22. Apr. 2025
Bewertung:5

Im Jahr 1928 wird im Hinterhof des „Cabaret des Bösen“ eine Leiche gefunden, die Identität wirft für Leo Wechsler und sein Team viele Fragen auf. Welche Rolle spielen die Akteure in diesem Sensationstheater? Und wie passt Jelena, die mysteriöse Russin, ins Bild, die auf einmal im Theater auftaucht? Auch im sechsten Teil der Kriminalroman-Reihe bekommen wir einen spannenden Fall präsentiert, der am Anfang noch undurchdringlich erscheint, sich dann aber wie eine Lotusblüte öffnet und genau so vielschichtig ist. Militärgeschichte von deutschen Kriegsgefangenen, historische Polizeiarbeit, eine herzzerreißende Liebesgeschichte - eingebettet in den Kontext der späten 1920er Jahre. Im Gegenteil zu anderen Krimireihen bekommen wir hier etwas weniger Lokalkolorit, dafür aber mehr Einblicke in das „echte“ Leben. Die Ermittlerkollegen Jakob Sonnenschein und Robert Walther werden ebenso beleuchtet wie Leo Wechsler und seine eigene Familie. Mit 312 Seiten ist es ein eher kürzeres Buch, was den verkürzten und etwas gehetzt wirkenden Einstieg erklären mag. Dies hat mir zu Beginn etwas Sorgen bereitet, sich dann aber schnell gelegt, als die Gesichte so richtig an Fahrt aufgenommen hat. Bisher vermutlich mein liebster Teil der Reihe und eine große Empfehlung für alle Fans von nicht so derben und weniger blutigen Krimis mit einem historischem Faible.

Nachts am Askanischen Platz
Nachts am Askanischen Platzvon Susanne Gogadtv Verlagsgesellschaft
23. Sept. 2022
Bewertung:5

Leo Wechsler ermittelt wieder Berlin 1928. In einem Schuppen am Askanischen Gymnasium wird ein Toter gefunden. Nichts deutet auf seine Identität hin, aber wurde ermordet. So beginnen Leo Wechsler und seine Kollegen mit den Ermittlungen. Diese führen sie unter anderem auch zu einem Theater, das direkt neben dem Gymnasium liegt, das Cabaret des Bösen. Stück für Stück hangeln sich die Kollegen von Hinweis zu Hinweis und machen dabei die Lebensgefährtin des Ermordeten ausfindig. Allerdings führt dies zu noch mehr Verwirrung, stammt sie doch aus der Ukraine und kennt den Nachnamen ihres Gefährten nicht. Nach und nach enthüllt sich eine Geschichte, deren Anfänge im ersten Weltkrieg nahmen. Dabei verschafft uns Susanne Goga Einblicke in die russische Gesellschaft Berlins in den Zwanzigern, in die Anfänge der plastischen Chirurgie und nicht zuletzt in das Leiden deutscher Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg in Russland. Und auch die Zeitgeschichte kommt nicht zu kurz. Georg, Leos Sohn ist heimlich der HJ beigetreten. Dies und vieles andere erinnert uns daran, was am Horizont dräut. Aber noch kann Jakob Sonnenschein seine freien Nachmittage mit Frau und Kind im Park geniessen und auf eine Beförderung hoffen. In diesem Fall statt die Fußarbeit des Ermittelns stark im Vordergrund. Hier wird noch viel befragt, Amtshilfe aus Stuttgart kann zwar telefonisch angefordert werden, aber das Reisen dauert noch sehr lange und das andere Ende von Deutschland muss noch persönlich aufgesucht werden. Forensische Beweise spielen in diesem Fall so gut wie gar keine Bedeutung. Mir hat diese "altmodische" Art zu ermitteln viel Spass gemacht, fordert es doch auch den Leser heraus, sich seine Gedanken zum Geschehenen zu machen. Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich hoffe doch auf weitere Fälle für Leo und seine Kollegen. Auch wenn die Zeiten sicher immer unangenehmer für sie werden wird. Für mich war dieses Buch wieder einmal eines meiner Jahreshighlights!

Nachts am Askanischen Platz
Nachts am Askanischen Platzvon Susanne Gogadtv Verlagsgesellschaft