8. Nov. 2023
Bewertung:4.5

Unheimlich spannende Geschichten, in einer komplexen und brutalen Welt

Als ich das Buch aus meinem Regal genommen habe, habe ich nicht mit so einer komplexen und grausamen Geschichte gerechnet. Ich habe nämlich bevor ich angefangen habe zu lesen nicht auf das empfohlene Mindestalter(16 Jahre) geschaut. Doch schon nach dem Prolog habe ich gemerkt, dass diese Reihe eine ganz andere Leseerfahrung wird als erwartet. Die Autorin entführt die Leser in eine sehr gut ausgearbeitete Welt, die wir durch 4 verschiedene Hauptprotagonisten genießen können. Tailin, Alia, Freya und Dorgen können unterschiedlicher nicht sein und trotzdem kann man während des Buches immer mehr erkennen, dass die Geschichten der 4 Personen trotzdem irgendwie zusammenhängen Ich habe aus alles Sichten sehr gerne gelesen, denn die Autorin hat ein gutes Gespür dafür zu merken, wann welche Sicht an welcher Stelle passend ist. Ich hatte nur selten das Gefühl, dass ich jetzt gerne mal wieder eine andere Sicht lesen würde und wenn doch, dann ist das auch relativ zügig geschehen. Die Welt in der die Geschichten spielen ist durch die Autorin sehr bildlich beschrieben und man kann als Leser trotz der Komplexität gut folgen. Ich empfehle dieses Buch jedem, der gerne „anspruchsvoll“ (durch viele Informationen und viele Sichten) liest und in eine komplett neue, spannende und grausame Welt eintauchen möchte. Jedoch geht mit dieser grausamen Welt eine Warnung einher die ich gerne aussprechen würde. Man sollte sich als Leser darauf gefasst machen das man grausame Situationen begleitet, die einem eine Gänsehaut bescheren können. Wem zum Beispiel Game of Thrones zu brutal war, der sollte auch von dieser Reihe absehen. Ansonsten eine große Leseempfehlung!

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
18. Mai 2023
Bewertung:4

Vier verschiedene Perspektiven zeigen die vielen Seiten der schrecklichen Herrschaft der Sapioner. Durch die Soldaten Dorgen und Tailin sieht man zunächst das Militär. Über zwanzig Jahre lang sind sie getrennt von den Frauen ihres Volkes, werden emotional abgestumpft und für den Kampf um das Wasser ausgebildet, alles im Namen der grausamen Göttin Sapia. Das Wasser in ihrem eigenen Land ist schon lange versiegt, darum unterwerfen sie andere Länder - wobei sie seit einem Jahrzehnt nicht an einer Grenze weiterkommen, da ihr Feind ihnen überlegen ist. Während viele Soldaten Freude am Morden, Quälen und Vergewaltigen zu haben scheinen, konnten Dorgen und sein Freund Tailin ihr Mitgefühl und ihre Menschlichkeit bewahren. Tailin hat mehr als nur ein gefährliches Geheimnis, es kostet ihn viel Mühe, seinem Herz zu folgen und trotzdem am Leben zu bleiben. Auch Dorgen hat ein zu weiches Herz, aber er hat auch seine Fehler, die ihn besonders realistisch gemacht haben. Auch wenn er schreckliche Dinge tut, leidet er dabei und als Leser leidet man einfach mit. Feyla zeigt dann die Welt der sapionischen Frauen. In sogenannten Schwestersippen werden Halbschwestern in Gruppen an einen Mann verheiratet, der das Militär und die anschließenden Kämpfe um Ehre überlebt hat. Dabei sind sie zu dem Zeitpunkt mindestens zwölf, oft aber nicht viel älter. Feyla ist etwa siebzehn und damit fast zehn Jahre jünger als ihr zukünftiger Ehemann. Ihr graut vor dieser Ehe, denn was kann man von einem Mann erwarten, dessen ganzes Leben nur aus Tod und Gewalt bestand? Dazu sind da noch ihre Halbschwestern, die sie beneiden, sodass sich Feyla auch zu ihnen nicht zugehörig fühlt. Die neugierige Feyla interessiert sich nicht für Schmuck und Männer, sie möchte lieber reiten, studieren und die Welt erkunden, aber ihr Geschlecht steht ihr da im Weg. Zuletzt ist da noch Alia, die eine ganz andere Welt präsentiert, denn sie ist Sklavin in einem Wasserbergwerk, arbeitet hart und muss um ihr Leben fürchten. Obwohl sie fast nichts besitzt, hat auch sie Geheimnisse, Ängste und Wünsche, für die sie sich heimlich einsetzt. Ihre Welt ist nur sehr klein, aber sie versucht herauszufinden, was dort draußen vor sich geht. Durch die grausame sapionische Herrschaft ist auch das Buch voller Gewalt. Alle Szenen sind aber spannend, gefühlvoll und mit interessanten Details geschrieben, sodass man die ganze Zeit mitfiebert. Bis zur Mitte fand ich das Buch auch sehr spannend und die Welt vielversprechend, doch danach gab es einfach keine Steigerung mehr, auch wenn das Meckern auf hohem Niveau ist. Auch wenn es gelungene Überraschungen, Intrigen und spannende Enthüllungen gab, konnte es mich nicht so richtig umhauen. Die Magie dieser Welt ist verdrängt oder verborgen, man sieht daher nur sehr wenig davon. Die Fassade beginnt zwar zu bröckeln, aber in diesem Buch war es mir noch nicht genug - da muss auf jeden Fall noch mehr kommen und darauf freue ich mich auch. Nach dem offenen Ende bin ich auch sehr gespannt, was mich im nächsten Buch erwartet! Fazit "Die Quellen von Malun - Blutgöttin" hat sehr stark angefangen und mit einer spannenden Welt und sympathischen Charakteren überzeugt. Da ist aber noch Luft nach oben!

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
24. Feb. 2023
Bewertung:5

Darum gehts: Die Geschichte wird aus den Perspektiven der vier Protagonisten erzählt und gelegentlich durch weitere Perspektiven ergänzt. Durch die verschiedenen Stellungen, die sie im Großreich Sapion einnehmen, lernt der Leser das Reich in all seinen Facetten kennen: Feyla ist die Tochter des obersten Beraters von Sapion, einem skrupellosen und gewalttätigen Mann, dessen Machtgier sich auf verschiedene Weise in seinem Verhalten äußert. Um seine Stellung zu festigen, muss auch seine Familie sich den Traditionen und gesellschaftlichen Normen beugen: Seine älteste Töchternsippe wird zwangsverheiratet an nur einen Mann. Dieser muss mit jeder Tochter im Laufe des ersten Ehejahres ein Kind zeugen oder die scheinbar unfruchtbare (und damit unbrauchbare) Ehefrau nach Ende der Frist zum Sterben in die Wüste verbannen. Während Feylas Schwestern auf die Ehe hinfiebern, fürchtet sie sich davor. Sie fürchtet sich davor, mit einem so schlimmen Mann wie ihrem eigenen Vater verheiratet zu werden, sein Eigentum zu werden, jederzeit von ihm berührt oder gezüchtigt zu werden. Offizier Dorgen kämpft an vorderster Front und fühlt sich zwischen seinen Kriegskameraden oft einsam. Es scheint, als haben nur er und sein Kumpane, Tailin, ein Gewissen oder gar ein Herz. Tod, Gewalt, Vergewaltigungen und Prostitution stehen an der Tagesordnung im Kriegsalltag und seine einzige Möglichkeit, dem ewigen Kreislauf zu entgehen scheint die jährliche Auslese. In einem Gladiatorenkampf muss er sich anderen Männern seines Alters stellen. Die Gewinner werden mit Ansehen belohnt, die Verlierer werden kastriert und versklavt. Seine Fähigkeiten sorgen dafür, dass er als Gewinner aus den Kämpfen hervorgeht, doch im Traum hätte er nicht gedacht, dass der oberste Berater von Sapion ausgerechnet ihn als Ehemann für seine älteste Töchternsippe auserwählt. Was sich zunächst anfühlt wie ein wahr gewordener Traum, entpuppt sich bald als Albtraum – als gefährliches Spiel, dessen Regeln er nicht kennt – als ein Kampf, dessen Ausmaß er sich niemals ausmalen könnte. Tailin, sein treuer Kriegskamerad, leidet unter der Homophobie der anderen Krieger und unter dem Geheimnis über seine Neigung, das er immer schwerer wahren kann. Als sein Geliebter enttarnt und verstummelt wird, muss er desertieren, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden. Er meldet sich freiwillig als Kundschafter des Grenzgebietes zu Pamal, einer Bergregion, die von Pamali auf ihren Pamuschkatzen bewohnt wird. Die Pamuschkrieger sind rasend schnell und unmöglich zu besiegen – eine Selbstmordmission, das ist Tailin klar. Doch bringt er ihnen wertvolle Neuigkeiten, die ihn das kleine bisschen Hoffnung auf Überleben nicht aufgeben lassen. Auf seiner Reise in die Bergregion lernt er, dass die Pamuschkrieger nicht die üblen Monster sind, als die sie in Sapion dargestellt werden. Auch wenn sie durch ihre körperliche und kämpferische Überlegenheit genau das sein könnten. Tatsächlich widerfährt ihm mehr Menschlichkeit, als ihm je von den Menschen seiner Vergangenheit zuteil wurde. Alia ist eine Sklavin im Wasserbergwerk. Tagein, tagaus transportiert sie kostbares Wasser in Fässern aus der Erde. Dabei sind sie und die anderen Sklavinnen der Willkür der Wachen schutzlos ausgeliefert. Als die letzte Wasserader angezapft wird, wird Alia klar, dass das Bergwerk bald trockenliegen und damit genauso nutzlos sein wird wie die darin arbeitenden Sklaven. Für sie ist klar, dass sie mit ihrer Schwester fliehen muss, noch bevor der letzte Tropfen Wasser versiegt oder abgeschöpft ist. Sie sammelt Mut und Informationen für ihre Flucht und deckt dabei immer mehr Machenschaften auf, die sie an der Menschheit zweifeln lassen. Meine Meinung: Ein so grandioses Buch habe ich wirklich selten gelesen. Es ist düster und brutal und das Setting ist sehr rau. Das Buch ist durchzogen von Gewalt, Sex, Vergewaltigungen, Prostitution, Versklavung, Bestrafung, Verzweiflung, Tod, Hunger und Durst, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit,… Frauen sind wertlos und werden als Eigentum der Männer betrachtet. Definitiv keine leichte Kost und deshalb erst ab einem gewissen Alter zu empfehlen. Wenn an sich darauf einlässt, wird man aber kaum eine fiktive Welt mit besser durchdachtem Worldbuilding erleben als hier. Ich persönlich finde das Setting und die verzweifelte Aura so spannend und rund. Wichtige Themen werden in die Story eingebunden, ohne dass sie gekünstelt wirken oder von der Geschichte ablenken. Stattdessen hat die Atmosphäre einen Sog auf den Leser und zwingt zum Weiterlesen. Man wünscht sich so sehr, dass die Unterdrücker ihre gerechte Strafe bekommen. Religion spielt in diesem Buch eine große Rolle. Es wird deutlich, dass sie sowohl Hoffnung spendet als auch nimmt. Einige klammern sich an sie, andere benutzen sie als Rechtfertigung für den Krieg, für Gewalt, Unterjochung und Tod – wie in der Realität auch. Nur steckt in dieser Geschichte mehr hinter den Gottheiten und den religiösen Legenden, als man zunächst denkt. Erst im Laufe des ersten Bandes entfalten sich die Fantasy-Elemente und lassen auf eine denkwürdige Fortsetzung hoffen. Mega Story. Brutal. Einnehmend. Verstörend. Zum Nachdenken anregend. Grandios! 5+ Sterne. Liebste Textstelle: Nur wer das Wissen dieser Welt in sich versammelt, kann frei und unabhängig denken. Angst und Wut, Hilflosigkeit und Hass, all diese Gefühle, die unseren Krieg vorantreiben, entstehen aus Unwissenheit. … Nur die Unwissenden benötigen einen Herrscher, der sie führt. ~S. 394

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
9. Feb. 2023
Bewertung:5

Die Sapioner führen einen erbitterten Krieg gegen ihre Nachbachreiche und gehen dabei äußerst brutal vor. Die unterdrückten Völker werden zu Sklaven gemacht, gefoltert und misshandelt. Eine davon ist Alia, die aber schon länger Fluchtpläne schmiedet. Der Soldaten Tailin und sein Freund der Offizier Dorgan auf der Seite der Sapioner sind mit diesem Vorgehen nicht einverstanden, aber ihnen sind die Hände gebunden. Aber auch das Schicksal der Akademietochter Feyla ist mit dem Krieg verbunden. Noch ahnt keiner von ihnen, dass sich ihre Leben sehr bald ändern werden. Ich muss echt sagen, ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass so brutal und düster ist. Dabei lese ich wirklich gerne Dark Fantasy. Die Autorin entführt ihre Leser in eine Welt voller Entbehrungen für die Charaktere und am Anfang hat mich die Geschichte sehr runter gezogen. Trotzdem habe ich weiter gelesen, denn diese Welt hat mich auch fasziniert. Der Verlag hat als Altersempfehlung ab 16 Jahre angegeben, ich würde das Buch aber nur jemandem in diesem Alter empfehlen, der gefestigt ist und bereits Dark Fantasy gelesen hat. Sonst ist die Brutalität eventuell zu heftig. Erzählt wird die Handlung aus verschiedenen Perspektiven, die sich an verschiedenen Orten aufhalten. Zuerst lernt man die Charaktere kennen, jeder von ihnen hat eine andere Geschichte zu erzählen, was ich sehr gelungen fand. Man lernt sie mit der Zeit besser kennen und ihre Geheimnisse werden offenbart, wobei viele Fragen auch noch nicht geklärt sind. Die Charaktere entwickeln sich teilweise in Richtungen, die man am Anfang nicht ahnt. Mir waren sie alle sympathisch und ich könnte jetzt keinen Lieblingscharakter benennen. Jeder ist auf seine Art etwas Besonders. Der Fantasy-Anteil hat mir auch gefallen, wobei ich mir vorstellen kann, dass hier im 2. Teil noch mehr zu erwarten ist. Es gibt übrigens auch jede Menge romantische Verwicklungen und erotische Szenen, wobei die Autorin nicht nur auf die klassisches Konstellation Mann/Frau sondern auch auf Mann/Manna zurückgreift. Auch wenn ich am Anfang einige Schwierigkeiten mit der Geschichte hatte, konnte sie mich zum Ende hin überzeugen. Ich vergebe die volle Punktzahl.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
1. Jan. 2023
Bewertung:5

Eine Welt, in der niemand glücklich sein kann Das erste was ich sagen möchte, ist eine Warnung: Magst du lieber sanftere Storys und verabscheust es von Gewalt und Sex zu lesen? Dann ist dieses Buch nichts für dich, denn ja es ist brutal, aber verdammt nochmal, auch unheimlich packend! Aber zurück zum Anfang. Daniela Winterfeld porträtiert eine Welt, die im Sterben liegt. Das Wasser wird immer knapper und die Landschaft verkommt zur Ödnis, gerade in den aktuellen Zeiten ein beklemmendes Szenario. In dieser trockenen Welt ist das Volk der Sapioner auf dem Vormarsch und bestrebt, alle anderen Völker zu unterwerfen. In ihren Wasserbergwerken müssen Sklaven dem Felsen die letzten Tropfen abringen und nun fällt der Blick des machthungrigen Reiches auf die letzten wenigen grünen Flecken. In Blutgöttin begleiten wir vier Charaktere in dieser Welt. Alia ist eine Sklavin in einem Wasserbergwerk, Dorgen und Tailin Krieger in der Sapionischen Armee und Feyla die Tochter des einflussreichsten Mannes in Sapion. Nun könnte man meinen, das Schicksal Alias sei das Schlimmste, immerhin stehen die anderen auf der Seite der Eroberer, doch die Autorin hat eine Welt geschaffen, in der niemand glücklich sein kann. In Sapion sind Frauen nichts wert und den Männern wird vom Kindesalter an mit brutalem Drill das Mitgefühl sprichwörtlich ausgeprügelt. Dementsprechend sind auch die Schicksale von Dorgen, Tailin und Feyla erschütternd. Daniela Winterfeld gelingt es, auf eindrucksvolle Art zu schildern, wie eine Spirale aus Hass entsteht und welche Auswirkungen sie auf die Menschen hat. Sie nimmt sich Zeit zu verdeutlichen, dass aus Hass immer mehr Hass entsteht. Damit dienen die brutalen Darstellungen nicht einfach nur als unterhaltsame Schocker, sondern sind vielmehr Stilmittel zur Darstellung von komplexen Zusammenhängen in einer Welt voller Missstände, wobei vereinzelte Lichtblicke dazwischen, immer wieder die Hoffnung wecken, dass die Charaktere eine Veränderung herbeiwirken könnten. Packend, von der ersten, bis zur letzten Seite Die Komplexität des Buches findet sich jedoch nicht nur im Weltenentwurf, sondern auch in der Handlung wieder. Bei mehr al einen Protagonisten kommt es mir ja meist so, dass ich langfristig den einen Handlungsstrang lieber mochte als den anderen. Blutgöttin hat sogar vier Protagonistin und ich mochte alle handlungsstränge! Alle Charaktere sind ausgereift und ihre Geschichten interessant und spannend. Auch wenn ich zum Ende hin eine Präferenz hatte, kann ich nicht sagen, dass ich einen Handlungsstrang als weniger spannend als die anderen empfand. Das Buch ist einfach von vorne bis hinten packend. Es beginnt im Prolog mit einem Paukenschlag und endet im Epilog mit einem weiteren. Dazwischen werden Fragen aufgeworfen, Geheimnisse bruchstückhaft enthüllt und auch einige Plottwists sorgen für Spannung. Ereignisse die zunächst trivial erscheinen, erhalten später eine Bedeutung und Zusammenhänge erschließen sich Stück für Stück. Die Autorin schafft es wunderbar ihre Geschichte ausführlich zu erzählen und dennoch nie das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Es fiel mir unglaublich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Im Grunde kann ich nur einen „Kritikpunkt“ aufführen: Trotz Erscheinungstermin im November, dauert das Warten auf den zweiten band zu lange. Ich will jetzt weiterlesen! Fazit: Düster, brutal und absolut mitreißend! In einer sterbenden Welt suchen vier Menschen ihren Weg. Die Quellen von Malun: Blutgöttin ist Fesselnd und komplex erzählt, mit interessanten Charakteren und spannenden Wendungen. Mein Monatshighlight.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
29. Dez. 2022
Bewertung:4

'Blutgöttin‘ ist der Auftakt zu Daniela Winterfelds Trilogie ‚Die Quellen von Malun‘. Ich habe mir tatsächlich ziemlich viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Fantasy für Erwachsene, düster, blutig, mit einem tollen Worldbuilding und ganz viel Sex, mir fast schon zu viel. Nichtsdestotrotz war ich fasziniert von der Geschichte, der Welt und den Charakteren. Daniela Winterfeld Schreibstil ist sehr einnehmend. Auch bei grausigen Szenen nimmt sie kein Blatt vor den Mund, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Es wird zwar viel der Fantasie überlassen, aber ich könnte mir vorstellen, dass LeserInnen, die derartige Gewalt nicht erwarten, davon abgeschreckt werden könnten. Man darf sich hier keine schöne Fantasygeschichte erhoffen, denn es gibt Krieg, Tod und Verheerung. Und Sex. Viel Sex, mir fast schon zu viel. Irgendwann war es einfach nur ermüdend, immer wieder irgendwelche Paare beim Stelldichein zu beobachten und mir kam es vor als würde Begierde und Lust voll ausgelebt werden, egal mit wem. Der Weltenbau und das darin herrschende Gesellschaftssystem sind sehr komplex. Drei Sonnen, differierende Zeitrechnungen, verschiedene Götter, unterschiedliche Völker und eigene Sprachen zeigen die Vielfältigkeit Ruanns und lassen mich nicht nur einmal eine Karte vermissen. Das Land wird größtenteils als ausgetrocknet beschrieben, ohne Wasser und ohne Leben außerhalb von Oasen und Städten. Nur oberhalb eines riesigen Waldgürtels sind drei Länder, die vom dominierenden Reich Sapion noch verschont wurden. Doch aufgrund der Wasserknappheit wird sich das Blatt bald wenden.. Die Sapioner kosten ihre Herrschaft in den besetzten Gebieten voll aus, die Schwächeren müssen mit Folter, Vergewaltigungen und Spott ihr klägliches Dasein fristen. Sei es in einem Wasserbergwerk oder sogar im sapionischen Heer, ist man nicht Teil der herrschenden Kaste ist das Leben alles andere als leicht. Homosexuelle Männer werden als ‚Stummelweib‘ bezeichnet, Frauen sind nur dazu da, um Kinder zu bekommen. Ein menschenunwürdiges System, von dem die profitieren, die reich sind oder eine hohe Stellung haben. Die Geschichte selbst beginnt mit einem Prolog, der schon gleich zu Beginn offenbart, welche Grausamkeiten den Leser erwarten. Bei dieser Storyline um die Blutgöttin Sapia, die sich von blonden Mädchen mit blauen Augen nährt, ist noch nicht wirklich erkennbar, wie sie sich in die anderen Handlungsstränge einfügen wird. Sie scheint übergeordnet zu den anderen und zeigt, von welchem Schlag das Reich Sapion ist, welches im Namen der Blutgöttin ihre Kriege führt. Anschließend folgen wir vier Charakteren, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Alia war Bewohnerin Südfaruas, jetzt ein besetztes Reich. Sie wurde versklavt und hat ihren Dienst in einem Wasserbergwerk zu verrichten. Ihre Eltern verlor sie beim einem Unfall in jenem Bergwerk. Sie ist nun der Willkür der sapionischen Wächter ausgeliefert, wobei ein Trick ihrer Mutter ihr immer noch Schutz bietet. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und setzt sich für die Schwachen ein – wenn sie dabei auch sehr vorsichtig ist, riskiert sie doch mit jeder Handlung ihr Leben. Durch sie lernen wir das harte und grausame Leben in einer Sklavenkolonie kennen, erleben mit, wie Menschen in der prallen Hitze an den Pranger gestellt werden, einfach nur, weil sie zu schwach sind, weiterarbeiten zu können. Die Schilderungen sind teilweise richtig schlimm und nichts für Zartbesaitete. Alia plant natürlich die Flucht, doch sie hütet ein Geheimnis, das ihr alles bedeutet und sie noch zurückhält. Dorgen ist Hauptmann im sapionischen Heer. Sein Handlungsstrang spielt nur anfangs im Soldatenlager, aber sein weiteres Schicksal würde hier zu viel verraten. Er hat sich seine Freundlichkeit gegenüber den Menschen bewahrt, sein Mitleid gegenüber den Schwächeren. Er versteckt es gut, denn diese Eigenschaften sind nichts, was man im Heer gerne sieht. Dorgen blieb für mich jedoch am unnahbarsten, ich als Leser hatte das Gefühl, ihn nie wirklich kennenzulernen. Feyla ist als Sippenschweister Teil eines Systems, das so verabscheuungswürdig wie faszinierend ist. Alle drei Jahre kämpfen im Rahmen einer sogenannten ‚Auslese‘ sapionische Männer in einem bestimmten Alter gegeneinander. Die drei Gewinner der einzelnen Kasten dürfen dann eine Sippe heiraten, die aus 5 bis 7 (Halb-)Schwestern besteht, die das 12. Blutjahr erreicht haben. Wird die Sippenschwester innerhalb des ersten Ehejahrs nicht schwanger, hat der Ehemann sie in der Wüste auszusetzen. Die Mädchen sind also nichts als Brutkästen und haben als Frauen sowieso keinerlei Rechte. Feyla ist die Lieblingstochter ihres Vaters, als oberster Berater des Herrschers Rabanus Sapion zweitmächtigster Mann des Reiches, doch nicht in der Weise, in der man sich das vielleicht vorstellen mag.. Ihre Schwestern und Tanten mögen sie nicht und sie muss deshalb viel Häme, Spott und Verleumdungen ertragen. Sie erträgt sie stoisch und findet in einem Sklavenmädchen ihre einzige Freundin. Schließlich folgen wir noch Tailin, der zu Beginn mit Dorgen Teil des Heeres ist. Doch als er zufällig von den Kriegsplänen seiner Heeresführung mitbekommt, desertiert er und möchte diejenigen warnen, die unter den Plänen am meisten zu leiden haben. Tailin entpuppt sich als der interessanteste Charakter seine Herkunft betreffend, auch wenn er zu Beginn noch unscheinbar wirkt. Durch ihn lernen wir die unbekannten Gegenden Ruanns kennen und man kann nachvollziehen, warum Sapion diese Länder unbedingt erobern möchte. Man merkt, dass die Protagonisten sehr unterschiedlich sind, sowohl vom Charakter her, als auch von der Gesellschaftsschicht. Sie durchleben jedoch alle große Entwicklungen und befreien sich nach und nach aus den Fesseln, die sie festhalten. Jeder der vier Protagonisten kennt nur seinen kleinen Teil des Reiches und wir als Leser lernen somit zusammen mit den Charakteren die Welt immer besser kennen. Das gefiel mir sehr gut, so hat man genug Zeit, alles aufzunehmen und zusammenzusetzen. Ich freue mich, wenn ich bald wieder in diese Welt eintauchen kann. 4 Sterne.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
23. Okt. 2022
Bewertung:5

Wenn deine Welt am Abgrund steht, wie weit würdest du gehen um sie zu retten? In Ruann herrscht Krieg. Eine Dürre treibt die Menschen an den Rand des Überlebens und eine blutrünstige Göttin spaltet Völker. Die Sklavin Alia, der Soldat Tailin, die Politikertochter Feyla und der Offizier Dorgen geben einen Einblick in die unterschiedlichen Völker und Gesellschaftsschichten. Alle vier sind auf unterschiedliche Weise vom Krieg betroffen und doch ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Denn hinter dem Verschwinden des Wassers verbirgt sich eine weitaus größere Verschwörung als sie ahnen können. Mit „Blutgöttin“ hat Daniela Winterfeld einen unglaublich intensiven, detailreichen und gewaltigen Trilogie-Auftakt geschaffen. Die Welt ist sehr komplex und gut durchdacht, es macht Spaß immer tiefer einzutauchen und nach und nach die Mysterien und Verknüpfungen zu durchschauen und zu verstehen. Der Schreibstil macht es einem leicht in die Geschichte reinzukommen und das Geschehen bildhaft vor Augen zu haben. Man erhält viele verschiedene Einblicke und Hintergrundinformationen werden gekonnt in die Geschehnisse hineingewoben. Man trifft auf eine grausame Welt mit einer brutalen Gesellschaft, in der wichtige Themen wie Wasserknappheit, Sexismus, Religionsfragen, politische und gesellschaftliche Missstände, fehlender Respekt und Toleranz angesprochen werden. Auch die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail und sehr authentisch gewählt. Es gibt vier Hauptprotagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und durch deren individuelle Perspektiven man sich einen guten Überblick über die Gesellschaft und die Geschehnisse erhält. Alle vier sind vielschichtig, durchdacht und machen die Geschichte sehr spannend. Das Cover vervollständigt das Buch gekonnt. Es ist wunderschön und passt gestalterisch sehr gut zur Geschichte. Dadurch wird dem Leser bereits beim Betrachten in die düstere und magische Atmosphäre der Geschichte gehüllt. Insgesamt ist „Blutgöttin“ von Daniela Winterfeld ein toller Fantasy-Roman mit einer originellen Idee, einer spannenden Umsetzung und einem fantastischen Worldbuilding. Absolut lesenswert.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
21. Sept. 2022
Bewertung:3

3 Sterne | Pluspunkte: Komplexe High-Fantasy-Welt; bildhafter Schreibstil | Minuspunkte: Fehlende Triggerwarnung; Fokus auf (sexuelle) Gewalt „Blutgöttin – Die Quellen von Malun“ entführte mich in eine trostlose Welt. Es berichtet von einer Gesellschaft, gespalten in verschiedene Völker, Adel und Sklaven, Macht und Ohnmacht. Durch 4 verschiedene Blickwinkel erlebte ich genau das – und muss zugeben, dass ich mich am Anfang von der Brutalität überrannt fühlte. Ich glaube, dass dieses Buch DRINGEND eine Triggerwarnung gebraucht hätte. Es lässt nichts unbeschönigt, beschreibt brutalste Gewalt (u.a. an Kindern) genauso wie sexuelle Übergriffe. Ich habe nicht mit diesem Fokus gerechnet – und speziell in der ersten Hälfte hatte ich das Gefühl, dass der Plot etwas in Vergessenheit geriet. Ich hätte mir mehr Erklärungen zu Kultur, Glauben und ähnlichen Aspekten gewünscht, denn dazu habe ich auch nach dem Ende dieses Auftakts noch zu viele Fragen. Warum trotzdem 3 Sterne? Dafür gibt es so, so gute Gründe. Allem voran der unglaubliche Schreibstil! Daniela Winterfeld hat mich statt des Polsters meiner Couch die Trockenheit eines Landes spüren lassen, das schon viel zu lange unter Dürre leidet. Sie hat Emotionen greifbar transportiert und ihre Geschichte zum Leben erweckt. Hinzu kommt dann noch der komplexe Aufbau der Welt, zu dessen Hintergründen ich zwar wie gesagt gern mehr erfahren hätte, der mich aber trotzdem beeindruckt hat. In der zweiten Hälfte des Buchs kam dann auch plötzlich ein fortschreitender Plot um die Ecke, der mich für sich einnehmen konnte! „Blutgöttin“ macht die Subjektivität des Lesens deutlich. Mir persönlich war die Brutalität in diesem Buch zu viel. Ich war nicht vorbereitet und habe mit stärkerem Fokus auf politische Intrigen, das Zusammenspiel der verschiedenen Sichtweisen und dem Kampf gegen die Dürre gerechnet. Stattdessen habe ich vor allem anfangs den roten Faden des Plots aus den Augen verloren. Wer aber bereit ist für eine Geschichte, in der diese Facetten einen großen Raum einnehmen, der könnte hier ein Buch für sich entdecken!

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe
14. Sept. 2022
Bewertung:4

Dieses blutige, grausame und fantastische Buch habe ich in einer sehr langen Lesejury Leserunde gelesen und mir hat es insgesamt sehr gut gefallen. Im Laufe der Geschichte verfolgen wir vier Hauptcharaktere, die sehr unterschiedlich sind, nicht nur in ihrer Position, sondern auch ihrer Herkunft und ihrer Vergangenheit. Zunächst möchte ich mit Alias beginnen, die als Sklavin in einer Wasserkolonie schuftet. Vorab habe ich alle vier gern gewonnen, aber bei Alia tut sich leider nicht besonders viel. Klar als Leser erfährt man mehr über ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse, ihre Gedanken und auch ihre Hoffnungen, aber wirklich weiterentwickeln tut sie sich nicht. Ich hatte mir bei ihr ein wenig mehr erwartet, aber vielleicht passiert das erst im Laufe des nächsten Bandes... Feyla und Dorgen sind weitere Charaktere, die ich lieb gewonnen habe und bei ihnen passiert auch mehr als bei Alia, aber wirklich fesseln konnte mich ihre Sichten zum Ende hin nicht. Ich habe es gerne gelesen, aber leider hat es sich teils wirklich gezogen, sodass ich immer mal wieder ein paar Passagen überflogen habe. Was letztendlich rausgekommen ist, hat mich auf jeden Fall überrascht, aber die Autorin schafft es immer wieder die Hoffnungen der Charaktere und auch des Lesers zu enttäuschen und noch grausamere Plott Twists einzuführen. Einerseits finde ich diese sehr spannend und gut gelungen, aber andererseits blutet mein Herz. Mein liebster Charakter ist Tailin, der eine düstere Vergangenheit hat, die er längt vergessen und verdrängt hat. Ich liebe seine Ansichten, seine Entwicklungen, seine Neigungen und ich habe ihn einfach nur in mein Herz geschlossen! Ich bin schon so neugierig, wie es mit ihm weitergeht. Von mir aus, hätte er sehr gerne noch mehr Raum in der Geschichte bekommen können. Die Handlung war durchweg spannend, grausam, blutig und hoffnungsvoll, gleichzeitig wurde diese in den meisten Fällen, aber auch sofort wieder zerstört. Der Epilog war wieder besonder eklig, abstoßend und niederschmetternd. Band 2 hat durch die Ausganssituation auf jeden Fall sehr viel Potenzial. Das Ende von Band 1 hat mich ein wenig hoffnungslos zurückgelassen, aber ich hoffe das Beste. Insgesamt kann ich leider keine 5 Sterne geben, weil sich die Geschichte teils ein wenig gezogen hat und des Weiteren haben sich manche Charaktere kaum oder gar nicht weiterentwickelt und bei knapp 590 Seiten möchte ich wenigstens ein paar Entwicklungen sehen. Besonders gelungen an der Geschichte ist auf jeden Fall die Weltgestaltung! Die ist einfach großartig, blutig, innovativ und hat mich neugierig auf mehr gemacht, weil an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken ist!

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Die Quellen von Malun - Blutgöttinvon Daniela WinterfeldLübbe