Dieses Buch fiel mir schon im April auf als es erschien, doch wanderte als erstes auf die Wunschliste.
Der Klappentext war verlockend nicht nur ein normaler Roman da es sich um die kleine vierjährige Ruthie handelt die spurlos verschwindet.
Dachte Mir lies es wenn du mit deinem aktuellen Thriller & Roman fertig bist, dies wird was größeres werden & ich kann euch sagen, Leute es ist bis dato mein HIGHLIGHT des Jahres.!!!
Ich habe gefühlt noch nie so viele Tränen vergossen bei einem Buch lesen wie bei diesem!
Es fesselte mich von der ersten Seite da es sich um eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia handelt.
Die die mich kennen wissen wie ich zu den Einheimischen Kulturen stehe.
Die Geschichte hat so viele Emotionen , höhen & tiefen dass man das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Für ein Debut Roman der Schriftstellerin, Hut ab ! WOW Ich freu mich schon auf weitere Bücher .
Danke @amandapetersauthor für dieses Meisterwerk
Ein packender und berührender Roman, dessen sinnliche Sprache mich die Gerüche, Farben und Geräusche in Maine und Nova Scotia hat spüren lassen. Ich war ganz da.
Ruthies Geschichte wird eindringlich und gefühlvoll erzählt, Joes Leben hingegen hat mich regelrecht um diesen Jungen trauern lassen. Zwischendurch trat die Story etwas auf der Stelle und ich hätte mir noch etwas mehr gesellschaftliche Hintergründe gewünscht.
Insgesamt auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Dieses Buch war in vielerlei Hinsichten interessant und hat mich gleichzeitig auch auf emotionaler Ebene berührt.
Erst einmal möchte ich sagen, dass der Schreibstil super einfach war, nicht zu hoch geschwollen und ich konnte das Buch sehr schnell lesen, auch wenn die Kapitel immer sehr lang waren.
1962 verschwindet die vierjährige Ruthie und fast fünfzig Jahre lang weiß keiner was mit ihr geschehen ist und ob sie überhaupt noch lebt. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen wie es dieser Familie gehen muss, vor allem, weil sie danach noch so viel schlimmes ertragen müssen, viele weitere Rückschläge. Doch sie geben nicht auf und deswegen zeigt dieses Buch auch wie wichtig Hoffnung ist und das es manchmal auch gut ist nicht immer gleich aufzugeben.
Ich fand es aber auch sehr spannend wie man nebenbei etwas über die Mi’kmaq’s, einem indianischen Volk erfahren hat. So war das Buch nicht nur spannend und emotional , sondern konnte auch noch Wissenswertes bieten.
Auch wenn man ziemlich schnell als Leser schon den Plot Twist gecheckt hat, war das Buch nicht langweilig oder uninteressant für mich. Im Gegenteil, mir hat es trotzdem sehr Spaß gemacht es weiter zu lesen und darauf zu hoffen, dass die Protagonisten endlich und auch rechtzeitig noch 1 und 1 zusammenzählen. Ein bisschen schade fand ich nur, dass es dann doch ein wenig schnell mit dem Ende und dem Herausfinden ging. Es kam so plötzlich und auch irgendwie trocken rüber, wie es im Endeffekt aufgelöst wurde.
Zusammenfassend war das Buch eine spannende, emotionale und interessante Erfahrung und es hatte mir sehr Spaß gemacht es zu lesen.
"In kleinen Städten sitzen Vorurteile tief, und kein Mensch entschuldigt sich dafür." [S. 171]
Die kleine Ruthie verschwindet eines Sommers beim Beeren pflücken mit ihrer indigenen Familie und wächst dann als Norma bei einem kinderlosen weißen Paar auf.
Doch Blut ist dicker als Wasser und so wie Norma merkt, dass ihre (neue) Mutter/Familie irgendetwas vor ihr verbirgt, so kann ihre richtige Familie sie nicht vergessen und den Verlust und die Trauer nicht verarbeiten.
Die überschwengliche Begeisterung, die dieser Roman bei vielen hervorgerufen hat kann ich nicht vollends teilen.
Das war eine gute Geschichte, welche ich gerne gelesen habe, die mir auf den 316 Seiten aber stellenweise zu fad gewesen ist.
Was die zwischenmenschlichen Beziehungen und familiären Bindungen angeht, war das interessant zu lesen, so richtig packen konnte mich die Story aber dennoch nicht.
Vor allem mit Ruthie/Norma bin ich gar nicht warm geworden und so fehlte mir bis zum Ende die emotionale Tiefe und Verbundenheit zu den Figuren.
Zwar hat mich das Ende dann versöhnlich mit dem Buch gestimmt, aber leider fand ich dieses im Verhältnis zur Langatmigkeit der restlichen Story leider viel zu kurz abgehandelt.
Eine flüssig erzählte, nahegehende Geschichte um Verlust, Schuld, Trauer, Familienzusammengehörigkeit und Liebe.
In den Wäldern von Maine verschwand Anfang der 1960er Jahre die 4jährige, indigene Ruthie. Was dieser Verlust in ihrer Familie bewirkt erzählt dieser Roman aus Sicht ihres Bruders Joe und aus Sicht von Nora, die immer wieder eigenartige Träume hat.
Die Geschichte war bis zum Schluss spannend und interessant. Leider kamen die Protagonisten mir nicht so nahe, blieben relativ oberflächlich, da im Berichtsstil erzählt wurde. Trotzdem war die Motivation, die die einzelnen Personen zu ihren Handlungen antrieb, nachvollziehbar und glaubwürdig.
Ich habe das Buch gehört und konnte der Geschicht sehr gut folgen, denn der Schreibstil von ist klar, anschaulich und auf den Punkt gebracht. Die Stimme der Leserin hat mir nicht so zugesagt, aber das ist ja subjektiv.
BEEREN PFLÜCKEN
Amanda Peters
1962:
Jedes Jahr kommt der nordamerikanische indigene Lewis mit seiner Familie von Nova Scotia nach Maine, um bei der Beerenernte zu helfen. Auf der Plantage von Mr. Ellis organisiert und koordiniert er die Helfer. Seine vier älteren Kinder unterstützen ihn tatkräftig bei der Arbeit, während die jüngste Tochter, die vierjährige Ruthie, bei ihrer Mutter bleibt. Diese sorgt für die Verpflegung der Erntehelfer.
Mittags versammelt sich die Familie zum Essen am großen Stein, bevor die Jungen noch ein schnelles Bad im See nehmen, ehe die Arbeit weitergeht.
Doch eines Tages, nach dem gemeinsamen Mittagessen, ist Ruthie plötzlich verschwunden – nur einen kurzen Moment war man unachtsam. Eben noch hatte sie mit ihrem Bruder Joe auf dem großen Stein gesessen.
Trotz tagelanger Suche bleibt das kleine Mädchen unauffindbar. Die Polizei zeigt kaum Einsatz – für ein „indianisches Mädchen“ lohnt sich der Aufwand offenbar nicht. Ruthie bleibt verschwunden.
Jahre später:
Norma wächst überbehütet bei ihrer Mutter in Boston auf. Sie darf das Grundstück nicht verlassen und sich auch nicht mit Klassenkameradinnen treffen. Am liebsten ist es ihrer Mutter, wenn Norma im Haus bleibt und mit ihrer Puppe spielt – selbst dann noch, als sie längst dem Puppenalter entwachsen ist.
Norma wird von Albträumen geplagt. In ihnen sieht sie sich mit einem Bruder namens Joe spielen. Immer wieder hört sie die Stimme einer Frau, die sie "Mama" nennt – doch dieses Bild passt nicht zu der Frau, mit der sie lebt.
Fragen zu ihrer anderen Hautfarbe werden abgeblockt. Fotos aus ihrer Babyzeit gibt es angeblich nicht mehr – sie seien bei einem Brand zerstört worden. Wenn Norma nachhakt, bekommt ihre Mutter „Kopfschmerzen“ – und das Thema ist beendet.
Immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass Normas Eltern nicht ihre leiblichen sind. Doch es wird Jahrzehnte dauern, bis sie der Wahrheit auf den Grund kommt.
Amanda Peters ist mit diesem Buch ein beeindruckendes Debüt gelungen. Besonders der lebendige, einfühlsame Schreibstil und der durchdachte Aufbau haben mich begeistert. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Joe und Norma erzählt. Als Leser weiß man früh, dass Norma in Wahrheit die verschwundene Ruthie ist – dennoch bleibt es spannend, wie sich die beiden Erzählstränge langsam aufeinander zubewegen.
Mich hat das Buch absolut überzeugt. Es ist authentisch, bewegend und von einer tiefen emotionalen Kraft. Ich konnte es kaum aus der Hand legen – besonders das Ende hat mich sehr berührt.
Fazit:
Highlight! Ein Debütroman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte.
Ganz große Leseempfehlung!
5+/5
eine echt interessante story aber es hat sich etwas gezogen und ich hab’s mir leider ganz anders vorgestellt und mochte die umsetzung nicht ganz so gerne.
Eine Geschichte die bewegt, zwei Leben die nicht gradlinig laufen aber so echt wirken
Ich habe die Idee sehr gemocht, die Perspektiven die zwischen den beiden wechseln und zwei Leben so ehrlich und rau Beschrieben werden wie das Leben so ist. Im Hörbuch gibt es zwei Stimmen die einfach perfekt waren. Es war einfach wirklich schön zu hören.
Schöner Roman, Mittelteil etwas schwach.
Mich hat es teilweise genervt da es lange dauert bis die zwei Erzähler auf einen Nenner kommen, wir als Leser aber längst Bescheid wissen.
Das Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft
Juli 1962. Eine Mi’kmaq-Familie aus Nova Scotia kommt in Maine an, um den Sommer über Blaubeeren zu pflücken. Plötzlich ist die vierjährige Ruthie verschwunden. Ihr Verschwinden wirft Rätsel auf, die vor allem ihren Bruder Joe, aber auch die gesamte Familie verfolgen und fast 50 Jahre lang ungelöst bleiben.
In Maine wächst ein Mädchen namens Norma als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater ist emotional distanziert, ihre Mutter erdrückend überfürsorglich. Norma wird oft von wiederkehrenden Träumen geplagt. Mit zunehmendem Alter ahnt sie, dass ihre Eltern ihr etwas verheimlichen.
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Nachdem ich sehr viel positives über dieses Buch gehört hatte, war ich wirklich gespannt. Leider konnte es mich nicht so richtig überzeugen. Ich brauchte lange um in die Geschichte reinzufinden. Durch den Wechsel zwischen Joe und Norma (es ist direkt klar, dass sie Ruthie ist) kommt ein bisschen Fahrt auf, allerdings plätschern beide Handlungsstränge eher vor sich hin. Norma merkt zwar, dass etwas nicht stimmt, aber sie ist nicht wirklich hinterher es herauszufinden. Klar, anfangs war sie ein Kind, aber ein Kind ist doch neugierig und hinterfragt. Sie war mir zu passiv.
Joe wird von Schuldgefühlen und Trauer geplagt und das zieht sich durch sein komplettes Leben, was irgendwann auch recht langatmig wurde. Beide Protagonisten blieben für mich ziemlich blass.
Lediglich die letzten ca. 30 Seiten gingen plötzlich schnell und gerade da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Ebenso finde ich es schade, dass wir gar nicht so viele Einblicke bekommen haben über das Leben der Mi’kmaq.
Der Ansatz der Geschichte war gut und es ist auch wichtig z.B. diese kulturelle Entwurzelung aufzuzeigen. Mich konnte das Buch jedoch nicht überzeugen.
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Das Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft
Ein leises Meisterwerk, das laut nachhallt.
Vor einem Jahr hat mir eine Freundin von einem Roman erzählt und wie sie dabei sprach, wusste ich sofort. Das ist kein gewöhnliches Buch. Sie war bewegt, tief berührt und voller Begeisterung. Ein Debüt, auf Englisch gelesen, mit einem Cover, das allein einladend ist. Der Titel: „Beerenpflücken“ von Amanda Peters. Ich habe sehnsüchtig auf die deutsche Übersetzung gewartet und wurde in keiner Weise enttäuscht.
Über die Autorin habe ich folgendes erfahren: Amanda Peters ist eine kanadische Autorin mit Wurzeln sowohl in der Mi’kmaq-Gemeinschaft als auch in der europäischen Siedlerkultur.
Die Geschichte beginnt in den 1960er-Jahren, in Maine, auf den Blaubeerfeldern, wo indigene Familien unter harten Bedingungen arbeiten. Und dann verschwindet Ruthie, fast fünf Jahre alt, spurlos. Was folgt, ist kein klassischer Krimi, kein bloßes Familiendrama. Es ist ein Roman über Verlust, Identität, Erinnerung und Herkunft. Über zwei Familien, die durch ein traumatisches Ereignis auf schicksalhafte Weise miteinander verwoben sind.
Mich hat dieses Buch auf vielen Ebenen bewegt Der ruhige, fast nostalgische Stil, der trotzdem so viel Kraft transportiert. Die tief empfundene Menschlichkeit, mit der Peters ihre Charaktere zeichnet, besonders die indigene Familie, deren Zusammenhalt trotz aller Not und Diskriminierung nie zerbricht. Aber auch die Figur der Adoptivmutter, voller Angst, Liebe und innerer Zerrissenheit.
Was dieses Buch für mich zur literarischen Perle macht, ist sein aufrichtiger Blick auf eine Realität, die oft verschwiegen wird. Die verlorenen Namen, Sprachen, Geschichten. Der Rassismus, die fast sklavischen Bedingungen. Amanda Peters schreibt darüber nicht mit Wut, sondern mit einem klaren, würdevollen Ton und gerade das macht es so eindrucksvoll.
Die Auflösung ist unausweichlich, man kennt den Ausgang fast von Beginn an. Aber der Weg dorthin, über Jahrzehnte, über Perspektiven, über das Ringen mit Wahrheit und Identität, das ist die eigentliche Reise. Eine Reise, die ich mit dem Herzen gemacht habe und die mich auch nach dem letzten Satz nicht loslässt.
Ich weiß jetzt schon: Beerenpflücken wird eines dieser Bücher sein, das ich in Gesprächen immer wieder erwähne, als Empfehlung, als Mahnung, als Erinnerung. Und vor allem als Zeugnis dafür, wie wichtig es ist, dass Stimmen wie die von Amanda Peters endlich Gehör finden.
Was passiert mit zwei Familien, wenn ein kleines Mädchen entführt wird? Was bedeutet ein solcher Verlust für die Familie, in die es geboren wurde – und was für jene, die es zu ihrer eigenen gemacht hat? Die Geschichte folgt vor allem den beiden jüngsten Geschwistern und lebt von der besonderen Perspektive: Der Leser weiß von Beginn an mehr als die Figuren selbst, was eine durchgehende Spannung erzeugt. Sprachlich gewandt und berührend erzählt, wirft das Buch auch ein Licht auf die Lebensrealität der indigenen Bevölkerung in Maine und Nova Scotia.
Nach gut 300 Seiten war die Geschichte leider schon zu Ende – ich hätte gern noch länger mit Ruthie und ihrer Familie verbracht.
Ok, ich habe geweint. Mich hat das echt gekriegt und das Thema, die Tragik..sind genau meins!! Krass fand ich den Verlust, der in der Mitte des Buches entsteht, auf den einen nichts vorbereitet- das könnte sicherlich die ein oder anderen Leserin triggern.. allgemein geht es eben viel und oft um den Verlust von Kindern.. 💔
Nennen des I-Worts relativ häufig.. wohl Zeitkolorit.. die Übersetzung sei in enger Absprache mit der Autorin, selbst indigene Wurzeln, entstanden.
In diesem Buch werden die Geschichten zweier Leben erzählt.
Da ist zum einen Joe am Ende seines Lebens. Er ist Mitglied einer indigenen Familie, die im Sommer 1962 den Verlust der vierjährigen Ruthie verschmerzen musste. Die Familie reiste damals zum Beerenpflücken nach Maine. Alle trugen so zum Haushaltseinkommen bei. Eines Tages war das jüngste Kind dann nicht mehr auffindbar. Wie dies die Leben der Familienmitglieder in den folgenden Jahren und Jahrzehnten geprägt hat, erzählt Joe in der Rückschau.
Zum anderen erzählt Norma ihre Geschichte. Sie wächst als Einzelkind auf, der Vater distanziert, die Mutter erdrückend mit ihrer Fürsorge. Es ist schwierig für sie eine normale Kindheit und Jugend zu verleben und nach und nach beginnt sie zu verstehen, dass dies seine Gründe hat, die tief in der Vergangenheit verborgen liegen.
Ich fand die Geschichte wirklich schön und zugleich traurig erzählt. Die Lebensgeschichten so emotional und detaillreich, die Chraktere sehr speziell und mit hohem Wiedererkennungswert. Mir gefiel der tiefe Einblick in das Leben der indigenen Familie und zeitgleich das Behandeln schwieriger Themen, wie der Verlust von Kindern, Alkoholismus und Depression.
Es war kein absolutes Highlight für mich, aber einfach eine schön erzählte Geschichte mit Tiefgang, perfekt für die kommenden Sommermonate.
Amanda Peters liefert uns mit ihrem Debütroman "Beeren pflücken" eine Geschichte über die ungebrochene Hoffnung einer Familie, deren Tochter von einem Moment zum anderen spurlos verschwunden ist.
Wir schreiben das Jahr 1962. Nova Scotia, auch unter dem Namen Neuschottland bekannt, ist eine kleine Provinz im Osten Kanadas, die an der Atlantikküste liegt. Hier lebt die Familie von Ruthie und Joe. Jeden Sommer reisen sie alle gemeinsam nach Maine, um dort für die Grundbesitzer die Blaubeeren zu ernten. Doch dieses Jahr hält das Grauen in der Familie Einzug: Die vierjährige Ruthie verschwindet spurlos. Ihr Bruder Joe war der letzte, der Ruthie auf einem Stein am Feldrand sitzend gesehen hat.
"Manche Wunden sind nicht zu heilen. Manche Wunden schließen sich nie, vernarben nie. Doch je weiter entfernt von der Verletzung ich war, desto einfacher wurde es zu lächeln."
In Maine lebt Norma mit ihrem Vater und ihrer Mutter. Es mangelt ihr eigentlich an nichts, in dieser wohlhabenden Familie. Aber die Liebe und Fürsorge ihrer Mutter erdrückt Norma. Sie darf das Grundstück nicht verlassen, außer um zur Schule zu gehen. Nachts hat Norma oft seltsame Träume von ihrer Mutter, die aber ganz anders aussieht. Wenn sie mit ihrer Mutter darüber spricht, bekommt diese oft fürchterliche Kopfschmerzen und Norma mehr und mehr Schuldgefühle. Während Norma älter wird, stellen sich ihr vermehrt Fragen. Warum gibt es keine alten Fotos von ihr als Baby? Warum wird ihre Haut im Sommer so viel dunkler, als die ihrer Eltern. Überhaupt findet sie, mit Ausnahme der braunen Augen, nicht viel Ähnlichkeiten. Norma kommt an den Punkt, an dem sie merkt, dass ihre Eltern ihr etwas verheimlichen.
"Ich wollte wieder die sein, die ich vor ihr (der Stille) war, aber ich wusste nicht wie."
Von Anfang an ist klar, dass Norma die kleine Ruthie ist. Dieser Umstand nimmt der Geschichte absolut die Spannung. Allerdings ist das wahrscheinlich auch nicht das Anliegen der Autorin. Sie legt den Fokus eher auf andere Aspekte. Was macht es mit einer Familie deren Kind spurlos verschwindet? Welche Zweifel, Ängste und Hoffnungen werden ausgelöst? Zerbricht die Familie daran? Und was ist mit der anderen Familie? Wie gehen sie mit aufkommenden Fragen um? Haben sie Schuldgefühle? Wie lange kann man ein Lügengeflecht aufrechterhalten?
Am Rande, für meinen Geschmack jedoch viel zu dürftig, geht Peters auch auf die Diskriminierung der indigenen Völker ein. Die Familie von Ruthie gehört dem Stamm der Mi'kmaq an. Als Ruthie verschwindet hat die Polizei besseres zu tun, als sich um ein verschwundenes Indianermädchen zu kümmern - müssen die Eltern halt besser auf ihre Kinder aufpassen. Hier hätte es für mich einen größeren Einblick in das Leben und die Veränderungen der indigenen Volksgruppen geben sollen. Vor allem da Peters selbst sogar Mi'kmaq-Wurzeln hat. So waberte deren Lebensweise im Nebel und führte auch dazu, dass mich die Geschichte, obwohl sie sehr einfühlsam erzählt ist, nicht vollends überzeugen konnte.
Es ist ein wirklich guter Roman, den ich auch gerne gelesen habe, doch ein Highlight war es für mich leider nicht.
Nova Scotia, 1962: Eine Mi’kmaq-Familie kommt wie jeden Sommer nach Maine zum Blaubeerpflücken – doch dann verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos. Jahrzehnte später wächst Norma in einer weißen, wohlhabenden Familie auf. Sie hat dunklere Haut als ihre Eltern, keine Babyfotos und diese Träume, die sich nicht wie Träume anfühlen. Zwei Erzählstränge, ein zentrales Trauma – und die Frage: Was macht das Verschwinden eines Kindes mit denen, die zurückbleiben? 📍
Amanda Peters schreibt ruhig, fast nüchtern – und genau das trifft manchmal so hart, dass ich kurz durchatmen musste. Es ist kein „Pageturner“, sondern ein slow-paced Buch, das sich in Wellen emotional in dich reinfrisst. Zwei Perspektiven, Norma und Joe – beide absolut greifbar, beide so unterschiedlich, aber durch Schmerz verbunden. 🖋
Was ich aber ansprechen will – und muss – ist die Sprache der deutschen Übersetzung. Das Wort „Indianer“ taucht mehrfach auf. Und das hat mich beim Lesen immer wieder rausgebracht.
Im Deutschen ist dieser Begriff stark kolonial belastet, verknüpft mit Klischees, Kindheitskostümen und Karl-May-Vorstellungen. Ich finde: Gerade in einer Geschichte über indigene Identität sollte man sich da sehr bewusst sein. Gleichzeitig steht im Buch, dass die Übersetzung in enger Absprache mit der Autorin entstanden ist – und Amanda Peters ist selbst Mi’kmaq und europäischer Herkunft. Ich bin es nicht, so who am I to judge? Vielleicht war das ihre bewusste Entscheidung. Vielleicht hätte aber ein kurzes Vor- oder Nachwort helfen können, das einordnet, warum bestimmte Begriffe verwendet wurden – gerade für ein deutschsprachiges Publikum. Auch das Wort „dunkelhäutig“ kommt zweimal vor und auch das ist kein neutraler Begriff, hier hätte man das Wort "BIPoC" verwenden können.
Die Geschichte ist keine klassische „Wer-war’s“-Story. Was mit Ruthie passiert ist, wissen wir Leser:innen praktisch von Seite 1 an. Es geht nicht um den Schock, sondern um das Danach. Was macht ein verschwundenes Kind mit den Menschen, die es zurücklässt? Joe läuft sein Leben lang vor der Schuld davon, Norma vor sich selbst. Beide versuchen, einen Weg zu finden – raus aus der Ohnmacht, hin zur Wahrheit. 📖🫐
„Deshalb fand ich es seltsam, dass es kein Wort für ein Elternteil gibt, das sein Kind verliert […] Kein Wort könnte je das Gefühl beschreiben, also lassen wir es unausgesprochen.“
Ich dachte erst: Okay, ruhiger Erzählstil, alles vorhersehbar – wird das mich wirklich packen?
Ja, hat es. Nicht, weil so viel passiert – sondern weil so viel bleibt. Diese Themen: Herkunft, Sprachverlust, Schuld, Vergebung – das alles zieht sich durch wie ein feiner Riss. Und am Ende saß ich da und war einfach kurz still. Weil das Buch weh tut, ohne manipulativ zu sein. Und weil es eine Geschichte erzählt, die sonst oft nicht erzählt wird. 💭
Fazit" Beeren pflücken" ist kein Buch, das dich mit Plottwists umhaut – aber eins, das lange nachhallt. Es spricht über indigene Erfahrungen, über Sprachverlust, über familiäre Traumata – und über das, was bleibt, wenn alles andere zerfällt. Ich empfehle es allen, die Lust auf eine starke, leise Geschichte haben, die nicht perfekt sein muss, um wichtig zu sein. Und ich empfehle es ganz klar für Buchclubs – da gibt’s richtig viel zu diskutieren. Auch sprachlich. ⭐️⭐️⭐️⭐️
Danke an HarperCollins für das Rezensionsexemplar.
Die Geschichte eines Verschwindens aus zwei Perspektiven
Ein Kind verschwindet und außer der eigenen Familie scheint es niemanden zu kümmern. Tiefer kann Rassendiskriminierung kaum greifen. Denn so geschieht es als die kleine Ruth verschwindet. Ihre Familie gehört zu den Mi'kmaqs, die in Novia Scotia (Kanada) beheimatet sind und zum Arbeiten nach Maine (USA) kommen. Sie werden geduldet, weil die Arbeitskraft benötigt wird, aber ein Interesse an Integration gibt es nicht.
Die Geschichte beginnt in den 60er Jahren, aber auch die kommenden Jahrzehnte bringe keine wirkliche Verbesserung.
Die Spannung des Buches besteht nicht darin, was mit Ruth passiert ist, denn das wird schon sehr schnell klar, sondern, wie die Leben zweier Menschen verlaufen und der Hoffnung, ob sie sich wiedersehen.
Erzählt wird abwechselnd aus Sicht von Joe, dem jüngsten Sohn der Familie und älteren Bruder von Ruthie und aus Sicht von Norma und - Achtung Spoiler - die eigentlich Ruthie ist.
Obwohl es teilweise schwer auszuhalten war, könnte ich nicht aufhören zu lesen. Ich habe mit Joe mitgelitten. Er war selbst noch ein Kind, als seine Schwester, ohne Spuren zu hinterlassen, von einem Moment auf den nächsten verschwand. Aber diese Tatsache und die (unnötige) Schuld, die er sich selbst aufgeladen hat, beeinflussen sein halbes Leben. Weitere Schicksalsschläge und Verzweiflungstaten lassen ihn ausbrechen und alles hinter sich zu lassen, was ihm lieb ist. Während wir ihn auf seinem Roadtrip begleiten, lernen wir Norma kennen, die oft so nah an der eigenen Wahrheit ist und dann doch daran vorbei schlittert. Ein Leben voller Entbehrungen, von denen sie vielleicht etwas ahnt, das aber lange, lange Zeit unentdeckt bleibt.
Amanda Peters schafft es mich immer wieder verzweifeln zu lassen, aber dennoch die Hoffnung zu schüren, dass eines Tages alles gut wird. Der Roman hat mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte und das ist eines dieser Bücher, dass das Fernweh entfacht. Ich habe wieder große Lust auf Kanada. Ich möchte nach Nova Scotia, möchte die Badlands und Grassland sehen und vielleicht in Maine Beeren pflücken.
Ich hatte mir unter dem Buch was ganz anderes vorgestellt . Eigentlich hätte das Thema der Geschichte sehr packend und bewegend sein können. Leider konnten meine Emotionen nicht gecatcht werden. Entweder war's der falsche Zeitpunkt für dieses Buch oder irgendwas daran konnte mich einfach nicht erreichen. Den Schreibstil empfand ich nicht besonders und auch mit den Charakteren konnte ich nicht mitfühlen. Das Ende der Geschichte war dann leider sehr vorhersehbar und übertrieben kitschig, sodass dies auch nichts mehr rausreißen konnte.
5-Tränenbuch, dass ich nicht aus der Hand legen mochte. Vorhersehbar, aber die Charaktere sind so wunderbar erzählt und das Buch ist so berührend , sehr empfehlenswert
In dem Buch geht es um die beiden Geschichten von Joe und Norma. Joe fährt jedes Jahr mit seiner Mi'kmaq-Familie nach Maine um dort Blaubeeren zu pflücken. Doch in einem Sommer verschwindet seine kleine Schwester Ruthie. Norma wächst bei ihren Eltern in Maine auf, die sie zwar auf ihre Weise sehr lieben, aber emotional distanziert sind und sie überbehüten. Ihr wird früh klar, dass irgendetwas an ihrer Geschichte nicht stimmt, geht dem jedoch lange Zeit nicht genauer nach.
Das Buch war ganz anders als ich es erwartet habe, aber eigentlich viel besser. Ich hatte erwartet, dass es mehr Spannung gibt und man miträtselt um herauszufinden wie die Geschichten von Joe und Norma zusammen gehören. Es ist jedoch relativ schnell klar. Dafür geht es in den Geschichten der beiden viel um die Liebe und den Schmerz zu dem diese führen kann, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Ich fand die Figuren und ihre Geschichten authentisch und habe mit ihnen mitgefühlt. Ich habe mitgefiebert, ob Joes Familie Ruthie wiederfindet und gehofft, dass auch Norma sich überwinden kann ihren Fragen nachzugehen. Die Figuren und ihre Herkunft als "Indianer" waren gut recherchiert und es wurde gut in die Geschichte eingebaut, was dies für sie bedeutete.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen und würde es sofort nochmal lesen.
Viel Potenzial, aber dennoch nichts, was mir länger in Erinnerung bleiben wird
Sommer 1962 in Maine. Eine Mi’kmaq-Familie ist hier, um den Sommer über in der Blaubeeren-Ernte zu arbeiten. Unter ihnen auch der sechsjährige Joe und seine vierjährige Schwester Ruthie. Eines Tages ist Ruthie verschwunden - eben sah Joe sie noch auf einem großen Stein am Rande des Beerenfeldes sitzen, dann ist sie weg. Nie wird Joe darüber hinweg kommen, seine kleine Schwester verloren zu haben. Sein ganzes Leben begleiteten ihn der Schmerz und die Schuldgefühle.
Norma, Tochter einer privilegierten weißen Familie, wächst in Maine auf. Doch irgendetwas stimmt nicht, sie wird bin wiederkehrenden Alpträumen geplagt und irgendwie fühlt sie sich „falsch“, ihr Leben fühlt sich „falsch“ an.
Eine vielversprechende Story, ein wunderschönes Cover. Doch so richtig fesseln konnte mich die Geschichte nicht. Die düstere, ja fast schon deprimierende, Stimmung ist zwar in gewisser Weise sehr passend, aber der eine oder andere positiv Aspekt, der das Leseerlebnis ein wenig aufwertet, hätte der Story nicht geschadet.
Ich habe das Buch tatsächlich in Etappen gelesen, es zwischendurch zur Seite gelegt, weil ich einfach keine Lust hatte, weiterzulesen.
Auch die Charaktere blieben mir bis zum Ende fremd, ich konnte keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen. Joe, der an seinen Schuldgefühlen fast zugrunde geht und Norma, die mir, nun sagen wir mal, zu naiv und gutgläubig war, was mich stellenweise regelrecht genervt hat.
Alles in allem eine sicherlich interessante Geschichte, eine Geschichte mit viel Potenzial, aber dennoch leider nichts, was mich fesseln konnte, bzw. mir länger in Erinnerung bleiben wird.
3/5*
Seit langem hat mich mal wieder ein Buch so richtig hineingezogen und ich habe alles mitgefühlt.
Es handelt von einem schrecklichen Verlust bei der einen Familie, die indigene Wurzeln hat und der Suche nach Identität bei einem Mädchen, das heranwachst.
Der Umgang der „Weißen“ mit den Indianern, die hier auch so genannt werden wird am Rande und subtil beschrieben und macht wütend.
"Bis zu meinem Todestag und der ist nicht mehr allzu fern, werde ich mich an den Klang der Stimmen erinnern, die Ruthie's Namen riefen"
Normalerweise mache ich mir immer vorab ein paar Notizen, dieses Buch musste ich allerdings im Ganzen erstmal sacken lassen.
Es ist 1962 die Familie angehörig eines indianischen Mi'kmaq Stammes, kommend aus Nova Scotia, verbringen ihre Sommer in Maine auf dem Feld zum Beeren pflücken, es ist keine leichte Arbeit womit sie sich ihren Lebensunterhalt finanzieren. Das jüngste Kind, die kleine vierjährige Ruthie, verschwindet plötzlich von einem auf den anderen Moment, keiner weiß was passiert ist.
Wir lesen hier aus zwei Perspektiven, -
von Joe der von seinem eigenen Leben erzählt, einem Leben das von Emotionen eingenommen wird, besonders ab dem Zeitpunkt des Verschwindens seiner Schwester.
Joe fühlt sich schuldig, kommt mit der Situation des Verlustes nicht klar. Bis zuletzt, flüchtet er daher immer wieder in die Weite des Landes, umgeht der Geborgenheit seiner Familie. Selbst als Joe krank wird, tut er sich weiterhin schwer innerlich zur Ruhe zu kommen.
Und von Norma die ein Leben isoliert durch ihr Elternhaus lebt, ihre sorgenvolle Mutter erlitt mehrfach einer Fehlgeburt, jegliche Gefühle der Angst unter anderen durch ihre Kopfschmerzenattacken werden ihrer Tochter übermittelt. Norma wird Erwachsen, trifft Entscheidungen die von Stärke zeugen, die sich auf die Suche begiebt, sich an Träume ihrer Kindheit erinnert, weil sie spürt, da muss es ein Vorher gegeben haben.
Ebenfalls geht es um Mütter die jeweils anders mit dem Verlust der eigenen Kinder umgehen müssen. Zwei Familien die zu einer Geschichte führen.
"Ich beugte mich vor und umarmte sie, nahm den Geruch auf - nicht nach Holzrauch und Kartoffeln, sondern nach Babypuder und Rosenshampoo. Und es war der Geruch meiner Mutter."
Eine berührende Geschichte über das Scheitern, Lügen, Wachstum, Trauer, Liebe und Hoffnung.
Die Erzählweise ist sehr angenehm, das Buch hat mir tolle Lesestunden, besonders in der Natur bereitet.
Ein wundervoller nicht umsonst preisgekrönter Debüt Roman aus Kanada, der Autorin Amanda Peters, deren Vorfahren selbst der Mi'kmaq zugehörig waren.
✨Rezensionsexemplar✨
Das war mein erstes Buch der Autorin und mit einer Einschränkung hat es mich überzeugt und auch sehr berührt:
In Maine der 1960er Jahre verschwindet die kleine Ruthie spurlos. Die Mi’kmaq Familie aus Nova Scotia ist dort jedes Jahr für die Blaubeerernte. Nach dem tragischen Verlust der kleinen Tochter begleiten wir ihren Bruder Joe als Ich-Erzähler und erfahren, wie es für die Familie weiterging. Unsere andere Ich-Erzählerin ist Norma, die behütet mit ihrer stark kontrollierenden Mutter und dem Vater, zu dem sie keine rechte Beziehung hat, aufwächst. Norma fühlt sich nicht recht zugehörig und hat immerzu Träume, die sie nicht versteht…
Das Buch hat mir sehr gut gefallen! Der Schreibstil ist sehr einnehmend und auch leicht zu lesen und die Geschichte ist eine starke Stimme gegen Rassismus! Der Klappentext könnte einen gewissen Krimi Charakter nahelegen, aber dem war nicht so. Die Auflösung als solche ist nicht überraschend und es gibt auch keine Ermittlungen zum Verschwinden in dem Sinne.
Das Buch hat allerdings einige emotionale Höhepunkte, die mich auch zum Weinen gebracht haben.
Eine Sache, die ich nicht perfekt gelöst und nicht hinreichend aufgearbeitet finde, ist der Umgang mit der Tatsache, wie Joe sich aufgrund der vielen Traumata entwickelt hat. Wer das Buch gelesen hat, weiß, was er so gemacht hat und innerhalb der Geschichte wird das für mein Gefühl verharmlost bzw. eben mit Trauma entschuldigt. Dabei kann es lediglich als Erklärung dienen und keineswegs als Entschuldigung. Mehr kann ich nicht sagen, ohne zu spoilern. Ich hätte mir da etwas mehr gewünscht, auch wenn es nicht der Fokus der Geschichte war.
Ansonsten war es insgesamt eine tolle, berührende Geschichte! Die Darstellung von insbesondere Alltagsrassismus ist sensibel, gut gelungen und weiterhin brandaktuell.
Macht Euch gern ein eigenes Bild!
4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️
Einen schönen Abschluss meines Lesemonats April hat mir der Roman 'Beeren pflücken' von Amanda Peters beschert.
Er erzählt die Geschichte einer indigenen Mi'kmaq Familie, die jedes Jahr von Nova Soctia nach Maine zieht, um den Sommer über bei der Blaubeerernte zu helfen.
Die jüngste der fünf Geschwister, Ruthie, wartet stets geduldig auf einen Stein und spielt mit ihrer Stoffpuppe.
Eines Tages ist Ruthie verschwunden und taucht trotz endloser Suchaktionen nicht wieder auf.
Dieser Teil der Erzählung wird aus der Perspektive des zweitjüngsten Familienmitglieds, Joe, geschildert.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Norma. Sie wächst als Einzelkind bei einer äußerst ängstlich und fast schon erdrückenden Mutter sowie einem eher zurückhaltenden Vater auf. Obwohl sie sehr geliebt wird, fehlt ihr dennoch etwas.
Komische Träume, ungewöhnliche Empfindungen und eine dunklere Hautfarbe begleiten sie lange Zeit in ihrem Leben.
Der Klappentext verrät bereits die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen, doch im Verlauf der Geschichte passiert noch so viel mehr. Als Leser fiebert man mit und ist einfach nur gespannt, wie alles weitergeht.
Der Roman liest sich unglaublich flüssig, und besonders die Handlung um Joe hat mir sehr gefallen.
Seine Schuldgefühle, Wut, Schmerz und Ziellosigkeit, aber auch die Hoffnung, die ihn antreibt, prägen sein Leben.
Das Buch bietet eine Vielzahl an Themen, ohne dabei überladen zu wirken. Es ist nicht immer leicht zu lesen, was diese Familie alles durchmachen muss, doch ich habe das Lesen die ganze Zeit über sehr genossen, weil es einfach ein großartiger Roman ist.
Ich empfehle ihn sehr gerne weiter! 🙂
Ein Roman über das Leben, Familie, Ethnie und das Schicksal.
📖 Klappentext:
Juli 1962. Eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia kommt in Maine an, um den Sommer über Blaubeeren zu pflücken. Einige Wochen später ist die vierjährige Ruthie verschwunden. Sie wird zuletzt von ihrem sechsjährigen Bruder Joe gesehen, als sie auf ihrem Lieblingsstein am Rande eines Beerenfeldes sitzt. Ihr Verschwinden wirft Rätsel auf, die Joe und seine Familie verfolgen und fast fünfzig Jahre lang ungelöst bleiben.
In Maine wächst ein Mädchen namens Norma als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater ist emotional distanziert, ihre Mutter erdrückend überfürsorglich. Norma wird oft von wiederkehrenden Träumen geplagt. Mit zunehmendem Alter ahnt sie, dass ihre Eltern ihr etwas verheimlichen. Da sie nicht bereit ist, von ihrem Gefühl abzulassen, wird sie Jahrzehnte damit verbringen, dieses Geheimnis zu lüften.
📖 Meinung:
Es ist schmerzhaft zu lesen was eine Familie alles durchstehen muss und trotzdem den Glauben und die Hoffnung nicht verliert.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen aber die Geschichte schwer. Ich musste es immer wieder weglegen.
Jedesmal wenn ich dachte hey es kann nichts mehr schief gehen, kommt wieder der nächste Schicksalsschlag. Man fühlt beim Lesen so den Schmerz und die Einsamkeit der Protagonisten. Es ist eine Geschichte über Ethnie, dem dazugehören. Über den Zusammenhalt in Familien aber auch um Vergebung und Neuanfang.
Das Verschwinden der kleinen Ruthie, ein Ereignis, das das Leben aller für immer Verändert. Jedes Jahr in den Sommermonaten kommt die Familie von Ruthie zum Beerenpflücken nach Maine, um dort zusammen zu abreiten und am Lagerfeuer die Abende ausklingen zu lassen. Joe war der letzte, der sie auf dem Stein sitzen sehen hat. Er fühlt sich sein Leben lang verantwortlich und schuldig.
Norma wächst überbehütet und isoliert als Einzelkind einer privilegierten weißen Familie auf. Sie ist geplagt von Albträumen, die von ihren Eltern verharmlost werden und je älter sie wird, desto mehr wird ihr klar, dass irgendetwas nicht stimmt.
Die Idee der Geschichte hat mir unheimlich gut gefallen, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Der Schreibstil der Autorin ist solide und gut zu verfolgen. Manchmal hat es sich für mich allerdings angefühlt, als würde man einfach einer Aufzählung von Ereignissen im Leben der beiden Protagonisten folgen und dadurch ist mir die emotionale Tiefe total verloren gegangen. Das Ende war nicht überraschend (was auch total ok war) und auch hier hätte eine intensivere Ausarbeitung mehr Emotion erzeugen können. Tolle Geschichte mit etwas verschenkten Potential.
Im Jahr 2023 hörte ich während eines Kanada-Urlaubs zum ersten Mal vom „Orange Shirt Day“, einem Gedenktag, der den Opfern indigener Familien gewidmet ist, deren Kinder entführt und für eine "christliche Erziehung" auf Internate geschickt wurden. Dieser düstere Teil der Geschichte findet sich in "Beeren pflücken" von Amanda Peters wieder und ist nur ein Teil der Feindseligkeiten, denen die First Nations ausgesetzt waren.
Die 4-jährige Ruthie und ihre Familie vom Volk der Mi'kmaq fahren jedes Jahr als Erntehelfer von Nova Scotia nach Maine, um beim Beeren pflücken ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Während die Familie - diea Brüder Joe, Charlie und Ben, die Schwester Mae mit den Eltern auf den Feldern arbeiten, sitzt die 4-jährige Ruthie auf einem Stein in der Nähe der Hütte, in der die Familie über den Sommer lebt. Von dort wird sie von einer Frau entführt. Aus Ruthie wird Norma, die fortan als „Weisse“ bei einer christlich-amerikanischen Familie aufwächst.
Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Charaktere sind exzellent ausgearbeitet und es freut mich sehr, dass Romane publiziert werden, die das Leben der First Nations thematisieren und von diesen verfasst wurden (die Autorin selbst ist Angehörige der Mi'kmaq).
Zudem schätze ich Literatur, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. In wechselnden Kapiteln wird aus der Perspektive von Joe und Norma erzählt und wie die beiden Familien über die Jahrzehnte mit diesem schrecklichen Ereignis weiterleben.
Der Verlust und die Ungewissheit, mit denen Ruthies Familie neben den Drangsalierungen durch die Weißen leben muss, sind schwer zu ertragen. Auch Norma, die zwar von ihrer „neuen Familie" geliebt wird, aber sehr einsam und orientierungslos wirkt - da sie an der Reaktion ihres Umfelds immer wieder wahrnimmt, dass etwas nicht stimmt - wünscht man unbedingt ein Happy End.
Als Leser kennt man im Gegensatz zu Ruthie/Norma und ihrer Herkunftsfamilie die Wahrheit, was dem Werk eine besondere Intensität verleiht.
Eine sehr berührende Geschichte über Familienbande, Trauer, Verrat, Liebe und Hoffnung 💘
Joe und Ruthie sind die zwei jüngsten von fünf Geschwistern. Sie stammen von den Mi’qmak ab, einem in Kanada ansässigen indigenen Volk. Im Sommer fährt die Familie immer nach Maine in die USA, wo sie als Beerenpflücker auf einer Farm arbeiten. Im Sommer 1962 verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos.
„An dem Tag, als Ruthie verschwand, waren die Kriebelmücken irgendwie besonders hungrig. Die Weißen in dem Laden, wo wir unsere Vorräte kauften, sagten oft, dass Indianer so gute Beerenpflücker sind, weil irgendwas Saures in unserm Blut die Kriebelmücken fernhält.“
Norma wächst wohlbehütet als Einzelkind bei einem Richter und dessen Frau auf. Ihre Mutter erdrückt sie fast mit ihrer Liebe, aber auch mit ihren Ängsten. Schon früh merkt sie, dass irgend etwas nicht stimmt. Hat sie doch anders als ihre Verwandtschaft eine dunkle Hautfarbe und diverse Erinnerungen an eine andere Mutter und an ein Mädchen namens Ruthie. Ihre Eltern tun dies als Träume ab und weichen den Fragen der jungen Norma nach ihrer Herkunft immer wieder aus. Trotz materiellem Überfluss fehlt Norma immer die familiäre Geborgenheit und das Gefühl, dazuzugehören.
Schon sehr früh in der Geschichte wird klar, dass es sich bei Norma um die verschwundene Ruthie handeln muss. Joe, krebskrank und im Sterben liegend, blickt auf sein Leben zurück, den Verlust der Schwester – er hatte sie damals als Sechsjähriger als letzter gesehen – hatte er nie überwunden, sein Leben lang wird er von einer inneren Wut und Schuldgefühlen geprägt, obwohl ihm niemand aus der Familie einen Vorwurf macht. Er erzählt von der erfolglosen Suche nach Ruthie und wie seine Familie den Verlust damals erlebt hat. Joe ist nicht wirklich ein Sympathieträger, er wandelt eher ziellos durchs Leben, immer auf der Suche.
Norma weiß zwar nicht um ihre wahre Vergangenheit, diese sollte erst spät in ihrem Leben mit der Demenzerkrankung ihrer Mutter ans Tageslicht kommen. Jedoch tauchen im Laufe der Zeit immer wieder Ahnungen und Zweifel auf, die sie aber nicht richtig einordnen kann. Auf Fragen nach ihrer frühen Kindheit und Herkunft antwortete ihre Mutter stets mit zurechtgelegten Lügen oder mit Kopfschmerzen. Die Tatsache, dass sie ein Einzelkind ist, ihre Mutter vor ihr viele Fehlgeburten hatte, lastet emotional schwer auf Norma.
„Ich lebte meine ganze Kindheit im Schatten von Kindgeistern. Die Erinnerung an sie verfolgte meine Mutter, und sie trug sie mit sich herum, stolperte ständig über ihre Abwesenheit und gab mir dann die Schuld für die Stürze.“
Worauf die Geschichte hinausläuft, dürfte jedem sehr schnell klar sein. Diese Tatsache macht aber das Buch nicht weniger spannend. Ich kann nur für mich sprechen und sagen, ich hab’s verschlungen. Die Kapitel wechseln zwischen den jeweiligen Erzählungen von Joe und Norma ab, die Handlungsstränge bewegen sich immer mehr aufeinander zu. Ist eines zu Ende gelesen, will man gleich weiter zum nächsten Kapitel springen. Bis einem am Ende das Wasser in den Augen steht. Eine sehr berührende Geschichte zum Thema Familie, Lügen, Trauer, Liebe und Hoffnung.
„Beeren pflücken, der gefeierte Debütroman von Amanda Peters, ist eine kraftvolle Geschichte über Herkunft, Identität und Zugehörigkeit sowie die stille Kraft familiärer Bande.
Im Zentrum steht ein vierjähriges indigenes Mädchen, das seiner Familie entrissen wird und in einer fremden Familie aufwächst – überbehütet, aber emotional isoliert. Ihre Kindheit bleibt von einer schwer fassbaren inneren Leere geprägt, die sich in rätselhaften Träumen über eine unbekannte Mutter Ausdruck verschafft.
Die Handlung entwickelt sich aus zwei Perspektiven: der des Mädchens und eines ihrer Brüder, der zurückbleibt und mit dem Verlust der kleinen Schwester leben muss.
Der Erzählstil ist kraftvoll und eindringlich. Leider überzeugt mich das Ende der Geschichte überhaupt nicht - es wirkt zu versöhnlich, beinahe kitschig – und verdirbt mir leider damit die für mich die ansonsten so feinfühlig erzählte Geschichte ein wenig.
Aber trotz dieser erzählerischen Schwäche am Schluss ist „Beeren pflücken“ eine durchaus lesenswerte, atmosphärisch dichte Familiengeschichte mit viel emotionaler Tiefe.
Danke an @vorablesen für das Rezensionsexemplar!
"Beeren pflücken" von Amanda Peters war vermutlich das Buch, auf das ich mich in diesem Frühjahr mit am meisten gefreut habe. Die vielen begeisterten Rezensionen aus dem englischsprachigen Raum sowie der Klappentext versprachen eine packende Lektüre. Leider war der Roman nicht das erwartete Highlight für mich.
Bereits ganz zu Beginn ist klar, dass es sich bei Norma um die vermisste, kleine Schwester Ruthie des Protagonisten Joe handelt. Joe und seine Familie, eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia, kommen Jahr für Jahr nach Maine, um dort bei der Beerenernte zu arbeite. Eines Tages verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos, Joe war der letzte, der sie gesehen hat. Die Geschichte erzählt von den getrennten Leben von Norma/Ruthie und Joe bis ins späte Erwachsenenalter hinein. Aus der Ich-Perspektive erfahren wir, wie es es Norma in ihrer "neuen" Familie ergangen ist, bei Joe verfolgen wir ein Leben voller Schuldgefühle und Flucht. Er fühlt sich verantwortlich für das Verschwinden seiner Schwester und kann dies nie wirklich überwinden.
Ich empfand die Geschichte insbesondere zu Beginn als ausgesprochen zäh und langatmig erzählt und ich habe das Buch sogar für einige Tage zur Seite gelegt. Große Probleme hatte ich mit Normas Geschichte, da ich sie als ausgesprochen unglaubwürdig empfunden habe bzw. hat mich Normas Passivität extrem gestört. Immer wieder stößt sie auf Hinweise, dass sie nicht die leibliche Tochter ihrer Eltern ist und ihr werden Lügen erzählt, die völlig an den Haaren herbeigezogen sind (u.a. würde sich ihre dunkle Hautfarbe durch einen italienischen Opa erklären). Norma akzeptiert das so, hinterfragt nichts, konfrontiert ihre Eltern nicht, weil sie befürchtet, dass ihre Mutter Kopfschmerzen haben und traurig sein könnte. Auch später gibt es mir in der Auflösung zu wenig Konfrontation. Norma wurde als vierjähriges Mädchen entführt, extrem manipuliert und ihre Kindheit war noch nicht einmal fröhlich. Aber auch das wird mehr oder weniger so hingenommen. Da sträuben sich mir als Mutter die Nackenhaare!
Über die Hälfte des Buches spielt auch die Entführung selbst keine wirkliche Rolle.
Joes Geschichte fand ich durchaus lesenswert. Seine Schuldgefühle, seine Trauer und Wut waren überzeugend. Auch das Ende empfand ich als gelungen.
Fazit: Leider kein Highlight, trotz großem Potential.
Was soll ich sagen, dieses Buch konnte mich definitiv überzeugen.
Auch wenn man von Anfang an weiß, um wen es sich bei Norma handelt, war es nicht langweilig, die Geschichten weiter zu verfolgen und die Vergangenheit aufzuschlüsseln.
Normas Geschichte konnte sehr eindrücklich beschreiben, wie sehr unsere Umgebung und die Menschen, mit denen man aufwächst, einen beeinflussen können. So tiefgreifend, dass es einen jahrzehntelang beschäftigt, ohne dass die Verantwortlichen etwas davon ahnen. Es zeigt auch, wie feinfühlig Kinder sind und wie viel sie doch begreifen. Norma verkörpert hier definitiv das Bild einer starken Frau, die trotz diverser Schicksalsschläge und dieser lebensverändernden Enthüllung nie ihre Gutmütigkeit und ihre Sanftheit verliert.
Wie es anders verlaufen kann, sieht man an Joe. Diese zwei Lebensgeschichte bilden einen großen Kontrast zueinander. Ich konnte mich mit Joe und seiner Wut, die er in sich hineinfrisst, deren Ursprung er nie wirklich ergründet und die ihn deshalb schließlich gänzlich ausfüllt, mehr identifizieren als mit Norma. Joes Geschichte war traurig, sie war aber auch zum verrückt werden. Ab und an wollte man ihm wirklich ins Gewissen reden. Es hat mich darüber nachdenken lassen, wie auch die kleinsten Entscheidungen unser ganzes Leben verändern können und wie es wohl wäre, hätte man sich an gewissen Stellen anders entschieden.
Der Schreibstil ist subtil, aber dennoch emotional. Es liegt alles im Inneren der Charaktere, in den kleinsten Gefühlsveränderungen. Auch die Darstellung der indigenen Kultur hat mir sehr gut gefallen. Die Vorurteile und Hürden, die ihnen im Weg standen und nach wie vor stehen, werden hier ganz gekonnt in die Zeilen eingearbeitet, nicht künstlich hervorgehoben und trotzdem löst es so viel aus.
Ein mehr als gelungenes Debüt, bei dem ich mir nur am Ende noch etwas mehr erhofft hätte.
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"Und hören Sie auf zu glauben, dass Sie die Ursache für das Elend anderer Leute sind. Das einzige Elend, das Sie verursachen, ist Ihr eigenes."
Ein Geschwisterpaar wird auseinander gerissen.
Der Bruder, zerfressen von Schuldgefühlen und getrieben von endloser Wut, verbringt sein Leben auf der Flucht vor sich selbst.
Die Schwester, umhüllt von Unwissenheit, wächst in einem Haus auf, dass sie als Käfig wahrnimmt. Sie merkt nach und nach, dass ein Puzzleteil nicht zum anderen passt aber die Antwort auf jede Frage die sie stellt ist unbehagliches Schweigen.
Ein schönes ruhiges Buch mit sehr viel Gefühl. Am stärksten fand ich die Perspektive des Bruders die das Gefühlschaos aus Trauer, Wut, Scham, Angst, Schuld und dem Bewusstsein, sein Leben verwirkt zu haben sehr treffend darstellt.
Wir begleiten eine Familie des Mi‘kmaq Stammes bei ihrer sommerlichen Arbeit auf den Beerenfeldern von Maine. Die kleine 4-jährige Ruhthie, das jüngste der 5 Kinder verschwindet plötzlich spurlos und stürzt die Familie in tiefe Trauer und einer lebenslangen Suche. Besonders der damals 6-jährige Bruder Joe trägt die Last dieses Verschwindens sein Leben lang auf den Schultern.
Joe, der nun im Sterben liegt, erzählt in diesem Buch seine Geschichte, erzählt von falschen Entscheidungen, der Trauer über den Verlust, seiner Herkunft und dem Vertrauen und der Liebe die in seiner Familie dominieren, trotz der schweren Schicksalsschläge.
Norma ist unsere andere Erzählerin und lebt ein völlig anderes Leben. Erdrückt von der Liebe ihrer Mutter und irritiert von der kalten Distanz des Vaters, fragt sie sich schon früh, wieso sie sich nie zugehörig fühlt. Was mit ihr nicht stimmt und wieso sie immer wieder Träume heimsuchen, die von einer ganz anderen Kindheit zeugen, als ihre Eltern sie erzählen.
Obwohl einen natürlich sehr schnell klar wird, wie diese Geschichte ausgeht, spielt es beim Lesen absolut keine Rolle. Der Roman ist so zärtlich und liebevoll geschrieben, voller bildhaft schöner Beschreibungen, Gerüche die man riecht, Geräusche die man hört, Emotionen die man spürt. Und über allem steht diese starke Familienzugehörigkeit und die Liebe zueinander, selbst für die, die nicht mehr da sind.
Doch es erzählt nicht nur die Geschichte der Familien, sondern auch von dem Verlust der eigenen Kultur und Sprache, der Herkunft und den Traditionen von indigenen Völkern und auch der Gewalt und der Ungleichheit, die sie seit jeher ausgesetzt sind.
Eine riesige Leseempfehlung für diesen langsamen und ruhigen Roman, der dennoch mit ungeheuere Wucht Emotionen und Geschichte transportiert.