein Hörbuch gehört, das so schlecht und gelangweilt vorgetragen wurde. Mit dem Wechsel zum Lesen wurde es dann besser. Aber insgesamt blieb es für mich bis zum Ende unbefriedigend.

Auf See
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16. März 2024
Bewertung:5

»”Ich dachte, der Staat ist längst zusammengebrochen? Mein Vater sagt, Überregulation und Kollektivismus führen zwangsläufig dazu, dass ein Staat scheitert.”« ‘Seestatt’: ein Fluchtort vor dem Chaos der Gesellschaft. Zumindest sieht das Yadas Vater so. Yada ist gerade mal siebzehn und lebt auf dieser Insel komplett abgekapselt von der Welt. Abgestimmt von ihrem Vater, erhält Yada gewisse Medikamente, wöchentliche Thetapiestunden und Unterricht. Gerüchte über den rätselhaften Tod ihrer Mutter kursieren rum: “sie sei an einer rätselhaften Krankheit gestorben, sie habe sich selbst das Leben genommen, sie sei in eine politische riskante Situation geraten.” Yada wird unruhiger je erwachsener sie wird und beginnt Fragen zu stellen. Als sie hinter den Geheimnissen des Vaters immer näher rückt, macht sie eine für sich erstaunliche Entdeckung, die ihr vielleicht zur Flucht hilft. Das zurecht für den deutschen Buchpreis 2022 nominierte Buch ‘Auf See’ schreibt Theresia Enzensberger über eine zeitlose und dystopische Zukunft, die heute nicht aktueller sein könnte. Sehr klug erzählt die Autorin aus den Perspektiven von Yada und Helena und zeigt die gescheiterte von patriachalen Strukturen geprägte Gesellschaft. Yada, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und Helena, die in Berlin wohnt und eine Sekte gründet die ihrer Dokumentation behilflich sein soll. In den ‘Archiv’-Kapiteln greift Theresia reale Informationen über die schon längst verfassten und gescheiterten Utopien und von neoliberaler Ideengeschichten unserer Gesellschaft zu. Ein Roman, der wie ein Blick in die Kristallkugel den Untergang unserer Zukunft zeigt. Vielleicht ist es ein Versuch die Menschen auf einer zeitlosen Weise Denkanstöße und Lösungsvorschläge zu geben. Aber vielleicht ist es zunächst nur eine Auflistung von Problemen, die wir als Gesellschaft nicht hören und erst recht nicht darüber nachdenken, geschweige denn aktiv nach Möglichkeiten suchen wollen. Eine Leseempfehlung gibt es von mir!

Auf See
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23. Feb. 2024
Bewertung:2

„Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.“ So verspricht es der Verlag auf der Rückseite des Buchs. Der Untergang wird später in der Geschichte auch mehrmals als „Chaos auf dem Festland“ bezeichnet. Das klang in meinen Ohren nach Dystopie und Endzeitstimmung. Aber davon war in dem Roman nicht viel zu spüren. Alle Leserinnen und Leser, die gerne Dystopie lesen, werden wahrscheinlich enttäuscht sein nach der Lektüre. Denn in meinen Augen ist es in erster Linie die Entwicklungsgeschichte einer 17jährigen auf der Suche nach ihren Wurzeln in familiärer und in soziologischer Sicht und weniger eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen des Zusammenlebens. Frau Enzensberger ist auch Journalistin und das merkt man dem Buch sehr stark an. Von den drei Erzählsträngen Yada (die superkluge, nervige Teenagerin) und Hannah (wegen Spoilergefahr keine weitere Charakterisierung) gibt es auch die Archivkapitel, in denen Menschen beschrieben werden, die tatsächlich in der Vergangenheit ihre Utopien auf Inseln oder dem Meer auslebten. Diese sachbuchorientierte Schreibweise ist aber auch bei den fiktiven Erzählsträngen vordringlich. Es wird alles erzählt und beschrieben, wer was macht, wie wer war und was wer dachte. Da gibt es keine psychologische Tiefe oder ausgelebte, menschliche Konflikte. Und das auch in einem nölenden, selbstgerechten Ton, der immer mal wieder wieder in die Jugendsprache verfällt, was für mich aufgesetzt wirkte. Da geht man z.B. „lunchen“ ins Lieblingsrestaurant Ortmann in Berlin unterhält sich da über die „Orakelscheiße“ mit einem libertären Journalisten. Die Welt, die angeblich untergeht, hat also immer noch eine funktionierende Gastronomie, eine tatkräftige Regierung und (ich bin fast vom Glauben abgefallen) Geldautomaten. Yada landet in Lübeck (da kann der Meeresspiegel nicht weit gestiegen sein, wenn die Hansestadt noch steht) und fährt dann problemlos mit dem Zug dann Berlin (okay, das ist eine sehr unwahrscheinliche Utopie. Eine pünktliche Bahn. Man darf ja mal auch träumen dürfen). Die Autorin schaffte es einfach nicht, für mich eine klar umrissene Welt zu schaffen, weder wie es in Europa aussieht, noch wie die Utopie verwirklichende Seestatt in der Ostsee funktionierte, auf der Yada aufwuchs. Ferner störte mich das inkonsequente Gendern. Einmal schreibt sie von Mitarbeitern, dann wieder von Mitarbeiterinnen, wenn sie die gesamte Belegschaft der Seestatt meint. Das zieht sich durchs ganze Buch und ich fragte mich ständig, warum jetzt hier so und da anders. Und abschließend noch eine Warnung: ich hatte es zuerst mit dem Hörbuch probiert, eingelesen von der Autorin. Ich habe noch nie ein Hörbuch gehört, das so schlecht und gelangweilt vorgetragen wurde. Mit dem Wechsel zum Lesen wurde es dann besser. Aber insgesamt blieb es für mich bis zum Ende unbefriedigend.

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11. Feb. 2024
Bewertung:4

Gute dystopische Story, die mich irgendwie an Sloborn (die Serie) erinnert hat.

Habe das Buch im Urlaub sprichwörtlich „mal so schnell weg gelesen“. Denn das kann man gut, wie ich finde. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, ich mag die Idee der Geschichte an sich und wie sich die Hauptfigur entwickelt. Das war spannend von Seite zu Seite zu beobachten. Im letzen Drittel hatte skirt etwas Längen, aber ich mochte es dennoch. Denn es war mal etwas anderes.

Auf See
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13. Dez. 2023
Post image
Bewertung:4

Zu "Auf See" von Theresia Enzenberger habe ich hauptsächlich gegriffen, weil mich das Cover einfach fasziniert. Stilistisch ist der Roman wahrlich experimentell. Wir haben einerseits eine Zukunftsvision rund um eine Gemeinschaft, welche abgeschottet von der Außenwelt in einer Sonderwirtschaftszone in der Ostsee liegt. Des Weiteren begleiten wir die Küstlerin Helena, welche für ein Kunstprojekt eine Sekte gegründet hat. Darüber hinaus gibt zwischendurch Kapitel in denen missglückte utopische Projekte archiviert sind, Für mich ergab diese Mischung einen wahren Pageturner. Thematisch ist der Roman allerdings sehr vollgepackt was dazu führt, dass die meisten Themen nur oberflächlich angerissen werden.

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20. Aug. 2023
Bewertung:2

Puuh, die Idee des Handlung hat mir gefallen aber damit hört es leider auch schon auf. Bei der Gestaltung der Figuren und der Beweggründe für ihre Handlungen fehlt mir so einiges. Selbst die Hauptfiguren bleiben blass, von den Nebencharakteren brauchen wir gar nicht erst zu reden. Die Handlung ist sprunghaft und durch den Wechsel der Erzähler und der Handlungen um den jeweiligen Erzähler wird es nur noch schlimmer. Die eingeschobenen Archiv-Kapitel erklären sich irgendwann im Verlauf des Buches, der Sinn erschließt sich mir allerdings trotzdessen nicht. Ich hätte dieses Buch abgebrochen, wäre es nicht eine Leseverabredung gewesen.

Auf See
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14. Mai 2023
Bewertung:2

Das war leider gar nicht mein Fall. Angezogen durch das dystopische Szenario wollte ich es lesen, aber das bildet nur einen weit entfernten Hintergrund. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte auf eine privilegierte Jugendliche und ihre erste Liebe. Mir zu nüchtern, langweilig und verkopft.

Auf See
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27. März 2023
Bewertung:5

Geschichten, die Dystopien, Zeitreisen, Zeitschleifen oder Multiversen beinhalten, sind genau meins. Ich mag aber auch Coming of Age und ich verschlinge jedes Buch, das mich in Bezug auf Feminismus weiterbildet. Warum ich euch das erzähle? Damit ihr besser nachfühlen könnt warum ich „Auf See“ von Theresia Enzensberger so sehr mag. Die Welt, in der die Geschichte von „Auf See“ spielt, ist eine Dystopie. Die Protagonistin erlebt quasi ihr Coming of Age, und das Ganze kann man auf mehreren Ebenen als feministisches Werk bezeichnen. Yada ist 17 und auf „Seestatt“, einer schwimmenden Stadt in der deutschen Ostsee, aufgewachsen. Sie weiß nur das, was ihr Vater sie wissen lässt, und das ist unter anderem die Tatsache, dass die Welt im Chaos versinkt und Seestatt der letzte noch heile Ort ist. Laut Yadas Vater ist ihre Mutter gestorben und litt zudem zeit ihres Lebens an einer psychischen Krankheit, an der Yada eventuell auch erkranken könnte. Als sie merkt, dass das, was sie bisher für die Wahrheit gehalten hat, nicht ganz der Realität entspricht, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und ihrer Mutter. Dieses Buch ist definitiv neben „New York Ghost“, mein Highlight des Jahres. Das, was das Buch für mich aus der Masse herausstechen lässt, sind die Archiv-Einträge, die in die Geschichte gehören und aber auch über echte Ereignisse erzählen, die die Autorin zu dieser Geschichte inspiriert haben. Auch die Dystopie um Yada und ihr Leben ist spannend, interessant und anders. Es muss nicht immer eine post-apokalyptische Dystopie sein, es darf auch mal eine sein, die durchaus möglich ist und die gar nicht so weit weg und gar nicht so unrealistisch zu sein scheint. Wie ich schon in der Story erwähnt hatte, lest es, genießt es. Ihr werdet daraus lernen, viel darüber nachdenken und es so schnell nicht vergessen. Ein echtes Highlight. Last but not least, ein großes Kompliment an die Cover-Gestaltung und Buchcover Gestaltung ist ja, wie ihr wisst, womit ich mein Geld verdiene. Es ist nicht nur optisch sehr ansprechend, das Bild von Frank Kelly Freas, der ein Science-Fiction- und Fantasykünstler war, passt auch perfekt zum Inhalt. Man sieht, da hat man sich viel Mühe gegeben.

Auf See
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8. Feb. 2023

Eigentlich gefiel mir das Buch zunächst besser als gedacht. Die harschen Kritiken konnte ich nicht so richtig verstehen. Allerdings hat mich das Buch im letzten drittel dann doch verloren und ich frage mich worauf die Autorin eigentlich hinaus wollte.

Auf See
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6. Feb. 2023
Bewertung:3

Nach dem Lesen vieler anderer Rezensionen, bin ich mit deutlich anderen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Dies ist keine Dystopie über das Leben auf dem Meer, während auf dem Festland alles untergegangen ist; wer dies erwartet - und aufgrund des Klappentexts und der PR werden das viele - ist hier eindeutig falsch. Viel mehr geht es um einen späten Teenager, die von ihrem Leben auf dem Meer gelangweilt ist und nicht mehr alles glauben will, das ihr erzählt wird. Es ist aber auch die Geschichte einer Frau, die aufgrund ihres künstlerischen Ruhms relativ wohlstandsverwahrlost durch die Gegend wabert. Es war okay und das, obwohl ich schon mit niedrigen Erwartungen an die Lektüre heran gegangen bin. Für mich blieben die Charaktere einigermaßen blass, jeder hatte ungefähr eine Charaktereigentschaft und dachte nur von der Wand bis zur Tapete, was die Konsequenzen ihrer Handlungen anging. Nach ca. 150 Seiten plätscherte die Handlung dann nur noch so vor sich hin und das Ende war ziemlich unspektatulär. Was mir am meisten vom Buch im Gedächtnis geblieben ist, waren die "Archiv-Artikel", die sich mit unterschiedlichen Formen von Autonomie beschäftigten.

Auf See
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24. Jan. 2023
Bewertung:5

Yada wächst in dem Glauben auf, dass die Welt untergegangen ist, dass ihre Mutter sich umgebracht hat und dass die Seestatt, eine von ihrem Vater entworfene und verwaltete, künstlich angelegte Insel in der Ostsee, ein paar Seemeilen vor der Küste Deutschlands, der einzig sichere Ort ist. Zugepumpt mit Medikamenten, getarnt als Vitamine, die sie nicht braucht, welche sie aber ruhig stellen sollen, verlebt sie ein langweiliges, eintöniges Leben. Als sie älter wird, fängt sie an zu hinterfragen und plant schließlich ihre Flucht. - Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll… zum einen fand ich die generelle, ursprüngliche Idee der Seestatt eigentlich toll. Eine selbstverwaltete, autonome Kommune, eigens angebaute Lebensmittel, Wasseraufbereitung… wenn es denn so funktioniert hätte. Die Realität sah dann doch anders aus: ein Schiff in dem die Mitarbeiter hausen, man könnte fast schon von Sklaverei sprechen, auf alle Fälle von Ausbeutung, Versorgung vom Festland aus, Verfall auf der Insel selbst und allen voran steht ein Mann der große Ambitionen hatte, den Untergang aber nicht einsehen will. Die Insel gleicht einem Überwachungsstaat, alles ist videoüberwacht, alles ist bis ins kleinste terminiert, das Essen rationiert, selbst der Sonnenauf- und untergang wird gesteuert. Das alles entworfen hat Yadas Vater, der sich selbst als Visionär sieht, meiner Meinung nach aber einfach einer wahnsinnigen Paranoia unterlegen ist. Und damit sind wir bei einem weiteren Punkt, der großartig dargestellt ist: die Frage, wie weit ein Elternteil bereit ist zu gehen, um sein Kind zu „beschützen“. Es wird ziemlich klar, das der Vater wirklich fest davon überzeugt ist, dass das Aufwachsen auf der Insel die einzige sichere, zukunftsträchtige Möglichkeit für Yada ist, dennoch kann man nicht sagen, dass er im Recht ist. Er lässt seine Tochter in einer einzigen Lüge aufwachsen, entreißt sie ihrer Mutter, vergiftet sie mit Medikamenten, lässt zu, dass sie ein Leben in Isolation führt. Das Spektrum der menschlichen Abgründe ist hier wirklich breit gefächert und ich hab mir beim lesen nicht nur einmal die Frage gestellt, wie man so eine Entscheidung treffen kann… Spannend fand ich in auch das Archiv, eine Sammlung von Versuchen Einzelner einen eigenen Staat zu gründen, teils mit sehr perfiden Methoden, zusammengestellt von Yadas Mutter. Es werden einige wichtige Themen angesprochen. Umweltschutz und Klimawandel nehmen einen großen Stellenwert ein, psychische Erkrankungen werden angeschnitten, anarchistische Grundzüge erklärt, aber ich glaube das große Hauptthema ist Kindeswohlgefährdung, also seid vorsichtig, wenn euch sowas triggert. Erzählt wird das Ganze jeweils abwechselnd aus Sicht von Yada und ihrer Mutter Helena und so nach und nach entfaltet sich eine tolle Erzählung, die sowohl die Gegenwart, als auch die Vergangenheit beleuchtet und am Ende ein umfassendes Bild der Geschehnisse liefert. Es kommt, wie es kommen muss: Irgendwann ist auch das beste Buch zu Ende… dies hat mir mal wieder nicht so zugesagt, also nicht dass es zu Ende war, das war ja klar (😂), sondern das Ende selbst. Ich hätte es mir anders gewünscht, nicht so abrupt, ein bisschen mehr ausgestaltet und einfach von der Handlung in eine andere Richtung, aber man kann nicht alles haben. - Trotz des Endes war es ein Highlight für mich, sprachlich gut, inhaltlich gut und eine große Empfehlung meinerseits.

Auf See
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8. Jan. 2023
Bewertung:4

Deutschland in naher Zukunft. Die fast 18-jährige Yada lebt isoliert und mit streng durchgetaktetem Tagesablauf in Seestatt, einem autarken Wohn- und Lebensprojekt ihres Vaters, das immer mehr zu einer neoliberalen Sekte verkommt. Yada, die täglich Unmengen an Medikamenten nehmen muss, glaubt die Gesellschaftsordnung wäre schon vor langer Zeit zusammengebrochen und Seestatt eine der letzten Orte, wo man überhaupt noch leben kann. Erst als Rebecca in ihr Leben tritt beginnt Yada die Welt in der sie lebt zu hinterfragen Helena, eine nihilistisch angehauchte Künstlerin, lebt in Berlin. Drogen, Partys und wechselnde Liebschaften bestimmen ihr Leben aber bedeutet ihr nichts. Für eines ihrer Kunstprojekte hat sie versehentlich eine Sekte gegründet, die ihr inzwischen entglitten ist. Zudem verfasst sie ihn ihrem „Archiv“ historische Texte, die sich mit verschiedenen Gemeinschaften auf Schiffen und Inseln beschäftigen. Das Archiv-Abschnitte sind besonders interessant, da ich vieles ( z. B. über Nauru oder Liberatia) noch nicht wusste bzw. zum ersten Mal von einigen Begebenheiten hörte. Der Schreibstil ist wissenschaftlich distanziert, was es zum Teil schwer macht Verbindung zu den Figuren aufzubauen, auch scheint es eher darum zu gehen Ideen zu vermitteln und (zurecht) den voranschreitenden Neoliberalismus der Gesellschaft zu kritisieren. Das Deutschland, welches hier beschrieben wird (Leute wohnen in Zelten oder ihrem Auto, kaputte Infrastruktur…. Aber die reiche Elite feiert weiter) wirkt leider wie ein Ausblick auf die Zukunft, wenn ma n einen Blick auf einige gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wirft. Trotzdem habe ich Helena, die zu reiche Elite gehört, sofort ins Herz geschlossen. Die Anleihen an Lord Byrons-Leben (Halbgeschwisterteil, Treffen am Genfer See samt Geschichten schreiben, Sophie=Dr. Polidori) haben mein Byron-Fan-Herz jedes Mal höherschlagen lassen, wenn ich wieder eine Parallele zwischen den Beiden entdecken konnte.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
5. Jan. 2023
Bewertung:4

Je ernster die wirtschaftliche Weltlage wird, je deutlicher die Zeichen des Klimawandels zutage treten, die Augen sich vor den Folgen, vor einer möglichen, unausweichlichen Zukunft nicht mehr verschließen lassen, desto mehr wünscht man sich einen Plan B herbei. Eine Möglichkeit, dem anthropogenen Untergang zu entkommen. Unglaublich klug und über allem das Menschliche, Weiche nicht verlierend, entwirft Theresia Enzensberger in „Auf See“ das Bild einer dem Untergang geweihten Seestatt, deren utopische Motivation allmählich zu einer Dystopie verfällt. Gebaut auf Geld und Einfluss, ist Vineta eine futuristische Art der Zweiklassengesellschaft: Während auf den Waben der Seestatt die überwiegend männliche, elitäre Neureiche und Wissenschaftler wohnen, treibt nebenher ein altes Kreuzfahrtschiff mit ausländischen Mitarbeiter*innen. Kinder gibt es auf der Seestatt nicht, sie sind Parasiten, wie Yadas Vater ihr einmal sagte. Freunde hat sie deswegen keine; sie wächst in einer sterilen, streng überwachten Umgebung auf, erhält wissenschaftlichen Unterricht via Videocall. Jeder Raum für Fantasie und Kreativität wird ihr unterbunden. Doch Yada nutzt jede Chance, die Allmacht ihres Vaters, seine Idee einer Utopie zu unterwandern und rebelliert. Enzensberger macht aus ihrer jungen Ich-Erzählerin eine Heroin, die für sich selbst einsteht, für ihre Zukunft, ihr Leben kämpft, die klug und gewitzt ist, gleichermaßen verletzlich wie zäh ist. Aus einer auktorialen, etwas distanzierteren Perspektive hingegen tritt Helena auf den Plan. Ihr Leben ist eine andere Art der Dystopie, von den Zeichen der gesellschaftlichen Armut und neoliberalen Machthungers gezeichnet. Menschen leben auf den Straßen, in Autos, in Zelten, das Leben ist unbezahlbar, die Zukunft dunkelgrau. Während das World Building in Yadas Passagen großformatig, in bunten Farben und Details geschieht, liegt der Fokus in Helenas Passagen eher auf dem Innenleben der Protagonistin, auf ihrer Gegenwart und möglichen Zukunft. Nach und nach wird Helenas Charakter komplexer, mysteriöser, die Frage um ihre Vergangenheit lauter. Und die nach der Rolle des Archivs in ihrem Leben: Immer wieder lässt Enzensberger mosaikartig kurze, historische Texte zu Inseln, den Versuchen der Staatengründung und Landeroberung einfließen, deren Bezüge und Verknotungen mit den Handlungssträngen immer mehr zutage treten. Die Klugheit, Komplexität und Sanftheit der Beschreibungen, die zugrundeliegende Gesellschaftskritik und die Einzigartigkeit der Idee haben mich gleichermaßen begeistert wie beschäftigt: Welche Zukunft wollen wir gemeinsam gestalten, wie wollen wir leben – ohne, dass Macht, Einfluss und Geld uns vorschreiben, wie wir es zu tun haben? Nicht immer fand ich mit Yada und Helena zusammen, war zwischenzeitlich genervt und fand den Plot stellenweise konstruiert und vorhersehbar, doch manchmal braucht man auch ein bisschen Zeit und Distanz, um das Gegenüber besser zu verstehen. Und so wirkte die Geschichte nach, veränderten sich meine Perspektive und die stürmische Seeluft tat ihr Übriges, mich wieder ins Boot zu ziehen.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
30. Dez. 2022
Bewertung:5

Ich suche mir meist die Buchpreis-Bücher heraus, die mich thematisch oder sprachlich auf irgendeine Art und Weise interessieren. In Fall von “Auf See” von Theresia Enzensberger habe ich sofort aufgemerkt, als ich die Wörter Utopie, Dystopie und Climate Fiction gehört habe und siehe da - die Lektüre hat mir außerordentlich gut gefallen. Wir begleiten Yada, die Tochter eines libertären Tech-Unternehmers, der eine Seestadt nach Seasteading-Art gebaut hat, um dem Chaos der Klimakatastrophe zu entgehen. Eine weitere Perspektive ist Helena, eine Berliner Künstlerin und äh, ehemalige Sektenanführerin. Enzensbergers Hintergrund im Journalismus merkt man der direkten und präzisen Sprache an. Durch eingestreute Kapitel, die verschiedene Utopie-Versuche erörtern, hat es tatsächlich auch einen Sachbuch-Bezug. Vielleicht konnten die ganz großen Themen wie Neoliberalismus, Feminismus, Klassismus, Kolonialismus etc. etc. deswegen schön miteinander verquickt werden. Ich finde, dass, wenn wir über z.B. Feminismus oder Antirassismus sprechen, viel zu selten dezidiert aufgedröselt wird, welche grundlegende Rolle Neoliberalismus - auch geschichtlich und ideologisch betrachtet - dabei spielt. Welche Zukunftsversionen werden hinsichtlich des Klimas - von wem und FÜR wen - entworfen? Die Denkmuster und Handlungen von Priviligierten (mit finanziellem sowie kulturellem Kapital) wurden durch unsere beiden Figuren Yada und Helena Stück für Stück aufgedeckt. Das letzte Drittel hatte mich ein klein wenig verloren, denn sobald es “von See” aufs Festland ging, kamen noch weitere Schwerpunkte und Figuren dazu und während der Teil wichtig für den generellen Plot ist, hätte ich mir doch eine gewisse Konzentrierung auf das, was bis dahin aufgemacht wurde, gewünscht. Trotzdem ein absolut lesenswerter Roman, der mir einige Zusammenhänge näherbringen konnte. Auf der Verlagsseite gibt es Material zum weiter recherchieren. 4,5 ⭐

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
13. Nov. 2022
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Bewertung:4

Auch wenn es dieses Buch nicht auf die Shortlist des Deutschen Buchpreis geschafft hat, ist es eure Aufmerksamkeit durchaus wert. • 🧑👱 Besonders gefesselt haben mich die beiden Frauenfiguren Yada und Helena. Beide spannende Charaktere, beide auf ihre Weise stark. Yada dabei zuzusehen, wie sie sich immer mehr aus dem Lügennetz ihres Vaters befreit und sich der Welt stellt, hat mich beeindruckt. Helena ging mir auch mal auf die Nerven, tut Dinge, wegen der man sie gern anschreien würde und hat doch immer Gründe dafür, oft auch gute. • 🎧 Im Interview mit Theresia Enzensberger im 1live-Stories-Podcast hat mich auch die Ideologie gereizt, die hinter dem Projekt der Seestatt steht, die im Silicon Valley wohl durchaus an der Tagesordnung ist. Die Beweggründe werden in der zweiten Hälfte des Buches gezeigt, wenn sich die Perspektive zeitweise Yadas Vater widmet. • 🗃 Auch Helenas Archiv zu anderen unabhängigen "Staaten" und Menschen, die mit diesen Schindluder getrieben haben, war sehr spannend - und historisch real! • Das Cover hatte mich übrigens ursprünglich abgeschreckt, es sieht irgendwie nach alten Taschenbüchern aus. Aber das hier war ein klarer Fall von "don't judge a book by its cover". Gut, dass ich noch die inneren Werte kennen gelernt habe. Ich hoffe, ihr habt dazu nun auch Lust. 😊

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
14. Okt. 2022
Bewertung:2

»Auf See« hat dystopische und utopische Elemente; die Grenzen verlaufen oft so fließend wie Strömungen im Meer. Erzählt wird auf drei Handlungsebenen: Ebene 1: Eine davon ist auf einer schwimmenden Stadt in einer Sonderwirtschaftszone der Ostsee angesiedelt, wo eine autarke Gemeinschaft sich geradezu kultisch von der als gefährlich geltenden Außenwelt abschottet. Die Ausnutzung und Unterdrückung einer nahezu unsichtbaren, rechtlosen Schar von Mitarbeiter:innen wird dabei von der privilegierten Bürgerschaft, geblendet von utopischen Versprechungen, billigend in Kauf genommen. Denn die Seestatt ist Rettung, die Seestatt ist Heimat, die Seestatt ist »Glück im Angesicht des Untergangs«. Sie unterliegt der Leitung eines Unternehmers, dessen ehemals libertäre Ansichten schon lange einer guruartigen Selbstherrlichkeit gewichen sind. Dessen Tochter Yada ist die Protagonistin dieses Handlungsstrangs. Sie wächst behütet auf, aber auch isoliert, bewacht und grundlegend in ihrer Entwicklung beschnitten. Nach einem Erweckungsmoment flieht sie, bricht aus ihrem Glaskäfig aus – und muss feststellen, dass die Seestatt auf einem Geflecht aus Lügen beruht. Dahinter, wer hätte es gedacht, stecken auch monetäre Interessen. Ebene 2: Die zweite Ebene dreht sich um die Künstlerin Helena, die für ein ambitioniertes Kunstprojekt eine Sekte gegründet hat. Auch hier wieder steht wieder das Kultische im Mittelpunkt: die Frage, was Menschen in die Arme von Sekten treibt – welchen Mangel, welche psychologische Not sie nirgendwo sonst gelindert sehen. Ganz ungeplant und ungewollt ist sie allerdings nicht nur in diesem abgesteckten Rahmen zur Lichtgestalt geworden, sondern wird inzwischen weltweit als Orakel wahrgenommen, aufgrund einer Reihe von launenhaft dahergesagten Prophezeiungen, die rein zufällig ins Schwarze trafen. Die Geister, die ich rief … Ebene 3 Die dritte Ebene ist ein Ableger der zweiten, denn Helena hat ein Archiv missglückter utopischer Projekte angelegt, das hier in diversen Kapiteln auszugsweise abgedruckt wird. Der Name »Auf See« ist Programm. In allen Erzählebenen finden sich immer wieder Querverbindungen zum Meer: Kolonialisierung, Handel, Finanzkriminalität, Steuerparadiese – aber auch kultische Verklärung, wenn es zum Beispiel um den Mythos der Piratenrepublik Libertatia geht. Meine Meinung: Der Roman liest sich schnell und unterhaltsam runter; darüber hinaus verbindet seine Handlung einige hochinteressante Themen: Neoliberalismus, Kollektivismus, Individualismus, Sektenbildung und Sektentum, Strategien zum nachhaltigen Leben, Gentrifizierung, gescheiterte Zukunftsvisionen und mehr … Alles wird fundiert in den geschichtlichen Kontext eingeordnet, inklusive Erwähnung der jeweils wichtigsten Personen und Fakten, so dass geneigte Leser:innen weiterforschen können. Lehrreich ist das auf jeden Fall. In meinen Augen krankt die Umsetzung indes auf erzählerischer Ebene an einer gewissen Oberflächlichkeit. Da wird viel angerissen, ohne weiter vertieft zu werden, oder in Wikipedia-artigen Artikeln zwar ausführlich als Sachtext abgehandelt, dabei aber nicht in der Handlung verwurzelt. Wichtige Handlungselemente werden vorgegeben, der Roman praktiziert dabei oft das Gegenteil des elementaren ‘show, don’t tell’: Das passiert, dann passiert das. So ist das, und zwar deswegen. Nur sehr wenig musst du dir als Leser:in selbst erschließen. Gerade der Schauplatz der Seestatt verschenkt meines Erachtens enormes dramatisches Potential: Was für eine spannungsgeladene Situation, eigentlich, wenn das verhätschelte ‘Prinzesschen’ auf die ausgebeuteten Arbeiter trifft! Leider verpufft das als gescheiterter White Savior Complex. Die Erzählung bleibt gefühlt immer auf Distanz. Die Protagonistinnen blieben für mich ohnehin etwas farblos, da sie sich nur selten an echten Schwierigkeiten aktiv beweisen können. Eine Vielzahl von Hindernissen stößt ihnen genauso ohne eigenen Antrieb zu wie deren Auflösung, die Geschichte verläuft recht gradlinig. Yada bricht zum Beispiel ohne größere Probleme aus ihrer beschränkten Existenz aus, was ein echter Wendepunkt in ihrer persönlichen Entwicklung hätte sein können. Ganz nebenher steckt sie locker noch eine eigentlich dramatische Entwicklung ohne größere emotionale Erschütterung weg. Und als ein ehemaliger Anhänger Helenas die Sekte an sich reißen will, stört sie das im Grunde auch nicht wirklich – sie ist passiv, so wahnsinnig passiv in jeder Hinsicht. Im Ganzen ist mein Fazit: Der Roman behandelt hochinteressante, sicher gut recherchierte Themen, bindet sie aber aus meiner Sicht nicht stimmig ein in die Rahmenhandlung – stattdessen wird diese immer wieder von reinen Gebrauchstexten unterbrochen. Die Protagonistinnen bleiben für meine Begriffe blass, auch beschriebene Schauplätze und Situationen lesen sich wie reine Vehikel, um den Plot von A nach B zu transportieren.

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
28. Sept. 2022
Bewertung:3

Auf See Theresia Enzenberger, gelesen von der Autorin Yada wächst in einer nicht explizit genannten Zukunft, auf einer schwimmenden Seestatt in der Ostsee, auf. Ihr Vater hat die wabenförmige Insel einst erbaut, um sich und andere vor der chaotischen und untergehenden Welt zu retten. Ihr Tagesplan ist straff: Online wird sie vormittags von den besten Lehrern unterrichtet, am Nachmittag folgen Sport und dann wieder Unterricht, bis sich das Licht automatisch um 21 Uhr ausschaltet. Yada ist alleine. Sie hat weder Zugang zum Internet, noch Freunde. Ihre Mutter starb an einer rätselhaften Krankheit und ihr Vater ist viel auf Reisen. Eines Tages erfährt sie, dass die Angestellten auf dem Angestelltenboot gar nicht freiwillig auf der Seestatt sind. Als ihr Vater wieder auf Reisen ist, sucht sie auf seinem Computer nach Antworten und findet mehr als diese. Helen ist Künstlerin und Anführerin einer Sekte, dessen Gründung sie eigentlich nie bewusst im Visier hatte - aus Spass hat sie nämlich ein Orakel vorhergesagt und dieses in YouTube gepostet. Als diese Vorhersagen nacheinander wirklich eintrafen, wurde sie von immer mehr Leuten als eine „Wissende“ angesehen. In mehreren Erzählsträngen und in einem angenehmen und anspruchsvollen Schreibstil erzählt Theresia Enzenberger ihre Dystopie: - Yada, eine Coming-of-Age-Geschichte - Helena - Ein sogenanntes Archiv, wo historische Geschehnisse erzählt werden - Zu einem späteren Zeitpunkt: Yada und Helena gemeinsam Währen mich zu Beginn die Handlung und der Handlungsort, besonders der von Yada, wirklich packen konnte, so liess mein Interesse ab dem Zusammentreffen von Yada und Helena ganz plötzlich nach. Die versprochene Dystopie blieb aus. Alles was am Anfang dramatisch wirkte, löste sich in Luft auf. Wirklich schade. Nüchtern und eher empathielos liest die Autorin selbst ihre Geschichte. Die Stimme hätte mich bei jedem anderen Buch gestört, hier passte sie allerdings perfekt. Leider konnte mich das Buch nicht durchgängig überzeugen. 3 /5

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
27. Sept. 2022
Bewertung:3

Roman mit starken Frauen und einer guten Idee mit Realitätsbezug, aber nicht ganz überzeugendem Aufbau und eher distanzierter Erzählweise.

Eine Inselkolonie mitten auf der Ostsee, denn das Festland scheint immer unbewohnbarer zu werden. Das war es, was ich vor der Lektüre wusste. Hinterher wusste ich über die erzählte Welt zwar nur ein bisschen mehr, aber was mit Yada, deren Vater der Gründer dieser Kolonie ist und die eines Tages eine für sie alles ins Wanken bringende Entdeckung macht, passiert, das habe ich gebannt verfolgen dürfen. Und das war - nach leichten Startschwierigkeiten - echt spannend, zum Ende hin mochte ich das Buch kaum noch weglegen. Es geht, was aus dem Klappentext nicht ersichtlich wird, allerdings nicht nur um Yada auf der Insel, sondern auch um Helena, die ungewollt zum Social Media Star geworden ist und in Berlin orakelt, feiert und sektiert. Außerdem um eine alleinerziehende Mutter mit Tochter und weitere (starke) Frauen. Männer - auch Yadas Vater - spielen hingegen eher Nebenrollen. Auch sprachlich schlägt sich diese "konsequente Weiblichkeit" nieder, indem ganz nonchalant an passenden Stellen sowas wie generische Feminina eingebaut werden (etwa, indem man "Fußgängerinnen" und "Mitarbeiterinnen" begegnet - eine unauffällige Art der "Umfokussierung" in so einem literarischen Text, wie ich finde). Zwischen die erzählenden Kapitel sind Texte aus einem "Archiv" eingefügt, in denen es um historische Vorfälle von abgeschiedenen, neu gegründeten Gesellschaften geht. Damit wird der fiktive Text mit faktischen Parallelen unterfüttert und authentifiziert. Auch dies war interessant, bisweilen sogar unglaublich, jedoch für meinen Geschmack nicht ganz rund in die Erzählung eingearbeitet, weil gefühlt willkürlich "dazwischen gestreut". Auch blieben die Figuren und die erzählte Welt - vll durch die zahlreichen Perspektivwechsel, vll auch durch die eher nüchterne Erzählweise bedingt - für mich gerade anfangs etwas blass und schwer greifbar. Nichtsdestotrotz habe ich "Auf See" gern gelesen, denn es hat mich über neoliberale Utopien nachdenken lassen, hat mir verblüffende Einsichten in einen speziellen Zweig (männlichen) Größenwahns geliefert und ist erschreckend nah dran an dem, worauf wir vielleicht gerade tatsächlich Kurs halten. ⛵🌊

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl
10. Sept. 2022
‘Seestatt’: ein Fluchtort vor dem Chaos der Gesellschaft. Zumindest sieht das Yadas Vater so.
Yada ist gerade mal siebzehn und lebt auf dieser Insel komplett abgekapselt von der Welt. Abgestimmt von ihrem Vater, erhält Yada gewisse Medikamente, wöchentliche Thetapiestunden und Unterricht. 
Gerüchte über den rätselhaften Tod ihrer Mutter kursieren rum: “sie sei an einer rätselhaften Krankheit gestorben, sie habe sich selbst das Leben genommen, sie sei in eine politische riskante Situation geraten.” 
Yada wird unruhiger je erwachsener sie wird und beginnt Fragen zu stellen. Als sie hinter den Geheimnissen des Vaters immer näher rückt, macht sie eine für sich erstaunliche Entdeckung, die ihr vielleicht zur Flucht hilft.
Bewertung:5

‘Seestatt’: ein Fluchtort vor dem Chaos der Gesellschaft. Zumindest sieht das Yadas Vater so. Yada ist gerade mal siebzehn und lebt auf dieser Insel komplett abgekapselt von der Welt. Abgestimmt von ihrem Vater, erhält Yada gewisse Medikamente, wöchentliche Thetapiestunden und Unterricht. Gerüchte über den rätselhaften Tod ihrer Mutter kursieren rum: “sie sei an einer rätselhaften Krankheit gestorben, sie habe sich selbst das Leben genommen, sie sei in eine politische riskante Situation geraten.” Yada wird unruhiger je erwachsener sie wird und beginnt Fragen zu stellen. Als sie hinter den Geheimnissen des Vaters immer näher rückt, macht sie eine für sich erstaunliche Entdeckung, die ihr vielleicht zur Flucht hilft.

»”Ich dachte, der Staat ist längst zusammengebrochen? Mein Vater sagt, Überregulation und Kollektivismus führen zwangsläufig dazu, dass ein Staat scheitert.”« Das zurecht für den deutschen Buchpreis 2022 nominierte Buch ‘Auf See’ schreibt Theresia Enzensberger über eine zeitlose und utopische Zukunft, die heute nicht aktueller sein könnte. Sehr klug erzählt die Autorin aus den Perspektiven von Yada und Helena und zeigt die gescheiterte von patriachalen Strukturen geprägte Gesellschaft. Yada, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und Helena, die in Berlin wohnt und eine Sekte gründet die ihrer Dokumentation behilflich sein soll. In den ‘Archiv’-Kapiteln greift Theresia reale Informationen über die schon längst verfassten und gescheiterten Utopien und von neoliberaler Ideengeschichten unserer Gesellschaft zu. Ein Roman, der wie ein Blick in die Kristallkugel den Untergang unserer Zukunft zeigt. Vielleicht ist es ein Versuch die Menschen auf einer zeitlosen Weise Denkanstöße und Lösungsvorschläge zu geben. Aber vielleicht ist es zunächst nur eine Auflistung von Problemen, die wir als Gesellschaft nicht hören und erst recht nicht darüber nachdenken, geschweige denn aktiv nach Möglichkeiten suchen wollen. Eine Leseempfehlung gibt es von mir!

Auf See
Auf Seevon Theresia EnzensbergerHanser, Carl