1. Okt. 2024
Bewertung:2

Eva Menasse erzählt hier acht kleine (Familien-)Geschichten, alle um aktuelle Themen wie Demenz, Integration oder auch Patchworkfamilien gebaut, die mich aber leider nicht überzeugen konnten. Die Idee des Buches, kuriose Tiermeldungen zu Fabeln über das menschliche Verhalten umzuwandeln, war toll und deswegen stand das Buch auch auf meiner Liste, aber die in „Tiere für Fortgeschrittene“ vor jedem Kapitel kurz erzählten Tiermeldungen waren teilweise sehr verwirrend und meistens habe ich diese auch nicht in den Geschichten wiedergefunden. Vielleicht fehlt mir für so etwas einfach das literarische Niveau und Feingefühl, das man offensichtlich benötigt, um sich in die Geschichten hineinzuversetzen zu können. Wobei mir manche der Kurzgeschichten auch mehr zugesagt haben als andere: zum Beispiel fand ich „Schafe“ wunderbar, auch wenn sich mir der genauere Sinn dieser „Sommercamps“ für spezielle Berufsgruppen, die dort zusammentreffen, nicht erschlossen hat. Aber gerade dieses Rätseln über den Sinn dieser Camps und der Gesamtsituation, nicht nur meinerseits, sondern auch seitens der Charaktere, war richtig klasse. Andere Geschichten, die erste, „Schmetterling, Biene, Krokodil“, war für mich verwirrend, was mir vielleicht im Endeffekt den Zugang zum Buch und vor allem zur Erzählsprache der Autorin verwehrt hat. Teilweise sieht die junge Protagonistin hier Dinge, die bei genauerem Betrachten dann doch anders sind, aber dann ist es doch irgendwie wie zuerst gedacht. Ihr merkt, ich kann dies nicht gut in Worte fassen, aber stellenweise waren die Charaktere „abwesend“ oder jedenfalls gedanklich nicht beim Hauptgeschehen, und es sind Dinge aufgetaucht oder passiert, die (mir) unerklärlich sind. Menasse benutzt auch hier ihre eigene, mir ungewohnte Erzählsprache, die auch zahlreiche Fans hat, aber irgendwie hat es bei mir nicht „klick“ gemacht. Der emotionale Aspekt hat mir hier komplett gefehlt, fast alle Charaktere kamen mir kalt und bissig vor. "Jenna fand, dass Überleben nicht ohne weiteres als höchstes Gut anzusehen war. Es war eine Frage individueller Begabung. Die eine konnte ihre Zunge längs rollen, die nächste mit den Ohren wackeln, die dritte sich zwischen Knie und Fersen setzen." Eine der hier versammelten Geschichten hätte ich aber auch gerne weiterverfolgt, und zwar „Raupen“, eine Geschichte über Demenz und wie Menschen damit umgehen. Konrad versucht hier, seiner Frau Grete ihr Leben zuhause so angenehm wie möglich zu machen, ohne dass er auf die Hilfe von von ihm verschmähten Dienstleistern angewiesen ist. Grete leidet seit geraumer Zeit unter Demenz und Konrad hat ihre „Macken“ gut im Blick, weshalb das Zusammenleben der Beiden auch noch einigermaßen gut funktioniert. Hier erzählt Menasse so anrührend diesen kleinen Ausschnitt einer Familiengeschichte, die bei mir richtig gut ankam und gerne hätte fortgeführt werden dürfen. Die vollständige Rezension findet ihr unter: https://killmonotony.wordpress.com/2017/04/29/rezension-eva-menasse-tiere-fuer-fortgeschrittene/

Tiere für Fortgeschrittene
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