
Super spannend!
Wie politisch interessiert seid ihr? Coco studiert VWL in Köln und gerät eher zufällig wegen ihrer engagierten Mitbewohnerin während der Corona-Pandemie unter die Klimaaktivisten von FUTURE. Doch die Bewegung verselbstständigt sich und aus ihr entsteht eine Partei. Wegen eines eloquenten Kurzinterviews mit der Presse bei der ersten Versammlung geht Coco viral und wird schließlich nicht nur zu einer der beiden Vorsitzenden der Partei gewählt, sondern sogar Kanzlerkandidatin. Doch wie jede Spitzenpolitikerin hat auch Coco Gegner. In diesem Fall besonders aus dem rechten Spektrum und unter ihnen ist auch ausgerechnet ihr Exfreund Maikel, den sie damals bei FUTURE kennengelernt hatte… Die Geschichte spielt komplett während der Anfänge der Pandemie und streckt sich bis Frühjahr 2022. Erschienen ist der Roman im Februar 2021 und schafft es daher hervorragend, die Atmosphäre im Land kurz nach den Lockdowns einzufangen und sich gleichzeitig auf den Klimawandel und die Klimapolitik zu konzentrieren. Coco konnte ich von Anfang bis Ende nicht leiden. Sie hat keine Ahnung, was sie vom Leben will, keine eigenen Ziele, nur Charisma. Und genau das nutzt sie für ihren Erfolg. Bei FUTURE gibt es viele, die für die Interessen und Ziele der Partei brennen (Coco vergisst sogar, abzustimmen, was ins Parteiprogramm kommen soll), so dass die Partei schnell sehr funktional und erfolgreich wird. Sie schaffen es, in kurzer Zeit, nicht nur die Jugend, sondern die breite Bevölkerung zu überzeugen. Durch diesen Mix an Figuren wird auch der innere Kreis interessant. Über einige hätte ich gern mehr gelesen. Die rechte Gruppierung, in der Maikel landet, ist auf andere Art ebenso unsympathisch wie Coco, doch dabei viel sozialwissenschaftlicher. Ihr Anführer ist jemand, dem Politik nur zweitrangig wichtig ist. Er möchte persönliche Macht, also benötigt er Anhänger. Das stellt er sehr geschickt an und ist dabei argumentativ so auf der Höhe, dass er auch Maikel überzeugt. Bis hin zum Weg der Eskalation. Ich fand das Buch vor allem deswegen so hochgradig fesselnd, weil es so real ist. FUTURE fängt ähnlich an wie die Piraten vor einigen Jahren. Gleichzeitig ist es aber gruselig, sich vorzustellen, jemanden wie Coco an der Spitze des Landes stehen zu haben. Ich kann mir den Roman gut als Schullektüre im Politikunterricht vorstellen. Insbesondere, weil das offene Ende viel Diskussionspotenzial bietet. Mögt ihr offene Enden?