Ein gelungenes Verwirrspiel Meinung Dein Leben ist von der einen auf die andere Sekunde ein völlig anderes. Du erwachst in einer psychiatrischen Anstalt. Wie du dort hinkamst, ist dir ein Rätsel. Was, wenn dein Leben zu einem Albtraum wird und du glaubst, es wäre die Realität? Diese schwierige Frage kreiste mir unentwegt durch den Kopf, ohne eine wirkliche Antwort darauf zu finden. So erging es Annabel, die in einer Anstalt erwacht und auf drei Jungs aus ihrer Schule trifft, die sie nur flüchtig kennt. Doch das ist noch nicht alles. Die Jungs sagen ihr, dass Leute kommen, die vorgeben ihre Eltern zu sein, um sie mitzunehmen. Annabel soll dieses Spiel mitspielen und so tun, als ob das stimmt, dass sie aus der Anstalt entkommt. Doch sie schafft es nicht, weil sie sich nicht mehr an ihre Eltern erinnern kann. Sie sind wie aus ihrer Erinnerung gelöscht. Damit beginnt die skurrile Geschichte der vier Hauptcharaktere. Da sie in der Schule nicht viel miteinander zu tun hatte, lernen sie sich im Laufe der Handlung besser kennen. So erfährt Annabel auch, dass die Jungs, die sich schon länger in der Anstalt befinden ebenfalls nicht mehr an ihre Eltern erinnern können und nach einer Möglichkeit suchen, die Anstalt zu verlassen. Die Sicht des allwissenden Erzählers macht es dabei ziemlich einfach, hinter die Fassade jedes Einzelnen zu blicken, und neben den Dialogen herauszufinden, wie die Teenager in die Lage gekommen sind. Dieser Weg, den die vier Jugendlichen gehen, ist ein gefährlicher, der immer wieder durch verwirrende Geschehen undurchsichtiger wird. Der Autor spielt gekonnt mit eingebrachten Rätseln und neuen Herausforderungen, die richtig Spannung aufkommen lassen. Man fliegt dank des leichten Schreibstils regelrecht über die Zeilen. »Das Spiel zwischen Gut und Böse wird nicht im Himmel ausgetragen und auch nicht in der Hölle. Es findet in dir selbst statt. Und wenn du ganz leise bist und in dich hineinhorchst, dann kannst du das Klirren der Schwerter auf dem Feld deiner Angst hören. Aber ich will nicht mehr kämpfen, ich will keine Schmerzen mehr spüren. Deshalb habe ich mich für eine Seite entschieden. – Für welche Seite hast du dich entschieden, […]?« Seite 334 Beim Lesen erging es mir nicht anders als den vier Teenagern. Fragen, Antworten und wilde Theorien machten sich in meinem Kopf breit und veranlassten mich dazu, der Geschichte weiter zu folgen. Ich wollte unbedingt wissen, welchen Sinn das Ganze hat und wie das Puzzle zu einem Ganzen zusammengefügt wird. Es war fast unerträglich, mit jeder dazu gekommenen Wendung an ein Ende zu glauben. Die Story kreiert eine Welt, der man sich nicht entziehen kann und es fällt schwer sich davon zu lösen. Als die Jugendlichen aus der Anstalt geflohen sind, verbrachten sie ihre Zeit in Richmond (London), bevor es weiter nach Willowsend zu einem Haus am See ging, dass den Eltern von einem der vier gehört. Zu diesem Zeitpunkt fällt besonders auf, dass die Erinnerungen der Charaktere nicht gänzlich verschwunden sind und sie immer wieder zutage gefördert werden. Diese Stelle ist ganz besonders, weil sie am Ende eine wichtige Rolle spielt, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Im letzten Teil des Buches gab es nur noch eine Aneinanderkettung von Ereignissen, denen ich ungläubig folgte und an einem Stück gelesen habe. Die einzelnen Glieder der Kette fügten sich zusammen und sorgten für einen gewaltigen „WOW-Effekt“, der noch lange nachhallen wird. Woran nicht zuletzt die Aktualität der Handlung schuld ist, die die Homosexualität thematisch ein bisschen aufgreift. Aber auch Themen wie Freundschaft und Vertrauen, sowie die Liebe bleiben nicht außen vor. Das Geschehen wurde von einem fiktiven Interview unterbrochen. Dieses kommt zunächst wie ein zusammenhangsloser Teil daher, bei den man verzweifelt versucht eine Verbindung zur Haupthandlung herzustellen. Dieses Interview wird von Laura Finnagan (BBC-Inside) und Nicolas Hill (Pressesprecher Hillhouse Institut) geführt. Daraus geht hervor, dass das Institut eine wissenschaftliche Technologie hergestellt hat, die die Intelligenz der Menschen übersteigt. Es ist die Rede davon, diese Technologie wieder zu zerstören, weil man sich den Konsequenzen dieser nicht bewusst ist. Man erfährt aber noch nicht, was das Interview mit der Geschichte zu tun hat. Es taucht partiell auf und man gewinnt immer mehr Informationen dazu. Irgendwann ist dieses Interview spannender als die eigentliche Handlung. Dazu sollte man noch erwähnen, dass die eigentliche Geschichte in der Zeit der Mondlandung (1969) spielt und das Interview 50 Jahre danach, also 2019. Ein bisschen schade ist es, dass man das Jahr 1969 gar nicht so sehr bemerkt hat, außer an der erwähnten Apollo 11 Mission. Fazit Es ist nicht einfach, zu diesem Buch etwas zu sagen, ohne in Spoilern zu reden. Es handelt sich hierbei um eine deutliche Leseempfehlung für alle Leser ab 12 Jahren. Wer also einen atmosphärischen und spannenden Jugendthriller sucht, der gefüllt mit Wendungen und interessanten Verwirrspielen ist, liegt mit Remember genau richtig. Zudem bietet das Buch sehr eigenwillige Charaktere, die im Fokus liegen und durch die Handlung nochmals extra hervorgehoben werden. Wie, erfährt man im Buch. Man fiebert und rätselt mit und hofft des Rätsels Antwort zu finden – bis zum Schluss.
Invalid Date29. Juni 2025
Remembervon Roland JungbluthArena