
Ach du heilige Orgelpfeife!
„Flavia de Luce – Schlussakkord für einen Mord“ ist der fünfte Band der Detektivroman-Reihe von Alan Bradley. Und es ist der vorletzte Band, den ich lesen werde. Ich liebe die neunmalkluge Flavia, die sich mit ihrer vorlauten Art nicht von Erwachsenen einschüchtern lässt und ihren eigenen Kopf hat. Aber ich besitze nur die ersten sechs Bände, und solange die Reihe nicht abgeschlossen ist, möchte ich sie vorerst nicht weiterverfolgen. Denn ein wenig ermüdet sich dieses durchaus gute Konzept mit der Zeit. In Bishop’s Lacey wird jemand ermordet, Flavia erschleicht sich unter Vorwänden Zutritt zum Tatort und entdeckt dort Details, die der Polizei entgangen sind. Kurz bevor sie den Fall löst, gerät sie in die Hände des Mörders, den sie mit einer List austrickst und für dessen Verhaftung sie sorgt. Trotzdem ist auch Band 5 aus dem Jahr 2013 sehr lesenswert. Es ist kurz vor Ostern 1951, als in der Kirchengruft von St. Tankred die Leiche des seit Monaten verschollenen Organisten Crispin Collicutt bei einer Exhumierung gefunden wird. Offenbar wurde der freundliche Mann ausgerechnet in der Kirche ermordet. Kein Wunder, dass an diesem entweihten Ort die Heiligenstatue des St. Tankred plötzlich Blut weint. Oder ist das doch kein Zeichen Gottes? Die elfjährige Flavia de Luce macht sich auf die Suche nach dem Mörder, nicht zuletzt, weil ihre älteste Schwester Ophelia die Nachfolge des Organisten antreten soll und Flavia um ihr Leben bangt. „Flavia de Luce – Schlussakkord für einen Mord“ punktet wie immer mit einem überzeugenden Schreibstil, einzigartigen Figuren und einem fesselnden Mordfall. Besonders Dogger, der mit seiner PTBS zu kämpfen hat in einer Zeit, in der Psychotherapie gesellschaftlich verpönt ist, hat mein Leseherz erobert. Es ist die Mischung aus subtilem Humor, packenden Kriminalfällen, einer ungewöhnlichen Protagonistin und der düsteren Atmosphäre des englischen Dörfchens um 1950, die die Reihe so großartig macht. Auch Flavias Liebe zur Chemie ist eine Quintessenz der Detektivromane, weshalb es besonders schade ist, dass sich hier wissenschaftliche Fehler eingeschlichen haben. Der fünfte Band aus dem Jahr 2013 hat wieder viel Spaß gemacht, allerdings finde ich ihn nicht ganz so gut wie den direkten Vorgänger. Deswegen bekommt dieses Buch von Alan Bradley von mir vier von fünf Federn. Gerade der Cliffhanger animiert mich förmlich dazu, bald mit dem sechsten Band „Tote Vögel singen nicht“ anzufangen.