Langweilig, kitschig und altbacken
Kurz bevor die junge Kellermeisterin Lilly einen neuen Job in Italien annimmt, erfährt sie, dass ihre Großmutter adoptiert wurde. Zudem erhält sie ein Kästchen mit zwei Hinweisen, die zufälligerweise ebenfalls nach Italien führen. Würde ich Hörbücher nicht nur als Nebenherberieselung bei anderen Tätigkeiten hören, hätte ich ‚Die verlorene Tochter‘ sicher nicht beendet. Die Geschichte, bzw. beide Geschichten hatten leider so gar keine Spannung, sondern haben im Gegenteil ein vorhersehbares Klischee nach dem anderen aneinandergereiht. Da wäre in der Gegenwart: Lilly, anscheinend komplett karriereorientiert und tough, aber eigentlich total verklemmt und unsicher, die eher eine Therapie benötigt, um den Tod ihres Vaters zu verarbeiten, als einen neuen Job. Sie errötet, sobald Antonio sie auch nur anatmet, allerdings nur, wenn sie nicht gerade heult. Leider tut auch die Sprecherin Lilly nicht gut, da sie ihr das ganze Hörbuch hindurch einen eintönigen, salbungsvollen Tonfall aufs Auge drückt. Die Chemie zwischen ihr und Antonio (der wie alle Nebenfiguren komplett farblos bleibt) habe ich vergeblich gesucht. In der Vergangenheit sieht es nicht besser aus. Warum die Autorin nach nicht einmal der Hälfte des Buches in der Gegenwart auflöst, dass Esteé und Felix geheiratet und eine Familie gegründet haben, weiß wohl nur sie. Spannung hat sie damit auf jeden Fall nicht erzeugt. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und man weiß jeden Handlungsschritt im Voraus. Hier sind zwar die beiden Protagonisten etwas nahbarer, dafür gibt‘s auch in diesem Handlungsstrang jede Menge Klischees, wie z. B. die böse, intrigante Schwiegermutter in spe. Ach ja, die Geschichte der Nutella-Erfindung wird auch noch eingebunden, kann man aber auch bei Wikipedia nachlesen, ist ungefähr genauso informativ und spannend. Und wer italienisches Flair sucht, wird leider auch nicht fündig … Letztendlich ist das Buch eine große Enttäuschung und wenn man böse wäre könnte man sagen, das sind quasi ‚Die sieben Schwestern‘ auf Temu bestellt …