Die Grundidee war super, das Ergebnis ist (meiner Meinung nach) leider nur mittelmäßig.
Ein atmosphärisch sehr gelungener Auftakt aber spätestens ab der Mitte ist das Buch leider ziemlich zäh. Schade dafür, da steckte einfach viel mehr in der Story drin, aber die Umsetzung hat leider nicht geklappt.
So ich bin heute endlich durch. Und das war jetzt echt ein wahnsinniger Gefühls Rollercoaster. Die ausführliche Rezi gibt's morgen. Ich muss mich jetzt erstmal von dem Buch erholen.
Ich habe jetzt schon über die Hälfte gelesen und bin einfach jetzt schon sicher, dass dieses Buch hier eines der besten Bücher sein wird, die ich dieses Jahr lesen werde.
Ein einfaches Leben hat einen hohen Preis - emotionaler Familien-Epos
Wir tauchen ein in einen südkoreanischen Familien-Epos, der über 5 Generationen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird und im Zeitraum von 1910-1989 spielt. Auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück, muss die Familie viele Rückschläge verkraften...Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus ziehen sich durch die Jahrzehnte, aber dagegen stehen der ein Glaube und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, Liebe und die Loyalität zur Familie.
Als großer Fan von asiatischer Literatur, hat mich das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen, unabhängig von der Geschichte, war für mich auch der historische Kontext interessant.
Durch Zufall habe ich gesehen, dass das Buch als Serie verfilmt wurde und die ersten beiden Staffeln bei Apple+ abrufbar sind, geplant sind wohl vier Staffeln und ich freu mich schon, mir diese irgendwann mal anzusehen...bin nur zu geizig, mir ein Abo zu besorgen.
Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der sich für asiatische Geschichte und Kultur interessiert und der sich von einer emotionalen Reise mitreißen lassen möchte - glaubt mir, es lohnt sich.
Fazit: Das ist eins dieser Bücher, die man nach Jahren wieder aus dem Regal nimmt, um es nochmal lesen zu wollen.
Ein guter Unterhaltungsroman, aber mehr auch nicht.
Min Jin Lee führt ihre Leser durch die Geschichte wie einen Hund an der Leine. Es gibt keine Abschnitte oder Sätze die mehrdeutig sind und Interpretationen zulassen, nichts Signifikantes oder gar Symbolhaftes. Durch die Überfrachtung an Handlung, Dialogen und (schablonenhaften) Figuren ist dafür auch gar kein Platz. Der Leser erhält nicht einmal eine Denkpause. Auf diese Weise schafft Min Jin Lee die Geschichte in die Köpfe ihrer Leser einzuhämmern ohne das diese anfangen könnten, bestimmte Geschehnisse zu hinterfragen. Es macht den Eindruck, dass die Autorin ihrer Leserschaft nicht wirklich (mehr) zu- und vertraut. Schade.
Tja leider ein Symptom an denen viele Bücher leiden. Hauptsache es ist massentauglich und eckt nicht an. Und wenn das Buch noch ein sensibles Thema, wie z.B. einen Konflikt, Krieg etc., behandelt, wird der Leser geradezu manipuliert bzw. so stark von den Mängeln des Buches abgelenkt, dass er/sie - zumindest ich - das Buch schon allein wegen der Thematik automatisch besser bewerte/t als es eigentlich ist.
Ein Roman über die Suche nach der eigenen Identität, nach Hoffnung und über starken Zusammenhalt aber auch starke Distanz
Mich hat der Roman sehr berührt. Man begleitet Sunja auf ihrem Lebensweg. Vom Kleinkind an über viele Jahre hinweg mit ihren eigenen Kindern und Enkeln. Es geht um das Streben nach einem besseren Leben, um Miteinander und Zusammenhalt, um Liebe und Hass und um die Frage, wer man eigentlich ist. Als ausgewanderte Koreanerin sind ihre Kinder zwar in Japan geboren, dort aber nicht als Japaner gesehen und in Korea nicht mehr als Koreaner. Sie gehören nirgends mehr hin. Parallel wird auch auf die Geschichte Japans/Koreas in geringem Maße mit eingegangen. Für mich ist das sehr interessant gewesen, weil ich dadurch erst gemerkt habe wie wenig ich über die Teilung Koreas und das Leben der Menschen in dieser Zeit eigentlich weiß. Auf den letzten hundert Seiten ist meiner Meinung nach etwas zu viel passiert. Die Geschichte hat am Ende das Buches natürlich mehrere Generationen umfasst und konnte nicht so detailliert erzählt werden wie am Anfang, aber oft ist die Handlung am Ende des Kapitels einfach festgestellt statt erzählt worden. Der Fokus lag hier klar auf den gesellschaftspolitischen Missständen und einmal mehr auf der Frage nach der Identität und der Auseinandersetzung von richtigen und falschen Lebensentscheidungen. Insgesamt aber ein Buch was ich nur empfehlen kann.
5 Generationen der koreanischen Familie Baek von 1883 bis 1989.
Ich kam dieses Buch nur empfehlen, ich habe besonders mit den Frauen gelitten, die in ihrer Zeit hart arbeiten , Hürden und Vorurteile übwindenden und die Härte des Krieges mit den Folgen ertragen mussten. Ich habe oftmals mit den Tränen kämpfen müssen.
Auch die Geschichte der Söhne von Sunja nehmen einen großen Teil der Geschichte ein. Wie unterschiedlich die Wege manchmal sein können ...
Wer das Buch nicht kennt und Familiensagas mag.... kaufen!
„Das Schicksal einer Frau ist es, zu leiden. Wir müssen leiden.“
Ich wusste bisher nichts über das Leben, den Alltag und das Schicksal von in Japan lebenden Koreaner*innen oder auch der Menschen, die von eben diesen abstammten.
Mit Pachinko gelingt der Autorin ein extrem fesselndes und ergreifendes Portrait von vier Generationen einer Familie. Beginnend mit Sunja, welche Korea verlässt, um ihrer Familie keine Schande zu bereiten, wird so das Leben im Land der Kolonialmacht, der Kriege und des Friedens geschildert, was aber immer eine Konstante mit sich bringt: Fremd zu sein und zu bleiben, auch wenn man sich noch so sehr bemüht.
Besonders mitgenommen haben mich so ziemlich alle Frauenrollen im Buch; alles war so ungerecht und unfair und doch auch so ergreifend mit so schönen Momenten. Die Frauen im Buch sind alle so stark und man geht emotional richtig mit.
Ich empfehle das Buch ganz klar. Halber Stern Abzug für das Ende und ein paar zu lose Fäden (manche sterben so still? Oder kommen nie wieder zur Sprache) - wobei ich auch nicht wüsste, wie man besser hätte aufhören können.
Die erste Hälfte fand ich richtig gut. Die Armut und die für heute unvorstellbaren Lebensumstände und Wertvorstellungen der damaligen koranischen Gesellschaft; der Überlebenswille, die praktische Weisheit, die Opferbereitschaft mancher Protagonisten; die Antworten der christlichen Pastoren auf manch tiefe Frage - all das hat mich fasziniert und ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen.
Dann aber wandelt sich der Roman inhaltlich und erinnerte mich mehr an einen billigen Groschenroman. Es geht fast nur noch darum, wer mit wem und vor allem wie eine Beziehung beginnt, sehr oft und unnötig anschaulich (und mMn total unrealistisch) wird über das Sexleben der Protagonisten berichtet.
Was ich am ersten Teil so stark fand - die moralischen Überlegungen der Personen; die Situation von Menschen koreanischer Herkunft in Japan und ihre inneren Kämpfe damit - wird, wenn überhaupt, nur noch oberflächlich behandelt.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen, dessen Qualität im zweiten Teil so schlimm abgenommen hat und bei dem ich das Ende echt herbeigesehnt habe.
Ich fand es sehr interessant etwas über die Geschichte von Japan und Korea zu lernen. Auch die Familie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Mit der Zeit war ich aber doch froh als es vorbei war. Der Schreibstil war gut, aber es hat mich doch gestört, dass es keine so richtige Handlung gab und Schicksalsschläge immer so beiläufig erwähnt wurden
Anfangs etwas zäh und "weit ausholend" wird in Pachinko das Leben einer koreanischen Familie in Japan beschrieben. Es geht um Rassismus, Nöte, Zusammenhalt, Verluste und einfach das reale Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen. Mich hat es sehr berührt, auch ohne dass es einen klaren Spannungsbogen gab!
Ich fühlte mich prächtig unterhalten und ich erfuhr viel Neues und Wissenswertes, z. B. über die erbärmlichen Umstände und unmenschlichen Reglements, in denen die koreanische Bevölkerung in Japan und im kolonialisierten Korea leben mussten und z. B. über die Diskriminierung und Unterdrückung der Christen, denen die Japaner vorwarfen, Rebellen zu sein.
Absolute Leseempfehlung.
Wunderbar geschrieben. Ich durfte mit auf die Reise gehen in eine mir nicht allzu vertraute Kultur und an den Schicksalen einer Familie über Generationen hinweg teilnehmen. Dabei habe ich viel Sozialgeschichtliches koreanischer Bürger und ihr Leben in Korea und Japan ab 1910 erfahren können.
EIN EINFACHES LEBEN
Min Jin Lee
1910:
Sunja ist die Tochter eines einfachen Fischers und dessen Frau im von Japan annektierten Korea. Als diese korrupten neuen Herrscher wieder einmal die Pachten und die Steuern erhöhten, nahmen die Eheleute Logiergäste auf, um die zusätzlichen Abgaben zu leisten. Drei Männer, die am Tage schliefen und nachts arbeiteten und drei weitere, die dann arbeiteten, wenn die anderen schliefen. Die Eltern arbeiteten hart und waren fleißig.
Als der Vater starb, gab es nur noch Sunja und ihre Mutter. So gut es ging, versuchten sie die Lücke, die ihr Vater gerissen hatte, zu stopfen.
Eines Tages wurde Sunja auf dem Markt von vier jungen Japanern bedrängt. Wenn ihr nicht der angesehene Händler Hansu zur Hilfe gekommen wäre, hätte dieser Marktbesuch für sie ein schlechtes Ende genommen.
Sunja und Hansu kommen sich näher und verlieben sich ineinander. Erst als Sunja ihm glücklich eröffnet, dass sie ein Kind von ihm erwartet, erfährt sie, dass Hansu bereits eine japanische Frau und drei Töchter in Osaka hat. Hanus Angebot, seine koreanische Geliebte zu werden, ihr ein Haus zu kaufen und für alle Kosten aufzukommen, lehnt sie ab - lieber nimmt sie die Schande in Kauf, zukünftig im Dorf ignoriert zu werden.
Der Zufall kommt ihr zu Hilfe, indem ein weiterer Logiergast namens Pastor Isak, der sich auf dem Wege nach Osaka befindet, um Unterkunft bittet. Dieser Mann erkrankt in der ersten Nacht an Typhus. Aufopferungsvoll pflegen Sunja und ihre Mutter ihn gesund.
Als dieser wieder genesen ist, bittet er um Sunjas Hand. Nach der Hochzeit reisen sie gemeinsam nach Osaka, wo es nicht so wird, wie sie es sich erhofft haben.
Min Jin Lee schickt uns nach Japan, wo wir Zeuge werden, wie koreanische Einwanderer behandelt werden:
„Niemand vermietet gern an Koreaner. Als Pastor haben sie Gelegenheit, zu sehen, wie die Koreaner hier leben. Es ist unvorstellbar: zwölf in einem Raum, der für zwei geeignet ist, Männer und Familien, die schichtweise schlafen. Schweine und Hühner im Haus. Kein fließend Wasser. Keine Heizung. Die Japaner halten die Koreaner für schmutzig, aber die Koreaner können nicht anders, als im Schmutz leben. Ich habe Adlige aus Seoul gesehen, die nichts mehr hatten, kein Geld für die Badeanstalt, nur in Lumpen gekleidet und barfuß, und sie bekommen nicht einmal Arbeit als Träger auf dem Markt. Sie haben keine Möglichkeiten, Unterkunft zu finden. Selbst diejenigen, die Arbeit und Geld haben, finden keine Wohnung.“ (S. 146)
Wir begleiten fünf Generationen, die mit Ausgrenzung und Diskriminierung zu tun haben, und das, obwohl sie in Japan geboren wurden und seit mehreren Jahrzehnten dort leben.
Wunderbar ist auch beschrieben, wie sich die Rolle der Frau - vermeintlich das schwächste Glied der Familie, jedoch am Ende der Fels in der Brandung - verändert hat, während die Rolle des Mannes bis heute stagniert.
Nachdem ich „Gratisessen für Millionäre" von Min Jin Lee im letzten Jahr verschlungen habe, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von ihr lesen.
Diese Geschichte hat die Autorin fast dreißig Jahre begleitet, wurde diverse Male umgeschrieben und erschien erstmals auf Deutsch 2018 im dtv-Verlag.
Für mich ist dieses Buch eine ganz besondere Perle und wird in meine Highlights einziehen. Ein Buch, das man trotz des Tiefgangs einfach so weg liest, dabei einen tiefen Eindruck in die Familienaufstellung der Koreaner erhält und zusätzlich einen umfangreichen historischen Einblick erfährt.
Fazit:
Grandios, eindringlich, einfach toll!
5+/ 5
Japanisch-Koreanischer Familienepos der Extraklasse 😍🎌
Min Jin Lee hat einen schicksalhaften Roman geschrieben, der vor allem die Stigmatisierung der Koreaner durch die Japaner zum Thema hat. Sie gelten als schmutzig, faul und aggressiv.
Es ist verstörend zu erkennen, dass es keinem Familienmitglied gelingt, sich durch Arbeit und persönlicher Ausstrahlung von dieser Ansicht zu lösen.
Über 70 Jahre wird diese koreanisch-japanische Familiensaga erzählt. Von der Ankunft in Japan, über das Leben in Kriegszeiten als Ausgestoßene am Rande der Gesellschaft bis zu den arrivierten Nachfahren reicht die Geschichte.
Die Autorin schafft es ebenfalls, die Zerrissenheit des Landes Korea in Nord und Süd darzustellen. Gerade die ärmere Bevölkerung ist ein Spielball der Mächtigen und deren politischer Entscheidungen.
„Pachinko“, ist der Originaltitel des Romans und ein populäres Glücksspiel in Japan, das für Sunjas Familie zentrale Bedeutung erlangt und in Anbetracht der gegebenen Umstände mich dazu brachte, darüber nachzudenken, dass das Leben manchmal einer Lotterie bei der Geburt gleich kommt.
Die Sprache war flüssig und bildhaft; ich flog regelrecht durch die Seiten.
Es gab keine Längen, keine Seite war überflüssig!
Mein Fazit: Erzählen, nicht belehren. Das ist zum Glück noch immer das Credo großer Literatur. Und was dabei herauskommt, wenn eine Schriftstellerin wie Min Jin Lee diesem Glauben folgt und die Kunst des Geschichtenerzählens beherrscht, zeigt dieses großartige Familienepos.
Kein Buch, eine Saga.
Jede Kapitel. Eine Überraschung. Nie linear, nie langweilig. Tiefgründig recherchiert, wunderbar verpackt in eine nachdenkliche Geschichte über Familie, Vertreibung, Demut, Glaube und Liebe.
Verliert sich zu sehr in Nebenschauplätzen, historisch-politische Aspekte werden nur angerissen.
Der Roman wird als Familiengeschichte über Sunja und ihre Söhne beworben. Sunja, die im kolonialisierten Südkorea aufgewachsen ist, später nach Japan auswandert und dort wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Zuvor wird erst die Geschichte ihres Vaters und ihrer Mutter erzählt, wo ich schon dachte "moment, um wen geht es hier eigentlich". Das ist schon einer der Schwächen des Romans: es werden SO VIELE Nebenschauplätze erstellt: Kapitel über den Pastor, der Sunja heiratet, seinen Bruder, der Frau des Bruders, ihrer Mutter und dem Logierhaus, ihren Söhnen, den Frauen/ Geliebten/Bossen/Freunden der Söhne, Söhne der Söhne und deren Beziehungen, usw. Das hat irgendwann einfach nur gestört. Was zusätzlich stark gestört hat, war der inflationäre Gebrauch von "hohen Brüsten". Generell werden Frauen hier permanent IMMER über ihre Brüste beschrieben: sie sind hoch, rund, oder platt oder voll und klein. Dazu kommen viele (teils vulgäre) S*xszenen und verbale Äußerungen zu dem Thema. Auf all das hätte ich gerne im Tausch zu mehr historisch-politischen Hintergründen verzichtet, die leider immer nur angedeutet wurden. Ich vergebe 2,5 Sterne, da der Roman sich auf die Hauptperson hätte fokusieren sollen, und dadurch Längen eingespart hätte.
Ein einfaches Leben ist ein sehr schön geschriebenes Drama. Die Geschichte ist glaubwürdig, realistisch und sehr emotional. Einfache Leute mit einem nicht immer so einfachen Leben und keinen einfachen Lebensumständen.
Manche Stellen regen zum Nachdenken an, weil man viele Aussagen und Geschehnisse mit der heutigen Zeit vergleichen kann. Ganz unabhängig davon, in welchem Land man lebt.
Die Charaktere habe ich schon in den ersten Kapitel ins Herz geschlossen - Autoren die das schaffen bewundere ich sehr!
Kleiner Kritikpunkt: am Anfang geht die Geschichte eher langsam voran. Bei einem Drama macht mir das auch nichts aus, ganz im Gegenteil - ich finde es sehr stimmig! Leider waren die Zeitsprünge im letzten Drittel ziemlich groß, wodurch es dem ganzen zeitweise an Tiefe gefehlt hat.
Ein schönes Buch, das ich auf jeden Fall weiter empfehle.
Eine herzergreifende Geschichte, die über Generationen eine koreanische Familie in Japan begleitet.
Man fiebert mit den Charakteren mit, man leidet mit ihnen, man freut sich mit ihnen, man hofft für sie.
Ein einfaches Leben ist ein sehr emotionaler Roman.
Nachdem Min Jin Lees neuer Roman "Gratisessen für Millionäre" erst dieses Jahr rauskam habe ich den Anlass genommen und nochmals ihren Roman "Ein einfaches Leben gelesen".
„Die Geschichte hat uns im Stich gelassen, aber was macht das schon.“
„Ein einfaches Leben“ ist ein sehr umfangreicher und vielschichtiger Roman, sowohl in seiner Handlung als auch mit seinen Charakteren. Dennoch flogen die Seiten nur so vorbei, was nicht zuletzt an Min Jin Lees schönen und einfachen Schreibstil lag. Die Geschichte geht 1910 los und endet 1989 und umfasst damit knapp 80 Jahre. Ich fand die Geschichte total spannend und bewegend.
Zu Beginn des Buches befindet man sich als Leser in einem kleinen Dorf in Südkorea. Dort lernt man Yangjin und Hoonie kennen, die Eltern von Sunja, auf der der Fokus der Geschichte liegt. Als Leser begleitet man sie durch ihre Kindheit, ihre Jugend bis in das späte Erwachsene alter. Als ihre Kinder Mozasu und Noa geboren werden, geht die Autorin langsam dazu über mehr von deren Lebensweg zu erzählen. Doch der Hauptfokus liegt immer auf Sunjas Familie.
Ich finde „Ein einfaches Leben“ sehr lesenswert. Min Jin Lee deckt viele wichtige Themen wie Identität, Ausgrenzung und Migration ab und zeigt, wie wichtig Familie ist. Wer also Lust auf einen eher ruhigen, aber tief gängigen Roman hat, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen!
Ein einfaches Leben ist eine ganz tolle Familiensaga rund um eine koreanische Familie die in Japan lebt. Ganz am Anfang haben wir Hoonie und seine Frau Yangjin die in der Nähe von Busan ein Logierhaus führen. Ihre einzige Tochter Sunja wird mit 16 schwanger von einem koreanischen Geschäftsmann, der in Japan lebt und dort allerdings schon Frau und Kinder hat. Sunja gibt ihm den Laufpass, da sie aber der Familie keine Schande bereiten möchte, heiratet sie den Pastor Isak, der zur Zeit im Logierhaus lebt und sich ihrer erbarmt. Gemeinsam ziehen die beide nach Japan, wo sie fortan als Zainichi, als Koreaner in Japan, leben. Diese Minderheit musste sehr lange dafür kämpfen, um die gleichen Rechte wie die Einheimischen zu haben, teilweise sind sie bis heute nicht so gerne gesehen. In den letzten Jahren wurde es zum Glück massiv besser.
Im Buch verfolgen wir die Familie über mehrere Generationen auf ihrem langen und harten Weg, der sich am Schluss auszuzahlen scheint.
Mir hat besonders der geschichtliche Aspekt sehr gut gefallen. Hier im Westen liest man ja doch eher selten über diese Minderheit. Lee Min Jin hat einen tollen Schreibstil der mich durchwegs sehr gut unterhalten hat.
Über die Kraft der Familie und den Druck der Gesellschaft
Was es heißt, Opfer für die Familie zu bringen, zusammenzuhalten und sich zu unterstützen aber auch unter dem Druck von gesellschaftlichen Erwartungen erdrückt zu werden und vieles unausgesprochen zu lassen, zeigt Min Jin Lee in ihrer generationenumspannenden Geschichte.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Höhen und Tiefen einer koreanischen Familie in Japan, welche mit Diskriminierung und Schicksalsschlägen zu kämpfen haben, aber auch Erfolge und persönliche Durchbrüche feiern können.
Die Autorin schafft es dabei, jede Figur vielschichtig und komplex darzustellen und die Hin- und Hergerissenheit zwischen kulturellem Denkmal und nachvollziehbaren Zukunftsträumen zu veranschaulichen.
Durch den chronologischen Aufbau der Geschichte konnte man trotz der vielen Figuren leicht den Überblick behalten. Die zahlreichen Schicksalsschläge der Familie wurden meiner Meinung nach nicht unnötig ausgeschachtet, wurden aber meist zum Ende eines Kapitels plötzlich und unerwartet mitgeteilt, sodass ich manchmal wirklich schockiert über den Zeilen saß. Zu spüren war, dass die Autorin viele Facetten des Alltags von Personen mit koreanischen Wurzeln aufzeigen wollte. Dies kann natürlich schnell etwas überladen wirken - durch die gute Ausarbeitung der Charaktere und den roten Faden wirkte die Geschichte jedoch sehr rund und stimmig.
Wie auch einige Kapitelenden kam auch das Ende des Romans sehr plötzlich. Einerseits hätte ich mir an dieser Stelle noch einen Ausblick gewünscht, andererseits verstehe ich aber auch, warum die Autorin die Geschichte an dieser Stelle beendet hat.
Eindringlicher Roman über mehrere Generationen einer koreanischen Familie im vergangenen Jahrhundert, erzählt vor dem Hintergrund japanischer und koreanischer Geschichte. Toll geschrieben, sehr mitreißend.
Tiefer Einblick in die Lebensweise der koreanischen Bürger inmitten der japanischen Herrschaft und Gesellschaft.
Über einen Zeitraum von einem knappen Jahrhundert anhand einer fiktiven koreanischen Familie griffig und detailliert erzählt.
Spielt innerhalb eines sehr wechselhaften Jahrhunderts - von einem Korea als Einheit, über die Teilung bis hin zur modernen Zeit, in der Japaner mit koreanischen Wurzeln einen erheblichen Teil der Gesellschaft ausmachen.
Die Lebensweise, Familienstrukturen, das tägliche Leben samt Vorurteilen und Ausgrenzung wird lebendig vor Augen geführt, ohne künstliche Längen oder Langweile zu provozieren. Die Protagonisten wachsen einem nahezu ans Herz.
Angenehme Lektüre und ein wahrer Augenöffner über einen Teil der Historie, die weiter westlich vom Handlungsort nicht allzu bekannt ist.
relativ interessante Einblicke, viele Längen, wenig Tiefgang
Bei diesem Buch war ich sehr auf diese ganz andere Welt und deren Kultur gespannt, außerdem gab es ja etlich positive Kritiken bezüglich dessen. Die Geschichte ist anfangs wirklich gut geschrieben, doch irgendwann Richtung Mittelteil fehlt dann der nötige Tiefgang. Es wird sehr viel drumherum geredet, die Story kommt hier leider einfach nicht voran. Historische Ereignisse zwischen Korea und Japan werden zwar behandelt, aber nur oberflächlich. Das Buch versucht soziale Aspekte zwischen Korea und Japan wiederzugeben, das gelingt meiner Meinung nach ganz gut. Auch die Einblicke in die Gesellschaft selbst waren relativ interessant. Die Charaktere bleiben leider blass und farblos, man konnte keinerlei Verbindung zu ihnen aufbauen. Noa hat mir hier noch am ehesten gefallen. Gegen Ende wurden viel zu viele Personen mit ins Boot genommen, ich hätte mir gewünscht, dass die Story bei den ursprünglichen Charakteren bleibt und kein solch abruptes Ende findet. Alles in allem ein recht interessanter Familienepos mit hintergründigem Einblick, allerdings mit vielen Längen und teils langweiligem Handlungsablauf versehen.
‘Pachinko’
Min Jin Lee schrieb mit diesem Buch einen wahrhaft epischen Generationenroman, der die japanisch-koreanische Geschichte thematisiert. (Der Klappentext reduziert die Handlung zu sehr auf drei der Charaktere!) Laut Wikipedia war “Pachinko”, so der Originaltitel, der erste Roman, der diese Thematik für eine erwachsene englischsprachige Leserschaft aufgriff. Das Buch wurde 2017 für den “National Book Award” nominiert und war unter den Finalisten.
‘Vielschichtig’, ‘komplex’ und ‘differenziert’ sind Worte, die mir auf Anhieb in den Sinn kommen – auch ‘unbedingt lesenswert’ schließt sich ihnen an.
Die Autorin beleuchtet in ihrem Werk kulturelle Eigenheiten, Vorstellungen und Wertesysteme, die dem nicht-asiatischen Leser vollkommen fremd sind.
Als Beispiel möchte ich hier nur das Thema Selbstmord anführen, das im Buch mehrfach eine Rolle spielt. So wählt ein Charakter aufgrund eines als untragbar empfundenen Ehrverlustes den Freitod und lässt damit geliebte Menschen in einer sehr schwierigen, fast schon unerträglichen Situation zurück.
Konnte ich das aus meiner Sicht heraus verstehen? Nein. Konnte ich es aus meiner heraus Sicht verurteilen? Ebenfalls nein. Denn Min Jin Lee gelingt es, dem Leser zu zeigen, dass der Charakter in seiner Situation, seinem kulturellen Umfeld, keine andere Alternative sieht.
Überhaupt sind ihre Charaktere jederzeit glaubhaft und in sich schlüssig, auch wenn sie unter Umständen Dinge tun, die dem Wertesystem des Lesers zuwider laufen.
Es geht viel um Vorurteile und Diskriminierung und deren Auswirkungen auf beide Seiten des Konflikts. Mit den Hauptfiguren habe ich innigst mitgefiebert, aber auch die Nebenfiguren werden sehr aussagekräftig beschrieben. Die Autorin zeichnet ihre Geschichte mit nicht weniger liebevollem Strich
Der Schreibtil ist unprätentiös und ruhig, und dennoch zieht er den Leser hinein in eine Geschichte, die emotional viel auslösen kann.
Ich zögere, für so eine Geschichte Wörter wie “spannend” und “unterhaltsam” zu gebrauchen.
Einige Entwicklungen machen zutiefst betroffen, viele der Charaktere erleiden tragische Schicksale. Mehr als einmal hatte ich einen Kloß im Hals, ein Brennen in den Augen – und das, ohne dass die Autorin das mit künstlichem Pathos forciert hätte. Auch Kitsch und Klischees umschifft sie in meinen Augen elegant.
Daher kann ich das Buch nach reiflicher Überlegung sowohl als spannend als auch als unterhaltsam bezeichnen. Man muss sich als Leser nie dazu quälen, weiterzulesen, auch wenn die Geschichte gerade schmerzt. Man sträubt sich nicht gegen ihre Tragik, und das spricht sehr für die Erzählkunst der Autorin.
Ich habe durch das Buch viel gelernt.
Erst beim Lesen dieser Geschichte ist mir klar geworden, wie oberflächlich und lückenhaft meine Kenntnisse über die koreanische Kultur tatsächlich sind: Kim Jong Un. Propagandafilme mit breit lächelnden Frauen, die Korea als das glücklichste Land der Welt bezeichnen. Vage Erinnerungen an eine Dokumentation über die “Trostfrauen” (zum Teil aus Korea), die in japanischen Kriegsbordellen zwangsprostituiert wurden.
Ich habe das Gefühl, jetzt erstmals wirklich einen Eindruck in die Lebenswirklichkeit der japanisch-koreanischen Geschichte erhalten zu haben.
FAZIT
Min Jin Lee legt mit “Ein einfaches Leben” (im Original “Pachinko”) einen Generationenroman vor, der eine ungemeine Wirkung entfaltet. Die Geschichte verfolgt das Schicksal einer koreanischen Familie und spricht dabei zahlreiche Themen an, von Migration und Ausgrenzung über den Ehrbegriff in der koreanischen und japanischen Kultur bis hin zu der Frage, was Familie überhaupt ausmacht.
Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog:
https://wordpress.mikkaliest.de/2018/11/10/rezension-min-jin-lee-ein-einfaches-leben/