"Lehre uns zu bedenken, dass wir sterben, auf das wir klug werden", sagt der Psalm 90. Das ist für mich ein ganz existenzielles Thema, denn wie viele Menschen gehöre ich auch zu der Gruppe, die die Endlichkeit des eigenen Seins gerne verdrängt. Daher hat mich das Buch von Don DeLillo thematisch sehr interessiert, wo doch schon das Piktogramm auf dem tollen Cover auf die Ohrenschützer vor dem Thema Tod hindeuten. Aber auch bei meinem zweiten DeLillo-Roman konnte ich mit dem Stil aus satirischen Einwürfen und teils ewig anhaltenden, absurden Dialogen nicht viel anfangen. Die Patchwork-Familie des Professors für Hitler-Forschung an einer fiktiven Uni in den USA agiert keineswegs klug im Sinne des Psalms. Alle versuchen zunächst das Sterben zu verdrängen und geben sich den neuen Göttern der amerikanischen Kultur der 80er Jahre hin: In Supermarkt-Tempeln wird ausgiebig dem Konsum gefrönt und zu Hause in großer Runde deftig gespeist und diskutiert. Dabei sind die zahlreichen Stiefkinder des Profs echte Nervensägen und Klugscheißer. Die interfamiliären Gespräche fand ich wirklich wenig lustig, oft sogar richtig nervig. Interessanter wird das Buch, als plötzlich ein Chemieunfall auf dem nahe gelegenen Rangierbahnhof die ganze Stadt aus ihrer Lethargie reißt. Zunächst will man im Hause unserer Protagonisten noch gemütlich zu Ende essen während die Sirenen heulen, doch dann trifft sie auch die Evakuierung. Im dritten Teil des Buchs kommen dann die Ängste vor dem Tod deutlich zu Tage, insbesondere bei der Ehefrau, die sich einer dubiosen Firma ausliefert, die eine medikamentöse Heilung der Angst vor dem Tod verspricht. Am Ende wird es dann reichlich turbulent, mit Vertrauensbruch und Mord. Die Idee und der Aufbau des Buch fand ich prinzipiell gelungen. Mich hat die Geschichte aber unter satirischen Gesichtspunkten wenig amüsiert und unter entwicklungsorientierten Gesichtspunkten wenig bereichert. Dann doch lieber den am Ende des Buchs vom Protagonisten erwähnten "Tod des Iwan Iljitsch" von Tolstoi nochmal lesen. Da hat man mehr davon.
Irritierend aber wahr
"Weisses Rauschen" ist kein gefälliges Buch. Es nervt beim Lesen und das ist wohl die grosse Kunst. Dieses Buch zu Lesen ist wie ein weisses Rauschen. Die Hauptfiguren leben ihr Leben vor sich hin, sie haben überflüssige und sinnlose Berufe, kaufen ständig unnötige Dinge, leben im Chaos von Konsum vollgestopfter Räume mit durcheinander gewürfelten Patchworkfamilien. Sie gehen in Einkaufszentren verloren, diskutieren über die Vorteile zuckerfreier Kaugummis und lesen sich gegenseitig Pornos oder Reklameheftchen vor. Als wirklich gravierende und tragische Dinge passieren, sind diese ebenso absurd und sinnlos und gehen im allgemeinen Rauschen unter. Irgendwie hat das Buch was. Es ist faszinierend und gleichzeitig merkwürdig abgestumpft. Es zu lesen ist aber nervig und anstrengend, finde ich.
"Lehre uns zu bedenken, dass wir sterben, auf das wir klug werden", sagt der Psalm 90. Das ist für mich ein ganz existenzielles Thema, denn wie viele Menschen gehöre ich auch zu der Gruppe, die die Endlichkeit des eigenen Seins gerne verdrängt. Daher hat mich das Buch von Don DeLillo thematisch sehr interessiert, wo doch schon das Piktogramm auf dem tollen Cover auf die Ohrenschützer vor dem Thema Tod hindeuten. Aber auch bei meinem zweiten DeLillo-Roman konnte ich mit dem Stil aus satirischen Einwürfen und teils ewig anhaltenden, absurden Dialogen nicht viel anfangen. Die Patchwork-Familie des Professors für Hitler-Forschung an einer fiktiven Uni in den USA agiert keineswegs klug im Sinne des Psalms. Alle versuchen zunächst das Sterben zu verdrängen und geben sich den neuen Göttern der amerikanischen Kultur der 80er Jahre hin: In Supermarkt-Tempeln wird ausgiebig dem Konsum gefrönt und zu Hause in großer Runde deftig gespeist und diskutiert. Dabei sind die zahlreichen Stiefkinder des Profs echte Nervensägen und Klugscheißer. Die interfamiliären Gespräche fand ich wirklich wenig lustig, oft sogar richtig nervig. Interessanter wird das Buch, als plötzlich ein Chemieunfall auf dem nahe gelegenen Rangierbahnhof die ganze Stadt aus ihrer Lethargie reißt. Zunächst will man im Hause unserer Protagonisten noch gemütlich zu Ende essen während die Sirenen heulen, doch dann trifft sie auch die Evakuierung. Im dritten Teil des Buchs kommen dann die Ängste vor dem Tod deutlich zu Tage, insbesondere bei der Ehefrau, die sich einer dubiosen Firma ausliefert, die eine medikamentöse Heilung der Angst vor dem Tod verspricht. Am Ende wird es dann reichlich turbulent, mit Vertrauensbruch und Mord. Die Idee und der Aufbau des Buch fand ich prinzipiell gelungen. Mich hat die Geschichte aber unter satirischen Gesichtspunkten wenig amüsiert und unter entwicklungsorientierten Gesichtspunkten wenig bereichert. Dann doch lieber den am Ende des Buchs vom Protagonisten erwähnten "Tod des Iwan Iljitsch" von Tolstoi nochmal lesen. Da hat man mehr davon.
"Lehre uns zu bedenken, dass wir sterben, auf das wir klug werden", sagt der Psalm 90. Das ist für mich ein ganz existenzielles Thema, denn wie viele Menschen gehöre ich auch zu der Gruppe, die die Endlichkeit des eigenen Seins gerne verdrängt. Daher hat mich das Buch von Don DeLillo thematisch sehr interessiert, wo doch schon das Piktogramm auf dem tollen Cover auf die Ohrenschützer vor dem Thema Tod hindeuten. Aber auch bei meinem zweiten DeLillo-Roman konnte ich mit dem Stil aus satirischen Einwürfen und teils ewig anhaltenden, absurden Dialogen nicht viel anfangen. Die Patchwork-Familie des Professors für Hitler-Forschung an einer fiktiven Uni in den USA agiert keineswegs klug im Sinne des Psalms. Alle versuchen zunächst das Sterben zu verdrängen und geben sich den neuen Göttern der amerikanischen Kultur der 80er Jahre hin: In Supermarkt-Tempeln wird ausgiebig dem Konsum gefrönt und zu Hause in großer Runde deftig gespeist und diskutiert. Dabei sind die zahlreichen Stiefkinder des Profs echte Nervensägen und Klugscheißer. Die interfamiliären Gespräche fand ich wirklich wenig lustig, oft sogar richtig nervig. Interessanter wird das Buch, als plötzlich ein Chemieunfall auf dem nahe gelegenen Rangierbahnhof die ganze Stadt aus ihrer Lethargie reißt. Zunächst will man im Hause unserer Protagonisten noch gemütlich zu Ende essen während die Sirenen heulen, doch dann trifft sie auch die Evakuierung. Im dritten Teil des Buchs kommen dann die Ängste vor dem Tod deutlich zu Tage, insbesondere bei der Ehefrau, die sich einer dubiosen Firma ausliefert, die eine medikamentöse Heilung der Angst vor dem Tod verspricht. Am Ende wird es dann reichlich turbulent, mit Vertrauensbruch und Mord. Die Idee und der Aufbau des Buch fand ich prinzipiell gelungen. Mich hat die Geschichte aber unter satirischen Gesichtspunkten wenig amüsiert und unter entwicklungsorientierten Gesichtspunkten wenig bereichert. Dann doch lieber den am Ende des Buchs vom Protagonisten erwähnten "Tod des Iwan Iljitsch" von Tolstoi nochmal lesen. Da hat man mehr davon.