
"Er will ein Feminist sein, aber nur solange er keinen Nachteil hat. Ein Fuckboy, nichts anderes." Zunächst skeptisch gewesen, dann fasziniert.
Anna Maria lernt in einem berliner Club Hannes kennen und zieht zu ihm aufs Land in ein kleines Dorf in Oberösterreich. Dieses Dorf ist besonders. Es gibt weitaus mehr Frauen als Männer und einige der Männer sind auf merkwürdige Art verstorben oder verschwunden. Anna Maria lebt sich schnell in der Gemeinde ein und findet Anschluss zu den Frauen im Dorf. Diese Frauen sind alles: fürsorglich, mutig, lustig, rebellisch, richtige Macherinnen und füreinander da. Was sie vor allem machen: sie entledigen sich der Männer, die ihnen nicht gut tun. Dabei werden sie zu Komplizinnen. Ich muss sagen mich hat diese Taktik als Problemlösung amüsiert. Natürlich ist das Morden von Männern nicht die Lösung. Jedoch haben die getöteten Männer zu Lebzeiten die Frauen misshandelt und vergewaltigt. Wir wissen alle, dass solche Fälle im echten Leben und im Patriarchat selten strafrechtlich verfolgt werden und eher noch Victim Blaming betrieben wird. Hier nehmen die Frauen die Dinge einfach selbst in die Hand, teilweise mit einer gewissen Routine und sogar mit Witz. Die Idee des Matriarchats, welches sich nur in diesem Dorf abspielt, ist daher sehr erhellend, auch wenn dieser Zustand durch eine gewisse Selbstjustiz herbeigeführt wird. Das Ende fand ich etwas verwirrend und bin mir tatsächlich nicht sicher wie ich es verstehen soll. Hier lässt die Autorin meiner Meinung nach Spielraum zur Interpretation. Ich möchte noch eine Notiz teilen, die ich mir während des Lesens gemacht habe: "Wie sich Konstantin in Stresssituationen verhalte. Wo seine Frustrationsgrenze liege und was passiere, wenn sie überschritten werde. Und ob ich mich sicher fühlte. Wer fragte das schon, wenn es um den eigenen Partner ging? Heute weiß ich, jede Frau sollte sich diese Fragen stellen." Wie wichtig und traurig zugleich. Wie viele Frauen leben wohl in einer Partnerschaft, in der sie sich nicht sicher fühlen? Insgesamt ein lesenswertes Buch. Klare Empfehlung.