Leben auf einem Bergbauernhof – berührend und anschaulich erzählt über drei Generationen
Der Innerleit, der höchste Kornhof des Südtiroler Tiefenthals, liegt auf einer Höhe von über 1.600 Metern. Nach dem Tod ihres Vaters bewirtschaftet Rosa in den 1940er-Jahren diesen ganz allein. Nach Ansicht der anderen Dorfbewohner:innen ist sie damit eigentlich zum Scheitern verurteilt, doch Rosa behauptet sich, indem sie sich intensiv mit den Gegebenheiten der Natur, den Pflanzen, der Beschaffenheit des Bodens und dem Zusammenspiel all dieser Faktoren auseinandersetzt und daraus ihre Bestimmung zieht. Zwei Generationen später leben Rosas Enkel Hannes und seine Frau Franziska mit ihren Kindern auf dem Hof. Das Leben auf diesem ist zwar anders als zu Rosas Zeiten, aber nicht weniger beschwerlich: Statt mit den Widrigkeiten der Natur, muss sich diese Generation vor allem mit den Eigenheiten von Feriengästen auseinandersetzen, denn um den Hof zu halten, vermieten Franziska und Hannes Ferienwohnungen auf dem Innerleit. „Wer am Tag einen Hektar Bergland bestellt oder abgemäht hatte, der spürte am Abend seine Knochen schmerzhafter als sein Herz, und das war besser zu ertragen.“ (S. 16) Jarka Kubsova nimmt uns mit in die faszinierende Landschaft der Südtiroler Berge und beschreibt diese gekonnt bildhaft, dass man das Gefühl hat, man wäre vor Ort. Die Autorin hat zu Recherchezwecken für dieses Buch selbst einige Monate auf einem Bergbauernhof gelebt und das merkt man ihren Landschaftsbeschreibungen an, ebenso ihren Ausführungen über das Leben auf dem Hof. Hierbei konzentriert sie sich vor allem auf das Leben der Frauen – also auf Rosa und Franziska – und ihrer Rolle in einer auch bis in die heutige Zeit sehr vom Patriarchat geprägten Welt. Die körperliche Arbeit ist hart und beschwerlich – im Leben beider Frauen – aber, was das Leben noch beschwerlicher macht, ist, dass nicht gesprochen wird: nicht über Gefühle, nicht über Probleme und Nöte – so vieles bleibt ungesagt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und mochte vor allem, dass es immer wieder Überschneidungen im Leben von Rosa und Franziska gibt (ohne hier ins Detail zu gehen), die dem Buch einen roten Faden geben und die Geschichte am Ende rund machen.