27. Juni 2024
Bewertung:5

Nach langer Zeit wieder in die Hand genommen - und neu verliebt! Eines der schönsten Bücher, die ich kenne. Orhan Pamuk ist einer der ganz, ganz großen Schriftsteller der Gegenwart!

Istanbul im auslaufenden 16. Jahrhundert, das osmanische Reich unter Murad dem Dritten ist auf dem Höhepunkt seiner Macht, große Veränderungen im politischen aber auch im wirtschaftlichen System bahnen sich an oder sind frisch vollzogen. Diese Umbrüche machen auch vor der zivilen Gesellschaft nicht halt - generationenalte Traditionen in Religion, Familie, Kultur und Kunst werden infrage gestellt. Vor diesem Hintergrund ereignet sich in Istanbul ein Mord an einem Miniaturmaler. Besonders daran ist, dass dieser Künstler einer von vieren ist, der vom Sultan im Geheimen beauftragt ist ein illuminiertes Buch zu schaffen, das entgegen der muslimischen Tradition auch perspektivische - eine westliche Technik - Malerei enthalten soll. Dieser bis dahin unvorstellbare Bruch mit alten Werten führt zu einer aufgeheizten Stimmung. Künstler, Politiker und Gläubige stehen einander in einem scheinbar unlösbaren Konflikt gegenüber. Kara Efendi, seines Zeichens hochrangiger Beamter des Reiches, wird mit der Aufklärung des Mordes beauftragt. Neben diesem gefährlichen Fall, entwickelt sich für den, erst frisch nach Istanbul zurückgekehrten, Kara und seine Jugendliebe Şeküre eine neue Chance alte Liebe wieder aufflammen zu lassen. „Rot ist mein Name“ ist, wenn auch im 16 Jahrhundert angesiedelt, ein Roman, der sich mit den Herausforderungen der osmanisch/muslimischen Gesellschaft auseinandersetzt, die bis heute aktuell und brisant sind. Pamuk lässt dabei alle Seiten gleichermaßen zu Wort kommen, und ist dabei auch mit Kritik und klaren Worten nicht sparsam. Der Konflikt zwischen östlicher Tradition und westlicher Moderne ist das tragende Thema der Erzählung. Stilistisch ist besonders erwähnenswert, dass der Roman stets aus der Ich-Perspektive erzählt wird und dabei immer wieder auch sehr ungewöhnliche Perspektiven (der Tod, Satan, aber auch unbelebte Gegenstände) einnimmt.

Rot ist mein Name
Rot ist mein Namevon Orhan PamukHanser, Carl
12. März 2024
Bewertung:5

📚 Inhalt Istanbul ist im Jahr 1591 von Schnee bedeckt. Während des winterlichen Treibens spricht ein Toter aus den Tiefen eines Brunnens. Der Tote kennt sowohl seinen Mörder, als auch dessen Motiv. Der Toter wurde Opfer eines Komplotts gegen das gesamte osmanische Reich, seine Religion, seine Kultur und seine Tradition. Darin verwickelt sind Miniaturmaler, die für den Sultan zehn Buchblätter malen sollen. 📖 Meinung Wow! Ich gebe zu, dass ich Zweifel hatte, ob ich das Buch mögen würde. Und der Einstieg war nicht ganz leicht. Alle Kapital sind aus der Ich-Perspektive einer anderen Person geschrieben. Die türkischen Namen machten es für mich teilweise schwer, die Menschen auseinander zu halten und die familiären Zusammenhänge zu sehen. Aber ich bin trotzdem schnell in die Geschichte reingekommen und konnte die einzelnen Figuren kennen lernen und mit der Zeit auseinanderhalten. Es gefiel mir sehr, aus der Perspektive des Täters lesen zu können und seine Gedanken und Gefühle zu erfahren. Dies fand ich ein sehr spannendes Stilmittel, dass der Geschichte einiges an Spannung mitgegeben hat. Ich habe immer wieder gerätselt, wer denn der Täter sein könnte. Für mich war das Ende nur schwer vorhersehbar. Auch ungewöhnlich ist natürlich die Perspektive des Opfers, die ebenfalls sehr spannende Einblicke und neue Perspektiven einbringen konnte. Auch die Rahmengeschichte hat mich abgeholt und hat mir sehr gut gefallen. Für mich war es ein absolutes Erlebnis dieses Buch zu lesen. Ein must-read!

Rot ist mein Name
Rot ist mein Namevon Orhan PamukHanser, Carl