Eine wunderbare Biografie 
Die Familie Mann, rund um die beiden Schriftsteller-Brüder Thomas und Heinrich, dürfte wohl Euch allen hier bekannt sein. Dass diese Familie nicht gerade herzlich und warm war, ist vielleicht auch kein großes Geheimnis mehr. Wie dysfunktional die Familie daherkommt hat mich dann aber doch geschockt. Katia und Thomas Mann bezeichnen ihre mittlere Tochter Monika nicht nur als faul, unbegabt und nichtig, die Mutter hetzt auch noch die Geschwister gegen sie auf. Als scheinbar weiblichstes der „Mann Kinder“ hatte sie keine Chance von den „male chauvinists“ Anerkennung, geschweige denn Liebe zu bekommen. Als sie ihren Mann, nach nur einem Jahr Ehe, auf der Flucht vor den Bomben Londons im zweiten Weltkrieg, verliert, weil das Schiff tödlich getroffen untergeht, und sie 20 Stunden im Meer um ihr Leben kämpft, wird sie von ihrer Familie als das unglückliche „Mönle“ eher spöttisch mitleidig als fürsorglich aufgenommen. Kerstin Holzer braucht nicht viele Seiten um das Leben des 4. von 6 Kindern der „ amazing family“, wie sie sich selbst bezeichnen, zu skizzieren. Sie schafft es, auf knapp 200 Seiten, das Leben eines vergessenen Kindes darzustellen, welches ein Leben lang auf der Suche nach seinem Platz ist und ihn dann auf einer der schönsten Inseln des Mittelmeeres gefunden hat. Capri wird für Monika Mann zum Ankerpunkt. Hier lernt sie Antonio kennen, der ihr 31 Jahre lang Halt und ein zu Hause gibt. Von der „Villa Monacone“ hat Monika täglich einen Blick auf das Element, welches ihr ein Trauma beschert. Wie hält sie das nur aus? Die Liebe von Monika und Antonio ist so selbstverständlich wie unkonventionell für die damalige Zeit. Das hat mich sehr berührt. „Du bist ein kleiner Schmetterling und musst frei fliegen.“ erkennt Toni. Und beide geben sich das, was sie brauchen. Das Ende des Buches rührt zu Tränen. Der Umgang der Familie Mann mit Monika hat mich hingegen sehr wütend gemacht. Niemand ist in dieser Familie glücklich und daraus scheinen die Mitglieder Kraft zu schöpfen. Mutter und Vater sind mit sich selbst beschäftigt, die Kinder höchstens Projektionsfläche für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Kälte, Arroganz und einsah fressender Ehrgeiz prägen die Kinder. Wie wir wissen, endet das für die meisten nicht gut. Kerstin Holzer erzählt im Wechsel chronologisch sowie über Monikas Zeit auf Capri. Da ich diese wunderschöne Insel sehr gut kenne, war es für mich eine besondere Freude Frau Mann auf ihren streifzügen über die Insel zu begleiten. Monascella ist eine Biografie, die ich jedem ans Herz legen kann. Ihr erfahrt hier mehr als in manchem dicken Wälzer über Thomas Mann. Aber seid gewarnt: Der „Zauberer“ wird entzaubert.