Das Buch ging, als es auf dem Markt erschien, komplett an mir vorbei und auch während meiner zahlreichen Streifzüge durch die örtlichen Buchhandlungen, weckte das einfache Cover nie wirklich mein Interesse. Irgendwann fand es dann als Mängelexemplar seinen Weg in mein Bücherregal. Dass ich von dem Buch nie sonderlich viel mitbekommen habe, liegt wohl daran, dass es auch nicht gerade zu einem der guten Vertreter im Fantasygenre gehört. Schon nach dem Prolog war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt weitermachen soll, denn die beschriebene Szene hat man in der Form schon tausende Male zuvor gelesen und mir war danach von Anfang an klar, welchen Verlauf die Geschichte nehmen würde. Dabei sollte ein Prolog doch eventuell eine offene Frage stellen und den Leser somit auf das Folgende aufmerksam und neugierig machen, und nicht das verraten, was man auf den nächsten 600 Seiten zu lesen bekommt. Zwei Liebende, die auf dem Schlachtfeld sterben und sich dabei versprechen im späteren Leben aufeinander zu warten. Einfallsreichtum sieht anders aus und selbst wenn man sich für dieses altbekannte Format entscheidet, hätte man wesentlich mehr daraus machen können. Weiter geht es mit der Geschichte zweier Kinder, Ariac und Rijana, die sich durch mehr oder weniger glückliche Umstände anfreunden, voneinander getrennt werden und zuvor noch ewige Freundschaft schwören. Das Mädchen wächst wohlbehütet auf einer Art Internat auf, das sich darauf spezialisiert „Die Sieben“, wiedergeborene Seelen damaliger Helden, unter gewöhnlichen Kindern zu finden und sie anschließend für den Kampf gegen das Böse auszubilden. Ariac verschlägt es natürlich ins feindliche Lager, wo er unter harten Bedingungen zu einem gefühlslosen Soldaten erzogen werden soll, es aber irgendwie als Einziger schafft, sich der bösen und manipulierenden Macht des dunklen Zauberers zu entziehen. Dass die beiden sich irgendwann erneut gegenüber stehen und in einander verlieben, weiß man bereits, nachdem man den Prolog und die ersten 50 Seiten gelesen hat. Abgesehen davon, dass die Autorin sich vollkommen an Stereotypen und altbekannten Elementen des phantastischen Genres aufhängt, springt sie ständig zwischen den Charakteren und Schauplätzen hin und her. Las man im ersten Absatz noch aus der Sicht von Rijana, hat man plötzlich den Gedankengang eines alten Zauberers schwarz auf weiß stehen, nur um danach lesen zu müssen, dass es dem älteren Kameraden gar nicht gefällt, wenn das Mädchen so viel Zeit mit gleichaltrigen Jungen verbringt. Die Sprünge kommen nicht etwa zu Beginn eines neuen Kapitels oder Absatzes, sondern passieren vollkommen willkürlich, was dem Leser absolut keine Chance gibt, sich intensiver auf einen Charakter einzulassen. Ihre Handlungen, Beweggründe und ihr daraus resultierendes Verhalten sind von Anfang an vorhersehbar und keine einzige Figur handelt überraschend oder macht eine nachvollziehbare, geschweige denn bemerkbare, Entwicklung durch. Auch die Fantasywelt an sich bleibt das ganze Buch über eindimensional. Ja, es gibt verschiedene Reiche, Herrscher und es tauchen auch mal Elfen, Zwerge, Orks und was man sich sonst so vorstellen kann, auf, aber die Autorin geht absolut nicht weiter darauf ein oder baut eigene, neue Ideen ein. Alles passiert ganz plötzlich, bedient sich den gewohnten Elementen und stellt überhaupt nicht dar, wie die Völker zueinander stehen. Es wird immer nur leicht an der Oberfläche gekratzt, bevor die Geschichte weiterhetzt, dabei aber furchtbar langatmig wirkt, denn während wichtige Ereignisse nur in einem kleinen Nebensatz erwähnt werden, ziehen sich die tagelangen Reisemärsche über mehrere Kapitel und die Liebe der Autorin zu Pferden bleibt dabei keineswegs unbemerkt. Ständig werden die Tiere bewundert und bei jeder kleinen Gelegenheit satteln die Charaktere ihre Pferde und „preschen“ davon. Selbst wenn man selbst reitet, kann man darüber irgendwann nur noch genervt den Kopf schütteln und überspringt die Passagen gerne. Hinzukommt, dass sich die Geschichte in einem viel zu großen Zeitrahmen bewegt. Man erfährt etwas von irgendwelchen Kriegen, die 3000 oder gar 5000 Jahre vorher geherrscht haben sollen und in der Zeit hat sich im Land absolut nichts verändert. Steppenvölker leben seit Jahrtausenden abgeschieden im Nirgendwo, Gut und Böse haben sich in der Zeit auch nicht weiterentwickelt und alle warten von Jahr zu Jahr nur darauf, dass „Die Sieben“ wieder auftauchen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Langatmige, von Anfang an vorhersehbare Geschichte mit wenig Tiefgang, platten Charakteren und einer flachen Spannungskurve, die nur an der Oberfläche kratzt, es aber zu keiner Zeit schafft, dem Leser das Gefühl zu geben, dass er Teil der Geschichte ist oder sich zumindest in die Figuren hineinversetzen kann.
23. März 2023
Thondras Kindervon Aileen P. RobertsGoldmann