12. Mai 2025
Bewertung:4.5

Muss man gelesen haben

Ein bemerkenswertes Buch über Habgier, Einsamkeit und die letzten Züge des wilden Westens. Erstaunlich bildhaft und detailreich beschrieben. Habe es sehr genossen zu lesen. Habe mich jedoch auch dabei ertappt, wie ich hin und wieder selbst gedanklich abgedriftet bin bei den ausufernden Beschreibungen.

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
2. Feb. 2025
Bewertung:4

Nach Stoner und Augustus ist „Butcher’s Crossing“ mein drittes Buch von John Williams – und erneut wurde ich nicht enttäuscht. Williams war ein Meister des Erzählens, ein Schriftsteller, der Geschichten mit einer solchen Tiefe und Intensität schrieb, dass es bedauerlich ist, dass sein Werk auf nur vier Romane begrenzt bleibt. Die Literatur hat hier einen wahren Diamanten durch die Lappen gehen lassen. Die Geschichte spielt im Wilden Westen, doch wer hier auf einen klassischen Abenteuerroman im Stil von Karl May oder Westernfilme voller Revolverduelle hofft, liegt falsch. Williams erzählt die Geschichte des jungen Will Andrews, der in den 1870er-Jahren Harvard verlässt, um in den Westen zu ziehen, auf der Suche nach Freiheit, nach einem echten, unverfälschten Leben jenseits der Konventionen der Zivilisation. Er schließt sich einer kleinen Gruppe von Jägern an, die eine gewaltige Büffelherde in den abgelegenen Bergen Colorados aufspüren wollen. Was als aufregendes Abenteuer beginnt, wird bald zu einer brutalen und erbarmungslosen Prüfung – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Beim Lesen konnte ich die Musik von Ennio Morricone fast hören: Panflöten und Streicher, Italo-Western-Stimmung pur. Gleichzeitig fühlte sich die Reise durch die unberührte Natur so episch an, dass ich immer wieder an Der Herr der Ringe denken musste – besonders an die beschwerlichen Wanderungen der Gefährten durch die Berge. Doch in Butcher’s Crossing gibt es keine Magie, nur die ungeschönte Härte der Natur. Williams beschreibt die Jagd, das Abschlachten und Häuten der Büffel mit einer Schonungslosigkeit, die fast physisch schmerzt. Man spürt die Erschöpfung, die Kälte, die blutgetränkte Erde, auf der die Männer stehen. Das Grauen steckt nicht nur in der Gewalt, sondern auch in der schieren Sinnlosigkeit, die sich im Verlauf der Handlung immer deutlicher abzeichnet. Aber was will uns dieses Buch eigentlich sagen? Für mich ist Butcher’s Crossing eine Geschichte über Freiheit – und darüber, was sie uns abverlangt. Die Büffeljagd ist nicht nur ein brutaler Überlebenskampf, sondern ein Symbol für den menschlichen Drang, aus dem geregelten, vorhersehbaren Leben auszubrechen. Zu viele von uns verharren in der Sicherheit des Alltags und verpassen es, das Abenteuer zu suchen, das vielleicht direkt um die Ecke auf uns wartet. Das bedeutet nicht, dass wir alle Büffel jagen müssen, aber wir sollten uns mehr zutrauen, Risiken eingehen, Neues wagen. Doch Williams zeigt auch die Kehrseite: Freiheit hat ihren Preis. Die Wildnis, die Ungebundenheit, die grenzenlose Weite – sie können ebenso zerstörerisch sein wie befreiend. Am Ende bleibt ein Buch, das nachhallt. Ein Western, der keiner ist. Ein Abenteuer, das mit den Mythen des Wilden Westens bricht und stattdessen eine tiefgründige, existenzielle Geschichte erzählt. John Williams hat mit „Butcher’s Crossing“ einmal mehr bewiesen, dass er ein Meister der Literatur war. Wer seine Bücher noch nicht kennt, sollte sie unbedingt entdecken – auch wenn es leider nicht mehr davon gibt.

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
13. Sept. 2024
Bewertung:5

Ein Abenteuer - literarisch brillant!

Williams beschreibt die Geschichte eines jungen Mannes, der der städtischen Lebensweise überdrüssig sich selbst im wilden Land finden will. Er zieht gen Westen bis er nach Butcher's Crossing kommt, einer kleinen Siedlung mitten in der amerikanischen Prärie. Bald findet er sein ersehntes Abenteuer und geht mit drei weiteren Männern auf die Jagd nach einer der letzten grossen Bisonherden der Gegend. Ein brilliant geschriebener Roman über Sehnsucht, Gier, Hoffnung sowie Leben und Tod. Williams versteht es literarisch äusserst feinfühlig Gefühle und Landschaft zu beschreiben, ohne dabei zu übertreiben, und eine Atmosphäre zu schaffen, die seinesgleichen sucht. Ein "Frontier-Roman" vom Feinsten. Wer z.B. "The Revenant" mag wird dieses Buch lieben - Top!

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
3. Juni 2024
Bewertung:2

Sein Wunsch, das Land und die Wildnis von Amerika kennenzulernen, führt den jungen Will Andrews nach Butcher’s Crossing. Dort erhofft er sich Hilfe von einem alten Bekannten seines Vaters. McDonald, der in seiner Arbeit als Fellhändler unterzugehen scheint und dem Papierkram nicht hinterherkommt, würde Andrews lieber als Bürohilfe anheuern, als ihn mit seinen Jagdtrupps loszuschicken. Widerwillig schlägt er dem jungen Mann vor, Miller aufzusuchen, einen störrischen Jäger, der das Land besser zu kennen scheint als jeder andere. Miller ist ein strenger, eigenwilliger Mann, der stets in Begleitung seines Kumpanen Charlie Hoge unterwegs ist. In Will Andrews' Vermögen und Naivität sieht Miller die Möglichkeit, sich seinen eigenen Traum endlich zu erfüllen. Vor 10 Jahren stieß der Jäger durch Zufall auf ein Tal in den Bergen von Colorado, in dem eine riesige Büffelherde lebte. In dem Fell der Büffel wittert er nicht nur den Reichtum, sondern es scheint ihm ein persönliches Anliegen, alle diese über 30.000 Tiere zu erlegen. Als Will Andrews der Finanzierung des Trupps zustimmt, ahnt er nicht, dass die für einen Monat angesetzte Jagd ihn über ein halbes Jahr von der Zivilisation abschneiden wird. John Williams lässt sich in “Butcher’s Crossing” viel Zeit beim Erzählen seiner Geschichte. So plätschert das Geschehen um den Jagdtrupp zu Anfang gemächlich dahin und schlägt erst im letzten Drittel in eine überwuchernde Dunkelheit um. Ungeschönt berichtet Williams von dem Abschlachten der Büffel, von Traumata, Sehnsüchten und vom Scheitern. Der Detailreichtum in der Beschreibung der Landschaften und Jahreszeiten fehlt bedingt in der Ausarbeitung der Figuren. Die Charaktere wirken bisweilen undurchsichtig, unnahbar und bleiben mysteriös, was wiederum in der Figurendarstellung im Western gar nicht so ungewöhnlich ist.

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
14. Apr. 2024
Bewertung:4

Ich hab dieses Buch in einer "zu verschenken" Kiste in der Nachbarschaft gefunden - ein Glücksgriff. Butcher's Crossing ist eine nachhaltig beeindruckende Parabel, die in den Great Plains beheimatet ist und mich mehr als nur einmal an Red Dead Redemption erinnert hat.  Ohne es negativ zu meinen merkt man diesem Roman an, dass er schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat. So stellt der Autor mit ausgedehnten Beschreibungen der Natur sicher, dass man als Leser die extreme Weite des Landes mehr als nur erahnen kann und sich als Teil des kleinen Büffeltrupps fühlt. Beispielsweise hatte ich tatsächlich einen extrem trockenen Mund, als die Gruppe weit und breit kein Wasser gefunden hat und die letzten Reste dem Vieh überlassen hat, als es selbst zu trinken; war zutiefst beunruhigt, als der Winter die Männer im Tal zu Gefangenen machte und einschneite; beobachtete mit Entsetzen, wie Schneider und sein Pferd auf dem erlösenden Rückweg aus dem Nichts im Fluss ihr Leben ließen…  Nachhaltig beschäftigt mich die Geschichte hinter der Geschichte. Die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Will Andrews in Butcher's Crossing zu finden sucht, nachdem er ihn in seiner Heimatstadt nicht zu finden vermochte, beschäftigt bis heute Millionen von Menschen. Der Wandel dieses Verlangens hin zu einer Gier nach Anerkennung durch das Schießen und Häuten der Büffel erscheint auf den ersten Blick fremd, auf den zweiten Blick lassen sich aber recht schnell Parallelen zum eigenen Verhalten erkennen.  Von zentraler Bedeutung ist das blinde, tausendfache Auslöschen von Leben bei der Büffeljagd. Heute schütteln wir darüber nur den Kopf, zerstören nebenbei allerdings unseren Heimatplaneten auf jede nur erdenkliche Weise… 

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
1. Sept. 2022
Bewertung:5

*Kurzmeinung* Ich war erst unsicher, wie ich das Buch wohl finden würde. Da ich eigentlich gerne einen anderen Namen da auf dem Cover neben dem von Butch gesehen hätte. Und die ganzen Szenen, die darauf hindeuteten machten es mir nicht leicht. Aber letztendlich habe ich Butch und Marissa akzeptiert und finde sie passen gut zusammen. Außerdem waren die Erwartungen nach Zsadist Geschichte hoch bzw. hatte ich Angst, dass mich die anderen Geschichten nun nicht mehr so begeistern können. Die Autorin hat zu V und Butch etwas sehr schönes geschrieben, nämlich dass sie die Geschichte des einen nicht ohne die Geschichte des anderen erzählen kann. So dreht sich dieses Buch auch sehr um Vishous, was mir natürlich sehr gefallen hat. Er und Butch sind ja beste Freunde und ihre Szenen habe ich immer gerne gelesen, nicht nur weil sie oft sehr witzig sind. Die beiden passen einfach super zusammen. Die Geschichte von Butch fand ich interessant, weil es zum ersten Mal nicht direkt um die Bruderschaft geht. Aber trotzdem erfährt man wieder etwas Neues über sie, so wie eigentlich in jedem Band. So fügt sich immer mehr zusammen. Ich fand auch diese Geschichte wieder sehr spannend und fesselnd. So habe ich das Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen. Auf der einen Seite sind die Bücher durch ihre Leichtigkeit und die vielen Erotik Szenen sehr leicht weg zu lesen, aber dann haut die Autorin wieder so schwere Szenen aus der Vergangenheit raus, dass einem das Herz wehtut. Diese Mischung macht die Bücher für mich so interessant und lesenswert. Leichte Kost, aber doch manchmal schwer zu verdauen. Fazit: Ich war erst unsicher, ob ich mich mit Marissa an Butchs Seite anfreunden kann, hätte ich da doch lieber jemand anderen gesehen. Aber die Autorin konnte mich dann doch von dieser Konstellation überzeugen und ich fand die Geschichte wieder toll zu lesen. So bin ich immer noch im Black Dagger Fieber und es ist kein Ende in Sicht.

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft
1. Sept. 2022
Bewertung:5

Wenn uns ein Autor Transformation und Desillusionierung eines jungen Protagonisten darbieten kann, dann John Williams. Während es sich bei William Stoner [im gleichnamigen Roman "Stoner"] um einen jungen Bauernsohn handelt, der sich zum Englischprofessor entwickelt, begegnet uns mit William Andrews [in "Butcher's Crossing"] ein adoleszenter, aber noch völlig unerfahrener und etwas weltfremder Ex-Harvardstudent, der in die Steppe von Kansas kommt [wohlgemerkt mit 1400$ im Gepäck], um die raue Wirklichkeit der Natur kennenzulernen. Dass unser Protagonist diese Erfahrung im Vorhinein romantisch absolut überhöht, sollte vielleicht die erste Warnung für uns als Leser sein... Prinzipiell [und vielleicht hat einen das jenes beschauliche, unscheinbare Tier auf dem Buchumschlag verraten] geht es um Büffel, genauer gesagt - Büffeljagd. Ein "Volkssport", mit denen die Menschen nicht nur den indigenen Völkern Amerikas jegliche Lebensgrundlage nahmen, sondern auch ihre Allmacht gegenüber der Natur demonstrierten. William Andrews sucht sich in dieser kleinen, zukunftträchtigen Stadt namens Butcher's Crossing [die Eisenbahn soll hier einst vorbeiführen!] also eine Gruppe von Männern zusammen, die ihn in dieses einmalige "Naturerlebnis" einweihen und hoffentlich zu einer höheren Erkenntnis führen. Ich hegte selber kein Interesse an einer [wie auch immer gearteten] "Western"thematik, aber "Butcher's Crossing" überraschte mich mit einfühlsamem Hauptcharakter, der beobachtend und reflektierend seinem Leben, seinem Schicksal entgegen geht. Wenn man den Gesprächen der Figuren aufmerksam lauscht, dann kann man relativ gut erahnen, in welche Richtung sich dieser Roman entwickeln wird [allzu viele Möglichkeiten gibt es ja nicht und John Williams ist definitiv kein Happy-End-Autor, zumindest nicht im klassischen Sinn]. Die Erzählerfigur zeigt uns Andrews immer wieder als unerfahrenen, allen Reizen und Eindrücken erliegenden Charakter, dessen Bild von Natur und Mensch sich immer weiter verdüstert und den romantischen Touch der "Jagd" verlieren wird. Trotz seines brisanten Themas [: Unermessliche Gier des Menschen, Geringschätzung/Unterschätzung der Naturgewalten] ist "Butcher's Crossing" ein ruhiger Roman, der einen eher horizontalen Erzählstil wählt und auf Innensicht der Figuren setzt. [Vermeidet auf jeden Fall den Klappentext, der spoilert meines Erachtens bereits etwas zu viel...] Ich habe dieses Jahr definitiv Leseerfahrungen gesammelt, die mir zeigten, dass die Thematik eines Buches nicht zwingend das entscheidende sein muss, damit mir ein Buch wirklich zusagt. John Williams kann erzählen, er hat seine ganz eigene Naturpoesie - wer bei der Beschreibung der Büffelherden keine Gänsehaut bekommt - wow. In Kurz: Empfehlenswert, lesenswert, für mich ein ebensolches Highlight wie "Stoner".

Butcher's Crossing
Butcher's Crossingvon John Williamsdtv Verlagsgesellschaft