15. Mai 2025
Bewertung:3

Manchmal war ich hier ganz nah dran an der Protagonistin und dann wieder sehr weit weg. Für mich ging es irgendwie um die Suche nach sich selbst und der Zugehörigkeit. Erzählt wird die Geschichte von einer Dolmetscherin, die aus New York nach Den Haag zieht, um am Internationalen Gerichtshof zu arbeiten. Nachdem ihr Vater verstirbt und ihre Mutter sich nach Singapur zurückzieht, fühlt sie sich in New York nicht mehr heimisch und bewirbt sich aus einem Impuls heraus am Gerichtshof. Dort angekommen, lernt sie Adriaan kennen und lieben, aber eines Tages verschwindet er zu seiner Noch-Ehefrau und lässt die Erzählerin alleine in seiner Wohnung in Den Haag. Ich glaub, ich hab mir aufgrund des Titels eine intensivere Geschichte gewünscht, wobei ich sagen muss, die Intensität kam im Nachgang, als ich über das Buch mit anderen gesprochen hatte. Aber während des Lesens fand ich die zwischenmenschlichen Beziehungen so distanziert und kühl, eher rational und nicht emotional. Es war die ganze Zeit, so ein düsterer und bedrückender Schleier über der Geschichte. Manchmal hat mich die lethargische Art der Protagonistin in Bezug auf die Beziehung genervt. Die Beschreibungen der Arbeit am Gerichtshof fand ich dafür umso spannender. Wie die Arbeit als Dolmetscherin Auswirkung auf die Zuhörenden im Gerichtssaal und auch auf die Dolmetscherin selbst hat. Da hab ich die Intimität gespürt, die mir in der Beziehung gefehlt hat. Der Schreibstil erinnert mich ein wenig an koreanische und japanische Literatur. Ob ich es empfehlen würde? Jedem, der unspektakuläre Erzählungen mag, aber einigen menschlichen Grundfragen nachgehen möchte und dabei etwas über das Arbeiten als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof lesen möchte. Ich selbst würde es mit der Autorin noch mal probieren. S.45 „Jeder Mensch verdient es, vor Gericht angemessen vertreten zu werden, auch der übelste Verbrecher, auch jemand, der unaussprechliche Gräueltaten verübt hat, die Sorte Tat, die jede Vorstellungskraft sprengt und bei deren bloßer Beschreibung sich die meisten von uns die Ohren zuhalten und weglaufen würden.“ S.54 „Vielleicht waren sie mit irgendetwas Verbotenem befasst gewesen oder mit etwas, das ihnen plötzlich verboten vorkam - unsere Einschätzung unseres eigenen Verhaltens ändert sich, wenn wir glauben, gesehen zu werden.“ S.214 „Ich dachte: Ich will nach Hause. Ich will irgendwo sein, wo ich mich zu Hause fühle. Wo das allerdings war, wusste ich nicht.“

Intimitäten
Intimitätenvon Katie Kitamuradtv Verlagsgesellschaft
16. März 2024
Bewertung:2

„Am einen Tag lebst du noch ein ganz normales Leben mit all den üblichen Hochs und Tiefs, und am nächsten wird dieses Leben in Stücke gehauen, und du kannst dich nie wieder richtig sicher fühlen.“   Eine Dolmetscherin verlässt New York, weil sie sich nicht mehr zugehörig fühlt. Sie bewirbt sich „aus einem Impuls heraus“ am Gerichtshof in Den Haag und bekommt die Stelle. Die ziel- und heimatlose Ich-Erzählerin lernt Adriaan kennen und Den Haag wird „zur Antwort ihrer Sehnsüchte“. Plötzlich verschwindet er zu seiner Noch-Ehefrau und das Leben der namenlosen Ich-Erzählerin kommt ins Wanken. Dann muss sie für einen angeklagten Mann dolmetschen, und die ersten Zweifel kommen auf.   Mich hat der Klappentext interessiert, insbesondere die Prozesse am Gerichtshof. Möglicherweise wurde ich durch ‘How to get away with murder‘ beeinflusst. Dieses Buch konnte mich aus verschiedenen Gründen nicht vollständig überzeugen. Aber vielleicht zunächst zu den positiven Aspekten. Als sie dort für einen afrikanischen Staatschef, dem Völkermord vorgeworfen wird, dolmetscht und die Rolle des Gerichts als "unwirksames Instrument des westlichen Imperialismus" beschreibt, hat mir die Szene sehr gefallen. Dadurch erhält man einen detaillierten Einblick in die Aufgaben einer Dolmetscher_in. Die Ich-Erzählerin beschreibt, wie sehr sie sich auf die korrekte Übersetzung konzentriert, bis sie ins Wanken gerät. Was mir weniger gefallen hat, ist, dass die Figur im Allgemeinen eher distanziert und emotionslos wirkt. Zumindest konnte ich nur schwer Mitgefühl für sie empfinden. Ich weiß nicht, ob es an der Schreibweise lag oder ob es genau die Absicht der Autorin war, die Figur so wirken zu lassen.Jedenfalls wiederholen sich die Dialoge, die Figuren bleiben oberflächlich, und insgesamt unnahbar.   Wie gesagt, möglicherweise war das die Absicht und sollte die mangelnde Intimität zeigen, die jedoch paradoxerweise eine gewisse Form von Intimität darstellt. Das Lesen wurde dadurch nicht spannend und eher langweilig.  

Intimitäten
Intimitätenvon Katie Kitamuradtv Verlagsgesellschaft
18. Okt. 2022
Bewertung:3

Das Buch handelt von einer Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Man bekommt einen schönen Einblick in das Berufsleben der Dolmetscher. Die Intimität zieht sich durch das ganze Buch als roter Faden. Die Protagonistin liebt es zu analysieren und versucht stets ihre Mitmenschen zu lesen. Die Geschichte fand ich sehr interessant aber auch sehr ausbaufähig. An manchen Stellen wurde Spannung aufgebaut die dann aber leider im Sand verlaufen ist. Das fand ich sehr schade. Generell finde ich der Klappentext verspricht ein viel spannenderes Buch. Manche Teile der Geschichte waren sehr detailliert beschrieben obwohl sie für die Story, meiner Meinung nach, keine Relevanz hatten. Andere Teile der Erzählung wurden nicht ausführlich genug beschrieben. Es las sich oft wie ein Tagebuch der Protagonistin wo sie von ihrem Alltag berichtet. Dennoch konnte ich nicht wirklich eine Verbindung zur Protagonistin aufbauen. Das war leider nicht so ganz mein Fall! Den Schreibstil fand ich dennoch sehr angenehm zu lesen und würde einem anderen Buch der Autorin noch eine Chance geben. Dieser Roman war ganz nett aber hat mich leider nicht so wirklich umgehauen! Als schnelle Lektüre zwischendurch ist sie bestimmt nicht schlecht aber man darf sich nicht zu viel erwarten.

Intimitäten
Intimitätenvon Katie Kitamuradtv Verlagsgesellschaft