Eine tiefgründige, realistische und faszinierende Geschichte, mit überraschenden Wendepunkten.
Smilla Rabe, Deutsche mit dänischen Wurzeln, zieht für ein Jahr zu Freunden nach Seattle, um dort ein Austauschjahr an der dortigen High School zu machen. Bevor das Schuljahr jedoch beginnt, sind in Seattle Sommerferien - und diese wird sie mit ihrem Kindheitsfreund Alec, seiner Schwester Janice und ein paar Freunden von Alec am Strand von La Push verbringen. Surfferien. Schnell wird klar, dass die Clique eine allgemeine Abneigung zu den Einheimischen, Quileute genannt, haben. Für Smilla etwas Unerklärliches. Die Abeneigung scheint jedoch auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Die ersten Begegnungen zwischen den Quileute und der Surferclique laufen alles andere als reibungslos ab. Doch Smilla, eine sehr gute Beobachterin, merkt sofort, dass hier irgendwas nicht stimmt. Irgendetwas muss im letzten Sommer, als Alec, Josh und Mark dort waren, passiert sein. Etwas Schlimmes. Unbeabsichtigt gerät Smilla zwischen die Fronten, als der so feindselige Quileute Conrad Smilla vor dem Ertrinken rettet und sie sich in einander verlieben. Als die Beziehung zwischen Conrad und Smilla so nach und nach ans Licht kommt, zeigt die Clique ihr wahres Gesicht und Smilla fühlt sich mehr denn je wie ein Fremdkörper zwischen ihnen. Es dauert, bis sich die Wogen zwischen Smille und der Clique wieder glätten. Doch dann macht Smilla eines Morgens bei einem Strandspaziergang eine furchtbare Entdeckung... Was zunächst wie eine popelige Liebesgeschichte scheint wird tatsächlich zu einer tiefgründigen Geschichte, die mir sehr gut gefiel. Drei Welten treffen hier aufeinander. Smillas Welt, die Welt der Quileute und die der Surferclique sind Meilen auseinander. Und gerade mit der Entfernung, die sie zur Suferclique hatte, ist Smilla die ganze Zeit nicht zurecht gekommen. Sie ist ein toleranter, hilfsbereiter und mitfühlender Mensch. Der Rest der Surferclique scheint die Augen gerne vor der Wahrheit zu verschließen und hackt lieber auf andersartigen Menschen, wie den Quileute, rum. Sie sind rassistisch, weswegen sie auch nicht verstehen können, warum sich Smilla lieber über die Quileute informiert, bevor sie sich ein Urteil von ihnen bildet. Allein diese Recherche, die Smilla betreibt, wirkt auf die Clique schon wie eine Art Verrat. Sowohl Smilla, als auch ich, konnten dieses Verhalten, was die Mitglieder der Clique an den Tag legten, nicht nachvollziehen. Auch dass ein Mitglied offenbar private Probleme hat, scheint dem Rest der Gruppe nicht aufzufallen. Brandees stille Hilferufe werden einfach ignoriert. Ihre Beziehung zu Alec scheint nur oberflächlich zu bestehen. Auch steht er ihr nicht bei, als sie in Schwierigkeiten gerät. Für mich in einer Freundschaft ein absolutes No-Go. In der Clique werden somit alle unangenehmen Themen geschickt ignoriert. Kein Wunder, dass sich Smilla von Anfang an nicht wirklich wohlfühlt. Als Conrad dann auftaucht, ein junger Mann der Quileute, und offensichtlich eine Beziehung zu Smilla aufbaut, erreicht die Stimmung in der Clique erneut etwas Kritisches. Als hätte sich Smilla mit dem Feind verbündet. Josh, der schon mehrere unglückliche Annäherungsversuche Smilla gegenüber gemacht hat, gerät eines Abends mit Conrad aneinander, als Josh wieder mal Grenzen überschreitet. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse und Smilla ist einsamer als je zuvor. Denn Josh - Alecs bester Freund - wird tot aufgefunden... Und Alec ist davon überzeugt, dass Conrad der Täter ist und schiebt die Schuld natürlich auf Smilla. Verdammt gut und sehr glaubwürdig und real dargestellt. Die Autorin hat die zwischenmenschlichen Beziehungen und Gefühle sehr gut beschrieben und man sieht einen krassen Unterschied zwischen der Surferclique und den Quileute - aber auch zwischen Smilla und der Surferclique. Sehr tiefgründig und faszinierend, da dies keinesfalls ausgedacht ist und leider immer noch sehr häufig vorkommt. Es gefällt mir besonders, dass die Autorin sich mit dem La Push in der realen Welt auseinandergesetzt zu haben scheint. Sie weiß gut über die Legenden der Quileute Bescheid und weiß auch sehr gut, wie ärmlich sie leben und auf alles angewiesen sind, was ihnen Geld einbringt - auch wenn es ihnen nicht gefällt. Es werden Schattenseiten im Leben der Quileute aufgezeigt, die Stephenie Meyer in ihrer Bis(s)-Reihe nie erwähnt hat. Und auch die Bibliothek in Forks scheint alles andere als "schlecht bestückt" zu sein, wie Bella in »Bis(s) zum Morgengrauen« behauptete. ;) Es ist schön mal einen "realen" Blick auf die Welt der Quileute zu bekommen und einen kleinen Einblick zu bekommen, was Stephenie Meyers Buch bewirkt hat. Und der Konflikt, der hier im Raum steht, gefällt mir ebenfalls sehr - auch wenn er alles andere als schön ist. Aber er ist wichtig und darf nicht unter den Tisch gefallen lassen werden. Auch wenn man denkt, dass alles am Ende zebricht und es kein "Happy End" geben wird, wird man wieder überrascht... ;) Mein Fazit: Eine tiegründige, realistische und faszinierende Geschichte, mit überraschenden Wendepunkten. Wer sich für Indianer, Liebesgeschichten und kleine Dramen, die damit zusammenhängen, interessiert, sollte hier zugreifen.