1. Okt. 2024
Bewertung:5

Was für ein Buch! Ich hatte große Zweifel daran, das Iain Reid es nochmal schafft, mich zu überzeugen und die Messlatte für seinen Debutroman zu halten, aber er hat es geschafft. Für mich ist er der Meister der "mindblowing Twists", der König der augeklügelten Enden, auf denen eigentlich der ganze Plot aufbaut und Der Chef der Beklemmung. Er schreibt herausragend durchdacht und seine Bücher sollten mindestens 2 mal gelesen werden, da sie immer erst zum Ende hin Sinn ergeben. Das ist sein Stil, sein Konzept. Er definiert sich nicht über hochtrabende Sprache, sondern über die Genialität seiner Idee und die Perspektiven seiner Geschichten und sogar die Message die er hinterlässt. Das ist für Haute Couture, das wonach ich immer Suche wenn ich ein gutes Buch lesen möchte. Es ist Maßgeschneidert und passt nicht jedem, aber dem es passt, der wird es lieben. Für mich bisher nicht der beste, sondern der EINZIGE der mich für das Genre Thriller begeistern konnte. Es ist Liebe.

Enemy
Enemyvon Iain ReidDroemer Taschenbuch
29. Mai 2024
Bewertung:4.5

Schwer, dieses Buch in irgend eine Kategorie zu stecken, doch philosophischer Thriller kommt der Einordnung schon sehr Nahe. Es war ein ganz besonderes Leseerlebnis. Vom Stil hat es mich ein klein wenig an Jeff Vandermeer (Southern Reach Trilogie) erinnert, ähnlich diffus, athmosphärisch dicht, doch geradliniger und weniger Interpretationsspielraum. Generell passiert in diesem Buch gar nicht so viel, doch das was vonstatten geht, hallt auf tieferer Ebene in mir nach. Das Setting in einer nahen, trostlosen Zukunft, mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Natur und einer zukünftigen Umsiedlung der Menschen vom Planet Erde weg, macht einen beklemmt, löst Verwirrung aus und am Ende Gefühlschaos. Keinem der Charaktere kann ich viel Sympathie abgewinnen, die aber scheinbar gewollt ausbleibt und nicht unbedingt nötig ist. Junior finde ich in jeglicher Daseinsform eindimensional, ich-bezogen und verbohrt, gleichzeitig ungesund von Hen und wie sie sein sollte besessen. Terence ist anstrengend, affektiert und schwer zu greifen. Einzig Hen lässt mich gerade gegen Ende des Buches irgendwie mitfühlen, ich bedaure sie und dass Junior sie so wenig wirklich wahrzunehmen scheint, doch ist sie mir auch eine Spur zu unehrlich, in sich selbst zurück gezogen und bis zum Schluss erfährt man nicht viel über sie. Für das, was die Story ist und den extrem gut gelungenen Plottwists erfährt man über alle jedoch gerade genau so viel, wie man wissen muss. Überlegt habe ich sogar, das Buch bald ein zweites Mal zu lesen, da ich die Hintergründe und Plottwists mit dem Ende nun kenne, in der Überzeugung, alles nochmal ganz anders zu bewerten an bestimmten Stellen. Dieses Buch muss man einfach lesen, damit man weiß wovon ich spreche - denn die Sogwirkung ist etwas besonderes hier! Ich bin sehr froh das Buch bei @biblionights entdeckt zu haben und schließe mich ihrer dringlichen Leseempfehlung uneingeschränkt an.

Enemy
Enemyvon Iain ReidDroemer Taschenbuch
30. Okt. 2023
Bewertung:3

Als einer meiner Lieblingsyoutuberinnen mir dieses Buch empfohlen hat, dachte ich, es würde nicht schaden herauszufinden ob es auch mein Geschmack trifft. Ich habe wirklich gehofft, dass dieses Buch eine andere Richtung annimmt als sie es im Endeffekt tat. Durch die Kapiteleinteilungen konnte ich schon sehr schnell den "großen" Plottwist erkennen. Von daher war es für mich nicht wirklich überraschend. Der Schluss hat mich dann dennoch etwas überrascht und dazu habe ich unter Anderem einige Fragen. Eigentlich sind mir bei Büchern, worin es um künstliche Intelligenz, 3D-Druckern etc. geht, egal wie realitätsfern der Plot ist. Da sich dies in dem Buch anfangs eher in Hintergrund befand und die "Realität" und Problematiken einer Ehe in den Vordergrund, fallen mir immer wieder Einzelheiten ein, die für mich keinen Sinn ergaben. Beispielsweise verstehe ich nicht, wieso Henrietta so lange gebraucht hat zu bemerken, dass sie etwas anderes von ihrem Leben will als ihr Ehemann. Warum sie "ihn" all die Zeit im Unklaren gelassen hat. Aber was mich am meisten gestört hat, ist die Begründung beziehungsweise das nicht begründen des Grundes wieso das Ehepaar ausgewählt wurde. Zwar wurde viel erklärt, aber irgendwie konnte ich nichts davon verstehen und nachempfinden. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Leser wie die Charaktere fühlen sollte und das einem Angst bereiten sollte. Für mich jedoch hat es nur ein mulmiges Gefühl gegeben und ich dachte mir so "Das ist nicht gut!", was sich nicht nur auf die Situation in der Geschichte bezieht. Dennoch fand ich das Buch nicht unbedingt schlecht, denn der Autor konnte mit seinem Schreibstil und seiner Art der wörtlichen Rede die Situation mit kurzen Kapiteln überzeugen, auch wenn ich vermute, dass dies nicht Jedermann's Geschmack trifft.

Enemy
Enemyvon Iain ReidDroemer Taschenbuch