Unheimliche Gesellschaft – Ein atmosphärischer Krimi, der mich nicht ganz gepackt hat
Ich habe zu „Unheimliche Gesellschaft“ von Tilo Eckardt gegriffen, weil mich die Idee fasziniert hat, Thomas Mann als Ermittler in einen historischen Kriminalfall zu schicken. Das Setting im Zürich der 1930er Jahre, die politische Unsicherheit und das Exil-Flair – das klang für mich nach einer spannenden Mischung aus Zeitgeschichte und Krimi. Beim Lesen war ich dann auch schnell von der Atmosphäre eingenommen. Die Beschreibungen der Stadt, das Gefühl von Verfolgung und Unsicherheit, und die kleinen, feinen Beobachtungen aus dem Alltag der Manns im Exil haben mir wirklich gefallen. Besonders schön fand ich die Dialoge zwischen Thomas Mann und seinem Übersetzer Müller – da blitzt immer wieder feiner Humor auf, und man bekommt einen ungewöhnlich menschlichen Blick auf den berühmten Schriftsteller. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass mich die eigentliche Krimihandlung nicht durchgehend fesseln konnte. Das Tempo ist eher gemächlich, und an manchen Stellen hätte ich mir einfach mehr Spannung oder Überraschungen gewünscht. Auch die Nebenfiguren sind für meinen Geschmack etwas blass geblieben – ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie eher Kulisse als echte Persönlichkeiten sind. Was das Buch für mich trotzdem lesenswert gemacht hat, war die besondere Stimmung: Dieses Gefühl, in einer unsicheren Zeit immer auf der Hut sein zu müssen, hat mich schon beschäftigt. Und ich habe tatsächlich noch ein bisschen über das Thema Exil und innere Haltung nachgedacht, nachdem ich das Buch beendet hatte. Unterm Strich würde ich sagen, „Unheimliche Gesellschaft“ ist ein atmosphärischer Roman mit einer originellen Idee, aber kein Pageturner im klassischen Sinne. Für Fans von historischen Romanen mit literarischem Einschlag ist das Buch sicher interessant, aber wer einen spannenden Krimi erwartet, wird vermutlich nicht ganz auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es solide drei Sterne – ein Buch, das mich unterhalten und zum Nachdenken gebracht hat, aber nicht komplett begeistern konnte.