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Bewertung:3

Unheimliche Gesellschaft – Ein atmosphärischer Krimi, der mich nicht ganz gepackt hat

Ich habe zu „Unheimliche Gesellschaft“ von Tilo Eckardt gegriffen, weil mich die Idee fasziniert hat, Thomas Mann als Ermittler in einen historischen Kriminalfall zu schicken. Das Setting im Zürich der 1930er Jahre, die politische Unsicherheit und das Exil-Flair – das klang für mich nach einer spannenden Mischung aus Zeitgeschichte und Krimi. Beim Lesen war ich dann auch schnell von der Atmosphäre eingenommen. Die Beschreibungen der Stadt, das Gefühl von Verfolgung und Unsicherheit, und die kleinen, feinen Beobachtungen aus dem Alltag der Manns im Exil haben mir wirklich gefallen. Besonders schön fand ich die Dialoge zwischen Thomas Mann und seinem Übersetzer Müller – da blitzt immer wieder feiner Humor auf, und man bekommt einen ungewöhnlich menschlichen Blick auf den berühmten Schriftsteller. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass mich die eigentliche Krimihandlung nicht durchgehend fesseln konnte. Das Tempo ist eher gemächlich, und an manchen Stellen hätte ich mir einfach mehr Spannung oder Überraschungen gewünscht. Auch die Nebenfiguren sind für meinen Geschmack etwas blass geblieben – ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie eher Kulisse als echte Persönlichkeiten sind. Was das Buch für mich trotzdem lesenswert gemacht hat, war die besondere Stimmung: Dieses Gefühl, in einer unsicheren Zeit immer auf der Hut sein zu müssen, hat mich schon beschäftigt. Und ich habe tatsächlich noch ein bisschen über das Thema Exil und innere Haltung nachgedacht, nachdem ich das Buch beendet hatte. Unterm Strich würde ich sagen, „Unheimliche Gesellschaft“ ist ein atmosphärischer Roman mit einer originellen Idee, aber kein Pageturner im klassischen Sinne. Für Fans von historischen Romanen mit literarischem Einschlag ist das Buch sicher interessant, aber wer einen spannenden Krimi erwartet, wird vermutlich nicht ganz auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es solide drei Sterne – ein Buch, das mich unterhalten und zum Nachdenken gebracht hat, aber nicht komplett begeistern konnte.

Unheimliche Gesellschaft
Unheimliche Gesellschaftvon Tilo EckardtDroemer
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»Er spürte, dass mit seiner Person zugleich der Humanismus, für den er stand, diese höhere deutsche Idee für das Bessere und Anständige und Wahre, verbannt worden war.«
Bewertung:4

»Er spürte, dass mit seiner Person zugleich der Humanismus, für den er stand, diese höhere deutsche Idee für das Bessere und Anständige und Wahre, verbannt worden war.«

Das Ermittler-Duo Mann & Müller schlägt zurück. Es ist Herbst 1933. Die Manns kehrten nach einer Vortragsreise nicht mehr zurück nach Deutschland, sondern wohnen nun in der sog. neutralen Schweiz. An eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht zu denken. Als der litauische Übersetzer Žydrūnas Miuleris nach längerer Funkstille ein beunruhigendes Telegramm von Thomas Mann bekommt, macht er sich sofort auf den Weg nach Zürich. Was ihn dort erwartet, enttäuscht ihn zuerst, denn dort gibt es ausschließlich Probleme mit Katia Manns nicht eben ungefährlichen Autofahrkünsten. Doch der Schein trügt. Was Žydrūnas zuerst als harmlose Banalität erscheint, entpuppt sich als ernst zu nehmende Gefahr für alle Beteiligten und hält sogar ein unvorhergesehenes und nicht eben wünschenswertes Wiedersehen mit einem Bekannten aus Nidden bereit. Auch der zweite Fall des Ermittlerduos hat mir gut gefallen, jedoch sollte man auch hierbei keinen spannenden Krimi erwarten. Diesmal gingen mir manche Sachen auch zu schnell, bzw. bestimmte Geschehnisse und auflösende Situationen erschienen mir etwas unlogisch. Trotz dessen ist dieser Krimi eine gelungene Mischung aus Fiktion und Realität in brisanten Zeiten, die sich zu lesen lohnt.

Unheimliche Gesellschaft
Unheimliche Gesellschaftvon Tilo EckardtDroemer