Der Schreibstil ist am Anfang sehr ungewohnt, aber er gibt dieser Story das gewisse Etwas. Ich fand es ziemlich gut.
Der Anfang und das Ende waren sehr spannend. Dazwischen zieht sich das Buch aber doch sehr. Schade.
Dieses Buch ist definitiv anders als die Krimis und Thriller, die ich bisher gelesen hab. Es ist nicht mal wirklich gruselig, trotzdem hatte ich eine Gänsehaut, als ich es letztendlich zuklappte. "Still" ist die Geschichte eines seltsamen Jungens mit einem außergewöhnlich scharfen Gehör. Er kann sogar durch Wände und weite Entfernungen hören, dafür spricht er kein Wort. Er lebt im Keller seiner Eltern, zurückgezogen, kennt die Außenwelt kaum. Deswegen ist auch sein Verständnis von der Welt und seine Moralvorstellung allein durch ihn selbst entwickelt und nicht von der Gesellschaft geprägt. Was schlimme Folgen hat. Ich habe lange gebraucht um mich von der Geschichte fesseln zu lassen. Sie langweilte mich nicht, aber sie brachte mich auch nicht dazu unbedingt weiterlesen zu wollen. Dies änderte sich erst etwa, als Karl sein behütetes Heim verlässt und beginnt sein Lebenswerk auszuführen. Man bekommt tiefe Einblicke in Karls Gedanken, sieht die Welt mit seinen Augen, das ist teilweise recht schauerlich, aber das Buch hat einen so subtilen Schreibstil, dass man auch diese Passagen gut lesen kann. Mir hat vor allem gefallen, dass nicht alles offensichtlich beschrieben wird. Manchmal wird ein Mord oder ein Entschluss so nebenbei umschrieben, dass ich den Absatz nochmal lesen musste um mir sicher zu sein, ob dies nun wirklich passiert ist. Das Ende fand ich allerdings etwas schwach, ich hatte doch etwas auf eine Art "Showdown" gehofft.
Der Klappentext und die Leseprobe versprachen für mich großes Lesevergnügen. Als ich dann jedoch begann, dieses Buch zu lesen wurde ich sehr unschlüssig. Der Autor hat für mich eine schwierige Schreibweise. Oft kam es mir so vor, als wären es nur Aufzählungen und ein großes Aneinanderreihen der Wörter. Viele mögen dies vielleicht und viele mögen mich vielleicht dahingehend nicht verstehen, aber für mich war es nach 100 Seiten nur noch ein durchkämpfen. Manche Sätze musste ich wiederholt lesen, um überhaupt zu verstehen, was der Autor mir sagen will. Die Geschichte verliert sich für mich in Ausschweifungen und Umschreibungen. Dem Autor gelingt es allerdings brillant einem den Protagonisten Karl mit seinem sensiblen Gehör näher zubringen und seine Handlungsweisen sehr verständlich zu schildern. Teilweise bekam ich echt Mitleid mit dieser Figur und konnte auf irrsinnige Weise sein Handeln nachvollziehen. Leider behinderte das ganze Drumherum und die Langatmigkeit mein Lesevergnügen. Immer wieder fühlte ich mich ins späte Mittelalter versetzt, ob es nun an der Schreibweise lag oder an den beschriebenen Lebenssituationen kann ich nicht deutlich sagen. Zu wenig flossen meiner Meinung nach die Einflüsse der modernen Zeit in die Beschreibung des Lebens der Romanfiguren ein. Die Geschichte über Karl an sich fand ich schon sehr interessant, allerdings ist es trotz der Morde für mich kein Thriller oder Krimi gewesen. Es war eher wie eine Biographie vergangener Zeiten. Dieses Buch kann ich nur Menschen empfehlen, die langsamen Spannungsaufbau und detaillierte Beschreibungen mögen. Schade ist nur, dass mich dieses Buch nicht richtig abholen konnte.
Still ist ein Buch wie ich es bisher noch nicht gelesen habe! Thomas Raab schafft es mit einer solchen für mich vorher nicht dagewesenen Mischung aus feinfühliger Prosa und feinsinnig, wohldosierter Wortgewalt, ohne wirklich ins Detail zu gehen, Geschehnisse in diesem Buch zu beschreiben die in ihrem Kern teilweise so furchtbar und brutal sind, das es einem wirklich sprichwörtlich die Sprache verschlagen kann! Man wird auch irgendwie im ganzen Verlauf der Geschichte in seinem Empfinden dem Hauptprotagonisten, Karl Heidemann, gegenüber bis zum Ende immer wieder hin und her gerissen! Aber das ist unter anderem einer, wenn nicht sogar der Punkt, der dieses Buch so lesenswert macht!!