
"Ich las, als wäre es Atemholen. Als wäre ich sonst erstickt." Schreibt Erich Kästner über seine Kindheit. Die Eltern führen eine schwierige Ehe und, wie sich später rausstellt, ist nicht sein Vater sein Erzeuger, sondern der Hausarzt. Klaus Kordon erzählt die Lebensgeschichte von Erich Kästner sehr bildhaft und flüssig. Das Aufwachsen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Jugend während des ersten Weltkrieges. Und immer die zeitkritische Auseinandersetzung mit Politik und der Kindererziehung. Liegen ihm diese doch besonders am Herzen, da er hier die Zukunft sieht. Kritisch beäugt er die schulische Bildung, die die Kinder zu blindem Gehorsam anstatt zu freiem Denken erzieht. "Früchtchen seid ihr, und Spalierobst müßt ihr werden! Aufgeweckt wart ihr bis heute, und einwecken wird man euch ab morgen..." spricht er in einer Rede zu Schulbeginn. So kritisch wie hier sieht er später auch den Nationalsozialismus und wird zum verbotenem Autor. Er lässt sich aus Deutschland nicht vertreiben, muss aber trotzdem irgendwie Geld verdienen. Dafür wird er später auch Kritik ernten. "Ein gutes Gewissen ist kein Schutz, wenn man unter die Verbrecher gerät." Privat lebt er mit verschiedenen Frauen zusammen, bekommt später auch einen Sohn, Thomas, mit einer jungen Geliebten, für die er sich trotz Kind nicht von seiner Lebensgefährtin trennen will. Seine größte Liebe gilt Zeit seines Lebens aber immer seiner Mutter. Niemand kann an sie heranreichen. Die zweite Liebe ist das Schreiben. "Zusammenfassend lässt sich etwa sagen: Ich kam zur Welt und lebe trotzdem weiter. " Absolute Leseempfehlung!